Miladinka Bozicic, geboren 18.3.1972 in Javorani im heutigen Bosnien Herzegowina, seit 1991 in Remscheid:
Kneevo ist eine Verbandsgemeinde im Zentrum von Bosnien und Herzegowina. Sie liegt etwa 40 km südöstlich von Banja Luka und gehört zur Republika Srpska, einer von zwei Entitäten des Landes. Seit dem Bosnienkrieg trägt die Gemeinde den Namen Kneevo, der soviel wie Ort des Fürsten bedeutet. Zur Gemeinde gehören 18 Siedlungen, die den acht Lokalgemeinschaften Javorani (im Norden), Bastaji, Kneevo, ivinice (im Zentrum), Imljani, Vlatkovi (im Süden) sowie Mokri Lug und olaji (im Westen) zugeordnet werden.
Im Alter von acht Jahren bin ich mit meinen Eltern von Bosnien nach Kroatien gegangen. Früher war das alles Jugoslawien. In Kroatien habe ich nach dem dortigen Schulrecht bis zum Ende der Klasse 8 die normale Schule besucht. Nach der 8. Klasse musste man sich entscheiden zwischen Berufsausbildung oder Gymnasium.
Ich habe mich zur Köchin ausbilden lassen. Mit 18 Jahren hatte ich die Idee, nach Sonthofen in Bayern zu gehen. Ich wollte dort ein paar Monate arbeiten. Nach zehn Tagen verstarb plötzlich meine Mutter und ich kehrte nach Kroatien zurück. Zu der Zeit begannen die ersten Unruhen im ehemaligen Jugoslawien. Mein Mann - wir waren damals noch nicht verheiratet hatte in Deutschland, in Remscheid Familie. Also haben wir Jugoslawien verlassen und uns auf den Weg gemacht.
Wir waren zunächst in Bayern bei einer Freundin. Wir haben uns dort knapp ein Jahr aufgehalten. Dann sind wir nach Remscheid gekommen. Zwischenzeitlich war beim Schwiegervater in Remscheid auch die Schwiegermutter aus dem Unruheherd Jugoslawien angekommen. Der Schwiegervater hatte eine kleine Wohnung, nur 40 Quadratmeter. Wir haben dann zu viert beim Schwiegervater gewohnt, ab März 1991.
Mein Mann und ich haben versucht, eine eigene Wohnung zu finden, aber das war fast unmöglich. Wir hatten ausländerrechtlich keinen Aufenthalt, also bekamen wir auch keine Wohnung. Dann wurde ich schwanger. Im Juni 1993 wurde unser Sohn geboren. Erst kurz vor der Geburt des Kindes konnten wir eine Wohnung in der Nüdelshalbach beziehen.
Vom Ausländeramt erhielten wir aufgrund des Krieges ausländerrechtlich eine Duldung, immer nur für drei Monate, erst ab 1995 wurde die Duldung für sechs Monate erteilt. Diese Duldungen alle paar Monate kosteten jeweils 15 DM pro Person, Kinder die Hälfte. Hinzu kamen die Kosten für immer neue Reispässe; ich habe allein in zwölf Jahren schon fünf Pässe gebraucht. Diese Kosten beliefen sich auch regelmäßig auf 100 Euro pro Person. Die Duldungen wurden uns bis 2001 erteilt, erst dann bestand für uns die Möglichkeit, eine Aufenthaltsbefugnis für zwei Jahre zu erhalten. Es gab einen Erlass des Innenministeriums, der dies ermöglichte. Die Kriterien nach dem Erlass waren bei uns erfüllt. Im Juni 2003 wurde die Aufenthaltsbefugnis noch einmal um zwei Jahre verlängert, bis Juli 2005. Im Juli 2005 endlich wurde uns unbefristet die Niederlassungserlaubnis erteilt, nach 14 Jahren! (weiter auf der 2. Seite)
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