Aufwärts
Es geht aufwärts in der jungen Bundesrepublik Deutschland. Die Wirtschaft wächst rasant. Die Soziale Marktwirtschaft wird eingeführt. Das deutsche Wirtschaftswunder beginnt. In Remscheid sind am Anfang des Jahrzehnts die Spuren des Krieges noch nicht verschwunden. Ein Rathaus ohne neuen Turm und Behelfsbaracken wechseln ab mit Trümmerhaufen. Weithin sichtbar herrscht Wohnungsnot. Doch der Blick der Bürger ist nach vorne gerichtet. Auch in Remscheid sieht man Baugerüste, neue Straßenzüge und schwungvolle Neubauten. Aber noch immer sind nicht alle deutschen Kriegsgefangenen heimgekehrt. Und ein neuer, kalter Krieg droht.
Stimmen aus der Remscheider Politik und Wirtschaft
Eine schwierige Ehe, mehr als einmal hilft der Rechtsanwalt, auch der Gedanke an Scheidung kommt auf. Geschlossen wurde die Verbindung angefüllt mit bestem Wollen, begleitet wird sie von enttäuschten Hoffnungen.
Die Vernunft ist vorhanden für das Herz bleibt es schwierig. Beherrschend bleibt der Gesichtspunkt, dass zum Gedeihen der drei vereinigten Städte gegenseitiges Vertrauen notwendig ist. Hingabe an die gemeinsame Aufgabe. Die Gesamtstadt muss gefördert werden. Hier sind Pflichten von allen drei Seiten zu erfüllen.
Nicht, wie ursprünglich gedacht, wird das Zusammenwachsen durch die Bebauung der leeren Zwischenflächen erreicht, sondern durch gute und direkte Verkehrsverbindungen.
Die Wahrung und Förderung des Eigenlebens der drei Städte ergibt einen lebendigen Organismus, in dem die einzelnen historisch gewachsenen Teile in ihrer Eigenart wie Perlen hervorglänzen.
Stadtleben
Obwohl der Lüttringhauser Heimatbund 1953 beim Landtag NRW einen, später abgelehnten, Antrag auf Ausgemeindung stellt, stehen in diesem Jahrzehnt vielfältige gemeinsame Aktivitäten zur Förderung des Gemeinwesens im Vordergrund. 1951 schließen sich Verkehrsvereine Lennep und Alt-Remscheid zum Remscheider Verkehrsverein zusammen.
In Groß-Remscheid gibt es zehn Kinos. Ein Besuch von Hardy Krüger löst einen Massenansturm junger Mädchen aus. Als erste Schülerlotsen Deutschlands werden 1953 drei Mädchen und 56 Jungen ausgebildet. Die Landwirtschafts-, Industrie-, Handels- und Gewerbeausstellung (LIGHA) lockt 1954 mehr als 45.000 Besucher in die Pavillons auf dem Schützenplatz. Neben dem jährlich stattfindenden Reit- und Fahrturnier des Ländlichen Reit-und Fahrvereins in Lennep, das von Auto- und Modenschauen begleitet wird, erlebt 1955 die Bergische Landwirtschaftsschau in Lennep einen großen Andrang. Im gleichen Jahr eröffnet in Lennep der Industriehof Trecknase, in dem sich Firmen aus allen Stadtteilen ansiedeln.
Die Stadt richtet für Lennep und Lüttringhausen Bezirksausschüsse ein, die die Interessen der Bezirke gegenüber der Stadt vertreten sollen. Unterstützung sollen sie durch Heimat- und Verkehrsvereine erhalten. 1954 gründet sich die Lüttringhauser Volksbühne, 1956 gibt es dort wieder Heimatspiele. Der Luftsportclub Remscheid wählt den Galgenberg in Lennep als Trainingsort. RS ist das neue Autokennzeichen der Stadt. Auf große Begeisterung treffen 1957 das Radrennen um den Ehrenpreis der Stadt Remscheid und der Große Gedore-Preis in Lüttringhausen. Das Städtische Verkehrsamt lässt in Lennep Hinweisschilder mit der Beschriftung Röntgenstadt Remscheid-Lennep aufstellen.
Der Text der Ausstellung 90 Jahre Großstadt Remscheid zur Remscheider Stadtgeschichte und speziell zur kommunalen Neugliederung vor 90 Jahren, zu sehen im Remscheider Rathaus im Rahmen des Stadtjubiläums, stammt von Jörg Holtschneider von der Agentur Via Temporis. Das Layout gestaltete die rsn-Medienagentur GmbH, Hindenburgstraße 78, www.rsn-medienagentur.de. Der Waterbölles veröffentlicht die einzelnen Kapitel der Ausstellung mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Agentur. |