von Armin Breidenbach
Nach einer 1935 vom Reichsjustizministerium herausgegebenen Broschüre mit dem Titel Das Gefängniswesen in Deutschland gab es am 29. Juni 1935 im Deutschen Reich 1.143 Vollzugsanstalten aller Arten und Größen, die insgesamt über eine Belegungsfähigkeit für etwa 107.000 Gefangene verfügten. Einige dieser Strafanstalten werden auch in einer vermutlich in den 1960er Jahren von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), Kreisvereinigung Remscheid, erstellten Liste mit den Namen von - meist aus Remscheid stammenden - NS-Verfolgten bzw. -Opfern genannt. Diese Liste ist jedoch nicht vollständig, wie Recherchen der letzten Jahre eindeutig ergeben haben, dies gilt sowohl für die Zahl der verfolgten Remscheider Bürgerinnen und Bürger als auch für die Zahl der Haftorte.
Nicht aufgeführt in der VVN-Liste ist beispielsweise das Landgerichtsgefängnis in Arnsberg, dessen Grundstein bereits am 3. August 1833 gelegt worden war. Im Hof dieses Gebäudes, das am 21. Juli 1836 in Dienst gestellt wurde, wurden auch Hinrichtungen vollstreckt, die letzte im Jahre 1934 wegen Vergiftung der Ehefrau. In dem Gefängnis, das bis 1970 genutzt wurde, waren bis zu 70 Gefangene untergebracht.
Im Dritten Reich waren im Landgerichtsgefängnis Arnsberg auch zahlreiche politische Gefangene inhaftiert, darunter nach derzeitigem Forschungsstand auch mindestens vier Remscheider: Willi Busch, Carl Albert Freidhof, Paul Schumacher und Walter Frielingsdorf. Zumindest bei den drei Erstgenannten steht fest, dass sie am 12. Januar 1945 vom Gerichtsgefängnis Wuppertal aus in das Gefängnis Arnsberg eingeliefert wurden.
Der Schleifer Willi Busch, 1907 in Detmold geboren und nach eigenen Angaben ehemaliges Mitglied der SPD, war am 16. August 1944 wegen Wehrkraftzersetzung festgenommen und in das Polizeigefängnis Remscheid eingeliefert worden. Sieben Tage später wurde er von dort in die Untersuchungshaftanstalt Wuppertal überstellt. Anschließend wurde er am 12. Januar 1945 in das Landgerichtsgefängnis Arnsberg überführt. Nachdem der Haftbefehl gegen ihn aufgehoben worden war, wurde Willi Busch am 22. Januar 1945 von dort entlassen.
Als am 9. Februar 1945 bei dem Luftangriff auf Arnsberg zahlreiche Personen getötet wurden, befanden sich unter diesen Opfern auch mindestens fünf Häftlinge des dortigen Landgerichtsgefängnisses. Neben den Wuppertalern Wolfgang Weyl und Georg Emil Wiegand zählten unter anderem auch zwei Remscheider, Carl Albert Freidhof und Paul Schumacher, zu diesen Opfern.
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