von Dr. Wilhelm R. Schmidt
Liebe Lennepfreunde, gestern entnahm ich der heimischen Presse, dass man sich in Remscheid auf weitere internationale Flüchtlingsbewegungen vorbereitet und in diesem Zusammenhang u.a. das frühere Mädchenheim der Lenneper Kammgarn als Unterkunft ins Auge fasst. Ja, dieses große Gebäude zur Unterbringung von Menschen aus entfernten europäischen und jetzt außereuropäischen Ländern hat schon eine lange Geschichte hinter sich, und ich musste sofort an meine Kinder- und Jugendzeit denken, als die Textilarbeiterinnen der Firma Johann Wülfing & Sohn dort untergebracht waren. Das Foto zeigt das in Lennep sprichwörtliche Mädchenheim in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als es tatsächlich noch im Betrieb der Kammgarnspinnerei war. Auch damals kamen Flüchtlinge nach Lennep, Menschen, die vor den schlechten Verdienstmöglichkeiten und Lebensverhältnissen in ihren Mittelmeerländern flüchteten, von uns Deutschen sogar angeworben und für ihren Entschluss beglückwünscht.
Immer wieder werden im Fernsehen die Bilder der Ankommenden auf den deutschen Bahnhöfen gezeigt, mit den Willkommensgeschenken der Deutschen. Von diesen Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern, so wurden sie zunächst genannt, weil sie auch aus unserer Sicht zunächst nur auf Zeit in Lennep arbeiten sollten, blieben dann vor Ort doch viele, sie heirateten und wurden heimisch, was man schon bei der Lektüre der späteren Telefonbücher und an den Klingelschildern der Lenneper Altstadt bis heute gut nachverfolgen kann.
Aber das Ganze hatte nicht nur erfreuliche Seiten. Als Vierzehnjähriger arbeitete ich damals in den Schulferien am Milchhof an der Schlachthofstraße. Dort waren die "Itakker" in Blechcontainern kaserniert und trauten sich am Wochenende kaum zu einem Spaziergang ins Städtchen, "Mütter holt die Mädchen rein", war damals die allgemeine Lenneper Auffassung ( "Triko trako in Baracko ..."). Die Angst vor dem Fremden gab es also damals schon.