Mit einem großen Festprogramm auf dem Theodor-Heuss-Platz
feierte Remscheid im Juli 2004 das 75jährige Bestehen als Großstadt.
Oberbürgermeister Fred Schulz empfing dazu die Oberbürgermeister aus Remscheids
Partnerstädten. Ein historisches Theaterstück, Tanz- und Musikdarbietungen und ein
großes Feuerwerk waren Teil des Festprogramms. Im Jahre 1929 waren die damals
eigenständigen Städte Lüttringhausen und Lennep gegen den erbitterten
Widerstand von Administration und Bevölkerung im Zuge einer Gebietsreform des
Preußischen Landtages Remscheid zugeschlagen worden. Noch Ende des 19.
Jahrhunderts gehörte das damalige "Dorf Remscheid" zum wirtschaftlich
viel stärkeren Landkreis Lennep. Doch innerhalb weniger Jahre wuchs im Zuge des
Aufstiegs der Werkzeugindustrie auch die Bevölkerung Remscheids stark an, die
Textilstadt Lennep verlor an Bedeutung. Der Preußische Innenminister entschied,
dass wirtschaftlich starke Gebiete auch kommunalpolitisch zusammengehörten. Er
wollte den Städten Siedlungsraum und Platz für Gewerbeerweiterungen
verschaffen. Tatsächlich liegen heute die größten Remscheider Gewerbegebiete in
Lennep und Lüttringhausen. Die Abstimmung zur Eingemeindung verlief damals
denkbar knapp. Viele Lüttringhauser und Lenneper haben ihre Abneigung gegen den
früheren Nachbarn bewahrt: Die Älteren reden bis heute nur vom "Dorf
Remscheid".
Dem Remscheider Einzelhandel gingen alljährlich etwa 70
Millionen Euro an Umsätzen verloren, beklagte vor zehn Jahren eine Sprecherin
des Remscheider Stadtmarketings. Die Folge seien leerstehende Geschäfte, vor
allem in der Innenstadt und in den Stadtteilen Lüttringhausen und Lennep. Als
Grund für den Umsatzverlust wurden damals aber nicht die zunehmenden Käufe im
Internet genannt, sondern dass die Verbraucher auswärts einkauften. In den
historischen Altstadtkernen in Lüttringhausen und Lennep seien die Geschäfte
mit einer durchschnittlichen Größe von 100 Quadratmetern oft viel zu klein
zugeschnitten, hieß es damals weiter. Kleine Schaufenster und eine oft
unzureichende Beleuchtung täten ihr übriges, um die Käufer fernzuhalten.
Zwischen Denkmalschutz und der Vermarktung leerstehender Geschäfte müssten
besser abgewogen werden. Die städtische Denkmalschützerin sah das anders: Schon
seit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts seien viele Häuser in Lennep für
den Einzelhandel ausgebaut worden, vor allem auch solche mit großen
Schaufenstern. Denkmalschutz sei in Lennep und Lüttringhausen ein
Standortfaktor.
In der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause im Juli 2004
lieferten sich die Parteien heftige Diskussionen über die zusätzlichen Kosten,
die durch die Anmietung des neuen Ämterhauses entstehen (Eröffnung Februar 2005). Der Rat hatte die Verwaltung verpflichtet,
die Mehrkosten von 200.000 Euro pro Jahr nicht zu überschreiten. Es seien
lediglich etwa 140.000 Euro, so die Verwaltung. Doch der damalige SPD-Fraktionsgeschäftsführer
Sven Wiertz rechnete in der Ratssitzung an einer Schultafel vor, dass sich die Mehrbelastung
auf eine halbe Million Euro summiere. Der Rat werde hinters Licht geführt, Baudezernent
Helmut Kennepohl solle entlassen werden. Oberbürgermeister Fred Schulz
versprach in der Sitzung zunächst, das Zahlenwerk vom Rechnungsprüfungsamt
kontrollieren zu lassen, nahm dieses Angebot nach kurzer Bedenkzeit aber wieder
zurück.
In einer Sondersitzung entschied der Rat der Stadt Remscheid
im Juli 2004, die städtische Vermarktungsgesellschaft für Gewerbeimmobilien,
SGR, wegen Überschuldung aufzulösen. Die Gesellschaft war vor zwei Jahre zuvor
nach dem Konkurs der Remscheider Wirtschaftsförderung gegründet worden, um die
städtischen Gewerbeflächen zu vermarkten. Es waren jedoch kaum Flächen verkauft
worden. Die Verbindlichkeiten der SGR in Höhe von etwa 14 Millionen Euro gingen
mit dem Ratsbeschluss auf die Stadt über. Die SPD kritisierte damals, dass durch
die Übertragung der Schulden auf die Stadt deren Etat zusätzlich stark belastet
werde. Man habe die Wahl zwischen Pest und Cholera, sagte der
SPD-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Meinecke in der Sitzung. Denn bei einer
Insolvenz müsse die Stadt 14 Millionen Euro an Bürgschaften für Bankkredite aufbringen.
Indem die Stadt die Schulden übernahm, sicherte sie sich die Möglichkeit, die
noch freien Grundstücke der SGR selbst zu verkaufen, was sonst ein
Insolvenzverwalter getan hätte. Mit der Entscheidung endete vor zehn Jahren das
letzte Kapitel einer eigenständigen Remscheider Wirtschaftsförderung.
Streit gab es vor zehn Jahren im Remscheider
Tierschutzverein, nach dem der Vorstand dem beliebten langjährigen
Tierheimleiter nach mehr als 13 Jahren gekündigt und viel Geld für einen Unternehmensberaterausgegeben
hatte. Die außerordentliche Mitgliederversammlung hierüber dauerte fast drei
Stunden. Das Geld für den Unternehmensberater, so der Tenor, hätte sinnvoller
eingesetzt werden können.
Schwere Unwetter beschädigten vor zehn Jahren in Remscheid
mehrere Ampelanlagen in der Innenstadt. Unter anderem wurde dadurch die Zu- und
Abfahrt zum Alleecenter behindert.
Vor zehn Jahren erhielt die Stadt Remscheid fast 100 Gemälde
und Zeichnungen des Remscheider Bühnenbildners Teo Otto als Dauerleihgabe aus
dem Besitz der Familie. Die Werke sollten im Düsseldorfer Theatermuseum
untergebracht werden, aber für Ausstellungen in Remscheid zur Verfügung stehen.
Der im Juli 2004 neu gestaltete Kinderspielplatz am Hasenberg
musste nur drei Tage nach der Einweihung wieder geschlossen werden. Nach
Angaben der Verwaltung hatten Unbekannte den Fallschutz-Belag unter den
Spielgeräten mutwillig zerstört.