Im Jahre 1715 besaßen die Hammerwerksbesitzer der Hückeswagener Gegend schon eine gewisse Monopolstellung in der Vermittlung des Siegerländer Stahls und Eisens. Sie fühlten sich stark genug, durch willkürliche Preissteigerungen einen Druck auf ihre Abnehmer auszuüben, so dass das Cronenberger Handwerksgericht die Hilfe der Regierung anrufen musste. Am 11. Februar 1715 beklagten sich die Sensenschmiede, „dass einige hiesige Landeseingesessene aus dem Kirchspiel Lüttringhausen", nämlich Peter Clarenbach und Tilman Goldenberg, durch ein Abkommen mit den Freudenberger und Ferndorfer Kaufleuten fast den gesamten Stahl- und Eisenhandel im Bergischen an sich gerissen hätten und den Preis nach Belieben erhöhten. Sie wiesen darauf hin, dass die Betreffenden durch ihre Monopolstellung sich bereicherten und dass „der geringe Handwerksmann und Schmied, sowie die Sensen-Kaufleute" durch das rücksichtslose Vorgehen der Beiden ruiniert würden. Ferner betonen sie, dass die Bergischen Kaufleute mit den Märkischen, „welche hin und her an allen Märkten und in großer Quantität die Stahl- und Eisenwaren verkauften, nicht mehr zu Markt gehen könnten, absonderlich, da solche das Stahl und Eisen aus der ersten Hand zu wohlfeilerm Preis einkauften". Man beschloss daher, an die Behörden heranzutreten und um Abhilfe zu bitten, da die Bergischen Schmiede durch Eid verpflichtet seien, im Lande zu bleiben und also den Machenschaften eigennütziger Zwischenhändler hilflos preisgegeben wären.
Über den Erfolg dieser Beschwerde erfahren wir nichts. Wenn auch den damaligen Übergriffen ein Riegel vorgeschoben wurde, so behielten doch die genannten Familien im Bergischen Stahlhandel ihre Vormachtstellung. Die Blüte der Hammerwerke an der oberen Wupper war aber auch nicht von Dauer. Sie bildete nur ein Zwischenspiel als Vorläufer jener gewaltigen Entwicklung der Eisen- und Stahlerzeugung, die nach Erschöpfung der Holzkohlengebiete sich nach Norden den Steinkohlenschätzen der Ruhr zuwandte.
In den bewegten Zeiten des Siebenjährigen Krieges, in denen auch der Bergische Landesherr Karl Theodor zu den zahlreichen Gegnern Friedrichs des Großen gehörte, war bei der Unsicherheit der Verbindungen zwischen dem Bergischen Industriegebiet und dem Siegel lder Stahltransport stark behindert. Da das Märkische Gebiet mit seiner aufblühenden Waffen- und Werkzeugfabrikation den Siegener Rohstoffquellen näher lag, so wurde diesem ein großer Teil des Materials zugeleitet, namentlich, wenn die auch hier im Westen recht tatkräftig auftretenden preußischen und hannoverschen Truppen in der Gegend zwischen Berg und Mark das Feld beherrschten. Die Inhaber der Erzgruben und Hütten machten sich die Konjunktur zunutze und steigerten die Preise nach Belieben, und selbst die Stahl- und Eisenherren in der Hückeswagener Gegend mussten jetzt am eigenen Leibe erfahren, wie weh es tut, von anderen in unbarmherziger Weise geschröpft zu werden.
Schon im Jahre 1752 hatten die Bergischen Stahlhändler und Hammerwerksbesitzer einen Versuch gemacht, dem Vorgehen der Siegerländer durch eine zeitweilige Stilllegung ihrer Werke zu begegnen. Da der größte Teil der Siegerländer Produkte im Bergischen verarbeitet wurde, hoffte man, durch Verweigerung der Stahlabnahme die Händler zur Mäßigung und Herabsetzung ihrer Preise zwingen zu können. Um Schwierigkeiten mit den eigenen Abnehmern, den Bergischen Waffen- und Werkzeugschmieden, zu vermeiden, hatten sich die Hammerwerke rechtzeitig mit einem gewissen Vorrat versorgt. Am 18. Januar 1752 wurde zwischen den Deputierten der Remscheider Stahl- und Eisenkaufleute und den Solinger Kaufleuten ein Abkommen getroffen, dass sofort nach der behördlichen Genehmigung „ein dem allgemeinen Besten nützlicher und beförderlicher Stillstand" des Stahlschmiedens einsetzte, während desselben aber ,,den Solinger Kaufleuten sowohl als den Handwerksgenossen der Bereif (Bedarf) an Stahl und Eisen wie gewöhnlich verschafft" werden solle. Die Solinger Kaufleute erklärten sich mit dem Vorgehen der Remscheider Hammerherren einverstanden. Mit derselben Einmütigkeit unterstützten sie auch ein Gesuch an den Kurfürsten Karl Theodor, in dem um Genehmigung zu dem damals noch ganz ungewöhnlichen Vorhaben nachgesucht wurde.
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