Vor zehn Jahren, im Oktober 2006, wurden im Rathaus die Weichen gestellt für den Sieper Park zwischen Heidhof und Fort Blücher: Mit seinen hohen Buchen und dichten Ilex-Büschen war für die erste Nachkriegsgeneration ein einziger großer Abenteuerspielplatz. Mit Quellen, einem gemauerten Becken, aus dem ebenfalls Quellwasser sprudelte, mit Morast, aus dem sich üble Wurfgeschosse machen ließen, und mit vielen Mulden und Gräben, in denen man sich prima verstecken konnte. Obwohl 2005 rund 70 Buchen gefällt werden mussten, alle zwischen 120 und 150 Jahre alt, war im August 2006 in einer Vorlage für die Bezirksvertretung Alt-Remscheid zu lesen: Bei dem Park handelt es sich um einen bedeutsamen innerstädtischen Erholungsraum. Die Aufenthaltsqualität ist allerdings als ausgesprochen schlecht einzustufen. So fehlen nicht nur ausreichende Sitzgelegenheiten, das Angebot ist insgesamt für alle Altersgruppen mangelhaft. Von einer Aufwertung des Parks wurde gleichwohl Abstand genommen, vom Bolzplatz mal abgesehen.
Die Edscha Gruppe band sich im Oktober 2006 stärker an den Standort Hohenhagen. Über einen so genannten Sale-and-Rent-back-Vertrag mit der Rickmers Immobilien, Hamburg. Darein vereinbarten die Unternehmen, dass die Edscha Gruppe ihre gesamte Liegenschaft an der Hohenhagener Straße an die Rickmers Immobilien veräußert, gleichzeitig die aktuell belegten Flächen mit einer Vertragslaufzeit von 15 Jahren zurückmietet.
Wohnen aktiv gestalten forderte die Wählergemeinschaft W.i.R. vor zehn Jahren mit Hinweis auf das Integrationskonzept der Stadt und verwies auf Klagen von Migranten über die Segregation (Konzentration auf bestimmte Bevölkerungsgruppen) in einigen Wohngebieten, so z.B. in Honsberg und Kremenholl. Stadtteile und Quartiere müssten dahingehend entwickelt werden, dass sie für deutsche und Migrantenfamilien gleichermaßen attraktiv bleiben bzw. werden. Zur Bauausschusssitzung am 24. Oktober 2006 stellte die W.i.R. den Antrag, die Bauverwaltung dringlichst darauf hinzuweisen, dass das vom Rat im Februar 2005 beschlossene Integrationskonzept auch für diesen Zuständigkeitsbereich gilt.
Über Brandstiftung im Garten der Sinne musste der Waterbölles leider im Oktober 2006 berichten. Der war erst fünf Monate im Stadtpark der Öffentlichkeit übergeben Es war bereits der zweite Akt sinnloser Zerstörung: Unbekannte hatten Benzin in den Brunnen gekippt und angezündet. Die beiden mutmaßlichen Täter wurden zwar von Zeugen gesehen, konnten aber nicht ermittelt werden.
Ohne öffentliche Beflaggung beging Remscheid vor zehn Jahren (erstmals) den Tag der deutschen Einheit: Das war Thea Jüttner (CDU) schon auf der Fahrt zum Festakt im Teo-Otto-Theater aufgefallen. Sven Wiertz, damals Leiter des Büros der Oberbürgermeisterin, nannte als Grund dafür die Herbstferien. Viele hätten in dieser Zeit Urlaub genommen oder ihre Überstunden abgebaut. Doch das Flaggenproblem der Stadt Remscheid habe nicht nur mit Personalmangel und Gleichgültigkeit zu tun, sondern auch mit Geld und defekter Technik. Die Flaggenmasten seien vielfach schadhaft, da könnten gar keine Flaggen mehr aufgehängt werden. Und repariert werden könnten sie auch nicht, weil der Stadt das Geld dazu fehle.
Rund 1600 Spaziergänger und Radfahrer nutzten Anfang Oktober 2006 erstmals die neue Schwebefähre Müngsten. "Offensichtlich eine Attraktion", freute sich Lebenshilfe-Geschäftsführer Josef Neumann. Die Solinger Lebenshilfe war damals noch der Betreiber der Fähre.
Eröffnet wurde im Oktober 2006 am Markt das Kaufhaus Remscheid. Auf die Beine gestellt hatten das ansprechende Projekt vier Trägerverbände Arbeit Remscheid gGmbH, Caritasverband Remscheid e.V., Sozialdienst katholischer Frauen e.V. und Diakonische Werk des Evangelischen Kirchenkreises Lennep ganz ohne öffentliche Mittel. Im Namen des Kaufhauses KARE klang das englische to care (=sich kümmern) mit: KARE kümmert sich um diejenigen, die keine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt haben, und um diejenigen, die sich nur vergleichsweise wenig kaufen können. Leider musste der Name wenig später aus urheberrechtlichen Gründen offiziell wieder aufgegeben
Vor zehn Jahren war der damalige Baudezernent Helmut Kennepohl noch zuversichtlich, dass es mit dem Schaufenster der Wirtschaft am Remscheider Hauptbahnhof weiter gehen werde. Er sah das geplante Schaufenster nach längerem Hick-Hack nicht mehr lokal, sondern regional. Denn nun hätten auch Unternehmer aus Nachbargemeinden ihr Interesse bekundet. Kennepohl ging damals noch von einem positiven Ergebnis der Machbarkeitsstudie aus, mit der die Wirtschaftsberatungsfirma Wibera beauftragt worden war.
Rauchen verpönt: Zum Schutz von Nichtraucherinnen und Nichtraucher schloss die damalige Oberbürgermeisterin Beate Wilding als Chefin der Remscheider Stadtverwaltung am 1. Oktober 2006 mit dem Personalrat eine Dienstvereinbarung über den Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz ab, die auch heute noch gílt. Auch Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz und die Dezernenten müssen seitdem ins Freie gehen, wenn sie Rauchen wollen. Der OB tritt dazu auf seinen Balkon; andere wählen den Hinterhof. Durch eine Hausordnung ist sichergestellt, dass auch Besucher und Gäste an die Nichtraucherregeln gebunden sind.
Vor zehn Jahren stellten die Remscheider Grünen den Antrag, die Verwaltung möge auf die Suche gehen nach geeigneten öffentlichen (städtischen) Flächen, um sie für eine künstlerische Gestaltung (z.B. Graffitis, Wandmalerei, Lichtkunst, etc.) durch Remscheids Bürger und Bürgerinnen freizugeben. Motto: Unsere Stadt farbig gestalten. Zugleich möge die Verwaltung bei Remscheider Hauseigentümern für eine entsprechende Wandgestaltung werben. Begründung: Die Graffiti-Szene mache einen nicht unerheblichen Teil moderner Jugendkultur aus. Und: Anspruchsvoll gestaltete Flächen würden neuen Schmierereien vorbeugen. An der Betonmauer des EMA-Gymnasiums an der Ludwigstraße bewahrheitete sich das später leider nicht.
An fast allen Remscheider Schulen gibt es Probleme damit, dass Mädchen aus kulturellen oder religiösen Gründen nicht in vollem Umfang am Schulunterricht und schulischen Veranstaltungen teilnehmen/teilnehmen dürfen. (...) An einigen Schulen wird von Problemen mit moslemischen männlichen Kindern und Jugendlichen gesprochen, die die Autorität weiblichen Lehrpersonals nicht akzeptieren. Gleiches wird auch von Eltern berichtet: Einige moslemische Väter erkennen die Autorität von Lehrerinnen gegenüber ihren Söhnen nicht an. Einige Lehrerinnen sahen sich bereits mit dem Problem der Zwangsverheiratung konfrontiert. (aus einer Verwaltungsvorlage für den Schulausschuss am 31. Oktober 2006)