Seit 2012 erforscht die Geschichts-AG der Oberstufe das Schul-Leben der EMA seit dem 1 .Weltkrieg; die Aktivitäten der Lehrerschaft und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus und den Neuanfang / Wiederbeginn nach 1945. im Juni 2016 berichteten Schüler/innen der Klasse 9d in der Geschichts-AG, so der stellvertretende Schulleiter Olaf Wiegend am 19. Oktober 2017 im Waterbölles, über ihre Geschichts-Exkursion zu Remscheider Stolpersteinen. Diese endete zunächst am ehem. Pferdestall der ehemaligen Polizei-Kaserne an der Uhlandstraße. Der diente in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 als Gefangenenlager für verhaftete Remscheider, meist Juden sowie Sinti und Roma. Sie mussten dort eingepfercht und entwürdigt bis zum Tag ihrer Deportation ausharren. Inzwischen ist es erklärtes Ziel der Schüler/innen des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums, aus dem Pferdestall mit Unterstützung des Lehrerkollegiums sowie von Lokalhistorikern und Kommunalpolitikern eine dauerhafte Gedenk- und Bildungsstätte zu machen, um an die Verfolger und Verfolgten zwischen 1933 und 1945 in Remscheid zu erinnern und jedermann eine Möglichkeit des Gedenkens zu geben. Dafür brauchen wir noch reichlich Unterstützung, weiß EMA-Schülersprecher Francesco Lo Pinto. Doch wichtiger als Geld erscheint zunächst die Zustimmung des Gebäudebesitzers. Das ist nicht die Polizei, die in im vorderen Teil der ehemaligen Kaserne, am Quimperplatz, mit der Hauptwache der Polizeiinspektion Remscheid eingemietet ist, sondern der Bund bzw. als dessen Verwalter der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB).
Vor zwei Jahren richtete Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, wie es in der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag berichtete, an den BLV die schriftliche Anfrage, was mit dem größtenteils leerstehenden Gebäudekomplex geplant sei. Aber: Ich habe keine befriedigende Antwort bekommen! Bereits im Juli 2008 hatte der Waterbölles gefragt: Was wird aus der alten Polizeikaserne an der Uhlandstraße?. Zitat: An der Fassade löst sich der Putz, die Farbe an den hölzernen Fensterrahmen ist verwittert oder schon abgesprungen, die Gardinen dahinter hätten schon vor zehn Jahren eine Wäsche nötig gehabt und verraten auf den ersten Blick, dass die Räume nicht mehr genutzt werden. Lediglich das Hauptgebäude der einstigen Polizeikaserne an der Uhlandstraße, das heute noch die Hauptwache der Polizeiinspektion Remscheid beherbergt, ist äußerlich noch in einem guten Zustand. Der Rest aber verfällt zusehends. Und den Eingang zum früheren Sozialamt auf der rückwärtigen Seite des Gebäudes an der Martin-Luther-Straße hat schon lange niemand mehr benutzt. Im Januar 2007 waren Gerüchte aufgekommen, die Polizei wolle sich in Remscheid kleiner setzen und liebäugele mit einem Umzug zum zentral gelegenen Hauptbahnhof. Doch die Gerüchte hielten sich nicht lange.
2013 fragte die SPD in der Bezirksvertretung Alt-Remscheid nach möglichen Plänen für das Gebäude. Inzwischen war der Verfall des Gebäudes immer offensichtlicher geworden. Antwort der Land investiere nur, wenn Mieter in Sicht sind, so die Aussage BLB damals: Das Land investiere nur, wenn Mieter in Sicht seien. Im Februar 2017 griff die Remscheider SPD ihre inzwischen fast vier Jahre alte Frage wieder auf: (Sozialer) Wohnungsbau statt leerstehender Kaserne? Und der SPD-Fraktionsvorsitzende Sven Wolf. Erhielt von der BLV die folgende Antwort: Nach wie vor ist ein Teil des Gebäudes an die Polizei Remscheid vermietet. Eine Fläche von mehr als 2.500 Quadratmetern steht leer. Zurzeit wird seitens der BLB eine Marktanalyse erstellt, und anschließend soll über das weitere Vorgehen entschieden werden. Der Waterbölles am 22. Februar: Die SPD meint, aus der ehemaligen Polizeikaserne könnten zum Beispiel schöne Wohneinheiten entstehen, wenn die Denkmalschützer diesen Plänen offen gegenüberstünden.
Inzwischen überlagert die Forderung nach einer Gedenkstätte in einstigen Pferdestall die Umbau- oder Neubaupläne. Im November 2017 befasste sich der städtische Integrationsrat damit, Der damalige Schulleiter der EMA, Hans Heinz Schumacher, und sein Stellvertreter Olaf Wiegand wünschten sich einen unterstützenden Beschluss des Remscheider Rates. Diesen Wunsch beförderte der Integrationstrat wie auch der Jugendrat mit einer entsprechenden einstimmigen Empfehlung.
Fritz Beinersdorf (Linke) erinnerte im Integrationsrat an den Ratsbeschluss vom 25. Februar 2010, einen zentralen Gedenkort für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft einzurichten. Der war damals auf einen Antrag der Linken zurückgegangen. Die Stadt Remscheid solle mit dem Land NRW Kontakt aufnehmen und versuchen, den Pferdestall als dauerhaften Ausstellungsort zu sichern. Einig war man sich im Integrationsrat, beide Initiativen nach Möglichkeit zusammenzufassen. [Als Standort des von Klaus Küster (Linke) entworfenen Gedenkobelisken in Cortenstahl (Foto rechts) war eigentlich der den Bahnhofsgarten am Remscheider Hauptbahnhof vorgesehen. Doch der musste dem neuen Kino weichen.]
Was Anfang Januar folgte war eine Einladung des Oberbürgermeisters an die aktive Schülergruppe der EMA zu einem offiziellen Dankeschön im Turmstübchen des Rathauses für ihr außerordentliches Engagement bei der Schaffung einer Gedenk- und Bildungsstätte für Verfolgte des Nationalsozialismus.
Und nun, am vergangenen Donnerstag, die Ratssitzung mit ihren klarem Votum (für eine Gedenkstätte) durch Sprecher von CDU, SPD, Grünen, FDP und W.i.R. Dieses starke Signal werde er an den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW weiterleiten, sagte der OB zu. Beatrice Schlieper betonte, die Grünen unterstützten das Projekt in vollem Umfang, und empfahl, es in der öffentlichen Diskussion zu halten, damit niemand mehr dagegen Einwände erheben kann. Phillip Wallutat wünschte namens der FDP einen gemeinsamen Antrag, und Sven Wolf kündigte für die SPD einen Prüfauftrag an die Verwaltung an. Das Thema bleibt also weiter akut. Man darf gespannt sein, ob es gelingen wird, die Forderung der SPD nach Umbau der alten Kaserne mit der (von der SPD geteilten) Forderung nach einer Gedenkstätte und dem bestehenden Denkmalschutz in Einklang zu bringen...