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Als sich Straßen- und Eisenbahn kreuzten

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Wo heute eine Ampel Fußgängern und Radfahrerin die Überquerung der stark befahrenen Bundesstraße 229 eerleichtert, die auf der "Trasse des Werkzeugs" unterweg sind, war im Juni 1934 noch ein ganz anderer Verkehr: Da kreuzten sich dort die Schienen von Straßenbahn und Eisenbahn. Und Vieringhausen hatte noch einen Bahnhof, besser: Haltepunkt auf der Strecke nach Hasten. „Um die Jahrhundertwende hatte der Eisenbahnverkehr in und um Remscheid mächtig zugenommen. Die Müngstener Brücke erlaubte Fahrten nach Westen. Unfälle blieben nicht aus. Am 7. Juli 1899 entgleiste dieser Zug in Remscheid-Hasten. Personenschaden gab es nicht, wohl aber zahlreiche Passanten, die im entgleisten Zug eine geeignete Kulisse für eine fotografische Aufnahme erblickten.“ (aus: „Remscheid so wie es war“, von Dr. Gerd Courts, erschienen 1974 im Droste Verlag.)Am Bahnhof Vieringhausen im Juni 1934.


"Leichte Muse für die Löcher in der Kasse!"

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Das Remscheider Schauspielhaus 1929, bevor es 1935 ein klassizistisches Gewand erhielt. „Remscheids gut StubeDer große Umbruch nach dem Ende des Ersten Weltkrieges brachte in Remscheid nicht nur Kampf und Streitigkeiten, nicht nur harte politische Auseinandersetzungen, sondern auch Neuanfänge, die dem Alltag einige erfreuliche Akzente gaben. Er wurde im kulturellen Bereich als eine Chance be­griffen, in Remscheid etwas zu wagen. Für den Start war ein Umstand von Bedeutung, der im Zu­sammenhang mit dem Kriegsgeschehen gesehen werden muss. Leitung und Mitglieder des Deutschen Theaters von War­schau waren, aus Polen vertrieben, nach Remscheid ver­schlagen worden und wählten diese Stadt zur neuen Stätte ih­res Wirkens. Was die Warschauer boten, war so beachtlich, dass der Wunsch der kulturell Interessierten nach einem festen Theater immer deutlicher vernehmbar wurde. Ein Theaterverein hatte bald eine große Mitgliederzahl und schlug der Stadt Remscheid vor, die "Concert-Halle Germania“ in ein Theater umzuwandeln. Schon im August 1919 wurden die Mittel zum Umbau bewilligt, und am 20. September öffnete das Theater mit einer Aufführung von Goethes »Iphigenie« seine Pforten. An diesem Tag verschwanden die Landesherren in Stein, die bis dahin auf Postamenten in den Nischen des Oberge­schosses der Concerthalle gestanden hatten; das Haus hatte einen neuen Namen bekommen: Städtisches Schauspielhaus (foto rechts).

Doch mit diesem hoffnungsvollen und vom Selbst­verständnis des Theaters her auch programmatischen Beginn („Hinaus aus den Niederungen der Politik zu den reinen Höhen des Geistes!“) war es nicht getan. Theaterdirektor Dietrich klagte über einen zu geringen Fundus, über Mangel an szenischen Hilfsmitteln. Er durfte nicht fragen: „Was wol­len wir spielen?“, sondern allenfalls „Was geht?“ Zwar wurden 1920 das Orchester vergrößert, der Fundus erweitert, der Schnürboden und die Ankleideräume neu gebaut, aber jetzt blieb der Besuch aus. Es gab ein Minus in der Kasse, und das Stadtverordneten-Kollegium rang sich zur Schließung des Theaters durch. Da bildete sich ein Kreis kunstsinniger Förderer, der das Haus in eigene Regie übernahm. Eine GmbH entstand unter maßgeblicher Beteiligung der Stadt, und bis 1925 blieb diese Konstruktion erhalten. Dann übernahm die Stadt das Haus wieder ganz in ihre Obhut.

Ein anderer Konflikt war 1922 schon programmiert. Direktor Dietrich folgte einem Ruf nach Halberstadt, und erneut schien völlig ungewiss, was aus dem Theater werden sollte. Die Verpflichtung des Oberspielleiters am Altenburger Landestheater, Ernst Müller-Multa, beseitigte die neuen Sorgen. Auch er konnte dem Remscheider Theater keinen vorwiegend literarischen Charakter geben. Aber er mühte sich um Klassik und Moderne in angemessenem Umfang. Immer gegen Ende der Spielzeit bot er mehr Operette und leichte Muse, denn dann musste er Löcher in der Kasse stopfen, und das ging so am leichtesten. Der Theatersaal vor dem Umbau 1938.1938 erhielt das Theater an der Brüderstraße auch eine völlig neue FassadeDas Orchester bestand zum großen Teil aus Musikern, die tagsüber einem anderen Beruf nachgingen. Trotzdem schufen die Dirigenten Hausmann, Lang, Stürmer und Friedrich unter schwierigen Umständen ein Orchester, das sich seiner Aufgabe, Operette zu spielen, gewachsen zeigte. Unter Müller-Multa entstanden auch die ersten Be­sucher-Organisationen, unter denen der Bühnenvolksbund, der das Theater »mit deutschem Volkstum und christlicher Weltanschauung« durchdringen wollte, die größte Rolle spielte; er hatte mehr als 2.000 Mitglieder. Aus den Krisen war das Remscheider Theater damit noch immer nicht heraus. 1926 wurden das bis dahin noch existie­rende Opernensemble, der Chor und ein großer Teil des Or­chesters entlassen. Nur 16 Musiker blieben. Bis zum Jahre 1931 ging es recht und schlecht weiter, aber dann war dem Stadtrat ein Zuschuss von 180.000 Mark zuviel. Das Rem­scheider Theater wurde neuerlich geschlossen.

Mit dem nächsten Intendanten Hans Donadt begann die glanzvollste Zeit des Theaters. Unter ihm wurde das alte Ge­bäude an der Brüder-Straße einschließlich der Fassade völlig renoviert, eine Tat, zu der sich der Stadtrat 1938 durchringen konnte. Am 29. Oktober 1938, nach nur halbjähriger Umbauzeit, konnte das Remscheider Theater wieder seine Pforten öffnen. Foto rechts: So bot sich der Innenraum den Blicken des Betrachters dar. Horst Tanu-Margraf war Städtischer Musikdirektor und Dirigent von Rang. Mit Donadt zusammen brachte er die große Oper auf die Remscheider Bühne zurück. Die gemein­same Arbeitsstätte sank kaum fünf Jahre nach ihrer Eröffnung am 30. Juli 1943 beim Angriff auf Remscheid in Schutt und Asche. (aus: „Remscheid so wie es war“, von Dr. Gerd Courts, erschienen 1974 im Droste Verlag.)  

Wochenrückblick vom 2. bis 8. Oktober 2017

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Nach der Eingemeindung eine lähmende Wirtschaftskrise

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Nicht unerwähnt bleiben aber darf, dass Rem­scheid nach  den  Bürgerkriegsjahren  während  des  Ruhrkampfes 1923/24 französische Besatzung erhielt, dass die Stadt wie das ganze Land unter der Inflation zu leiden hatte und auch gegen Ende der zwanziger Jahre die Folgen der großen Wirtschaftskrise mit Massenarbeitslosigkeit zu spüren bekam. Notgeldscheine, in Remscheid gedruckt, erinnern an die Jahre der Geldentwertung. Dass der Inflationsirrsinn bis zu 10-Billionen-Scheinen ging - solche Scheine waren von Remscheid noch in Auftrag gegeben -, hatte niemand ahnen können. Die Wirtschaft war nur unter größten Schwierigkeiten wieder in Gang zu setzen. Die Arbeitgeber verließen die Arbeitsge­meinschaften mit den Gewerkschaften. Sie erkannten den Achtstundentag nicht mehr an. Die Arbeiter lehnten sich auf. Es kam zu einem sieben Wochen dauernden Streik der Metallindustrie 1924. Aber die Arbeitnehmer verloren bei dieser Auseinandersetzung. Schließlich kam es zu einem Tarif von 57 Wochenstunden und einem Facharbeiterecklohn von 52 Pfennig. Zwar besserte sich der Lohn bis 1927 auf 72 Pfennig, aber jetzt zog die Weltwirtschaftskrise herauf und machte viele brotlos.

Diese Situation lähmte auch in Remscheid jede kommunale Initiative. Vor allem der Bauwille, dem in den Jahren 1922 bis 1927 die Wohnsiedlungen Bökerhöhe und Neuenhof ihre Entstehung verdankten, war dahin. Begonnenes blieb un­vollendet.Dies alles traf Remscheid um so härter, als es 1929 den Kampf um die Eingemeindung umliegender Städte erfolgreich hinter sich gebracht hatte. In der »Denkschrift der Stadt zur kom­munalen Neugliederung im Bergischen Land« vom Juni 1928 war gerade die Expansionskraft Remscheids ein wesentliches Argument gewesen.

Die gleiche geschichtliche Entwicklung habe das Gebiet der Stadt und der umliegenden Gemeinwesen Lennep, Lütt­ringhausen, Cronenberg, Wermelskirchen und Burg zu ei­nem einheitlichen Kulturgebiet werden lassen. Die Struktur der Wirtschaft sei in ihrer Mischung glücklich, die bereits vollzogene bauliche Annäherung ein weiterer Hinweis auf die Notwendigkeit des Zusammenschlusses. In die Denkschrift, die das preußische Innenministerium endgültig für die Eingemeindung gewinnen sollte, nahmen die Remscheider wörtlich auf: „Die Stadt Remscheid ist nicht mehr in der Lage, ihrer bereits zur Auswanderung genötigten Industrie Baugelände mit Bahnanschlüssen zur Verfügung zu stellen, während im Be­reich der neuen Bergstadt nach dem Gutachten eines ersten Fachmannes  noch   genügend   Industriegelände  vorhanden ist.“ Und weiter verwiesen die Eingemeindungsbefürworter auf die Notwendigkeit, die vorhandenen Straßen zu einem »Kraftwagenstraßennetz« auszubauen, den gesamten Bezirk zentral durch elektrische Bahnen und Kraftwagen aufzu­schließen und die Widerstände gegen eine solche Verkehrs­politik zu beseitigen.

Auch topografisch sahen die Remscheider keine Schwierig­keiten- das war übrigens ein Punkt, bei dem ihnen besonders heftig widersprochen wurde -, denn sie gingen davon aus, dass die Täler zwischen den erwähnten Städten keine städtebaulich trennenden Eigenschaften hatten. Doch alle Argumente stießen rundum auf taube Ohren. Die umliegenden Gemeinden witterten Unrat, Remscheider Großmannssucht, ja sogar die Absicht einer überanstrengten Kommune, sich bei ihren gesunden Nachbarn neue Lebens­kraft zu holen - und die Nachbarn dabei still und heimlich auszusaugen. Ein Kampf mit allen Mitteln hob an. Die Lüttringhauser zum Beispiel unter ihrem Bürgermeister Dr. Suthoff-Groß gaben eine Schrift mit dem Titel »Lüttringhausen - eine bergische Stadt« heraus, in der die Geschichte als Zeugin für das orga­nische Wachstum der Stadt angeboten wird. Die gesunden wirtschaftlichen Verhältnisse werden aufgeführt, die kom­munalen Einrichtungen minutiös zusammengezählt.

Dann werden die Remscheider Argumente Stück für Stück zurückgewiesen. Es wird behauptet, Remscheid besitze auf Jahrzehnte hinaus genug Siedlungsgelände. Lüttringhausen habe kein geeignetes Industriegelände. Und Steuererhöhun­gen seien auch zwangsläufig eine Folge des Zusammen­schlusses. Schließlich verböte die Topografie den geplanten Schritt, denn die tief eingeschnittenen Täler und die unbebaubaren Hänge seien nun einmal natürliche Grenzbildner. Und es blieb nicht bei Schriften, es gab Protestkundgebun­gen, nicht nur in Lüttringhausen. Die Bevölkerung war für die Beibehaltung des Alten eher zu gewinnen. Entsprechend verliefen diese Versammlungen. Aber die Remscheider be­kamen Lennep und ein großes Stück von Lüttringhausen. Der Gebietszuwachs betrug 100 Prozent, der Bevölkerungszu­wachs, von 79.000 auf 102.900, rund 30 Prozent. Alle Beteiligten haben am Ende von der gefundenen Lösung profitiert, doch bei den Eingemeindeten hat es Jahrzehnte gedauert, ehe der Groll gegen die Remscheider schwand. Und hartnäckig hielt sich das Gerücht, dass vor der Kampfab­stimmung im preußischen Landtag einige Eingemeindungs­gegner unter den Abgeordneten von ihren Kontrahenten auf der Toilette eingeschlossen worden seien.

Nach der Eingemeindung tat sich Remscheid zunächst  einmal schwer,  große Verspre­chungen zu erfüllen. Die Weltwirtschaftskrise lähmte allen Schwung, und erst die „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen" der Nationalsozialisten brachten hier Wandel. Remscheid in den dreißiger Jahren, das sind 259 Kilometer gepflegter Straßen, das ist eine unter großen Schwierigkeiten in Fluchtlinien gezwängte Bismarckstraße,  ein regulierter Markt, an dem die kräftig herausgehobene Stadtkirche wieder den bergischen Charakter unterstreicht. Die Ausfallstraßen sind verbessert, überall sind Grünanlagen entstanden. Remscheid war auf dem besten Wege, wieder an Ansehn­lichkeit und Wohnwert zu gewinnen. Da machte der Zweite Weltkrieg alles zunichte. (aus: „Remscheid so wie es war“, von Dr. Gerd Courts, erschienen 1974 im Droste Verlag.)

Wochenrückblick vom 9. bis 15. Oktober 2017

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»Buokwietenrötsch, en Freten förret arm Volk«

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Der Matrosen-Look der Generation um die Wende von 19. zum 20. Jahrhundert.Viel vom Wesen der alten Remscheider drückte sich in der Kleidung aus, die sich jeglicher Extravaganzen entzog. Wenn der alte Rem­scheider sich in den Gehrock warf, sofern überhaupt, nannte er ihn despektierlich Batzeschleger, meist war ihm schon die Lüsterjuppe, eine Jacke aus glänzendem Stoff, das höchste der Gefühle, darunter vielleicht ein Vüörhemken, ein Vor­hemd, an den Füßen Togstieweln (Zugstiefel), dann fühlte er sich stiefstaats, fein gemacht. Für die Kleidung der Frauen hatte der Mann nicht selten ab­fällige Bezeichnungen wie Fummeisbrocken, womit er die zarteren Gewebe abwertete. Langer Rock aus kräftigem Stoff, eine Bluse und dann noch ein schamuosen Schottel-duok, eine Schürze aus Baumwoll- und Seidengemisch, das mochte wohl sein.

Remscheider im Feiertagsstaat - in Honsberg fotografiert um 1900.Bei Tisch sah es nicht anders aus: Derbes hatte vor schläckerigem Essen den Vorzug. Spruch: »Buokwietenrötsch met Oik es en Freten förret arm Volk«. Buchweizenpfannekuchen, so hört man hier heraus, war ein verbreitetes Arme-Leute-Es­sen. Schwattbruot aß der alte Remscheider, also Schwarzbrot, suren Kappes, Sauerkraut, Brezelnzoppe, Milchsuppe mit hineingebrockten Brezeln. Lienewewer, Eierkuchen mit in den Teig eingebackenen, 'in Scheiben geschnittenen und gar gekochten Kartoffeln, waren eine weitere Spezialität, und Puffelskuoken, Hefepfannkuchen aus Weizenmehl, Eiern, Zucker, Milch und etwas Salz, hin und wieder mit Korinthen und Rosinen. Wenn einem Familienmitglied die schlichte Kost nicht paßte, mochte es sein, dass er zu hören bekam: »Schmackt et dr nit? Dann gangk innet Dorp noam Albetten und lot dr do utschöppen.«  Damit wurde der Nörgler auf die Küche des vornehmen Gasthofs »Zum Weinberg«, Elberfel­der Straße, verwiesen, dessen Besitzer C. W. Alberty war. (aus: „Remscheid so wie es war“, von Dr. Gerd Courts, erschienen 1974 im Droste Verlag.)

Gedenkstätte „Pferdestall“ nimmt Gestalt an

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von Olaf Wiegand, stellvertretender Leiter des Ernst–Moritz–Arndt Gymnasiums

In den vergangenen Schuljahren haben Schülerinnen und Schüler des Ernst–Moritz–Arndt Gymnasiums (EMA) in Ergänzung des Unterrichts in der Schule, bei Studienfahrten und Unterrichtsgängen regelmäßig die Gedenkstätten für den nationalsozialistischen Terror kennengelernt, u.a in Wuppertal, Köln, Düsseldorf oder jüngst auch die „NS-Dokumentation Vogelsang“ in der Eifel. Sie beklagten, dass es in Remscheid – anders als in den umliegenden Kommunen – keine Gedenk- und Bildungsstätte gibt, obwohl durch die Arbeit von Lokalhistorikern und durch ihre eigenen Recherchen das menschenverachtende Wirken der Nationalsozialisten in dieser Stadt  belegt und auch den jüdischen Schülern der EMA bekannt ist. So könnteb ein Siignet für die künmftige Gedenk- und Bildungsstätte 'Pferdeststall' aussehen. Der Entewutrf dstammt von der EMA.Im Mai wandten sich die Schülerinnen und Schüler an Oberbürgermeister Burkhard Mast und die damalige Polizeipräsidentin Wuppertals, die heutige Regierungspräsidentin der Bezirksregierung Düsseldorf, Frau Birgitta Radermacher, mit der Initiative, im ehemaligen Pferdestall des Polizeigebäudekomplexes  am Quimperplatz eine Gedenk- und Bildungsstätte zu errichten (in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 diente das Gebäude als Gefangenenlager für verhaftete Remscheider, meist Juden sowie Sinti und Roma.  .Entwürdigt mussten sie dort bis zum Tag ihrer Deportation ausharren). Beide sagten zu,  an dieser Stelle die Präsentation von zwei temporären Ausstellungen zu unterstützen, um so das Anliegen der Schülerinnen und Schüler publik zu machen.

Zur Vorgeschichte des Projekts „Pferdestall“

Vor einigen Jahren lernte Schulleiter Hans Heinz Schumacher Siegmund Freund kennen, einen ehemaligen jüdischen Schüler des früheren Staatlichen Realgymnasiums. Er war aus Frankfurt angereist, um vor dem Haus seiner von den Nazis ermordeten Eltern an der Blumenstraße Stolpersteine niederzulegen. Freund kam damals zu einem langen Gespräch in die Schule, an dem auch Geschichtslehrer Klaus Blumberg und einige Schüler/innen teilnahmen. Da der Gast von mehreren jüdischen EMA-Schülern gesprochen hatte, suchte Stephanie Licciardi, 2006/07 Schülerin der Jahrgangsstufe 13, für eine Projektarbeit im Schularchiv nach diesen Schülern. Das erwies sich als unerwartete Fundgrube, da dort u.a. die Abiturarchivalien zurück bis 1900 aufbewahrt werden. So fanden sich schnell die beiden anderen jüdischen Schüler entdecken, von denen Freund berichtet hatte.

Die Projektarbeit an führte 2007 zu einer Prämierung durch den Bergischen Geschichtsverein und zu Stolpersteinverlegungen vor dem Eingang der EMA in Erinnerung an die beiden Schüler Helmut Lazer und Siegmund, gen. Simon, Häusler, die von den Nazis deportiert und ermordet worden waren.

Bei dieser Stolpersteinverlegung am 31. Oktober 2007 beschloss Geschichtslehrer Klaus Blumberg mit interessierten Schüler/Innen der JG-Stufe 10 und 12, in der Projektgruppe „Stolpern an der EMA" die jüdischen Schüler der EMA weiter zu erforschen, damit ihnen allen ehrend und mahnend gedacht werden könne. Innerhalb von knapp zwei Jahren konnten für die Zeit von 1900 bis 1938 am Realgymnasium bzw. der Ernst-Moritz-Arndt-Oberschule für Jungen 35 jüdische Schüler gefunden und ihr Schicksal weitgehend untersucht werden.

Zum mahnenden Gedenken an 35 ermordete und emigrierte jüdische Schüler der EMA wurde am 14. Dezember 2010 der so genannte „Freund-Baum" im Eingangsbereich des Gymnasiums feierlich enthüllt. Seit 2012 erforscht die Geschichts-AG  der Oberstufe das Schul-Leben der EMA seit dem 1 .Weltkrieg; die Aktivitäten der Lehrerschaft und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus und den Neuanfang / Wiederbeginn nach 1945. Schüler/innen der Klasse 9d berichteten in der Geschichts-AG im Juni 2016 über ihre Geschichts-Exkursion zu Remscheider Stolpersteinen mit Jochen Bilstein und Frieder Backhaus dem Autor und Herausgeber der „Geschichte der Remscheider Juden“. Diese Exkursion hatte beim ehem. Pferdestall der ehemaligen Polizei-Kaserne an der Uhlandstraße geendet.

„Um dort eine Gedenkstätte zu realisieren, brauchen wir noch reichlich Unterstützung“, weiß EMA-Schülersprecher Francesco Lo Pinto. „Dies kann auch in Form einer Spende geschehen!“ Hier die Kontodaten: Bergischer Geschichtsverein, IBAN: DE 68 3405 0000 0000 2600 18. Doch wichtiger als Geld erscheint zunächst die Zustimmung des Gebäudebesitzers. Das ist nicht die Polizei; sie ist selbst nur Mieter, sondern der Bund bzw. als Verwalter des Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB). Da dürften sicherlich noch viele dicke Bretter zu bohren sein. Aber dieses Schülerprojekt ist aller Mühen wert.

 Eröffnet werden die Ausstellungen   am Jahrestag des Novemberpogroms, am 9. November, um 13 Uhr. Dabei handelt es sich zum einen um die Wanderausstellung „Vor aller Augen“ der Stiftung „Topografie des Terrors“. Diese deutsch-englische Ausstellung zeigt Fotodokumente des nationalsozialistischen Terrors in der Provinz auf der Basis einer bundesweiten Recherche in Regional- und Lokalarchiven, darunter auch im Stadtarchiv Remscheid. Und zum anderen um die von den Schülerinnen und Schülern der EMA  mit Unterstützung von Lokalhistorikern und von Lehrkräften erstellte Ausstellung zu der sogenannten „Polenaktion“ und der Pogromnacht in Remscheid. Beide Ausstellungen sollen für vier Monate in dem ehemaligen Pferdestall der Polizei zu sehen sein. Schülerinnen und Schüler der EMA werden sich zu Guides ausbilden lassen, um an den Ausstellungen interessierte Jugendliche und Erwachsene (aus Schulen, Jugendorganisationen, Gewerkschaften, Parteien, Kirchen, Aus- und Fortbildungseinrichtungen der Polizei und Justiz etc.) an dem historischen Ort die Themen der Ausstellungen zu erläutern. Damit soll an die Verfolger und Verfolgten zwischen 1933 und 1945 in Remscheid erinnert werden. Auch sollen diese Ausstellungen jedermann eine Möglichkeit des Gedenkens geben.

Das übergeordnete Ziel der Schülerinnen und Schüler ist es, dass über die temporären Ausstellungen hinaus eine dauerhafte Gedenk- und Bildungsstätte „Pferdestall“ in Remscheid errichtet wird. Dieses Ziel wird nicht nur von der Schulleitung, sondern auch von Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz und Alfons Ackermann als Vorsitzendem des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Remscheid, unterstützt. Gedacht ist im einstigen „Pferdestall“ an eine langfristig wissenschaftliche Dauerausstellung, die die Stadtgeschichte im Nationalsozialismus und ihre Vor- und Nachgeschichte in Grundzügen dokumentiert und die Geschehnisse am historischen Lernort "Pferdestall" begreifbar macht. Ergänzt werden könnte die Dauerausstellung durch wechselnde Themenausstellungen.

Alles begann mit Pressburger Tinten-Pulver

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von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Dieser Tage übergab mir eine Dame in Lennep ein gerahmtes historisches Zeitungsblatt aus dem Jahre 1832. Sie hatte mir zuvor per Mail mitgeteilt, dass das „Bild“ aus der Wohnungsauflösung einer Freundin stamme und sie sich freue, damit noch etwas Sinnvolles anfangen zu können. Es handelte sich um ein Doppelblatt des Lenneper Kreisblatts vom Mittwoch, 4. Januar 1832. Neben einem historischen Rückblick auf die „Feier des Neujahrtages“ in den europäischen Ländern, der Angabe des aktuellen Geldkurses, der  Frucht- und Branntweinpreise sowie einem Hinweis auf einen Ball bei J.P. Karthaus in Radevormwald am zukünftigen Sonntag ist unter der Rubrik „Anzeigen“ vor allem eine „Empfehlung“ der Lenneper Firma E. und W. Grüderich abgedruckt. Eine Großmutter der jetzigen Erblasserin hatte, so ermittelte die Übergeberin des Objekts, um 1900 bei der Familie Grüderich in Dienst gestanden, es handelt sich also um die Erinnerung an eine Arbeitgeberfamilie im alten Lennep.

Aber wer waren diese Familie und diese Firma eigentlich? Mir und meiner Familie sind sie durchaus bekannt, und gerade in der letzten Zeit werde ich bei Lennep-Führungen des Öfteren danach gefragt. So mancher „alte“ Lenneper erinnert sich noch daran, dass in der Franz-Heinrich-Straße nahe des Stadions früher eine Lackfabrik gestanden hat, deren zwischenzeitlicher Eigentümer ein Franz Heinrich Müller war, der der Straße den Namen gab, und von dem ich noch eine Ehrenurkunde des Verbands Deutscher Lackfabrikanten aus dem Jahre 1919 verwahre.

Die Ausgabe des Lenneper Kreisblatts vom Mittwoch, 4. Januar 1832, die eine „Empfehlung“  für die in diesem Jahr gegründete Lenneper Chemie- und Lackfabrik E. und W. Grüderich enthielt.Der Name Grüderich ist in Lennep schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts nachgewiesen. Es existieren sogar noch Fotos aus der Nachkriegszeit und aus der Abrisszeit Mitte der 1980er Jahre, auf denen teilweise das  Schmelz- und Sudhaus, das Tanklager und die Fabrikation der Firma zu sehen sind. Die Familie Grüderich gehörte auch in den Umkreis der Dürholts, Haas, Lisners, Schmidts und Wenders in Lennep, der offizielle Firmensitz war lange Zeit an der Wupperstraße 11 angesiedelt, und es gibt eine Anekdote, dass ein pedantischer Firmenchef immer auf  Tag und Stunde genau auf  Geschäftsreise zum Bahnhof schritt und zurückkam, wegen seiner rosa Gesichtsfarbe nannte man ihn das „Röschen“.

In dem Zeitungsblatt aus dem Jahre 1832 war die Werbung der Firma Grüderich war wahrscheinlich ihre allererste. Denn später, bis noch in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, warb sie damit, just im Jahre 1832 gegründet worden zu sein. „Qualität seit 125 Jahren“ hieß es später auf Rechnungsformularen.

Wie aber hatte alles begonnen? Angefangen hat es mit dem seinerzeit beliebten Prager bzw. Pressburger Schnell-Tinten-Pulver, das ein gewisser Dr. Marini erfunden hatte, und das durch eine bloße Mischung mit kochendem Wasser eine sogleich brauchbare und dauerhafte Tinte lieferte. So etwas konnte man sicherlich auch gut im Kreis Lennep und darüber hinaus verkaufen, zumal das Produkt nach den Angaben der Familie Grüderich gleich mehrere positive Eigenschaften vereinigte, nämlich Güte, Bequemlichkeit und Wohlfeilheit. Zugleich empfahl die Lenneper Firma in der Zeitungsannonce damals noch ihre echte englische permanente Zeichentinte, zum Zeichnen auf Leinen, Hemden, Bett-, Handtüchern etc. Garantiert konnte diese Tinte durch Waschen und Bleichen „nicht vertilgt“ werden. Weitere Produkte waren die beliebte holländische „Bitter-Essenz sowie Material- und Farbwaren".

Schon früh also gab es Ansätze zur lange später kurz so genannten „Lackfabrik“  in Lennep, die sich selbst über weite Strecken der Geschichte auch als „Chemische Fabrik“  bezeichnete. In meinen Unterlagen gibt es noch einen originalen Rechnungsbrief vom 26. August 1846 an einen Bezieher in „Cassel“ sowie Fotos aus der unmittelbaren Nachkriegszeit 1949, auf denen man das Schmelz- und Sudhaus, das Tanklager und  weitere Firmenteile an der Franz-Heinrich-Straße erkennt. Auch aus dem Jahre 1984 sind noch Fotos der Gebäude überliefert. 1986 entstand dann an gleicher Stelle ein moderner Bau der Lenneper Firma „Marmor Florath“.

Es scheint in den Lenneper Familien weit verbreitet gewesen zu sein, frühe Ausgaben des Kreisblatts zu verwahren, allerdings nur, sofern darin etwas über die eigene Familie oder besonders interessierende Vorkommnisse stand. Das heutige Rotationstheater und das Rotationscafé erinnern in Lennep an der Kölner Straße 10 noch an den einstigen Druckort. Obwohl das damalige Blatt in erster Linie amtlichen Charakter hatte, fanden die Leser doch darin auch historische Betrachtungen, Anekdoten und Rätsel.

 


Wochenrückblick vom 16. bis 22. Oktober 2017

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Oktober 2007: Der Waterbölles blättert zurück

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„Remscheids größtes Graffiti“ (Foto rechts) präsentierten vor zehn Jahren  die Grüne Jugend Remscheid und der Parkservice Remscheid (PSR im Parkhaus am Markt / an der Kirchhofstraße.

Von den Grünen stammte vor zehn Jahren der Antrag, bei der Bauleitplanung den Bevölkerungsschwund zu bedenken, also bei der Flächennutzungsplanung und neuen Bebauungsplänen die aktuellen demographischen Daten zu Grunde zu legen statt eines veralteten Datenmaterials. Da klaffe zwischen zwei Bevölkerungsprognosen für 2015 eine Lücke von 4000 Menschen.

Kopfzerbrechen bereitete dem Vorstand des Verkehrs- und Fördervereins Lennep mit Klaus Kreutzer als Vorsitzendem im Oktober 2007 die anhaltende Zitterpartie um das Lenneper Oktoberfest auf der neuen „Westumgehung“ in Lennep. Zwei angrenzende Unternehmen bemühten sich per Einstweiliger Verfügung beim Verwaltungsgericht, das Fest doch noch zu verhindern, nachdem ihre Widersprüche gegen die ordnungsbehördliche Genehmigung des Festes erfolglos geblieben waren. Zur Erleichterung des Vereins teilten die Rechtsanwälte der beiden Firmen, die bei der Stadt vergeblich gegen die Sperrung der Westtangente Widerspruch eingelegt hatten, ein paar Tage später mit, das Verwaltungsgericht Düsseldorf werde nicht angerufen.

Bis Oktober 2007 hatten die Befürworter des Schaufensters der Wirtschaft– allen voran Klaus W. Kühn, Chef der Firma Erbschloe Fun Construct GmbH, und der damalige RGA-Verleger Dr. Wolfgang Pütz – noch die Hoffnung, mit Hilfe des Bahnhofsinvestors „HBB Gewerbebau Projektgesellschaften mbH“ und öffentlichen Zuschüsse das ehrgeizige Projekt quasi in letzter Sekunde doch noch retten zu können. In Bremen erfuhren Kühn und Pütz dann von HBB-Geschäftsführer Harald Ortner gehört,  dass das Projekt ohne einen Zuschuss von Land und Stadt in Höhe von zwei Millionen Euro auf tönernen Füßen stehe. Danach gingen wiederum mehr als zwei Wochen ins Land, ohne dass sich die Stadt Remscheid oder die Bezirksregierung in Düsseldorf zur Frage der Finanzierung zu Wort gemeldet hätte. Und dabei blieb es dann auch. Ohne Moos nix los.

Einer Arbeitsgruppe der Arbeitsgemeinschaft "Hilfen zur Erziehung" erarbeitete vor zehn Jahren "Leitlinien zum Schutz des Kindeswohls" bei akuten Gefährdungssituationen – als Grundlage für gesetzlich vorgeschriebene Vereinbarungen mit allen Trägern von Diensten und Einrichtungen, die nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz Leistungen erbringen. Damit übernahmen später alle Träger der Jugendhilfe in gleicher Weise den Schutzauftrag für das Kindeswohl und verpflichteten sich, das Jugendamt zu informieren, wenn die Gefährdung des Kindeswohls mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln nicht abgewendet werden kann. Besondere Bedeutung kommt dabei Kontrollbögen für das Wohl von Kindern und Jugendlichen zu. Als Risikofaktoren für eine mögliche Gefährdung bei 14- bis 18-Jährigen nennt der Schutzbogen Traurigkeit/Zurückgezogenheit, auffällige Ruhe bzw. Teilnahmslosigkeit, depressives Verhalten, fehlende emotionale Schwingungsfähigkeit, aufmerksamkeits-/ beziehungssuchendes Verhalten, auffällig mangelnde Frustrationstoleranz, Selbstverletzungen, Antriebsarmut bzw. mangelndes Interesse an der Umwelt, anhaltende Schaukelbewegungen, unsicheres/wechselndes Nähe- und Distanzverhalten, auffälliges Kontaktverhalten gegenüber Gleichaltrigen, mangelndes Selbstwertgefühl, Hinweise auf Zugehörigkeit zu einer extremistischen Gruppierung, Missbrauch von Alkohol und Drogen, Straffälligkeit (Diebstahl, Drogen, Körperverletzung, Sexualstraftat), schwere psychische Störung und auffälligen Medienkonsum.

Die Ankündigung der Stadt Remscheid, auf der Fichtenstraße die Beschränkung auf 30 km/h aufzuheben und wieder 50 km/h zuzulassen, schließlich handele es sich um eine Haupterschließungsstraße, löste vor zehn Jahren in der Bezirksvertretung Süd heftige Diskussionen aus. Anwohner der Fichtenstraße konnten sich noch daran erinnern, dass die Bauverwaltung d auf einer frühen Bürgerversammlung zum geplanten Neubaugebiet „Alter Flugplatz“ im Anschluss an den Straßenausbau verkehrsberuhigende Maßnahmen angekündigt hatte, um den Durchgangsverkehr von der Fichtenstraße fernzuhalten, Und die Kindertagesstätten Ahömchen e.V. und Sedanstraße, die Walter-Hartmann-Schule und andere sammelten vor zehn Jahren fast 500 Unterschriften gegen Tempo 50. Doch die Verwaltung blieb hart. „Wir brauchen Straßen, auf denen der Verkehr fließen kann!“, sagte damals in der BV Verkehrsplaner Udo Wilde.-.Sieben Jahren zuvor hatte sich das in einer Antwort der Verwaltung auf eine Antrag der CDU noch ganz anders angehört: „Von einer Aufhebung der bestehenden „Zonen 30" (wird) abgeraten, zumal die entsprechende Entwicklung innerhalb des Stadtgebietes von Remscheid im Wesentlichen als abgeschlossen betrachtet werden kann und sich bewährt hat.“

Ehrenmitglied der Jungen Union wurde im Oktober 2007 Staatssekretär a.D. Gerd Lemmer.  Der Remscheider war nach Ende des Zweiten Weltkriegs der erste JU-Vorsitzende in Remscheid. Auf der Feier zum 60-jährigen Bestehen der Jungen Union (JU) schilderte Lemmer, wie schwierig – in vielerlei Hinsicht, auch politisch – in Remscheid die ersten Nachkriegsjahre gewesen seien. Damals habe die Junge Union gerne die Versammlungen der Kommunisten besucht und kräftig mitdiskutiert. Zwar sei man auch zu den Sozialdemokraten gegangen. „Aber da war es langweiliger!“

Auf das Oktoberfest auf der neuen Verbindungsstraße zwischen den Straßen „Am Bahnhof" und „Alte Kölner Straße" folgte 2007 übrigens auf einstimmigen Beschluss der Bezirksvertretung Lennep die Namensnennung in „Robert-Schumacher-Straße“. Damit wurde zwölf Jahre nach seinem Tod ein Kommunalpolitiker und Landtagsabgeordneter gewürdigt, der über viele Jahre hinweg in Remscheid die SPD verkörpert hatte. Robert Schumacher starb am 14. Januar 1995 im Alter von 59 Jahren in Lennep, wo er die letzten 22 Jahre seines Lebens verbracht hatte.

Im Oktober 2007 dachte die Leitung des Landesbetriebs Straßenbau (LSB) Nordrhein-Westfalen erstmals über alternative Standorte für die Autobahn-Raststätte Remscheid nach. Der Grund: Nach dem dreispurigen Ausbau der  A1 sei dort für eine Raststätte kein Platz mehr. Zumal schon jetzt die Zahl der Parkplätze für Lastwagen nicht mehr ausreiche. Und Lastwagenfahrer seien verpflichtet, ihre Ruhezeiten einzuhalten, fänden aber immer häufiger keinen freien Rastplatz. Und das bei einem in den nächsten Jahren weiter anwachsendem Güterverkehr auf den Autobahnen. Eine Prognose, die sich längst bewahrheitet hat. Die Raststätte Remscheid gibt es immer noch, und ein Ersatz ist nicht in Sicht.

Der Orkan „Kyrill“ von Januar 2007 habe in Remscheid Wälder auf einer Gesamtfläche von etwa 130 Hektar zerstört, teilte im Oktober 2007 die Stadt Remscheid mit. Das entspreche nahezu sechs Prozent der Gesamtwaldfläche und etwa 27 Prozent der bisherigen Fichtenfläche. Für die Wiederaufforstung zur Begründung neuer Mischwälder aus Laub- und Nadelhölzern durch das Remscheider Stadtforstamt wurden damals mindestens drei Jahre veranschlagt. Die Ergebnisse nach zehn Jahren: sehenswert!

Am Mittwoch, 31. Oktober 2007, wurde der notarielle Vertrag unterzeichnet, und dem damaligen Sozialdezernent Burkhard Mast-Weisz sah man bei der anschließenden Pressekonferenz die Erleichterung an, dass nun alles „in trockenen Tüchern“ ist: Eine gemeinnützige GmbH, ausgestattet mit dem geringstmöglichen Betriebskapital von 25.000 Euro, löste die bisherigen städtischen Altenheime „Stockder-Stiftung" und „Haus Lennep" mit ihren 220 Pflegeplätzen ab und betreibt seit dem 1. Dezember 2007 die „Bergische Alten- und Pflegeinrichtungen Remscheid“. An der neuen Gesellschaft hält die Bergische Diakonie Aprath (BDA) 51 Prozent (=12.750 Euro) und die Stadt Remscheid 49 Prozent (=12.250 Euro). Dem hatte im April 2007 der Rat der Stadt zugestimmt.

Bürgerfest zu 120 Jahren Müngstener Brücke

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Pressemitteilung der Stadt Solingen

Die Müngstener Brücke wird 120 Jahre alt und der Solinger Hauptbahnhof, eröffnet als Bahnhof Ohligs-Wald im Jahr 1869, wird 150. Beides soll am 28.und 29.Oktober mit einem Bürgerfest gefeiert werden.

Die Programmpunkte am Samstag („Tag der Bands")

Schienenbus-Pendelverkehr ab Solingen Hbf: ca. 13 Uhr, ca. 15 Uhr, ca. 17 Uhr
Musikalische Darbietungen:
am Bahnhof Schaberg: ab 12 Uhr Brassel Street Performance Band (mobil)
Im Brückenpark Müngsten:
17.30 - 18.30 Uhr America Rodriges (italienische Klassiker)
19.15 - 22.15 Uhr Das große Casa d'Locos Konzert. Den Fans von Latin Pop macht die Klingenstadt zum 120jährigen Jubiläum der Müngstener Brücke ein besonderes Geschenk. Der Eintritt in das Casa d'Locos-Konzert am Samstag, 28. Oktober (Einlass 18.30 Uhr, Beginn: 19.15 Uhr) im Festzelt neben Haus Müngsten ist kostenfrei. Da die Zuschauerzahl im Zelt auf 300 Personen begrenzt ist, werden Interessenten gebeten, sich bei Radio RSG (Tel. 0212 - 2211111), beim Stadtmarketing der Stadt Solingen (0212 - 290 3417) oder per E-Mail an
pressestelle@solingen.de">pressestelle@solingen.de namentlich anzumelden.

Licht erzählt Brückengeschichten...
Zusätzlich geplant für den Samstagabend (19, 20, 21 Uhr, ca. 10 Minuten): Licht-Illumination, musikalisch untermalt, auf den der Wupper gegenüber liegenden Hang via Hochleistungsbeamer und Beschallung. Inhalt: Brückenschlag, Mensch, Natur, Maschine.

Programmpunkte am Sonntag („Tag der Familie")

Die verkehrstechnische Verbindung zwischen Bahnhof und Brücke stellt ein historischer Schienenbus her, der an beiden Tagen insgesamt sieben Mal zwischen dem Hbf Solingen und dem Hbf Remscheid pendelt. Eine „Kindereisenbahn" auf Rädern, die auch für den Transport von Erwachsenen zugelassen ist, wird auf dem Müngstener Brückenweg zwischen der Schranke am Schaltkotten und der Einmündung auf die Solinger Strasse pendeln. Ebenso ist ein Kinderkarussell im Umfeld Haus Müngsten vorgesehen.
Ab 11 Uhr Fotoaktion mit Annabelle Schleder vor Müngstener Brücke
Ab 11 Uhr Kulturelles Programm zwischen dem Schaberger Bahnhof und dem Müngstener Brückenpark: walking acts, EM Brass Band (mobil)
Im und um den Brückenpark und an der Wupper: thematische Führungen durch die Wupper-Tells.

Verkehrskonzept an beiden Tagen: Shuttlebusverkehr vom Bhf Solingen Mitte bis Müngstener Brückenpark, Freizeitlinie fährt ebenfalls, Benutzung der öffentlichen Parkplätze an der Solinger Straße, Sperrung des Müngstener Brückenweges an der Einmündung Solinger Straße.

Gemeinsamer Weg zum Weltkulturerbe

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Presseinformation der Stadt Remscheid

Fünf beeindruckende Großbogenbrücken in vier Ländern Europas – jede einzelne von ihnen eine revolutionäre technische Meisterleistung, alle gebaut in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und alle bis heute erhalten. Jetzt sollen sie gemeinsam zum Weltkulturerbe werden: die Müngstener Brücke in Deutschland,  die beiden Brücken "Ponte Dom Luis I" und "Ponte Maria Pia" in Portugal, das "Viaduc de Garabit" in Frankreich und die "Ponte San Michele" in Norditalien. Jede dieser Brücken war damals Stolz der jeweiligen Nation. Heute erkennen wir vor allem die Verbindung: Die fünf Großbrücken sind konstruktiv eng miteinander verwandt und veranschaulichen, wie sich im 19. Jahrhundert Techniken entwickelt haben, die für den modernen Großbrückenbau wegweisend sind.

Die Initiative ist einzigartig: Partner aus vier Ländern Europas engagieren sich gemeinsam, um eine gemeinschaftliche Bewerbung als "transnationales serielles UNESCO-Welterbe" auf den Weg zu bringen. Der Startschuss fällt mit dem international besetzten Fachkongress "Brücken im UNESCO-Welterbe", der gestern und heute – pünktlich zum 120. Geburtstag der Müngstener Brücke – in Haus Müngsten tagt(e).

Der Anstoß kam von den drei Oberbürgermeistern des Bergischen Städtedreiecks, Burkard Mast-Weisz, Remscheid, Tim Kurzbach, Solingen, und Andreas Mucke, Wuppertal. Bei der Tagung begrüßen sie ihre Amtskollegen Renzo Rotta, Bürgermeister der Stadt Paderno d'Adda in Italien, Gérard Delpy, Bürgermeister von Ruynes-en-Margeride in Frankreich und Rui Loza, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Porto in Portugal, zudem Experten aus Deutschland und Europa. Mitveranstalter sind ICOMOS Deutschland (Internationale Rat für Denkmalpflege) und TICCIH Deutschland (International Commitee for the Conservation of the Industrial Heritage). Beide Institutionen beraten das UNESCO-Welterbe-Komitee, das für die Einschreibung in die UNESCOWelterbeliste zuständig ist.

" Gemeinsamer Weg zum Weltkulturerbe" vollständig lesen

Wochenrückblick vom 23. bis 29. Oktober 2017

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Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer

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Freitag, 3. November, 19 Uhr
Erlebnisführung - Mit dem Nachtwächter durch Lennep.
Leitung: Lothar Vieler (Foto rechts). Preis: fünf €. Treffpunkt: Deutsches Röntgen-Museum. Anmeldung: C. Holtschneider, Tel. RS 79 13 052 oder info@stadtfuehrung-remscheid.de

Mit "Herrn Röntgen" unterwegs. Montag, 6. November, 19 Uhr
Herr Röntgen zeigt seine Stadt
 Am 27. März 1845 wurde Wilhelm Conrad Röntgen in Lennep geboren. Die Entdeckung der Röntgen Strahlen und die Auszeichnung mit dem 1. Nobel Preis machten ihn weltberühmt. In Zylinder, Gehrock und Gamaschen wird Lenneps Ehrenbürger wieder lebendig.  Leitung: Harald Blondrath. Preis: fünf €.Treffpunkt: Deutsches Röntgen Museum Anmeldung: Claudia Holtschneider, Tel. RS 79 13 052.

Samstag, 25. November, 14.30 Uhr
Alle Jahre wieder - Vorweihnachtliches Lennep mit  Geschichte und Geschichten.
Leitung: Christine Otto, Preis: fünf €. Treffpunkt: Deutsches Röntgenmuseum. Anmeldung: Claudia Holtschneider, Tel. RS 79 13 052.

Tor zum Kirchgarten zeigt die „Lutherrose“

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Die Lutherrose am Tor zum Kirchgarten der Goldenberger Kirche. Foto: Hans Kadereit..von Hans Kadereit

In diesen Tagen ist ein halbes Jahrtausend vergangen, seit am 31. Oktober 1517 Martin Luther „eigenhändig die 95 Thesen an der Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt hat“. Historisch ist das „eigenhändige“ umstritten, denn er kann es auch dem dortigen Hausmeister überlassen haben. Jedoch hat er sie „als Auffassung in einem Brief an den Erzbischof von Mainz und Magdeburg sowie Albrecht von Brandenburg in Umlauf gebracht“. So ist es in alten Schriften nachzulesen.

Ab dem Jahr 1530 verwendete Luther für seinen persönlichen Briefverkehr ein Siegel, das später „Lutherrose“ genannt und zum Symbol der evangelisch-lutherischen Kirchen wurde. Maß genommen hierfür hat Luther beim „Löwen- und Papageien-Fenster“ in der Kirche des Augustinerklosters in Erfurt (dort auch heute noch zu besichtigen), wo Martin Luther in den Jahren 1505 bis 1512 als Augustinermönch lebte. Solche Siegel für Briefe sind übrigens schon 300 Jahre früher verwendet worden.

Dieses spezielle Siegel „wurde 1530 im Auftrag des Prinzen und späteren Kurfürsten von Sachsen, Johann Friedrich des Großmütigen, für Luther erstellt, als dieser sich während des Reichstags zu Augsburg 1530 in der Veste Coburg aufhielt. Lazarus Spengler schickte Luther eine Zeichnung des späteren Siegels zu. Luther betrachtete es als Ausdruck bzw. Zusammenfassung seiner Theologie und seines Glaubens, “ heißt es in Wikipedia.

In Lüttringhausen hatte Martin Luther schon früh große Bedeutung. Nach dem Bau der Goldenberger Kirche 1954 erhielt die Pforte zum Kirchgarten ein schmiedeeisernes Tor, gefertigt von einem Kunstschmied. Darauf die „Lutherrose“ als Erinnerung an den großen Reformator. Ein Foto dieses Gartentor ist übrigens auch in Wikipedia unter „Lutherrose“ zu sehen.


Aus Idee von Freilichtmuseum wurde nichts

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Blick auf Lüttringhausen von der Feldstraße aus. Das Rathaus steht schon (1908), die katholische Pfarrkirche noch nicht (1927)Lüttringhausen, die zweite von Remscheid im Jahre 1929 eingemeindete Stadt, ist - wie Lennep - gegen 1150 zum er­sten Mal erwähnt worden, in Heberegistern der Abtei Wer­den an der Ruhr. Doch wo Lennep sich schon vergleichsweise früh zur Stadt mausert, mit Mauer rundherum, bleibt Lütt­ringhausen lange eine offene Ansiedlung, wird um 1240 Bottlenbergische Lehnsherrschaft. Um die Wende zum 14. Jahrhundert ist es Pfarrei, gegen 1312 nachweislich Sitz von sogenannten Wachszinsern des Stiftes Gerresheim. Wachszinser oder Altarangehörige waren Leute, die im besonderen Schutz einer Kirche standen und dafür einen Altarzins in Ge­stalt einer jährlichen Abgabe an Wachs zahlten. Das Wachs fand im kirchlichen Kultus Verwendung in Form von Kerzen zur Beleuchtung der Kirchen und Altäre. Beim Tod eines Wachszinsigen fiel dem betreffenden Altargeistlichen als Hauptrecht das beste Kleid des Verstorbenen zu. Die zum Altar des Hl. Hippolyt in Gerresheim gehörigen Lüttringhauser Wachszinser sind namentlich bekannt. Es waren Hildebrand vom Heid mit seinen Knaben, Tilgen vom Farrenbracken, die Frau des Gottschalk in der Huckenbeck mit den Ihren, Johann von Lüttringhausen, Mettel, die Frau des Glöckners mit den Ihren, die Knaben des Gobelinus von Bocksberg, Margarete von Erbslö. Wohnstätten tauchen in dieser Aufstellung auf, die bis heute bekannt sind.

Für die Entwicklung des Ortes waren auch die Steinhauser Kreuzbrüder von Wichtigkeit, die eine Laienbruderschaft des Hl. Kreuzes gründet hatten. Sie stifteten einen eigenen Altar und errichteten oberhalb der Kirche ein großes Kreuz, Ziel der Himmelfahrtsprozessionen. Der Kreuzberg in Lüttringhau­sen erinnert heute noch daran. Die Bruderschaft selbst lebt fort in der Schützenbruderschaft »Zum Kreuz«. Für das alte Lüttringhausen brachten die Kreuzbrüder Impulse in zahl­reichen Lebensbereichen mit sich.

Als Lüttringhausen 1363 Kirchspiel im Amt Bornefeld wird, ist Lennep - 133 Jahre im Besitz von Stadtrechten - eine der fünf Städte des Landes Berg. Das Kirchspiel Lüttringhausen wird bis ins 16. Jahrhundert hinein mehrmals von seinen wechselnden Besitzern verpfändet. Die Reformation hinter­lässt deutliche Spuren. Der auf dem Buscherhof geborene Adolf Clarenbach wirbt 1527/8 in seinem Heimatort und in Lennep für die neue Konfession. Er wird 1529 in Köln als Ketzer verbrannt, aber seine Arbeit wirkt nach. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts sind Ansätze zur Bildung evangelischer Gemeinden in Lennep und Lüttringhausen erkennbar. 1609 sind Kirche und Kirchengüter im Besitz der Lutheraner, und die Versuche von Jesuiten aus Köln und Zisterziensern aus Altenberg, alles wieder in ihre Hand zu bringen, bleiben erfolglos.

Lüttringhausen entwickelt sich organisch, als Landgemeinde. 1720 wird die Rentei gebaut, Sitz der Rentmeisterei des Amtes Beyenburg, dem das Kirchspiel zugehört. 1733 brennt das Dorf Lüttringhausen nieder, mit Kirche und Schule, wird aber schnell wieder aufgebaut. 1770 bis 1780 erlebt Lüttring­hausen eine wirtschaftliche Hochblüte. Auch hier arbeiteten - wie in Remscheid - Eisen- und Rohstahl-, Reck- und Raffi­nierhämmer. Napoleons vorübergehende Herrschaft stört auch die Ent­wicklung des wirtschaftlichen Lebens in Lüttringhausen. 1808 erhält der Ort eine Bürgermeistereiverfassung nach französischem Muster. 1811 kommt Lüttringhausen zum Kanton Lennep, 1816 zum preußischen Landkreis gleichen Namens. 1856, mit der Einführung der preußischen Städte­ordnung, erhält Lüttringhausen Stadtrecht, erst 1893 ein Wappen.

 

Gerd Courts: „Wir haben das alte Remscheid gesucht, in den sechzig Jahren zwischen dem Beginn des Maschinenzeitalters und dem Zweiten Weltkrieg, zwischen dem großen Aufbruch der Stadt, ihrem Erwachen, und der großen Zerstörung. Es wäre vermessen, von einer Vollständigkeit des Bildes zu sprechen. Beabsichtigt war, mit Worten zu begleiten, was an Bilddo­kumenten aus jenen Jahren auf uns gekommen ist. Dabei wollten wir uns nicht auf die Erläuterung des Anschaubaren beschränken, sondern auch Zusammenhänge zwischen den Bildern herstellen, Hohlräume dort ausfüllen, wo die foto­grafischen Bemühungen der Zeitgenossen nicht hinreichten. Eine Ahnung von dem sollte entstehen, was Remscheid ein­mal war, was seine bauliche Gestalt, was seine technischen Errungenschaften, welches seine Probleme, von welcher Art seine Menschen. Dass Heimatliebe in und um Remscheid stets ausgeprägt und auch für den Außenstehenden erkennbar war, dass sie es bis heute ist, hat diese Arbeit erleichtert, denn eben diese Heimatliebe hat sich zwischen manchem Paar Buch­deckeln niedergeschlagen. Sie gewann insofern Quellenwert. Doch mag man sich noch so streng ans Überlieferte halten, es schützt nicht vor der Begegnung mit anderen Auffassungen. Darum sei hier das Selbstverständliche noch einmal nieder­geschrieben: man kann das alte Remscheid auch ganz anders sehen. Wichtig indessen erscheint dem Autor allein dies: dass man sich überhaupt mit der Vergangenheit dieser Stadt be­fasst."

1894 werden Wasserleitungen gebaut, 1898 entsteht die Herbringhauser Trinkwassertalsperre, deren Bauherr die Stadt Barmen ist, die aber Lüttringhausen mitversorgt. 1907 hat die Stadt ihre Straßenbahnlinie und 1908 ihr neues Rat­haus, erbaut in der Amtszeit des für Lüttringhausen sehr ver­dienstvollen Bürgermeisters Gertenbach. Lüttringhausen, dessen wirtschaftlicher Kern durch über 300 Klein- und Mit­telbetriebe der Textil- und Metallindustrie gebildet wurde, ruhte in sich. Und wenn auch der Erste Weltkrieg nicht spurlos an dem Gemeinwesen vorüberging, so änderte sich doch an der Sub­stanz der kleinen Stadt nicht viel. Sie durchmaß die Krisen­zeiten des Krieges, der Nachkriegszeit, der Inflation gelassen, und sie verwies, als sich in Remscheid Eingemeindungsge­danken regten, in der von ihrem damaligen Bürgermeister Dr. Suthoff-Grohs verantworteten Schrift »Lüttringhausen - eine bergische Stadt, die selbständige Stadtgemeinde bleiben will und muss« auf ihren Bestand, auf die 13.892 Einwohner (davon 2.817 katholisch, drei israelitisch und 548 andersgläu­big), auf ihren Gebietsumfang von 3461,31 ha und ihr Wege­netz von 79,8 km. Sie rechnete ihr Vermögen von 6.385.284 Mark gegen ihre minimalen Schulen von 2.044.541 Mark auf und ließ die öffentlichen Einrichtungen Revue passieren: 15 Volksschulen mit 34 Klassen, Berufsschule mit 18 Fachklas­sen, von der Regierung als Musterschule des Regierungsbe­zirkes Düsseldorf anerkannt, Schulzahnklinik, zwei Licht-, Luft- und Sonnenbäder, sechs Turn- und Sportplätze, 30 ha gro­ßer gepflegter Stadtwald, zwei Kindergärten, ein Alten- und Waisenheim der evangelischen Kirchengemeinde.

Dieser Hinweis auf eine gute Versorgung der Bevölkerung mit allem Notwendigen leitete eine Philippika gegen Remscheider Großstadtträume ein, gipfelnd in dem Satz: »Das Bergische Land (Bergische Schweiz), dessen Kommunen nicht, wie im Ruhrgebiet in wenigen Jahrzehnten planlos gewachsen und ineinandergewachsen, sondern in jahrhun­dertelanger Entwicklung stetig geworden sind, bietet über­haupt keinen Anlaß zu kommunaler Neuordnung.« Lüttringhausens Bevölkerung schloss sich den Argumenten des eigenen Rathauses an, vollends, als von dort auch noch drohende Steuererhöhungen prophezeit wurden. Aber ge­holfen hat es nichts. 1929 wurde Lüttringhausen, das im Laufe seiner Geschichte schon mehrere Gebietsveränderun­gen hatte hinnehmen müssen, geteilt. An Remscheid fiel der Hauptort mit Restteilen der alten Honschaften Hohenhagen und Garschagen. Einige Wupperortschaften gingen an Ra­devormwald, der Stadtteil Beyenburg mit der Honschaft Wallbrecken und Teilen der Honschaft Garschagen wurde zusammen mit der Stadt Ronsdorf zu Wuppertal geschlagen. Von den mehr als 3400 ha Lüttringhauser Bodens kamen 1444 ha zu Remscheid, von den 13.800 Einwohnern 9.277.

Die Lüttringhauser haben lange unter diesem Einschnitt in ihrer Geschichte gelitten. Ihre im Jahre 1928 begründeten Heimatspiele, zunächst initiiert durch Paul Figge, einen Herbringhauser Lehrer, der auch die Stücke schrieb, wurden zu Veranstaltungen des Heimatbundes und erinnerten bei Zulauf von Tausenden an die eigenständige Vergangenheit. Und die Symbole früheren Eigenlebens, das Rathaus und der für den Stadtteil Lüttringhausen zuständige Bezirksausschuss, sind bis heute in ihrer geschichtsbezogenen Bedeutung ge­schätzt, von den älteren Lüttringhausern zumal.

Der Stadtteil Lüttringhausen sollte übrigens schon bald nach der Eingemeindung ebenso ein kulturelles Zentrum erhalten wie Lennep mit dem Röntgen-Museum. Doch das von der Stadtvertretung in Remscheid beschlossene »Zitathaus des bergischen Bauern« kam nicht zustande. Es sollte ein bäuer­liches Gehöft errichtet werden, wo in einem Querdielenhaus nach altem Brauch Menschen und Tiere unter einem Dache lebten, während Scheune und Backhaus gesondert geplant waren. Ein Bauerngarten alten Stils sollte das Bild runden und ein Gegengewicht schaffen zu dem 1928 eingeweihten Remscheider Heimatmuseum im Haus Hilger (Cleff) auf Hasten, das bürgerliche Kultur spiegelt. Aber der Zweite Weltkrieg hat dieses Projekt verhindert.

Lüttringhausen ist vom Zweiten Weltkrieg weitgehend ver­schont geblieben, hat seinen baulichen Charakter nur wenig und schonend verändert. Hier und dort hört man noch Mundart eigenen, eher Wuppertaler Gepräges, hier und dort noch das Klappern der Bandstühle, die sich hier seit vielen Jahren neben der Metallindustrie behauptet haben. Wir kehren von unserem Streifzug durch die eingemeindeten Gebiete Remscheids nicht ohne die Bemerkung zurück, dass gerade in diesen Jahren wieder eine kommunale Gebietsre­form im Gange ist, die von ganz anderen Größenordnungen ausgeht als sie damals, 1929, zur Debatte standen. Auch jetzt regt sich hier und dort leidenschaftlicher Widerstand gegen die Überwindung des Hergebrachten, aber aufzuhalten ist der Zug der Vernunft nicht mehr. Die Aufgabenstellung der Ge­genwart, die Ansprüche der Menschen auch ans tägliche Le­ben lassen kleinere, um nicht zu sagen kleinliche Lösungen nicht zu. Die Erinnerung ans Alte indessen darf bleiben. (aus: „Remscheid so wie es war“, von Dr. Gerd Courts, erschienen 1974 im Droste Verlag.)

Galerie der Rem­scheider Originale gut bestückt

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Ohne Gesangvereine ist das Leben im alten Remscheid nicht denkbar. Einer für viele: der Damenchor »Edelweiß«

Großem Schaugepränge und allzu anspruchsvollen kulturel­len Höhenflügen abhold, hatte der alte Remscheider immer ein Herz für den Gesang, unter anderem, weil es dabei für ihn so leicht schien, selbst aktiv zu werden. Wo viele sich mühen, kommt hier und dort Glänzendes zustande. Doch ist Singen im Remscheider Raum so zweckfreies Vergnügen nicht ge­blieben, wie mancher es sich gedacht hatte. Zu Kaiser Wilhelms Zeiten wurde, wie Bert Voß, bekannter Remscheider Chorleiter, es einmal ausdrückte, »der nationale Notenschrank leergesungen«, in der Nazizeit gab es ideolo­gisch gelenkte Chorparaden, dazwischen, nach dem Ersten Weltkrieg, auch große Leistungen: Felix Oberborbeck mit dem Remscheider Männer-Gesangverein, Edmund Siefener mit dem BSI-Chor und dem Lehrergesangverein, Peter We­ber mit der Bergischen Liedertafel, Heinz Mönig mit der Germania, Ewald Hußmann mit den Rosenhügelern. Insgesamt bleibt die Feststellung: der Rem­scheider bot dem Gesang, auch wenn er mit ihm gelegentlich in historische Fehlentwicklungen hineingeriet, stets eine Heimstatt, und die Frauenstimmen fehlten im Konzert der Chöre keineswegs.

Was den Sport betrifft, so sind in Remscheids Geschichte auch hier die großen Namen rar. Früh schon erschloss man sich den Jahnschen Ideen. Um die Mitte des 19. Jahr­hunderts entstanden die ersten Turnvereine. Man turnte in Gasthäusern oder gar im Freien. Der Remscheider Turnver­ein von 1887, der Turnverein Jahn von 1892 und der Hastener Turnverein 1901 begannen mit dem Bau eigener Hallen. Und diese Vereine, dazu zwei Männer mit Namen Karl Grüber und Otto Witte, der eine als Stadtturnrat und Gauturnwart, der andere im TV Jahn und besonders mit der Verbesserung des Volksschulturnens befasst, machten für lange Zeit aus Remscheid eine Turnerstadt.

Sportvereine kamen meist erst nach 1900 dazu. Sie brachten einige Spitzenkönner hervor, die erwähnt werden sollen: den Sprinter Richard Corts (Haddenbacher Turn- und Ballspielverein, später VfB), der mehrmals Deut­scher Meister über 100 Meter wurde und 1928 in der deut­schen 4xl00-m-Silbermedaillen-Staffel von Amsterdam stand. Dr. Heinz Tüscher aus Remscheid brachte es im Ten­nis bis zur Nominierung für die Davis-Cup-Mannschaft 1934. Im Fußball spielte der Ballspielverein 08 Lüttringhau­sen Ende der zwanziger Jahre in der höchsten deutschen Klasse, und im Rollsport war Remscheid 1934 bis 1937 eine Hochburg, dank eines Mannes namens Wilhelm Müller, der mit Gerda Herold und Ulla Krumm-Höptner Deutsche Meisterinnen an den Start brachte und mit Paul Mehrfeld bei einer Europameisterschaft den zweiten Platz belegte.

Reich ist die Galerie der Rem­scheider Originale bestückt. Da war zunächst einmal der evangelische Pfarrer Friedrich Wilhelm Thümmel, 1856 in Barmen geboren, ein Katholikenfresser wie er im Buche stand. Thümmel war 1884 nach Remscheid berufen worden, und verfasste zwischen 1886 und 1894 derb-kritische, geist­reiche und scharfsinnige Streitschriften gegen die römische Kirche. Einige Titel: »Die Anbetung der lückenhaften Stoff­teile in Trier« (Polemik gegen die Verehrung des Hl. Rocks), »Clarenbachs Asche« (Streitschrift wider die Verbrennung des Reformators). Thümmel wurde wegen »Beschimpfung von Einrichtungen der katholischen Kirche« zu Gefängnis verurteilt, und als zur Zeit der gegen ihn laufenden Prozesse der 1885 zum Erzbischof von Köln ernannte, spätere Kardi­nal Dr. Philipp Krementz im Rahmen einer Firmungsreise Remscheid besuchte, zeigte sich, wie populär Thümmel, der seine Remscheider zu nehmen wusste, in der Stadt geworden war. Dem hohen Kölner Herrn schollen Spottverse entgegen: »Hoch lebe Pfarrer Thümmel! Derr Eäzenbischoff es en Lümmel!« Thümmel wurde später Hochschullehrer in Berlin und wirkte bis zu seinem Tode 1928 als Professor der Evange­lischen Theologie und Geheimer Kirchenrat zu Jena. Das zweite hier zu erwähnende Original: Wittkops Kasper (1862-1936), von Beruf Sägenschmied, volkstümlicher plattdeutscher Liederdichter und Vertoner seiner eigenen Schöpfungen. Diese trug der von ihm gegründete Gesang­verein »Guot Fröng - de Sänger van derr Beek« vor, und Wittkop schlug den Takt stets mit einem Hölsenschmickelschen, einem zu einer Gerte zugeschnittenen Ilex-Zweig mit roten Früchten.

Der Dritte im Bunde der Originale: Leo Lihn, genannt der bergische Diogenes (1857-1944). Er war ein fröhlicher Le­bensweiser und ein Außenseiter in seiner Kleidung. Er hatte einmal eine kleine Fabrik, doch dann zerschlug ihm die Inflation alles. Fortan handelte er mit Zigarren. Er war sommers wie winters ohne Hut, Mantel und Strümpfe un­terwegs, mit einem Geschäftsköfferchen an der Hand und einem oft krückenlosen Regenschirm unter dem Arm. Um den Hals trug er einen Stehkragen, vor der Brust einen grell­gelben Schlips, der durch einen Messingring gezogen war. Und mit gewaltiger Stimme trug er überall seine Weltan­schauung vor. Gedichte schrieb er auch. Eines davon: »Nach Klarheit ringt die Menschenseele, sie will bis zu dem Her­zensgrund; sie will dorthin ohn' Falsch und Fehle, sie weiß, dort wird sie nur gesund. Doch bangt ihr vor der großen Tie­fe, sie kann so recht den Grund nicht sehn. Sie tut, als ob vor Angst sie schliefe und glaubt kaum, dass der Grund so schön. Doch wenn sie mal am Grund gewesen und hat die Ruhe dort gesehn, dann ist vom Irrwahn sie genesen, dann weiß sie, wo es wunderschön.« (aus: „Remscheid so wie es war“, von Dr. Gerd Courts, erschienen 1974 im Droste Verlag.)

Wochenrückblick vom 30. Oktober bis 5. November 2017

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„Kranatendonnerkiel, et batt nit, dat Dengen treckt alles!"

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Die alte Wendung an der Solinger Straße war als Stätte des 1. Dampfhammers Ausgangspunkt des stürmischen Maschinenzeitalters.Wer heute in Serpentinen die Solinger Straße hinunterfährt, tut gut daran, auf sein Steuerrad zu achten. Wandersleute benutzen diese ausgesprochene Verkehrsstraße wohl noch selten. Sie ziehen es vor, auf schmalen Waldwegen ins Tal zu gehen. Wie dem auch sei! Tausend Gedanken mag man zu Fuß oder im Wagen den Berg hinunter- und herauftragen, selten aber wird ein Einheimischer oder „Hergeluopener" sein Augenmerk auf die „alte Wendung" richten, oder er müsste schon über ihre Entwicklung im Bilde sein. Wie ein Verkehrsposten steht heute das Fabrikgebäude in der alten Wendung. Seine beiden Schornsteine führen in ungleicher Höhe einen unbeachteten Wettstreit um den besseren Abzug. Die Berghänge fließen ineinander, dichte Baumkronen nehmen alte, saubere Schieferhäuschen in sichere Obhut. Vom oberen Rand dringen Felder und Wiesen nach unten, ohne den Waldschutz der historischen Stätte zu bedrohen.

Heinrich Böker (1814 - 1873), Teilhaber der Fa. Robert & Heinr. Böker, Vieringhausen. Auf seine Veranlassung hin wurde im Jahre 1854 an der 'Wendung' die erste leistungsfähige Schleiferei mit Dampfbetrieb für Remscheider Werkzeuge errichtet.Es ist eine Wendung, nicht nur im Sprachgebrauch, sondern auch im Tatsächlichen. 1853 versuchten an dieser Stelle die Gebrüder Böker, die Dampfkraft in den Dienst ihrer Arbeit zu stellen. Hier lief die erste Dampfmaschine, das Wunder der neuen Technik. Viele Anekdoten sind über den Versuch mit der neuen Kraft „Dampf" in Umlauf. Gustav Hermann Halbach erzählt in seinem Buch „Bergische Aat" darüber: „ . . . Die Gebrüder Robert und Heinrich Böker hatten ihrem Werke eine große Schleiferei nebst Pließterei angegliedert und für den Betriebsbeginn gleich sechs große und schwere Schleifsteine gehangen. Der Schleifermeister Franz Arnold Halbach von Reinshagen hatte diesen Schleifkotten mit seinen wegen ihrer Körperkräfte bekannten sechs stattlichen Söhnen Wilhelm, August, Franz, Karl, Alfred und Richard zum Betriebe gepachtet.

Franz Arnold Halbach schliff in der Hauptsache schwere Werkzeuge, insbesondere Feilen. Nun vertraute er nach bisheriger Lebenserfahrung immer noch mehr der Leistungsfähigkeit seiner eigenen und seiner Söhne Körperkräfte als der noch unerprobten Dampfmaschinenkraft. Er hielt es für unmöglich, daß diese einer Anzahl starker Menschenkräfte widerstehen könnte. Hatten seine Söhne in seinem bisherigen, mit Wasser betriebenen Anschlagkotten an der Wupper, unterhalb Müngstens, bei niedriger Flut die kreisenden Schleifsteine doch schon mehr als einmal mit ihrer Muskelkraft stillgesetzt. Als daher die sechs neuen Steine nach einem vorher mit der Dampfpfeife gegebenen Zeichen zu laufen begannen, da sagte er zu seinen Söhnen: „Jongen, nu äwwer raan an et Werk! Nu weffe dat Dengen es ewen stellsetten!"

Der Reihe nach setzten sich die sechs Burschen vor je einen der sich drehenden Steine. Jeder nahm eine der schwersten Arm- und Handfeilen in die Hand und, ihren Rücken gegen das Anlegebrett gestemmt, preßten sie sie mit aller Gewalt vor den Stein in dem Glauben, ihn einhalten zu können. Es nutzte sie aber nichts, alle sechs Steine kreisten in gleicher Gangart weiter. Franz Arnold Halbach ermunterte aufs neue seine Sprößlinge: „Raan, Jongen, dat Dengen motten ve stellsätten!" Die sechs stämmigen Recken versuchten noch einmal ergebnislos ihre letzte Kraft. Da aber gab Franz Arnold Halbach sein Spiel verloren. Er sah ein, dass die Naturkraft des Dampfes über Menschenkraft ging, und ganz enttäuscht rief er endlich aus: „Kranatendonnerkiel, Jongen, et batt nit, dat Dengen treckt alles!"

So wurde die alte Wendung Ausgangspunkt des stürmischen Maschinenzeitalters und bedeutete für Remscheid den letzten und endgültigen Zug vom Tal auf die Höhe, vom wasserumspülten Hammer zur großräumigen Industriehalle und bewegt uns, noch einmal den vielhundertjährigen Weg Remscheider Arbeit zurückzuschauen: In den Höfen begann die eiserne Betriebsamkeit in kleinsten Stuben und Schmieden. Man entdeckte die helfende Bereitschaft der sprudelnden Bäche, stieg ins Tal und bewegte mit schweren Wasserrädern und Wellen die schlagenden Hämmer und kreisenden Schleifsteine, die lange Jahre Rhythmus und Symphonie bergischen Schaffens wurden. Und schließlich ging es „mit Dampf" zurück auf die Berge, wirklich eine Wendung durch die Wendung. (aus: „Remscheider Bilderbogen“ von Max Eulenhöfer aus dem Jahre 1950)

Fotos von Michael Fleischmann im Lindenhof

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Zur Nacht der Kultur 2017 wurde seine Foto-Ausstellung im Neuen Lindenhof auf Honsberg musikalisch untermalt eröffnet. In Zusammenarbeit mit Ute Lembeck-Lennartz von der Kunstschule Heimat und dem Stadtteil e.V. entstand eine frische Schau von Honsberg mit dem Oberthema "Mensch". Als Familienvater wie als Mitarbeiter städtischer Betriebe ist Michael Fleischmann (im Foto oben links) immer direkt am "Menschen" und so zeigen seine Schwarzweißfotos und Riesenposter meist „lebendige“ Schnappschüsse. Sie bieten nicht nur dem alteingesessenen Honsberger eine liebevolle Sicht der Dinge. Und das noch bis zum 27. November.

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