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Channel: Waterbölles - Geschichte
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Eine Rolltreppe war für mich damals neu und ein Abenteuer

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Maria Feitera Narciso Pires, geboren am: 31.8.1965 in Alegrete Portalegre, Portugal, seit 14.1.1974 in Remscheid:

Portalegre ist eine Stadt in Portugal und Hauptstadt des Distrikts Portalegre. Sie liegt etwa 15 km von der spanischen Grenze entfernt. Ihre Einwohner leben hauptsächlich von der Holz- und Korkwirtschaft, sowie der Textilherstellung. In einem früheren Jesuitenkloster wurde im 18. Jahrhundert eine Textilwerkstatt gegründet. Dort befindet sich heute eine Gobelinmanufaktur (Manufactura de Tapecarias).

Im Alter von acht Jahren bin ich gemeinsam mit meiner Mutter am 14.1.1974 zu meinem Vater hier nach Remscheid gereist. Mein Vater war bereits seit drei Jahren hier in Remscheid. Wir sind von Lissabon nach Düsseldorf geflogen. In Düsseldorf haben meine Mutter und ich zum ersten Mal eine Rolltreppe gesehen. Und wir haben sie auch benutzt. Das war für mich damals  und ein Abenteuer.

Bis zu unserer Ankunft in Remscheid lebte mein Vater in einem Männerwohnheim in der Nähe der Schönen Aussicht in unmittelbarer Nähe des spanischen Zentrums. Meine Eltern und ich wohnten in einer Zweizimmerwohnung in der Oberhölterfelder Straße. Die Toilette war außerhalb der Wohnung. In der nahen Umgebung unserer Wohnung war eine „wilde Müllkippe“, wo alle möglichen Sachen einfach weggeschmissen wurden, teilweise noch originalverpackt. Dort habe ich mit den anderen Kindern aus der Nachbarschaft immer wieder Spielzeug gefunden. Meine Eltern brauchten sich um Spielzeug nicht zu kümmern.

Ich wurde sofort in die Grundschule Hasten in der Moltkestraße eingeschult. Ich habe dort kein Wort verstanden, weder die anderen Kinder noch die Lehrerin. Das ging bis zum Sommer 1975. Dann empfahl die Lehrerin meinen Eltern, mich in der portugiesischen Klasse an der Dörpfeldschule unterrichten zu lassen. Dort gab es eine portugiesische Lehrerin. Ab Sommer 1975 besuchte ich diese portugiesische Schulklasse. Wir hatten neben dem normalen Schulunterricht zwei bis drei Stunden Deutschunterricht bis zum Ende der Klasse 4.

Danach besuchte ich die Wilhelm Harffen Schule; auch dort gab es für portugiesische Schülerinnen und Schüler eine Extraklasse. Der normale Schulunterricht wurde in portugiesisch gegeben. Diese „Vorbereitungsklasse“ besuchte ich bis zum Ende des 8. Schuljahres. In der 7. Klasse erklärte uns ein Lehrer, dass es für die eigene Zukunft besser sei, am normalen Unterricht in deutscher Sprache an der Schule teilzunehmen und nicht in der Vorbereitungsklasse zu verbleiben. Ab der Klasse 8 besuchte ich dann ganz normal die deutsche Schule mit deutscher Sprache. Es war schwierig, aber ich habe es geschafft und 1982 meinen Abschluss nach der 10. Klasse gemacht.(weiter auf der 2. Seite)

Klicken führt zum'Zeitstrahl' der AusstellungZur 200-Jahr-Feier der Stadt Remscheid stellte Heike Hildebrandt vom damaligen Migrationsbüro der Stadt eine Ausstellung („Zeitzeugen-Projekt“) zusammen mit Schilderungen zahlreicher „Zeitzeugen der Zuwanderung“, deren neue Heimat Remscheid geworden war. Das ist jetzt zehn Jahre her. Doch die Geschichten sind es wert, nach vorne gestellt zu werden. Denn darin erzählen die „Zugereisten“, warum sie ihre Heimat verlassen haben, wie sie hier in Remscheid ankamen, welche Erwartungen, welche Hoffnungen, welche Enttäuschungen sie erlebten und warum sie sich trotzdem mit Remscheid verbunden fühlen. Zuwanderung begann aber nicht erst mit den "Gastarbeitern", sondern schon Ende des 19. Jahrhunderts mit italienischen Straßenbauern. Und nach dem nach dem Zweiten Weltkrieg folgten Vertriebene, Flüchtlinge und Heimatlose.
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