Tamer Turgut, geboren am 6. August 1968 in Kayseri / Küpeli in der Türkei, seit 1979 im Alter in Remscheid:
Ich bin 1979 im Alter von elf Jahren zusammen mit meiner Mutter und noch drei Geschwistern in Remscheid angekommen. Mein Vater lebte bereits seit 1964 in Bottrop. Der Umzug nach Remscheid fand aus familiären Gründen statt; hier in Remscheid lebten bereits Familienangehörige meines Vaters. Er arbeitete bei Thyssen.
Wir fanden zunächst eine Wohnung in Preyersmühle. Von dort besuchte ich die Vorbereitungsklasse in der Schule Menninghausen. Wir hatten einen türkischen Lehrer und Deutschkurse. Der Unterricht war normal. Wir haben auch mit Fernsehen gelernt: Die Sendung mit der Maus haben wir uns im Gebäude der Versöhnungskirche am Zentralpunkt angeguckt.
Nach einem Jahr wechselte ich zur Schule Kremenholl. Wir sind dann nach Klausen umgezogen, so dass ich nun die Schule Leverkuser Straße besuchte, drei Jahre lang. In der Klasse waren nur türkische Kinder, der Unterricht fand in deutscher Sprache statt. Ergänzend gab es Deutschunterricht mehrmals wöchentlich bis 1983. Ab Schuljahr 1983/1984 besuchte ich die Schule Bökerhöhe. Nur dort konnte ich den Schulabschluss nach Klasse 10 erreichen.
Im August 1984 bin ich im Alter von 16 Jahren zurück in die Türkei gegangen, zu dieser Zeit mit der Absicht für immer. Ich wollte dort weiterlernen und besuchte dazu in Ankara eine Internatsschule, vergleichbar mit dem Bildungsziel der deutschen Gymnasien. Diese Internatsschule hatte allerdings ein paar Regelungen, die mir gar nicht gefielen, z.B. gab es dort eine Kleiderordnung, die mir sehr missfiel. In der fünf Jahren in Remscheid hatte ich doch einiges an Freiheiten kennen gelernt.
Mit ein paar anderen Studenten bin ich in eine Privatwohnung umgezogen. Ich habe im Internat viel gelernt und wollte ursprünglich Jura studieren. Das hat aber leider nicht geklappt. So habe ich mich entschlossen, wieder zurück zu meiner Familie nach Remscheid zu gehen. Das war im Juni 1987. Meinem Vater hat das gar nicht gefallen, schließlich hatte er viel Geld in mich investiert.
In der Zeit meines Studiums in Ankara hatte ich zunächst ausländerrechtlich meinen Aufenthalt hier in Deutschland verloren. Im Rahmen einer gerichtlichen Auseinandersetzung hat das Verwaltungsgericht 1986 aber zu meinen Gunsten entschieden. Gerichtlich wurde mein vorübergehender Aufenthalt in Ankara als Auslandsstudium angesehen. In der Zwischenzeit, selbst zum Gerichtstermin, konnte ich immer nur mit einem Visum nach Deutschland einreisen. Dazu benötigte ich regelmäßig die Unterschriften beider Elternteile für Reisepass und Visum, da ich noch nicht volljährig war. Die türkischen Behörden machten mir damit regelmäßig Probleme. Ich habe das auf jeden Fall immer so empfunden, da ich doch in den fünf Jahren hier in Remscheid schon einiges an deutscher Lebensart angenommen hatte, deutsche Freunde hatte.(weiter auf der 2. Seite)
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