Quantcast
Channel: Waterbölles - Geschichte
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2532

Eisenverhüttung im Tal, wo Wasser Muskeln ersetzte

$
0
0

Nimmer rasten­der Erfindungsgeist ersetzte die kleinen Rennfeuer des frühen Mittelalters durch größere, leistungsfähigere Öfen, die, weil bei den erhöhten, an die Produktion gestellten Anforderungen die Menschenkraft zum Antrieb der Gebläse nicht mehr genügte, in die Nähe wasserreicher Bäche verlegt werden mussten. Die Blasebälge, die schon den kleinen primitiven Öfen die notwendige Luft zuge­führt hatten, wurden statt mit den Hand oder dem Fuß nunmehr durch das Wasser in Bewegung gesetzt. Die Eisenverhüttung wandert hinab in die Täler. Der Standort der Eisenerzeugung und -Verarbeitung war sowohl durch das Ge­fälle der Gebirgsflüsse bedingt wie die zerstreut vorkommenden Eisenerze und die Waldungen. In Gruben und Stollen hackten und hämmerten die Berg­leute, um dem Boden das Erz zu entreißen. Unten in den Tal­gründen hantierten die Hüttenleute vor ihren Öfen. Da fauchten die Blasebälge unter dem Antrieb der Wasserräder, und Feuer­garben entfuhren den lohenden Essen. Nebenan gingen die Stempel der Pochwerke, die den Eisenstein zerkleinerten und zur Verhüttung zubereiteten. Im nahen Wald aber baute der Köhler seine Holzkohlen-Meiler.

Betrachten wir zunächst den Bergbau und die Verhüttung des Eisens in dieser Zeit. Der Brauneisenstein kommt bei Reinshagen, Kremenholl und an anderen Stellen in Form von Gängen als Ausfüllung der Gebirgsspalten vor. Im Morsbachtal finden sich zwischen den Schieferbänken Lager von kohlensaurem Eisenstein, die sogenannten Sphärosideritschiefer, die eine der ursprünglichen Grundlagen für die älteste Eisengewinnung im Bergischen bildeten. Es unterliegt keinem Zweifel, dass im Remscheider Industrie­gebiet ein früher Bergbau auf Eisenerz betrieben wurde, der bis tief ins Mittelalter zurückreichen dürfte und seine Spuren in Gruben, Stollen und Pingen (maulwurfartige Gänge, die von der oberflächlichen Ausbeutung der Erzadern zurückbleiben) an verschiedenen Stellen des Rem­scheider Stadtgebiets, besonders in der Gegend von Reinshagen, Kremenholl, Lobach usw. hinterlassen hat. Am bedeutendsten war anscheinend das Reinshagener Bergwerk, dessen Stollengänge nach der Überlieferung den ganzen Höhenrücken zwischen dem Lobach und dem Bornsiepen bei Bornstahl und Güldenwerth durchzogen. Wahrscheinlich wurde sogar schon im 15. Jahrhundert Eisen ausgeführt. Ein Osnabrücker Stadtbuch aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts führte in einem Abgabenverzeichnis u. a. „Eyn hundert lenepes yseren" auf, die anscheinend im Remscheider oder Lüttringhauser Gebiet erschmolzen und von Lenneper Kaufleuten in den Handel gebracht worden sind.

Die urkundlichen Zeugnisse für den alten Remscheider Berg­bau sind zwar nicht sehr zahlreich, aber doch genügend, um die Gewinnung und Verhüttung von Eisenerzen im Gebiet des Esch­bachtales sowohl als des Morsbachtales nachzuweisen. Aus den Aufzeichnungen des Burger Kellners Johann Bernhard Francken geht hervor, dass oberhalb des Bücheler Hammers (das Werk hat seinen Namen nach dem Hofe Losenbüchel, wo der Besitzer seinen Wohnsitz hatte. Es handelt sich um die jetzt ver­fallene Anlage oberhalb des Jagenbergshammers im Lobachtal) eine Hütte lag, und aus dem Remscheider Lagerbuch von 1675 ergibt sich, dass sich diese Hütte nebst dem erwähnten Hammer da­mals im Besitz der Familie Engels vom Losenbüchel befand. Es ist dieselbe Anlage, die in der Erbpachtverschreibung des Pfalz­grafen Wolfgang Wilhelm von 1622 als „Loesenhütte" bezeich­net wird, weil sie damals der Familie Loos gehörte, nach der der Hof Losenbüchel benannt ist.

Der Bücheler Hammer ging aus einer Hand in die andere. Nach den Loos waren Engels, dann Ehlis, Paß, von den Steinen, Ibach und Diederichs die Besitzer. Die Hütte wird aber nach 1692 nicht mehr genannt. Sie scheint im An­fang des 18. Jahrhunderts einer Hammeranlage Platz gemacht zu haben. Die von dem Kellner Francken im Jahre 1692 erwähnte Hütte „unter Vieringhausen am Eck" dürfte mit der Loosenhütte gleichbedeutend sein. Da der Hammer Friedrich Honsbergs, der heutige Ehlishammer, „nahe bei der allda gelegenen Hütten" stand, so muss die Erzschmelze an der Stätte des jetzigen Ibachs-, des frü­heren Diederichshammers, gelegen haben.

"Eisenverhüttung im Tal, wo Wasser Muskeln ersetzte" vollständig lesen

Viewing all articles
Browse latest Browse all 2532