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Februar 2009: Der Waterbölles blättert zurück

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Unternehmer und IHK suchten 2009 Wege aus der Krise. „Die Situation ist ernst, für die Automobilzulieferer sogar sehr ernst“, hieß es im Februar 2009 in einer Pressemitteilung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Wuppertal-Solingen-Remscheid. Es gehe jetzt vor allem darum, die Liquidität der Unternehmen zu sichern. Wenn man damals schon die heutige Diesel-Krise mit den Betrügereien von Automobilhersteller geahnt hätte...

Überhaupt war der Februar 2009 für einige Remscheider unternehmen ein Fiasko. Insolvenzanträge stellten damals Edscha und die Firmengruppe Runkel mit der  Bauunternehmung Christian Runkel GmbH & Co. KG, der Christian Runkel Bauunternehmen GmbH, und der Betonform GmbH. Und die Firma Thyssen-Krupp Gerlach, Hersteller von Pkw-Kurbelwellen, macht ihr Remscheider Werk dicht. Darüber wurden die 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am 21. Februar 2009 in einer außerordentlichen Betriebsversammlung informiert. Grund: die schlechte Auftragslage.

Am Aschermittwoch 2009 war für Sinn-Leffers alles vorbei. An einer Schaufensterscheibe des Textilkaufhauses Sinn-Leffers an der Alleestraße klebte damals ein handgemaltes Schild: „Hier sterben wieder Arbeitsplätze“. Und darunter 38 Kreuze. Den Verkäuferinnen im Inneren des gähnend leeren Verkaufsraums standen zum Teil Tränen in den Augen. Ein Reporter der WDR-Lokalzeit aus Wuppertal würde gerne mit ihnen sprechen. Doch die Reaktion ist nur ein Kopfschütteln. Ob ihnen von der Geschäftsleitung ein Sprechverbot erteilt wurde oder ob ihnen in dieser Situation die Worte fehlen, ist unklar – die Türen bleiben geschlossen.

Den Antrag auf eine sinnvolle Nutzung der Aula der Albert-Einstein-Schule stellte zur Ratssitzung am 12. Februar 2009 die SPD-Fraktion, und der Fraktionsvorsitzender Hans Peter Meineckesprach von einem bisher kaum genutzten Juwel. Der Umbau könne darin bestehen, dass die Räumlichkeiten in der Aula aber auch im Foyer zu einer multifunktionellen Nutzung hergerichtet würden zwecks erweitertet Veranstaltungsnutzung. Leider dauerte es zehn Jahre, bis der Plan realisiert wurde.

'Fairness und Stil sind öfter verloren gegangen!', stellte der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Meinecke in der Ratssitzung vom 12. Februar 2009 fest. Den Kommunalpolitikern gab er mit auf den Weg: „Ich würde mich freuen, wenn wir wieder eine echte Diskussionskultur hier im Rat zeigen könnten. Was in den vergangenen Jahren und insbesondere in den letzten Wochen und immer mehr festzustellen war, lässt nur eine Folgerung zu: Der Rat, dieses oberste Organ unserer Stadt, entzieht sich seiner Aufgabe, führt keine Diskussionen mehr, sondern die Fraktionen haben eine Art Verlautbarungskultur entwickelt, die nicht meinen Vorstellungen einer demokratischen Streitkultur entspricht!“ In einem Kommentar nahm der Waterbölles darauf zwei Tage später Bezug: „Tagesordnungspunkte (werden) im Schweinsgalopp abgehandelt, und die gelegentlichen, meist kurzen Wortwechsel zwischen Ratsmitgliedern und Mitarbeitern der Verwaltung wirken auf die Bürgerinnen und Bürger ... nicht selten wie Kauderwelsch.“

„Von der Disco ‚Exit‘ ist nur noch eine Baugrube geblieben“, berichtete der Waterbölles vor zehn Jahren von der legendären Rockdisco  im Brückenpark Müngsten, die im November 1986 eröffnet worden war. Viele Jahre lang hieß das Gebäude „Bergische Schweiz“ und war als Sommerfrische und Hotel-Restaurant bekannt. Auf Fotos vom Bau der Müngstener Brücke (Kaiser-Wilhelm-Brücke) ist es schon zu sehen. Die Geschichte des Gebäudes hat der Solinger Michael Tettinger auf einer Internetseite in Text und Bild anschaulich dargestellt.

Im Februar 2009 kündigten Bernd Liebetrau vom Diakonischen Werk, Maria Wickendick von der Albert Einstein Gesamtschule und Marion Marxen vom Röntgengymnasium ein Arbeitspapier an zur Ausbildung von Schülern („Peers“) als Ansprechpartner zum Thema Sucht. Denn an den Remscheider Schulen sei eine  verstärkte Suchtprävention geboten. Und Frauke Türk vom Fachdienst Gesundheitswesen berichtet im Jugendrat, in den voraufgegangenen fünf Jahren habe sich die Anzahl Jugendlichen verdoppelt, die extrem riskant Alkohol konsumieren und auffällig werden. Das örtliche Krankenhaus schätze, dass jedes Wochenende ein bis zwei Kinder/Jugendliche aufgrund von Alkoholmissbrauch eingeliefert werden. Im gleichen Monat wurden beim Rosenmontagszug in Lennep bei einem 17-Jährigen 2,4 Promille festgestellt. Mit 26 Jungen und Mädchen unter 18 Jahren war die Zahl er alkoholauffälliger Jugendlicher damals aber rückläufig. Nur eine Momentaufnahme?

„Viele Häuser an der Kölner Straße sind sanierungsbedürftig“, hieß es im Februar bei einer kaum besuchten Bürgeranhörung in die Aula der Freiherr-vom-Stein-Schule in Lennep. Dabei hatte die Stadt Remscheid die Bewohner des Viertels ausdrücklich aufgefordert, am Erneuerungsprozess des „Stadterneuerungsgebietes Bahnhof Lennep“ mitzuwirken. Private Investoren seien, so Stadtplaner Michael Happe damals, an der Kölner Straße gefordert. Die werde zwar mit Einzelhandel, Dienstleistern und Gastgewerbe dem Anspruch eines städtischen „Nebenzentrums“ durchaus gerecht, nicht aber dem eines „Boulevards“. Dagegen sprächen leerstehende Ladenlokale und der bauliche Zustand vieler Häuser, insbesondere zwischen Kölner Straße und Alter Kölner Straße.
Was leider fehle, sei eine Sichtachse zwischen dem Bahnhof Lennep und der Altstadt. Um diese herzustellen, bedürfe es öffentlicher Mittel für den Abriss der alten Parkpalette an der Bergstraße. Diese Möglichkeit sahen die Planer damals durchaus, ebenso eine Grünzone in diesem Bereich. Die die Parkpalette fand sich dann später ein Investor...

Das Möbellager befände sich nunmehr an der Königstraße, teilte am 9. Februar 2009 in einer Pressemitteilung die Arbeit Remscheid gGmbH mit. Sie hatte das Mietverhältnis im Möbelbunker in Remscheid-Honsberg zum 31.12.2008 gekündigt und war schon im Laufe des Dezembers in das frühere OBI-Gebäude Königstr. 27 – 35, umgezogen. Dass der Geschäftsführer der Arbeit Remscheid, Michael Hagemann, im Juni 2009 die Leitung des Berufsbildungszentrums der Metall- und Elektroindustrie (BZI) übernehmen werde, kündige das BZI zwei Wochen später an.

Angekündigt wurde von der Stadt vor zehn Jahren auch ein ambitionierter Ideenwettbewerb mit folgendem Satz: „Eine freizeitbezogene und in die Landschaft eingebundene Folgenutzung der rund 22 Hektar großen Fläche  der Deponie Solinger Straße eröffnet jetzt große Chancen - für unsere Stadt und für die ganze Region. Ein Lehrpfad für regenerative Ideen, eine Mountainbike-Arena und die Anbindung an die Trasse des Werkzeugs und damit an den zukünftigen Bergischen Trassenverbund - dies sind bereits schon jetzt Ideen, die in die Auslobung des derzeit laufenden Wettbewerbs einfließen.“ Es handele sich um ein „regional bedeutsames Projekt - nicht nur von der Größe her, sondern insbesondere auch von seiner tourismuswirtschaftlichen Dimension“. Ziel des Wettbewerbs sei die Entwicklung der Deponiefläche zu einem bedeutsamen landschaftlichen Freizeitschwerpunkt, der auch Angebote einer wohnortnahen Grünfläche für die Bevölkerung biete. Da scheinen noch ein paar Jahre voller Geduld von Nöten zu sein.

Auch im kalten Eis kann die Phantasie Blüten treiben. Das bewies die Remscheider Fotografin Maria Müller vor zehn Jahren mit ihrem Bild "Eis-Phantasien" (Foto rechts)  im Waterbölles. Selten war es im Bergischen so lange kalt wie 2009.

Als Nachfolgerin des am 24. Mai 2008 abberufenen n Beigeordneten und Stadtkämmerers Jürgen Müller, wählte der Rat der Stadt am Dienstag, 10. Februar 2009, einstimmig Bärbel Schütte (CDU), seit Juli 2001 als Stadträtin (Beigeordnete) bei der Stadt Celle. Sie war von der Firma Kienbaum Executive Consultants GmbH und der städtischen Personalfindungskommission die geeignetste gehalten worden. Die „Gastspiel“ in Remscheid währte nicht lange.

64 Bürgerinnen und Bürger gründeten am 18. Februar 2009 in der Hauptschule an der Ewaldstraße einen Bürgerverein will für den Stadtteil Rosenhügel. In den Vorstand wurden gewählt: Vorsitzende Angelika Saure, Hans Herbert Wilke als stellv., Vorsitzender, Schatzmeisterin Manuela Hasse, Schriftführer Friedhelm Hucke sowie Erden Ankay-Nachtwein, Silke Eller und Osman Tissoudali als Beisitzer.


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