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Buch zur Geschichte des Mollplatzes (1830 – 1970)

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von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Am Mollplatz in Lennep, das heute ein Stadtteil von Remscheid ist, spiegelt sich die Geschichte der ehemaligen Kreisstadt im 19. und 20. Jahrhundert wieder. Die Bebauung am Mollplatz entstand erst nach den Freiheitskriegen 1813 bis 1815, als in Lennep der mittelalterliche Stadtwall überflüssig und deshalb eingeebnet wurde. Lennep wuchs damals aus seinem historischen Stadtkern, der heutigen Altstadt innerhalb der Wallstraße, heraus, die ehemaligen Stadttore wurden abgebrochen und für die Pflasterung der neu entstehenden Umgehungsstraßen benutzt. Nördlich der Altstadt entstand in Lennep auf diese Weise die Poststraße, die mit ihrem östlichen Teil in den heutigen Mollplatz mündet.

Der „Berliner Hof“ und das gegenüberliegende Gebäude des „Parlaments“ von 1848/49 zählten bis ins zwanzigste Jahrhundert zur Poststraße, einen Platz im heutigen Sinne gab es lange Zeit noch nicht. Als im Jahre 1889 das Kaiser- und Kriegerdenkmal entstand, hieß dieses lange Zeit noch „Denkmal an der Poststraße“. Der „Kaiserplatz“ der wilhelminischen Zeit wurde nach dem ersten Weltkrieg zum Andenken an eine wichtige Lenneper Familie zum „Mollplatz“ demokratisiert. Der Kaiser selber wurde 1935 auf den Hohenzollernplatz an der Ringstraße versetzt und später aus „ kriegswichtigen“ Gründen eingeschmolzen.

Die Poststraße und der Mollplatz waren lange Zeit vor der Entstehung der Schillerstraße und der Rotdornallee der eigentliche Villenbezirk in Lennep, fortgesetzt durch den Thüringsberg und die Wupperstraße. Alles was Geld, Rang und Namen hatte, baute hier seine Häuser, u. a. die verschiedenen Zweige der Familie Hardt. Als es in den 1960er Jahren an die „Verbreiterung der Poststraße“ ging, war dies nur der Anfang einer völligen Umgestaltung zwischen Post-, Garten- und Lüttringhauser Straße. Zehn Jahre später folgte der bloßen Straßenverbreiterung der totale Abriss zahlreicher geschichtsträchtiger Häuser auf diesem Areal, darunter die Hardtvilla Poststraße 9, die frühere „Polizei“ und die Gebäude der ehemaligen Poststation. Alle diese Häuser waren zwischen 1820 und 1850 entstanden. Die neu hochgezogenen Wohnmaschinen erinnern heute durch die Bezeichnung „Wohnen im Park“ noch an die vergangenen Zeiten.

Mein Lennepbuch erschien zuerst im Jahre 2005 im Erfurter Sutton Verlag und umfasst 96 Seiten. Es war in Lennep zunächst schnell vergriffen und wurde mehrfach nachgedruckt. Zur Jahreswende 2005/2006 gab es im Lenneper Tuchmuseum eine vielbeachtete Ausstellung, präsentiert vom Bergischen Ring. Die Ausstellungseröffnung bot auch ein Erzählcafé zum Thema Mollplatz, an dem sich eine große Anzahl Lenneper Bürger lebhaft beteiligte. Im Buch gehe ich zunächst anhand meines heute verschwundenen Vaterhauses der Geschichte an Poststraße und Mollplatz im Zeitraum ca. zwischen 1830 und 1970 nach. Dabei weitet sich der Blick auf die Geschichte des gesamten Areals. Die bauliche Entwicklung wird in den Rahmen von Kultur und Gesellschaft gestellt. Namen tauchen auf, deren Träger in Lennep und Umgebung Geschichte gemacht haben. Dazu gehören nicht nur die Hardt, Hölterhoff, Hilger und Moll, sondern am Mollplatz auch die Fabrikantenfamilien Springmann, Karsch, Walter, Strohn und Mühlinghaus, die verschiedenen Besitzer des „Berliner Hofs“ und die Bauunternehmerfamilie Schmidt, deren großes, altes bergisches Haus 1971 abgerissen wurde. Der Denkmalschützer Michael Metschies schrieb damals: "damit ist nur noch die südliche Seite des historischen Mollplatzes intakt."

Das Buch ist keine historisch-wissenschaftliche Abhandlung, sondern ein Bilderbuch, das in 120 zumeist zuvor unveröffentlichten Fotos, Postkarten und sonstigen Abbildungen alle Lenneper und ihre Besucher zu einer spannenden Zeitreise einlädt. Die heimische Künstlerin Claudia Reichelt gestaltete dafür eigens drei Bleistiftzeichnungen. In diesem Bildband kann sich noch so mancher Lenneper am Mollplatz selbst wieder entdecken, u. a. als kindlicher Zuschauer beim Abtransport des Kaiserstandbilds im Jahre 1935, oder er erinnert sich an die Tanzstundenzeit im „Berliner Hof“. Zu den Bildern gesellen sich in einem Textanhang authentische Augenzeugenberichte aus den verschiedensten Zeiten, u.a. vom Bombenangriff der Alliierten Dezember 1944 bis hin zur Zeit der Häuserabrisse Anfang der 1970er Jahre. Eine kommentierte Zeittafel fasst anhand der Geschichte des Hauses Mollplatz 7, heute steht da der Wohnkomplex Lüttringhauser Straße 2, die ca. 200-jährige Geschichte des Mollplatzes zusammen. Das Buch ist außer im Buch- und Antiquariatshandel in Lennep noch im Tuchmuseum, im Lennepladen in der Wetterauer Straße oder auch über mich erhältlich, außerdem in den meisten bergischen Bibliotheken.


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