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Geschichte und Blütezeit der "Mannesmänner" (II)

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Aus: „Bergische Wegbahner. Persönlichkeiten und Geschlechter aus Remscheid, Lennep und Lüttringhausen“.
Herausgegeben 1951 vom Vorstand des Bergischen Geschichtsvereins e.V. Abteilung Remscheid.

von Gustav Hermann Halbach

Teil 2
Auf seine Feilen aus allerbestem Stahl schlug A. Mannesmann sein Geschäftszeichen. Bald hielten sie dem ausländischen und besonders dem englischen und amerikanischen Wettbewerbe stand. Auf der ersten Weltausstellung von 1851 zu London erhielten die Brüder Arnold und Reinhard Mannesmann für ihre Leistungen die höchste Auszeichnung in Form einer goldenen Ehrenmünze und später auf jeder weiteren Weltausstellung die gleichen Anerkennungen, so 1867 zu Paris bis 1900 daselbst. 1867 entwickelte der Remscheider Gewerbeverein durch die Pariser Weltausstellung ein reges Leben. Diese wurde durch eine Anzahl von Mitgliedern beschickt. Zu den Kosten steuerte die Vereinskasse 150 Taler bei. Die Preisrichter hatten Reinhard Mannesmann sogar für das Kreuz der französischen Ehrenlegion vorgeschlagen. Napoleon III. jedoch versagte die Verleihung und schrieb an den Rand der Vorschlagsliste „Un Prussien ne-jamais!" Im Anschluss an die zu Paris errungenen Erfolge wurde Reinhard Mannesmann von König Wilhelm I. von Preußen der Kronenorden 4. Klasse verliehen.

Die wagemutigen Brüder Mannesmann führten auch frühzeitig in ihrem Betriebe die Dampfkraft ein. Laut Remscheider Verwaltungsunterlagen bat Reinhard Mannesmann 1856 um Genehmigung zur Aufstellung von vier Dampfhämmern und der zum Antriebe erforderlichen Dampfmaschine. Um 1861/63 stellten die Brüder weitere Dampfhämmer auf. Beizeiten auch wandelten sie später die Feilenerzeugung vom ursprünglichen völligen Handbetriebe auf Maschinenanfertigung um. 1874 entstand die großzügige Werkanlage an der oberen Bliedinghauser Straße und Bahnstraße, die noch heute den Kern des Betriebes von A. Mannesmann bildet. Den Grundplan für die später zu­sammengeschlossene Erzeugung hatte Reinhard Mannesmann vor dem Baubeginn festgelegt, um deren richtiges „Fließen" durchführen zu können. Er fing mit der Stahlherstellung an und brachte dann allmählich die verschiedenen Fertigungszweige in die neuen Werkstätten.

Das Hauen der Feilen blieb ursprünglich Haus-, also Heimarbeit. Jeder Feilenhauer hieb bestimmte Feilen- und Raspelnsorten. Nach dem Schliff holte er sie unbehauen selbst ab und brachte sie gehauen zurück. Daheim hatten die Feilenhauer als Meister eine Haukammer mit Gesellen und Lehrlingen, meist ihren eigenen Kindern, Söhnen und Töchtern. Mannesmanns Feilenhauerei beschäftigte mehrere hundert Arbeiter. Das Hauen war eine Kunst und erforderte eine große, zur Vererbung gewordene Geschicklichkeit.

Aus der Zeit der Aufstellung der ersten Dampfhämmer durch die Brüder Mannesmann geht im Volksmunde noch ein reizendes Geschichtlein um. Von dem 1861 geborenen und 1950 erstorbenen Dr.-Ing. eh. Karl Mannesmann habe ich es mir vor Jahren bestätigen lassen. Als der erste Dampfhammer laufen sollte, hatten sich viele Leute neugierig gespannt und erwartungsvoll vor dem Mannesmannschen Werke zu Bliedinghausen angesammelt, um Zeuge des bedeutsamen Ereignisses zu sein. Wie nun die ersten lauten Hammerschläge erdröhnten, begei­sterte sich die Volksmenge und schrie: „Horra, de Masching gi'eht!" Plötzlich aber ward es still. Da rief einer aus der Menge: „Horra, se gi'eht nit!" Nachdem jedoch kurz darauf die Donnerschläge wieder und ununterbrochen erschallten, brauste es aus der angesammelten Masse: „Horra, se gi'eht doch!"Von dieser Stunde an entstand das geflügelte Wort: ,,Do hüöt sech doch derr Mannesmann bie op!" als Ausdruck des Erstaunens für schier unglaubliche, an Wunder grenzende Leistungen. „Verdammt on Donnerkiel", sagte das Volk, „derr Uöhm Re'inhatt kann et all!" Es war überzeugt, dass ihm von seinen Plänen nichts misslingen und er das andern Unmögliche meistern könne.

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