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Lüttringhauser Familien im 17. und 18. Jahrhundert (8)

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Aus: „Bergische Wegbahner. Persönlichkeiten und Geschlechter aus Remscheid, Lennep und Lüttringhausen“. Herausgegeben 1951 vom Vorstand des Bergischen Geschichtsvereins e.V. Abteilung Remscheid.

von E. Erwin Stursberg

Die Familie Stursberg: Der namengebende Stammhof wird bereits um 1350 genannt. Rund 100 Jahre später erscheint als erster Namensträger ein Wynolt zu Stursberg, der offenbar als Fuhrmann zu den kleinen Leuten der Hanse gehörte und gelegentlich Geschäfte auf eigene Rechnung tätigte. Sein Sohn Sybel stand 1487 an der Spitze der wohlhabendsten Lüttringhauser, die zu einer Guldenanleihe des bergischen Herzogs beisteuerten. Außerdem stiftete er zum Gedächtnis seines Vaters eine Kirchenrente, die im 16. Jahrhundert durch seinen Nachfolger Bernd Stursberg abgelöst wurde. Dieser Bernd und seine Nachkommen waren Messerschmiede, und in ihren Händen befanden sich schon früh mehrere Schleifkotten, denen eine Reihe von Hammerwerken folgte. 1607 besaß Theiss zu Stursberg einen Schleifkotten unterhalb der Hermannsmühle, der später in einen Reckhammer umgebaut wurde und unter dem Namen Bärenhammer bekannt ist. 1623 wurde dieser von Allof zu Stursberg betrieben, dessen Vetter Franz Stursberg mit dem Beinamen Sirachs nicht viel später einen Kotten unterhalb Speisberg sein eigen nannte. Etwa gleichzeitig gelangte auch der ebenfalls unterhalb der Hermannsmühle gelegene Doppelkotten Goldenbergs in den Besitz dieses Stursbergschen Familienzweiges, wonach dann der Kotten den Namen Sirachskotten erhielt.

Im selben Zeitabschnitt hatte ein anderer Franz aus der Familie, der in Lennep ansässig geworden war und durch seine Heirat mit Anna von Hagen Anschluss an die dortige Ratsverwandtschaft und Kaufmannschaft gefunden hatte, sich dem Handel mit Tuchen zugewandt. Sein Sohn Engelbert zog nach Köln und erwarb 1643 dort das Großbürgerrecht. Als Großkaufmann zog er bald in den Rat der Stadt ein, wurde Gewaltrichter, heiratete in drei Ehen immer höher hinauf, ließ seine Söhne die Rechte studieren und erwarb große Reichtümer. Vier seiner Söhne waren Tuchkaufleute wie er, aber ein fünfter wurde Doktor beider Rechte, Apostolischer Protonotar und Dechant von St. Georg in Köln, von seinen Zeitgenossen bezeichnet als „großer und gelehrter Mann".

Die Familie blieb immer mit der Heimat in Verbindung, wo inzwischen die ehemaligen Messermacher und Kottenbesitzer ebenfalls zum großen Teil zur Kaufmannschaft übergegangen waren. Besonders die Brüder Johannes (1657—1730) und Peter Stursberg (1665—1703) waren durch ihren Ehen mit Töchtern aus den an­gesehenen Iserlohner Familien Schmolle und Wichmann mit den dortigen Wirtschaftskreisen in engste Verbindung gekommen. Da die Schmölles die Iserlohner Kratzendrahtindustrie begründet hatten und als Monopol betrieben, war es den Brüdern Stursberg nicht schwer, den Alleinverkauf des Kratzendrahtes für die Tuchmacher im Gebiet von Lüttringhausen, Lennep, Hückeswagen und Wipperfürth an sich zu ziehen und ebenfalls zu monopolisieren. Ihre Gewinne waren auch danach. Johannes Stursberg konnte mehrere Hausplätze erwerben und Wohnhäuser darauf errichten, dann nahm er das sogenannte Opfergut in Pacht, brachte den Felderhof in seine Hand, erwarb weiteres Gelände von der Kirchengemeinde und errichtete schließlich den „Neuenhof", der Gast- und Rasthaus für Fernfuhrleute und gleichzeitig Johanns Warenlager und Hanelskontor war.

Ein Heinrich Stursberg (1701—1775), wohnhaft am Kranen, bewirkte damals den Aufstieg eines anderen Familienzweiges. In drei Ehen war er verheiratet mit Töchtern der Hammerwerksbesitzer Motte, Steffens und Hilbertz und brachte dadurch ehemalige Besitztümer der Familien Motte, Reinshagen, Goldenberg, Luhn, Halbach und Hilbertz in seine Hand. Seine Nachkommen sind größtenteils Kaufleute und Fabrikanten geworden. Das Wahrzeichen dieser Linie ist der „Kranerhof", heute der Sammelpunkt der Gesamtfamilie. Der Erbauer dieses Hofes vereinigte drei Raffinierhämmer in seiner Hand, ein Vetter besaß gleichfalls drei, ein anderer zwei solcher Werke. Insgesamt sind mindestens zwölf Hammerwerke und sechs Schleifkotten für kürzere oder längere Zeit in Stursbergschem Besitz gewesen, ebenso die ersten, von Namensträgern errichteten Dampfschleifereien.


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