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Als Sichel und Sensen an Bedeutung verloren

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Junger Hammerschmied beim SAusschlagen von Ferilen im Heyenbrucher Hammer. Foto: SchmidtSeit etwa 1700 war die Zahl der in der Remscheider Gegend gefertigten Waren des weiterverarbeitenden Gewerbes ständig durch Aufnahme anderer Artikel vermehrt worden. Die landwirtschaftlichen Geräte (Sense, Sichel) verloren an Bedeutung, und es entstand die Bergische Werkzeugindustrie. Über die Anfänge der gewerbsmäßigen Herstellung der einzelnen Werkzeuge im Bergischen liegen für die ältere Zeit nur unvollständige Angaben vor. Wenn es auch feststeht, dass Bergische Kaufleute Muster aus fremden Ländern von ihren Reisen mitbrachten und auf diese Weise zahlreiche neue Artikel in die Fabrikation überführten, so bringt uns diese Tatsache doch für den Nachweis der wirklichen Herstellungszeiten nur in den seltensten Fällen weiter. Die uns überlieferten Musterbücher (Vorläufer der Kataloge) sind nicht verlässlich, weil oft die Herstellungsweisen in geheimnisvolles Dunkel gehüllt wurden und man in diesem Fall nur zufällig klarer sieht, falls einmal Beanstandungen eine Ware vor das Forum der damals zuständigen Wirtschaftsvertretungen brachten. Remscheid wurde jedoch tatsächlich anerkannter Mittelpunkt der deutschen Werkzeugindustrie. Die Werkzeuge begründeten seine heutige Stellung in der weiterverarbeitenden Industrie Deutschlands und seinen Ruf in der ganzen Welt.

Zu den schon im 17. und 18. Jahrhundert hergestellten Hobeleisen und Zimmermannsgeräten, wie Sägen, Bohrern, Beiteln u. a. und den Feilen traten die verschiedensten Werkzeuge für alle möglichen Berufe. Wir können aus dieser gewaltigen Fülle hier nur die wichtigsten Artikel herausgreifen.

1. In Remscheid liegt die größte Anzahl der deutschen Betriebe, in denen Handwerkzeuge für die Metallbearbeitung angefertigt werden. Der wichtigste unter ihnen und zugleich der hervorstechendste Remscheider Artikel ist die Feile. Remscheid selbst ist der heutige Hauptort der deutschen Feilenfabrikation. Um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts wurden Feilen aller Art auf dem Schmiedeamboss durch den Meister mit ein oder zwei Zuschlägern geschmiedet, dann zu den Wasser-Schleifkotten gefahren, dort geschliffen, darauf von den Feilenhauern in deren eigenen Werkstätten gezogen und mit Hieben versehen. Alsdann erhielt sie wieder der Feilenschmied, der die Ware fertig machte. Die einzelnen Vorgänge waren Arbeiten verschiedener selbständiger Meister.

Die in Remscheid in den 1830er Jahren hergestellten Feilen waren minderer Qualität und dienten vornehmlich Exportzwecken. Ihr Rohmaterial war Raffinierstahl. Es ist mit das grösste Verdienst Reinhard Mannesmanns, hier Wandel geschaffen und als erster den Gedanken der Qualität vorangestellt zu haben. Auf Reisen im Ausland erkannte er, dass die deutschen hinter den englischen Feilen zurückstanden, während sie früher vor diesen den Vorrang gehabt hatten. Er ging nach England, erlernte dort die Feilenfabrikation und gründete, zurückgekehrt, durch Vereinigung der Arbeitsprozesse die erste deutsche Feilenfabrik gemeinsam mit seinem älteren Bruder Arnold. Es glückte, durch Verwendung nur allerbesten Stahls, nicht allein Ware erster Güte, sondern auch gleichmäßige und gleichwertige Erzeugnisse zu liefern, die erfolgreich mit den ausländischen in Wettbewerb traten. Gegenüber dem damals häufigen Brauch, die noch minderwertigen Fabrikate mit fremden Stempeln und Zeichen zu versehen10), prägte die Firma Mannesmann, im Vertrauen auf die hervorragende Beschaffenheit ihrer Feilen, diesen den eigenen Namen auf und übernahm damit für jedes einzelne Stück die Gewähr für tadellose Qualität. Andere Fabrikanten folgten dem Beispiel. So war Reinhard Mannesmann der „Lehrmeister der Remscheider Qualitätsindustrie.

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