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Channel: Waterbölles - Geschichte
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Fässer mit Schwertern gingen nach Flandern

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Die ersten Anzeichen eisengewerblicher Tätigkeit im Bergischen fallen in die Mitte des 13. Jahrhunderts. Sie beziehen sich mit Sicherheit auf Solingen und mit großer Wahrscheinlichkeit auf Ratingen und die Orte im Wupperviereck. Sie finden sich in der sogenannten Maklerrolle vom Jahre 1252, mit der die Gräfin Margarete von Flandern und ihr Sohn Guido die Gebühren für den Handel des deutschen Kaufmanns in Flandern festsetzten, und in dem gleichzeitig mit der Maklerrolle er­lassenen Zolltarif von Damme, die sich gegenseitig ergänzen. Der Maklerrolle zufolge betrugen die zu entrichtenden Gebühren „van alrehanden groten banden also Vrankenvordsdie ende Bremsche ende Zolinghe van elken sticke drei pfennig sterlinge".

Bei der Suche nach den Waren, die die großen Solinger Gebinde enthalten haben könnten, finden wir in der Zollrolle einen Posten, der dem aus späterer Zeit bekannten Solinger Ausfuhrgut entspricht, nämlich Fässer mit Schwertern! Da es damals üblich war, solche Fässer mit einem den Herkunftsort ausweisenden Brandzeichen zu versehen, muss der Solinger Brand zu jener Zeit schon gut bekannt gewesen sein, sonst wären die Solinger Gebinde nicht als Beispiel in einem Zuge mit solchen aus Frankfurt und Bremen genannt worden. Mit anderen Worten: Die Solinger Waren bzw. Schwerter stellten um die Mitte des 13. Jahrhunderts in Flandern bereits ein gängiges Gut dar! Dazu passt, dass das Gerresheimer Heberegister von 1218/31 einen im Solinger Gebiet wohnenden Tirricus Scerping namhaft macht. Einen Schärfer also, den wir als Schwerthandwerker ansehen dürfen, spricht man doch damals ganz allgemein — der Mönch von St. Gallen sei als Beispiel genannt — vom Härten, Schärfen und Polieren des Schwertes. Von den übrigen in der Dammer Zollrolle genannten Handelsgütern sind vor allem noch zwei Warengruppen für uns interessant. Das sind die Scheren verschiedener Art sowie Sicheln und Sensen, die im Hundert gehen.

Wie die Schwerter jahrhundertelang das charakteristische Ausfuhrgut Solingens waren, so stellten Scheren bis zum 30jährigen Krieg das typische Erzeugnis Ratingens dar. Sie gingen in allen Größen, als Tuch-und Schafscheren, Hand- und Knippscheren, einzeln, in Körben und in Fässern, waren in allen Ländern mit Schafzucht und Tuchgewerbe bekannt, und wurden in Spanien geradezu als „Ratingos" bezeichnet! Wer möchte da in Abrede stellen, dass die in Damme zum Umschlag kommenden Scheren wenigstens zum Teil aus dem bergischen Ratingen stammten?

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