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Als es noch das Bezirkskommando und die Reserve gab

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Colorierte alte Postkarte: Blick vom Turm der Lenneper Stadtkirche Richtung Schwelmer Straße. Von Dr. Wilhelm R. Schmidt

So mancher Lenneper erinnert sich noch gut an ein uraltes Gebäude, das früher am heutigen Fritz-Figge-Weg lag, von der Schwelmer Straße aus gesehen auf der linken Seite. Es war ein langgestreckter Bau an der damals noch schmaleren Gasse, die seinerzeit keinen eigenen Namen trug. Wegen der beengten örtlichen Gegebenheiten zeigen historische Fotos den Bau meist nur von der hinteren Frontseite oder aber in der Schrägperspektive, und nur bei den sog. Totalaufnahmen der Stadt Lennep, die z.B. von den Dächern der oberen Kölner Straße oder aus der Luft aufgenommen wurden, ist er seiner ganzen Größe und Länge zu sehen. Besonders ist dies der Fall auf Fotografien, die vom Turm der evangelischen Stadtkirche aus über die Berliner und die Schwelmer Straße hinweg in Richtung der katholischen Kirche gemacht wurden, dieser Blick ist auch auf mehreren alten Postkarten und sogar koloriert erhalten.

In Büchern über das frühere Lennep wird der Bau oft im Zusammenhang mit der alten katholischen Schule an der Mühlenstraße gezeigt, in der 1848 auch die erste Klasse der höheren Bürgerschule untergebracht war, und die 1849 als Cholera-Lazarett diente. Das hat insofern seinen Sinn, als diese Höhere Bürgerschule 1851 in den genannten Bau am heutigen Fritz-Figge-Weg zog, der ebenfalls in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden war. Sie blieb dort bis ins Jahr 1868, als in der Hardtstraße der Neubau der Bürgerschule erfolgte, die heutige Freiherr-vom-Stein-Schule mitsamt Tuchmuseum.

In unserem Zusammenhang ist der langgestreckte Bau von ganz spezieller Bedeutung. Nach mancherlei historischer Umnutzung steht diesbezüglich im Lenneper Adressbuch von 1903 zu lesen, dass darin das sog. Königlich Preußische Bezirkskommando und sein Hauptmeldeamt untergebracht waren. Die schmale Gasse dorthin zählte seinerzeit zur Schwelmer Straße und das Gebäude trug die Hausnummer 29. Das Bezirkskommando gehörte damals der Kreisverwaltung an und war um die Wende ins 20. Jh. eine militärische Behörde, die in Verbindung mit den Landräten vor Ort das sog. Ersatzwesen und dabei u.a. die Musterungen besorgte. Ferner oblag ihm die Organisation der beurlaubten Offiziere und Mannschaften, die Einberufung bei den Reserveübungen und der Mobilmachung sowie die Aufbewahrung der Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke der Landwehr und Reservebataillone. Der Bezirkskommandeur war in der Regel ein inaktiver Stabsoffizier.

Bereits im Lenneper Adressbuch von 1870 war eine Königliche Landwehrbehörde mit immerhin einem Bezirksfeldwebel als Leiter verzeichnet. Im Adressbuch von 1903 wurde als Zivilvorsitzender der Kreis-Ersatz-Kommission der Königliche Landrat Dr. Hentzen genannt, Nachfolger von Lambert Rospatt, Mitglied des Lenneper Landwehrvereins. Alte Lenneper Namen findet man dort wieder: Hager, Krautmann, vom Berg, Peipers, Girardet und Hammacher. Lennep besaß im Jahre 1903 übrigens diesen Landwehrverein immer noch in alter Frische, er tagte in der Poststraße 2, also im Berliner Hof, außerdem gab es damals einen Lenneper Krieger- und einen eigenen Kavallerieverein.

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