Mühlen, Schmiedehämmer und Schleifkotten waren unter anderem ausschlaggebend dafür, dass Remscheid mit seiner Werkzeugindustrie Weltgeltung erreichte. Qualitätserzeugnisse aus dem Morsbachtal und anderen Täler) waren schon ab 1300 n.Chr. gefragt, und man kam mit der Produktion kaum nach, weil die Schleifer immer neue Werkzeuge und Hilfsmittel produzierten, die das Arbeiten leichter machten. Der Erfindungsgeist kannte kaum Grenzen;, man darf als Remscheider aber auch nie vergessen, mit welchen Mitteln und unter welchen Arbeitsbedingungen unsere Vorfahren den Weltruhm erreichten.
Bekanntlich hatten es die Remscheider Schmiede verstanden, sich schon früh die zur Herstellung eines guten Werkzeugstahles am besten geeigneten Rohstoffe des Siegerlandes zu sichern. Aus den sogenannten Stahlkuchen, den Erzeugnissen der Siegerländer Stahlhütten, stellten sie durch einen Frischprozess den Rohstahl und aus diesen durch weitere Verfeinerung den Raffinierstahl her, mit dem sie nicht nur die Remscheider Werkstätten der Sensen-, Sichel- und Klingenschmiede, sondern auch das Solinger Kleingewerbe versorgten. Die Rohstahlhämmer, die auf ihren Frischherden riesige Holzkohlenmengen verbrauchten, zogen sich im Lauf des 18. Jahrhunderts in die entlegensten Waldschluchten zurück, wo ihnen nicht nur starke Wasserkräfte, sondern auch die erforderlichen Brennstoffe zur Verfügung standen. Zum Beispiel befand sich unter dem von dem Remscheider Clemens Boecker begründeten Boeckershammer im Eifgental noch um 1900 neben zwei Raffinierhämmern ein Rohstahlwerk mit zwei Frischfeuern.
An den Remscheider Bächen arbeiteten um diese Zeit außer Eisen-, Breit- und Reckhämmern nur noch Raffinierstahlbetriebe, die sich der Steinkohlenfeuerung bedienten. Die Heranschaffung des Siegerländer Materials erfolgte auf der sogenannten bergischen Eisenstraße, die aus dem Gebiete des Ferndorftales über Krombach, Olpe, Derschlag,Gummersbach, Marienheide, Wipperfürth, Hückeswagen, Goldenbergshammer und Engelsburg nach Remscheid führte. Als Beförderungsmittel dienten zweirädrige Karren, mit denen man die Tücken der tief ausgefahrenen schmalen Hohlwege noch am besten überwinden konnte. Diese Karren wurden durchschnittlich mit sieben Mesen Rohstahl beladen. Das geht aus einem alten Abrechnungsbuch des Fuhrmanns Franz Hundt aus Kirchesohl bei Olpe hervor, der um 1780 die Hämmer des oberen Morsbachtales mit Rohstahl belieferte. Da eine Mese zu 140 Pfund gerechnet wurde, betrug eine Karrenlast rund 1.000 Pfund.
Der Fuhrmann Franz Hundt bezog den Rohstahl in den Jahren 1780 bis 1782 teils von Johannes Liese in Olpe, teils vom Gerichtsscheffen Johann Becker in Rehringhausen bei Olpe. Bei der Ablieferung seiner Ladung zog Franz Hundt sofort den Geldbetrag ein und beglich dann bei der Rückkehr seine Schuldigkeit beim Rohstahllieferanten. Für die Mese Rohstahl erhielt er 2 1/2 bis 4 Kronentaler. Sein Fuhrlohn für die Karre betrug 3 1/2 bis 7 Kronentaler. Manchmal erfolgte die Bezahlung auch in Reichstalern oder in Konventionstalern, einer Münze, die Österreich im Jahre 1748 durch Staatsvertrag eingeführt hatte und die auch in den meisten anderen deutschen Landesteilen gangbar war.
Das Absatzgebiet des Franz Hundt war, wie bemerkt, das obere Morsbachtal, sprich Leyerbachtal, wo sich damals in dem Gebiet zwischen Haddenbach und Halbach zahlreiche Raffinierstahlhämmer in Tätigkeit befanden. Unter seinen Kunden treten besonders ein Honsberg auf dem Goldenberg (Clarenbacher Hammer) und ein Honsberg in der "Hormcke" oder "Hormckebech", das heißt in der Haddenbach, hervor. Ferner lieferte er an Johann Graber auf dem Goldenberg, Caspar Hasenclever auf dem Goldenberg und einen gewissen "Spad" (Späth?) in der "Halbike" (Halbach). Johann Graber war der Erbauer des schönen Rokokohauses auf dem Goldenberg gegenüber der dortigen Turnhalle. Er betrieb einen Stahlhammer am Leyerbach und einen besonders leistungsfähigen Raffinierbetrieb am Herbringhauser Bach, kurz vor der Einmündung desselben in die Wupper.
Weitere Mitteilungen ergeben, dass ein Verwandter des Franz Hundt, Christian, am 27. November 1772 eine Karre Stahl an Peter Hasenclever und eine weitere am 11. Dezember 1772 an Peter Hornbrinck (Haddenbrock) in Remscheid lieferte. In den Akten der Familie Hundt zu Kirchesohl befindet sich auch noch ein Passierschein für Franz Hundt, "der die Karren Eisen ins Bergische fährt", ausgestellt am 13. Oktober 1795 zu Meinerzhagen.
Haddenbach, Clarenbach und Nüdelshalbach sind eigentlich als eine große Ortschaft zu sehen. Hier treffen sich die Gewässer des Leyerbaches, des Diepmannsbaches und des Mückenbaches, um fortan Morsbach genannt zu werden. Der Leyerbach war mit einem Wasseraufkommen, das etwa dem des Gelpebaches entspricht, in historischer Zeit ein sehr arbeitsintensiver Bach. Ich zählte nicht weniger als 24 Arbeitsstätten mit allen drei vorkommenden Nutzungsarten: Schleifkotten, Schmiedehämmer und Mühlen. Da dieser Bach auch Ronsdorfer Bach genannt wird, müssen wir vorweg noch erwähnen, dass der Bach von Ronsdorf kommend in den Morsbach fließt. Ronsdorf war übrigens bis 1737 dem Lüttringhauser Kirchspiel zugehörig.
Der Clarenbacher Kotten steht als erster am letzten Teich des Leyerbaches, wo sich heute eine ehemalige Tankstelle ausmachen lässt. Er wird 1661 erwähnt, als er durch Lutter Friedrich neu erbaut wurde. Der Vorgängerkotten war dem 30jährigen Krieg zum Opfer gefallen. Der Teich wurde gleichsam aus Diepmannsbach und Mückenbach bewässert. Die Ortschaft Clarenbach wird erstmalig erwähnt 1495 als Clarenbeck, dann 1564 als Clarenbech, 1597 als Clarenbach und ab 1683 in der jetzigen Fassung Klarenbach.
1804 werden im Zusammenhang mit dem Kotten erstmalig Produkte genannt: Sägen und kleine Waren. 1841 wird der Kotten von Tillmanns zu Stursberg verkauft an Johann Karl vom Stursberg (1813-1886) wohnhaft am Kranen. Die Nachnamen entsprachen meistens den Stadtteilen, wo sie wohnten. Die Stursbergs nannten sich in der Folgezeit Stoßberg.
Zwischen 1866 und 1870 ist der Kotten auf Dampfkraft umgestellt worden. Vater Stursberg baute auf den Schleifkotten ein Wohnung und ein Dachgeschoß. Die vier Söhne arbeiteten als Schleifer im Kotten mit. Der jüngste, Julius Stoßberg (1853-1896), übernahm nach dem Tode des Vaters nicht nur die Dampfschleiferei, sondern auch den vom Vater gegründeten Kohlenhandel.
Seit 1926 war der Schleifkotten nicht mehr in Betrieb. Danach ist der Teich zugeschüttet worden und wurde als Garten verwendet, bis man ihn in den 50er Jahren mit einer Tankstelle bebaute. In den 70er Jahren wurde aus der Tankstelle eine Reparaturwerkstatt für Kraftfahrzeuge. Heute (in 2003) ist absolut nichts mehr zu erkennen, weder vom Obergraben (da steht die Schmiede der Stahlwerke Grimm) noch vom Teich. (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid Herausgegeben von Günther Schmidt Band 4 - Leyerbach, Diepmannsbach, Mückenbach)