Geht man im Bornscheid den Weg nach unten Richtung Ronsdorfer Straße, kommt man nach etwa 50 Metern in die Ortschaft Leyermühle, die früher auch Halbacher Mühle genannt wurde. Bereits 1617 wurde der Wohnplatz Bornscheid (Börntgen) genannt. Im 19. Jahrhundert entstanden zwischen dem Börntgen und der Leyermühle mehrere Wohnhäuser, wodurch auf die ganze Häusergruppe der Name Leyermühle übertragen wurde, während der Name Bornscheid bzw. Börntgen nur noch als Flurname weiterlebt. Die Mühle bekommt das Wasser aus dem Leyerbach, der aus einem langen Obergraben abzweigend zur Mühle hin immer breiter wurde und als Teich fungierte. Viel ist heute von dem ehemaligen Teich nicht mehr zu erkennen, da die Flurbereinigung und ein neues Regenrückhaltebecken in 2003 dafür sorgten, dass uralte Zeitzeugen verschwanden. Aber wenden wir uns erst mal der Geschichte zu:
Die Leyermühle wurde als zwangbare Kameralmühle auf Kosten und Anhalten der Eingesessenen der Hohenhagener und Erbschlöer Honschaft im Jahre 1565 erbaut. Der Mühlenzwang oder auch Mühlenbann wurde von dem damaligen Landesherrn oder dem adeligen Grundherrn als Privileg auferlegt. Dieses zwang den Bauern, den Bäcker oder auch Brauer, sein Mahlgut in einer bestimmten Mühle mahlen zu lassen. Die Mahlgebühren waren in diesem Privileg festgesetzt und hießen Malter. Dieses Malter als Getreidemaß umfasste 48 Becher; 2 Becher je Malter betrug die Mahlgebühr, die der Müller vom Mahlgut einbehalten konnte. Das Privileg selbst ist im frühen Mittelalter Weisung der Kirche oder des Königs, kirchliche Angelegenheiten betreffend. Im Spätmittelalter war es auch Sonderrecht mit dauernder Geltung auch für den Adel, der Geistlichkeit, der Städte und Zünfte.
Die Leyermühle war entstanden, weil es den Bauern und Zulieferern aus dem Leyer- Diepmanns- und Mückenbachtal auf Dauer zu weit war, bis zur Beyenburger Mühle zu fahren. Mühlgraben und Teich waren Eigentum des Besitzers der Obersten Halbach Peter Vormann (1597). Dieser erhielt von den Pächtern der Mühle für die Benutzung des Teiches eine Jahrespacht von einem cölnischer Goldgulden. Peter Vormann auf der Halbach war nicht nur Besitzer der Obersten Halbach, sondern auch Bauer. Er wurde Pächter und Müller der Leyer- und auch der Hermannsmühle, war sowohl Schmied, Kaufmann und zumindest Teilbesitzer der am Halbacher Bache (Leyerbach) stehenden Hammer- und Schleifbetriebe. Er war Vorsteher (daher der Name Vormann) der Hofesgemeinde "Auf der Halbach" und bekleidete längere Zeit das Schöffenamt im Gericht Lüttringhausen und war sicherlich ein hochangesehener, einflussreicher Mann in der Kirchengemeinde.
Die erste nachgewiesene Eintragung gehört 1601 dem "peter uffm Hagen" (andere Schreibweise: Petere uff der Hägen), der mit seinen Erben für zwölf Jahre die Mühle mit 180 Rtl. Erkenntnis betrieb. ( ). 1739 wurde die Mühle an Johann Dieter Büseken (oder ähnlich) verkauft, der 300 Rtl. an die Stadt Ronsdorf abzugeben hatte. Am 6. April 1748 hatte die Stadt Ronsdorf die Leyermühle von Kurfürst Karl-Theodor in Erbpacht zugewiesen bekommen. Sie hoffte, mit den Gebühren des Mühlenzwanges für alle Bauern, Bäcker und Brauer ein gutes Geschäft zu machen. Die Mühle florierte und ergab beträchtliche Einnahmen an die Stadt. Als Müller beschäftigten sie einen städtischen Angestellten. 1804 erklärte Herzog Wilhelm von Bayern (als Wilhelm von Pfalz- Birkenfeld) den Vertrag für ungültig, weil er nicht mit einem landständischen Konsens versehen war. 1805 entzog sich die Honschaft Wallbrecken der Zwangsgerechtigkeit. 1809 wurde das Dorf Lüttringhausen vom Mühlenzwang befreit.
Bereits 1806 hatte die Regierung Murat den Vertrag gekündigt und bot die Mühle für 21000 Reichstaler zum Verkauf an. Napoleon brauchte wohl Geld. Ronsdorf musste zugreifen und verlor das Geld, nicht nur, weil 1809 Lüttringhausen ausschied, sondern weil 1811 durch ein französisches Dekret die Bannrechte restlos aufgehoben wurden. Somit war die Mühle wertlos. Nach elend langen Prozessen zahlte der preußische Staat 1832 nur eine geringe Entschädigung.
Zwischen 1826 und 1833 versuchte die Stadt den Schaden zu begrenzen, indem man die Mühle verpachtete. Es gab aber Ärger: Der neue Müller Peter Kleinelbeck, später "Schenkwirt an der Leye", zahlte die Pachtsumme nicht, und der Müller Jacob Arrenberg musste entlassen werden, weil er dem Trunke verfallen war. Nachdem dieser aber geheiratet hatte, bekam er Jahre später die Mühle verpachtet; offensichtlich hatte seine Frau ihm das Trinken abgewöhnt.
1833 war die Mühle in einem baufälligen, desolaten Zustand und wurde am 19.April dem Fiskus übergeben. Das alles kam durch die unzureichenden Verträge seitens der Stadt Ronsdorf, die keine klaren Richtlinien enthielten. Da sollte zum Beispiel schon 1830 ein neues Wasserrad eingebaut werden, doch weder der Pächter noch die Stadt noch der Staat fühlten sich zuständig.
1848 wurde die "Halbacher Frucht- Wassermühle" versteigert. Conrad Müller kaufte sie, und in den Unterlagen hieß sie fortan " Tuchfabrik zur Leiermühle am Leierbach" mit Wehr und Konzession vom 7.1.1834. Sie wurde umgebaut zu einer "Tuchfabrik zu Leyermühle". 1853 war sie im Besitz von Otto Müller, der am 7.1.1859 eine Konzession zur Installation eines Dampfkessels mit 2 Atü zum Dekatieren beantragte und erhielt. Das Wasserrad wurde durch eine Wasserturbine Ersetzt, und 1865 erhielt der Besitzer die Konzession zum Bau einer Dampflokomobile. So gut ausgestattet lief die Fertigung bis etwa 1886, dann wurde die Mühle von einem neuen Besitzer Schlieper zu einem Wohnhaus umgebaut. Dieser machte schnelles Geld damit, indem er die Wohnungen oder Schlafplätze den damals an Straßenbahnstrecken und im Straßenbau beschäftigten Arbeitern vermietete. Überliefert ist auch noch, dass - nachdem die Straßen fertig waren - die Arbeiter, unter ihnen viele Fremdarbeiter aus Italien, beim Bau der Ronsdorfer Talsperre tätig waren.
Um 1900 erwarb Ludwig Hohage die ehemalige Mühle mit den dazugehörigen Grundstücken. Er richtete in der Mühle und einem Anbau ein Sägewerk mit einer Drechslerei ein. Mit seinem Sohn Karl stellte er in der Drechslerei überwiegend Feilengriffe her. Bis 1935 wurde nur mit der Wasserturbine, dann zusätzlich mit einem Dieselmotor und später mit Hilfe von Kraftstrom gearbeitet. 1943 wurde bei einem Bombenangriff alles zerstört. Ludwig Hohages Sohn Heinrich, der im Edelstahlwerk Gustav Grimm Hammerschmied Gelernt hatte, baute die Sägerei wieder auf. Er war sehr geschickt und machte sich vor und nach dem Krieg einen sehr guten Namen als Kottenzimmermann und reparierte manchen Hammer in der Umgebung.
Die Mühle selbst ist heute nur noch als Wohnhaus zu erkennen, wobei auf den Fundamenten der alten Mühle zwei Wohnungen errichtet wurden. Im Untergeschoß waren 1985 noch Teile der Wasserturbine und Reste aus der Zeit des Mühlenbetriebes zu sehen. (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid Herausgegeben von Günther Schmidt Band 4 - Leyerbach, Diepmannsbach, Mückenbach)