Als Kinder mussten wir die Feilen vom Vater in den Wellershaus-Kotten bringen zum Schleifen. Da bin ich immer dem Hund gefahren. Man transportierte vielerlei Sachen mit Hund und Wagen. Ein Hund, der so einen Wagen ziehen musste, war so groß wie ein Kalb. Jedes Jahr musste man mit dem Hund zum Schlachthof, da wurde er untersucht und festgestellt, wie viel Zentner er ziehen durfte. Die Courts von Berghausen, die besaßen schon einen Esel, da hatten wir noch den Hund. Aber wir wollten keinen Esel, der war uns zu störrisch. Der Hund wurde so wie ein Pferd vor den Wagen gespannt. Wer selbständig war und viel liefern musste - die Metzger und die Bäcker -, hielt sich meistens einen Zughund. Ich erinnere mich noch an unseren Nero. Er war böse, stahl wie ein Rabe und konnte ewig fressen. Mein Vater holte immer Innereien und Freibankfleisch für ihn vom Schlachthof; das wurde am Bach etwas abgespült, und dann fraß der Nero es. Er kriegte auch noch Grütze gekocht. Unser Nero fraß alles. Welcher Rasse er angehörte, kann ich nicht sagen, man sieht sie jetzt überhaupt nicht mehr.
Kurzhaarige Hunde konnte man im Hatzelangk nicht halten. Die verschwanden im Kochtopf. Wir hatten seinerzeit einen schönen Fox. Auf einmal war er weg. Wir haben wie verrückt nach ihm gesucht. Dann kam jemand zu meinem Vater in die Schmiede und fragte: ,Fritz, vermsste nix?' - ,Wieso? Doch, unsern Fox vermiss ich.' - ,Och, der hätt guot geschmackt.' Im Hatzelangk wurde viel Hundefleisch gegessen, auch Katzenfleisch. Ich weiß nicht, ob man die Hunde schlachtete, weil es immer hieß, Hundefett sei gut für die Lungen, oder einfach, weil man ein Stück Fleisch im Topf haben wollte. Aber man aß keine langhaarigen Hunde. Ich ging mal zum Hatzelangk, um jemanden zu besuchen, und hatte meinen Hund dabei. Da traf ich Leute auf der Straße, die sagten mir: ,Frau, gehen Sie bloß nicht en et Hatzelangk met demm netten Hongk.' - ,Do kann ech guot met en et Hatzelangk met goann, dat es enn Langhöörigen, denn eät märr do nit.' Langhaarige Hunde stinken nämlich und deshalb wurden sie nicht gegessen." (F 1902) (aus: aber die Jahre waren bestimmt nicht einfach. Remscheider Zeitzeugen berichten aus Kindheit und Jugend. Von Gerd Selbach. Herausgegeben von der Volkshochschule der Stact Remscheid 1985.)