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Kirchenrecht sorgt für Zentralisierung von Macht

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von Uwe Blass

„Gleichstellungsinitiativen, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter innerhalb der Kirche einsetzen, weisen darauf hin, dass das Bild Marias als der idealen Frau immer wieder dazu genutzt wurde, von Frauen zu erwarten, passiv zu sein, still zu sein und keine Änderungen der geltenden Strukturen zu fordern“, sagt Dr. Astrid Heidemann **), Akademische Rätin für Systematische Theologie an der Bergischen Universität Wuppertal. Die Initiative Maria 2.0, auch Kirchenstreik genannt, forderte in einer Aktionswoche in Münster im Mai 2019 u.a., endlich Frauen für Weiheämter zuzulassen, und pushte damit erneut eine Debatte, deren Ende offen ist.

Die Initiative Maria 2.0 ist nicht die einzige Vereinigung, die sich für mehr Rechte von Frauen einsetzt. Der Name sei eine Art Kunstbegriff, erklärt die Theologin und stelle ein Gegenbild zum traditionellen Marienbild dar. „Das wäre das in der Kirche jahrhundertelang tradierte Bild Marias als einer hingebungsvollen aber letztendlich auch passiven Dienerin Gottes, von der keine eigenen Aktivitäten, schon gar nicht eigene Bedürfnisse ausgesagt werden und von der auch keine autonomen Positionierungen bekannt sind, außer der sehr anstößigen Geschichte, dass sie bereit war, ein Kind zur Welt zu bringen, für das sie keinen - schon gar keinen ehelichen -Erzeuger angeben kann“, erklärt Heidemann und fährt fort, „und selbst dieser Punkt wurde noch glorifiziert als die Einheit von Jungfräulichkeit und Mutterschaft.“

Die Forderung nach einer besseren Sichtbarkeit von Frauen in der Kirche sei nicht neu, sagt Heidemann. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) und teilweise darüber hinaus war es vielerorts in Deutschland bereits üblich, dass Frauen predigten, auch in Eucharistiefeiern – eine Praxis, die schlussendlich in Bezug auf die Homilie der Eucharistiefeier vom Kirchenrecht nicht unterstützt und 1997 vom Vatikan verboten wurde. Im März hat der Synodale Weg mit großer Mehrheit dafür gestimmt, dass diese Predigttätigkeit Laien und damit auch Frauen erlaubt werden soll, durch eine durch die Bischöfe zu erarbeitende Ausnahmeregelung.“

In der Church of England steht das Priesteramt Frauen seit 1994 offen, was zu einem Abbruch der bis dahin weit gediehenen ökumenischen Beziehungen zwischen der Katholischen Kirche und der Anglikanischen Kirche beigetragen hat, weiß Heidemann. „Papst Johannes Paul II. hat damals in seinem Apostolischen Schreiben Ordinatio sacerdotalis mit Blick auf die Anglikaner betont, dass die Katholische Kirche keine Vollmacht habe, Frauen die Weihe zu spenden, weil die geltende Ordnung auf eine göttliche Verfügung zurückgehe und die Gläubigen sich endgültig an diese Entscheidung zu halten haben. Die vor diesem Schreiben lebhafte Diskussion um die Ordination von Frauen wurde aufgrund des Schreibens nur noch unterschwellig fortgeführt, hat aber in den letzten Jahren wieder Fahrt aufgenommen.“

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