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Bismarckplatz stets ohne Denkmal für den alten Preußen

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Diese Postkarte vom Basmarckplatz wurde im August 1907 abgeschickt. von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Neulich wurde eine Anfrage an mich weiter geleitet, die sich auf den Lenneper Bismarckplatz bezog. Ein Spezialist, der schon mehrere Bücher über Bismarckdenkmäler in ganz Deutschland geschrieben hat, war wohl im Internet auf eine historische Mehrbildpostkarte von Lennep gestoßen mit der Bildunterschrift „Bismarckdenkmal“. Seine Frage war also, ob am Bismarckplatz ein solches Denkmal steht oder zumindest dort gestanden hat. Neben den vielen Bismarcktürmen - der Remscheider wurde im Jahre 1901 eingeweiht - gab es ja in der einschlägigen Zeit auch Bismarckstelen, Gedenksteine oder Steintafeln, die an den berühmten deutschen Politiker erinnern sollten. Heute werden diese Denkmäler in der Regel nicht wegen der Erinnerung an den preußischen Politiker erhalten und restauriert, sondern weil sie so schön einen aus Naturstein erstellten Aussichtsturm vorstellen oder in einen riesigen Findling bzw. eine ganze Findlingskomposition integriert sind, was alles auch ohne ein spezielles Bismarckgedenken Eindruck macht. Aus dem Remscheider Bismarckturm wurde bekanntlich eine Sternwarte.

Mir war bei der Lektüre der Anfrage durchaus klar, dass es in Lennep vor Ort niemals ein wie immer geartetes Bismarckdenkmal gab, vielmehr wurde ein anderer Tatbestand aus meinem Hinterkopf immer mehr präsent: dass es nämlich im postalischen Sinne oder unter dem Gesichtspunkt der Lenneper Straßenbezeichnungen, obwohl unter Straßenverzeichnis.de als Bushaltestelle recherchierbar, überhaupt gar keinen Bismarckplatz gibt. Der Bismarckplatz ist sozusagen als Ganzes, als ein geographisches und architektonisches Ensemble, ein Denkmal für den „Alten aus dem Sachsenwald“, der die deutsche und europäische Geschichte so nachhaltig beeinflusst hat. Die Apotheke Am Bismarckplatz liegt denn auch an der Poststraße 15 und die Gaststätte zum Bismarckplatz an der Kölner Straße 25. Wenn man sich die alten Fotos und die zahllosen Postkarten anschaut, die den Bismarckplatz etwa um 1910 zeigen, dann kann man durchaus zu dem 1 Der Bismarckplatz in Lennep um 1909 mit hölzernem Wartehaeuschen.jpg Eindruck gelangen, dass dieser unter den öffentlichen Plätzen der Kaiserzeit in Lennep der schönste war, denn in seiner Glanzzeit wirkte der Bismarckplatz nicht nur durch die umgebenden historischen Bauten, sondern durch ein Konglomerat sowohl nützlicher wie auch im Einzelnen sehr schöner Komponenten wie z.B. einem wunderschönen Brunnen, einem hölzernen Wartehäuschen sowie je einem Milch- und Wasserhäuschen.

Das Gesamtareal lag, zumindest was seine Grenze zu Kölner Straße anbelangt, immer schon an einer sehr wichtigen Verkehrsader, als aber im ersten Drittel des 19 Jahrhunderts die Poststraße entstand, vermehrte sich die Verkehrswichtigkeit noch weiter. Trotzdem fiel das Grundstück noch lange Zeit in Richtung Kölner Hof unspektakulär und unarrondiert ab, und es gibt noch Fotos aus der Zeit der Jahrhundertwende, die dort einen Gemüsegarten zeigen, Erst später wurden hier geordnete Blumenrabatte angelegt und der Löwenbrunnen stammt aus einer noch späteren Zeit.

Die Poststraße war einerseits eine Art Umgehungs- und Entlastungsstraße zur Vermeidung der Fahrt durch die Lenneper Altstadt, zum anderen aber entstand hier durch die finanzkräftigen Anrainer nicht nur die Möglichkeit verkehrsgünstiger Produktionsstätten und Handelshäuser, sondern damit im Zusammenhang wurden auch teure und großzügige Wohnbauten errichtet. Der nördliche Teil der Poststraße, also die Seite des heutigen Wohnens im Park ist verbunden mit den Fabrikanten Karsch, mehreren Hardts, Omar und Houwald Hölterhoff, und am unteren Teil mit den Namen Schürmann und Schröder. Die neue Poststraße, man nannte sie zunächst so, weil es noch eine alte, nämlich den Gänsemarkt gab, bildete bald den Anfang des sog. Speckgürtels der Stadt, zu dem auch der Thüringsberg zählte, an dem ebenfalls an der Nordseite zwischen 1830 und 1870 die prächtigen Fabrikantenvillen von Hardt und Buchholz entstanden.

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