Remscheid, das ist kein Platz, an dem sich je große Geschichte ereignet hat. Das Kriegsgeschrei früher Tage und die spektakulären Friedensschlüsse fanden anderswo statt. Wenn in ganz Deutschland die Völker aufeinanderschlugen, bekamen die Ur-Remscheider zwar auch ihren Teil ab, denn Notzeiten verschonten das Bergische Land nicht. Aber nur Mitläufer zu sein im Weltgeschehen sichert keinen Platz in Geschichtsbüchern. Remscheid war zuerst ein Hof mit wenigen Häusern an einem Hang irgendwo im Viereck der Wupper. Durch den Willen Napoleons zu kommunaler Neuordnung wurde es Stadt, ohne diesen Namen vom baulichen Bild her rechtfertigen zu können. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs es zu einem geschlossenen Gebilde heran, und um 1880 begann es richtig zu leben, als kommunale Gemeinschaft mit eigenem Bewusstsein. Remscheid war ins Blickfeld allgemeiner Aufmerksamkeit geraten, weil einige geniale Männer wichtige Weichen gestellt hatten, die den Eintritt ins Industriezeitalter für die Bewohner dieser Stadt einhergehen ließen mit für die damalige Zeit revolutionären Annehmlichkeiten. Doch wäre es ungerecht, alles was vor dem großen Aufschwung Remscheids geschah, einfach zu unterschlagen. Einer neuen Geschichtsschreibung bei der Betrachtung dieser Anfänge bedarf es nicht, denn die hat Erwin E. Stursberg erst 1969 gültig besorgt. Hier sei nur kurz festgehalten, wie das mit Remscheid begann, ehe wir uns … der Zeit zwischen 1880 und 1939 nähern.
Menschen hat es im Waldland des Wupperbogens frühestens vor 5.000 Jahren zum ersten Mal gegeben. Sie kamen nicht als Siedler, sondern als Durchwanderer. Und das blieb so bis in die Frankenzeit. Die Spärlichkeit der Funde spricht hier eine eindeutige Sprache. In der Zeit, da die Sachsen und Franken um die Vorherrschaft in den Ländern längs des Rheins rangen, hatte der Bergrücken, auf dem später Remscheid entstehen sollte, eine trennende Funktion. Doch mit Karl des Großen endgültigem Sieg konnte die bis dahin natürliche Grenzscheide zur verbindenden Klammer werden. Sachsen und Franken trafen sich im Wupperviereck zu friedlichem Miteinander.
Mit dem Ende der Sachsenkriege sind im 9. Jahrhundert große Waldstücke als Lehen an bäuerliche Siedler vergeben worden, und einer dieser Siedler hieß vermutlich Rembold oder Rembert. Denn als der Name der Stadt, um die wir uns hier mühen, zum ersten Mal in Urkunden auftaucht, ist meist von »Rembscheid« die Rede. Die Namengeberrolle des Hofes Remscheid für das spätere größere Gemeinwesen findet eine einfache Erklärung: das Scheid oder die Wasserscheide war die Bezeichnung für das gesamte Gebiet des Bergrückens. Als sich nun der erste Lehensträger fand, hieß dieses Land „das Remscheid«. Und bei dieser Bezeichnung blieb es auch, als sich aus vielen Höfen anderen Namens eine Stadt bildete. Die Mundart beweist die Richtigkeit dieses Gedankengangs bis heute, denn alle alten Remscheider behaupten von sich, em Remschet zu wohnen, im Remscheid also, der frühmittelalterlichen Gemarkung.
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