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Channel: Waterbölles - Geschichte
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März 2015: Der Waterbölles blättert zurück

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Kleingartenanlage in Remscheid. Foto: Hans Georg Müller. Haben Sie mal „Asterix bei den Briten“ gelesen? Da gibt es eine hinreißende Szene, in der ein englischer Gartenfreund mit einer kleinen goldenen Sichel gerade das letzte höhere Hälmchen auf seinem ansonsten makellosen Rasenteppich entfernt. Gerade sagt er voller Stolz: „Nach 2000 Jahren intensiver Pflege wird mein Rasen recht annehmbar sein“, als vor ihm ein römischer Streitwagen vorbeiprescht, eine Hecke niederwalzt und auf dem „Green“ zwei tiefe Räderspuren hinterlässt. Der Engländer räuspert sich erst und sagt dann “Shocking!“ Merke also: Wenn irgendwo zwei Kulturen aufeinanderprallen, kann es zu Problemen kommen. Auch in einer Gartenlauben-Idylle. Beispielsweise, wenn in diesem Rentner-Refugium eine italienische / spanische / portugiesische / türkische / ??? / Großfamilie eine Parzelle bezieht und mit "Leben"füllt. Das war vor zehn Jahren Thema im städtischen Integrationsrat. Cengiz Özdemir schrieb damals: „Durch Erfahrungsaustausch und Gespräche können Vorurteile abgebaut und Hemmschwellen überwunden werden!“

Jeweils vier Akten für 160 Vertreter von Rat und Verwaltung. Foto: Lothar Kaiser Die Mitarbeiter der städtischen Druckerei mussten im März 2015 Überstunden machen, um einen Auftrag fristgerecht erledigen zu können, der seinesgleichen suchte: Er umfasste insgesamt 315.000 Blatt Papier gleich 630.000 Seiten. Inhalt: Die Vorlagen zur geplanten Beratung eines Beschlusses in Bezirksvertretungen und Ausschüssen, den der Rat der Stadt am 26. März zu treffen hatte. Es ging um die Entscheidung über die Stellungnahmen, die vor einem Jahr im Rahmen der so genannten frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange zum Bebauungsplan Nr. 657 und zur Änderung des Flächennutzungsplanes im Bereich des Röntgen-Stadions, Jahnplatzes und Kirmesplatzes in Lennep eingegangen waren. Kurz: Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem Designer Outlet Center, das dann später an den Gerichten scheiterte. Was das damals alles gekostet hat -- angefangen beim Papier.

Um eine angemessene Wohnraumversorgung von Kriegsflüchtlingen zu sichern, sollten vor zehn Jahren in einer früheren Fabrik an der Oberhölterfelder Straße in Hasten 54 bis 56 marktübliche familiengerechte Wohnungen unterschiedlicher Größe entstehen. Das Objekt sollte nach Angaben der Stadt Remscheid zudem so ausgebaut werden, dass es wie ein Mehrfamilienhaus anmutet und nicht den Eindruck einer Unterkunft erweckt. Im März 2015 erfuhren die Freunde des Aktionsbündnisses „Remscheid tolerant“ von einer geplanten Demonstration gegen das neue Wohnheim für Flüchtlinge. Flugs wurde daraufhin eine Gegendemonstration organisiert und ordnungsgemäß bei der Polizei angemeldet, um sich den Rechtsradikalen entgegenzustellen. Gegenüber den Freunden von „Remscheid tolerant“, darunter zahlreiche Politiker und Gewerkschafter, wirkte das Häuflein von Pro NRW auf der anderen Straßenseite, von Polizeibeamten eingerahmt, eher mickrig. Gleichwohl war es richtig, die Gegendemonstration „auf Verdacht“ zu organisieren. Das Motto gilt weiterhin: "Wehret den Anfängen!"

Das Ende eines Fachwerkhauses. Foto: Hans Georg Müller.Es knirschte und krachte, als im März 2015 ein Abrissbagger an der Ronsdorfer Straße ein altes Fachwerkhaus in seine Einzelteile zerlegte. Holz, Metall und Lehm, die Fachwerkarchitektur von einst, mussten voneinander getrennt werden. Ein halbiertes Haus ist ein offenes Buch für angehende Architekten. Balkenkonstruktionen, Dachaufbau und manches mehr werden offenbar. Wohl 100 Jahre hatte dieses Mehrfamilienhaus Freude und Leid der Bewohner/innen erlebt. Dann musste es modernen Eigentumswohnungen weichen.

Am 20. August 2014 brachte es Elke Rühl (CDU) in der Bezirksvertretung (BV) Süd zur Sprache: Hausärzte werden in Remscheid langsam Mangelware – und die Wartezeit bis zum vereinbarten Arzttermin immer länger. Dazu legte die Verwaltung im März 2015 eine ausführliche Situationsbeschreibung vor: „Aufgrund des demographischen Wandels mit einem relativ hohen Durchschnittsalter der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Remscheid und des zurzeit bestehenden Ärztemangels ist auch in nächster Zeit mit zunehmenden Problemen bei der Wiederbesetzung freiwerdender Kassenarztsitze mit geeigneten Medizinern zu rechnen. (…) Die weitere Schließung von Arztpraxen könnte daher langfristig zu Engpässen in der medizinischen Versorgung führen und die Wartezeit auf Untersuchungstermine steigen lassen.“ Mein Eindruck: Genau das ist inzwischen passiert!

Vor zehn Jahren unterstützten die Remscheider Grünen ihre Bundestagsfraktion bei deren Bemühungen um eine  Legalisierung von Cannabis und den Produkten Marihuana und Haschisch. Ihr Dank gilt auch dem früheren Fraktionsvorsitzenden im Remscheider Rat, Georg Wurth. Viele Jahre nach seiner Selbstanzeige war er als Chef des Deutschen Hanfverbandes am grünen Konzept für eine staatlich kontrollierte und besteuerte Cannabis- Abgabe beteiligt. Der Vorstandssprecher Frank vom Scheidt war vor zehn Jahren optimistisch: „Durch die Liberalisierungswelle in den USA und weiten Teilen Europas ist endlich neuer Schwung in diese alte Debatte gekommen, und ich bin guter Hoffnung, dass sich nun endlich etwas bewegen lässt!“ Inzwischen ist das Cannabis-Verbot zwar aufgehoben, aber man munkelt, die CDU-geführte Bundesregierung werde es wieder in Kraft setzen.

Marmordenkmal ist wieder komplett. Foto: Hans Georg Müller. Der marmorne Engel, der das Hasenclever-Denkmal auf dem Remscheider Stadtfriedhof optisch prägt, bekam im März 2015 seine Lure repariert. Das archaische  Instrument war von unbekannten Vandalen halb abgebrochen worden.  Die Wiederherstellung des unter Denkmalschutz stehenden Marmorobjekts wurde möglich dank großzügiger Spenden aus der Bevölkerung

Am 18. März 2015 trieb Gülle in großen Mengen  in die Neye und die Neyetalsperre bei Wipperfürth. Rund 1.700 Kubikmeter Gülle flossen nach Mitteilung der Feuerwehrleitstelle des Märkischen Kreises in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Halver aus einem Güllebehälter über eine geöffnete Leitung in den Neye-Bach und von dort in die Talsperre. Schon jetzt sei davon auszugehen, dass Flora und Fauna der Talsperre und der Uferzone nachhaltig beschädigt sind. „Gülle-Unfall zeigt ein eklatantes Versagen der Behörden auf“, berichtete der Waterbölles am 27. März 2015.

  Foto: Lothar KaiserEntscheidung über MKS und Galerie lässt auf sich warten“, überschrieb der Waterbölles am 16. März 2015 einen Gastkommentar von Volker Leitzbach, damals Mitglied des Kulturausschusses und des Rates der Stadt. Kurz darauf teilte die Verwaltung mit, sie werde „den Umzug der Musik- und Kunstschule in die Gebäude Scharffstraße 7/9 vorbereiten, um die ... Bökervilla veräußern zu können“. Für die Kunstschule sei das Haus Scharffstraße 7 vorgesehen. Die richtige Entscheidung, wie längst unstrittig ist.


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