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Channel: Waterbölles - Geschichte
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Wer erinnert sich noch an den "Knolly Bolly-Shop" in Vieringhausen?

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Ausschnitt aus der Schülerzeitung "Waterbölles" 1/1969 der Leibniz-Schule.

Der Vorgänger des Waterbölles, der seit dem 19. Januar 2006 täglich im Internet erscheint, war der – „Waterbölles“, die Schülerzeitung der Leibniz-Schule. Die Nr. 1 von 1969 nannte als Redaktionsteam Wolfgang Kierdorf, Jürgen Donath und Wolfram Goldapp. Diese fanden damals Unterstützung bei der „kulturellen Arbeitsgemeinschaft Remscheid“ mit ihren Mitgliedern Eugen Göbel, Eberhard Schlichting, Hans-Hermann Krielke, Norbert Feigl, Peter Heckmann und Jürgen Straube – Namen, die alteingesessene Remscheidern auch aus anderen Zusammenhängen bekannt sein dürften.

Dass es sich bei der Schülerzeitung, dem damaligen Zeitgeist entsprechend, um ein ausgesprochen „linkes“ Blatt handelte, ergibt sich aus den Themen, die der Redaktion wichtig waren: Die Außerparlamentarische Opposition (APO), Kriegsdienst versus Kriegsdienstverweigerung, Staatsbürgerkunde (Schutzhaft, Vorbeugehaft), Faschismus in Griechenland, Gammler in Paris). Das schreckte heimische Unternehmer und Einzelhändler jedoch nicht davor ab, das Blatt durch Anzeigen finanziell zu unterstützen. In der Ausgabe 1/1969 finden sich u. a. Inserate von Juwelier Lucas, Autohaus Scheider, Opel Nusch, Modehaus Fritzsche, Edscha, Karstadt, Neckermann, Liesendahl und sogar Vaillant. (Selbstverständlicher war da schon das Inserat der Diskotherk "Oskar", Vieringhausen 50.)

Inserat in der Schülerzeitung "Waterbölles" 1/1969 der Leibniz-Schule.

Auch Hans-Hermann Krielke inserierte damals im „Waterbölles“. Sein Antiquitäten- und Kramladen, eine wahre Fundgrube, befand sich damals im Haus Rosenstraße 1 – der „Knolly Bolly Shop“. Und auf der Seite „Wirtschaft“ der Schülerzeitung findet sich der bärtige, langhaarige „Gründer des Knolly Bolly Konzerns“ in einem ganzseitigen Feuilleton gleich auf fünf Fotos in unterschiedlichen Posen - bewundert – wahrscheinlich hauptsächlich von weiblichen Lesern. Letzter Satz aus dem Artikel: “Schon der Auerhahn vollführt imponierende Balztänze!“

Zu Wort kommt in dieser Ausgabe des „Waterbölles“ Michael Mund, der damalige Intendant des Westdeutschen Tourneetheaters (WTT). Zitat: „In unserer jetzigen immer mehr zur Vereinsamung durch technische Unterhaltungsmedien neigenden Epoche sehe ich die Aufgabe des Theaters in der lebendigen Begegnung zwischen lebendigen Menschen. (...) Da heute alles aus einem gesunden Kritizismus fragwürdig geworden ist, halte ich das Bemühen des Theaters für entscheidend, nach Antworten auf die Fragen der Zeit und nach dem Sinn unseres Zusam­menlebens am heutigen Tag zu suchen. Das Theater muss mit beiden Füßen in der momentanen Aktualität stehen und gleichzeitig nach Werten Ausschau halten, die nicht in dieser Welt, sondern vielleicht erst in der der Zukunft zu finden sind. (...) Der junge Mensch steht heute in viel größerer Gefahr als ich früher in meiner Jugend, programmiert zu werden durch die technisierte Kunst, die Vergnügungsindustrie und die Propaganda.“


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