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Unter "Kotten" wurde früher vielerlei verstanden

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Das Innenleben des Gustav Motte-Hammers 1902. Esse, Schwanzhammer, Schmiedehelfer und Chef Motte beim Schmieden gut zu erkennen. Sammlung Paul BulangDie heutige Ortschaft Aue im Morsbachtal gilt als einer der ältesten Schleifkottenplätze im bergischen Raum.: Ursprünglich waren die Talgründe rund um Remscheid sehr sumpfig. Man begann dann mit zunehmender Besiedlung, diese Flächen zu entwässern, und legte Wiesen und Gärten an, um Viehfutter zu gewinnen und den Haushalt mit Eßbarem zu unterstützen. So entstanden in unseren Tälern überall blumige Auen. Nun begann aber die Zeit der Wasserkraftnutzung und viele Wiesenflächen wurden zu Teichen umgebaut. Diese Stauteiche bildeten die Grundlage all dessen, was je an Werk- und Hilfszeugen das Bergische Land verlassen hat. Die Wiesen wurden durch ein besonderes Bewässerungssystem mittels Gräben vor dem Austrocknen bewahrt.

Wasserrad des R. Motte Hammers. Foto im Historischen Zentrum Remscheid

 

Bereits 1487 wird die Aue als Wohnplatz (möglicherweise Schleifkotten mit Wohngeschoß) genannt. Erst um 1620 entstanden reine Wohnhäuser am Standort. 1675 umfaßte die Aue zwei Anwesen mit Wohnhäusern und Schleifkotten, 1815 zwölf Wohnhäuser mit 90 Einwohnern, 1832 sechs gewerbliche Betriebe und 16 Wohnhäuser mit 84 Bewohnern. 1864 zählte man 16 Wohnhäuser mit 28 Haushaltungen und insgesamt 131 "Köpfe".

Wie ist eigentlich der Name "Kotten" entstanden? Während in alten Schriftstücken noch von Schleifmühlen die Rede ist, taucht um 1600 der Name Schleifkotten auf. Kotten bedeutet also ursprünglich die Hütte eines kleinen Bauern, eines Kötters. Im Bergischen Land bezeichnete man mit der Zeit nur solche Behausungen als Kotten, die zugleich als Werkstatt dienten. Schließlich nannte man nur noch die Werkstätten Kotten, die zu Schleifzwecken verwendet wurden. Die sogenannten "Slipkotten" der Zeit vor dem 30jährigen Krieg müssen wir uns viel kleiner vorstellen, als die in späteren Jahrhunderten errichteten Gebäude. Es waren kleine, primitive, einstöckige Bauten mit höchstens zwei Arbeitsräumen und mit einem niedrigen Strohdach versehen.

Als das Gewerbe einen größeren Umfang annahm, baute man die Kotten zweistöckig und verlegte die Plieststuben in das Obergeschoß, sofern es nicht als Wohnraum genutzt wurde. Ich erinnere mich an meine Oma, die in der kleinen Kiepe am Steffenshammer im Gelpetal groß geworden ist. Diese wirklich kleine Kiepe war teilweise mit neun Personen bewohnt, wobei die hintere Stube Haustube und Wohnstube zugleich darstellte. Geschlafen wurde auf dem Speicher.

Was gab es nicht alles für Hämmer rund um Remscheid: Wir lesen von einem Breithammer, Eisenhammer, Klopfhammer, Reckhammer, Raffinierhammer, Selfhammer und Schwanzhammer. Wollen wir die einzelnen betrachten:

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