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Channel: Waterbölles - Geschichte
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Als in Müngsten ein Sturm eine Tannenallee vernichtete

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Heutzutage heißen schwere Stürme "Wiebke" oderr "Kyrill". Das gab es vor hundert Jahren noch nicht, Stürme aber sehr wohl: "Sturm-Katastrophe im Bergischen Land, 14. August 1906. 150jährige Tannenallee in Müngsten wurde vollständig abgedreht und entwurzelt.“ (Verlag Wilhelm Fülle, Barmen)

Aber: Nicht immer spiegeln historische Postkartenansichten die Realität wieder. Wer wie Michael Tettinger, Solingen, genauer hinsieht (Lupe, Fadenzähler oder Scanner mit passender Auflösung), der wird in diesem Fall eines Besseren belehrt: Die "Wandergruppe" ist ins Foto montiert worden.

Ein paar Jahre später verkaufte der Verlag Max Wipperling eine Postkarte, die Müngsten einige Jahre nach dem Tornado zeigt. Rechts neben dem Teich, an der Straße nach Remscheid, stand vorher die Tannen-Allee.

Vor 1906 standen die Tannen noch. Dann kam der Sturm.von Jürgen Breidenbach

"Jammerschade" schreibt der  "Führer durch Stadt und Umgebung" (Verlag des Verkehrs und Verschönerungs-Vereins, Remscheid,  Druck Herrmann Krumm Remscheid) von 1909 zu dem Kleinholz, das der namenlose Wirbelsturm 1906 in Müngsten anrichtete, und zeigt ein Bild aus besseren Zeiten, als dort noch im besten Staat herumspaziert wurde. Nach diesem Buch wurden die Baumriesen Anfang des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Anlage des Weges vom "Remscheider Dorff über Schüttendelle nach Müngsten" gepflanzt, als dort noch in mehreren Hämmern "Blaue Sensen" geschmiedet wurden.

Die schöne Allee gehörte zu einem beliebten Ausflugsziel und Naherholungsgebiet mit Parkanlagen am Wupperübergang, das nach dem Bau der Müngstener Brücke einen Boom ohnegleichen erlebte. Ein "Brückenpark" vor hundert Jahren! Die angestauten Hammerteiche wurden als "Größter und schönster Gondelteich der Umgebung" angepriesen und das "Hotel- Restaurant Müngsten" von Franz Henke war kein Container mit Schnellküche, sondern galt als "Haus ersten Ranges", das nicht nur täglich zu  Diners und zur "großen Kaffee- Restauration" einlud,   sondern laut "Verzeichnis der Remscheider Gasthöfe und Sommerfrischen"  den Reisenden "Automobilgarage und Stallungen für 40 Pferde" anbot. Logis mit Frühstück 2.50 Mark. Nichts wie hin!


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