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Die Bergstraße in Lennep, ein Areal im Wandel

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Von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Fast jede Woche haben wir in der letzten Zeit in den Zeitungen und im Internet gelesen, dass die Parkanlage an der Post- bzw. Bergstraße in Lennep einem modernen Ärztezentrum weichen soll. Was die Zukunft bringen wird, das wissen wir noch nicht ganz genau, et kütt wie et kütt, sagen nicht nur die Kölner, und dass die drei Weisen aus dem Morgenland, die jetzt am Epiphaniastag auch in Lennep umgehen, bezüglich unseres Thema kundig sind, ist eher zu bezweifeln, aber dem Schreiber dieser Zeilen drängen sich auch ein paar Gedanken auf, wie es dort an der Bergstraße früher war:

Das alte Jahr vergangen ist, das neue Jahr beginnt. Wir danken Gott zu dieser Frist, wohl uns, dass wir noch sind - dieses Lied des Dichters Hoffmann von Fallersleben, den der junge Lenneper Albert Schmidt bei seinen Baugewerksstudien in Holzminden noch als alten weißhaarigen Mann in Corvey erlebte, dieses Lied blies vor mehr als hundert Jahren der Lenneper Gastwirt Hermann Windgassen auf der Trompete von seiner Wohnung auf der Karlshöhe aus. Das war seinerzeit die Bezeichnung für den oberen Teil der heutigen Karlstraße, über das alte Lennep. Der Trompeter mit dem Spitznamen Plack bewirtschaftete bis kurz nach 1900 unter der Bezeichnung „Restauration Windgassen“ den späteren „Kölner Hof“ auf dem Grund des historischen Kölner Tors und galt wie sein bester Freund Emil (Pimm) Ruwiedel als Lenneper Original. Immer in der Neujahrsnacht erschallte nach den Aufzeichnungen seiner Zeit- und Vereinsgenossen (man war z. B. im Bürgerverein und bei der Feuerwehr, für die Windgassen die Kapelle gründete) die Melodie über das Areal des Lenneper Bahnhofs die Berg- und Poststraße hinunter zur Altstadt.

Die Bergstraße sah damals ganz anders aus als heute. Ursprünglich war sie einer der schmalen Wege hinauf zum Westerholt, die es vielleicht schon seit dem Mittelalter gab. Als dann die Eisenbahn im Jahre 1868 gebaut wurde, wurde ein Teil des früheren Weges unter der heute noch existenten Unterführung an der Gartenstraße zur Schlachthofstraße geführt, und die Bergstraße hieß dann bis 1922 Bahnhofstraße. Es gibt noch Zeichnungen von Albert Schmidt zu diesem Areal, die er für die Familien Hardt anfertigte, die wie die Familien Hölterhoff und Schröder in dieser Gegend große Grundstücke besaßen. Die heutige Bahnhofstraße wurde erst später gebaut und hieß zunächst zeitgemäß Kaiserstraße. Alle neuen und besonders schönen und wichtigen Straßen wurden seinerzeit dem Kaiser Wilhelm bzw. Personen seiner Dynastie gewidmet, aber die Bergstraße, heute eher funktional anzuschauen, gehörte im oberen Teil eine Zeit lang auch zu den besonders ansehnlichen Bereichen der Kreisstadt Lennep, zumal hier auch die nationalen Feiern abgehalten wurden, denn das Kaiserdenkmal am Mollplatz gab es da noch nicht. Noch im Jahre1903 begann der bebaute Teil allerdings erst beim Gesellschaftshaus der sog. Kaufmannsgesellschaft, später Hotel zur Post, also dort, wo die Bergstraße heute oben endet. In der ursprünglichen Form zog sie sich wie erwähnt als Bahnhofsstraße (heute „Am Bahnhof“ und „Robert-Schumacher-Straße“) von der Kaufmannsgesellschaft über das Bahnhofsrestaurant von Oskar Groß und den eigentlichen Bahnhof bis zum ehemaligen Güterbahnhof und den Gebr. Busatis hin.

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