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April 2006: Der Waterbölles blättert zurück

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Im April 2006 war der Ausbau der Fichtenstraße bis auf den rötlichen Asphalt in den Einmündungsbereichen und ein paar Feinarbeiten an den Garageneinfahrten abgeschlossen. Das absolute Halteverbot auf der rechten Straßenseite reichte von der Sedanstraße bis zur Weißenburgstraße. Überall außerhalb der Parkbuchten hatte die Stadt neue Verkehrsschilder aufgestellt, die den Anliegern und ihren motorisierten Besuchern absolutes Halteverbot auferlegten. „Als die Stadt den Anwohnern der Fichtenhöhe die geplante Bebauung der ehemaligen Sportflugplatzes erläuterte, versprach sie ihnen eine verkehrsberuhigte Fichtenstraße, um den Schwerlastverkehr nach Möglichkeit fernzuhalten. Künftig können sich die Omnibusse der Stadtwerke und die Lastwagen, die über die Fichtenstraße gerne die Abkürzung vom Neuenhaus zur Haddenbach nehmen, auf der Straße begegnen, ohne durch abgestellte Wagen auf der Fahrbahn behindert zu werden. Vorfahrt für den Verkehr!“, schrieb der Waterbölles damals. Auf der ganzen Strecke war die angeordnete Höchstgeschwindigkeit 30 km/h. „Was machen zum Beispiel die Pflegedienste? Sie sind meist abends unterwegs, um Senioren zu betreuen. Abends aber sind die Parkbuchten meist besetzt“, gab der Waterbölles zu bedenken. De Stadt hatte später ein Einsehen und beschränkte das Halteverbot bis 16 Uhr.

Die Ahnung von Peter Maar, Vorsitzender des Lüttringhauser Heimatbundes und erklärter Gegner des Gewerbegebietes „Blume“, schien sich vor zehn Jahren zu bewahrheiten: Kennepohl darf Bebauungsplan zur "Blume" ausweiten. Der Bauausschuss beschloss das damals mit der Mehrheit von CDU, FDP und W.I.R. bei Enthaltung der SPD und Nein-Stimmen der Grünen. Und im Gespräch war die Firma Faiveley Transport, damals noch an der Ecke Papenberger Straße/Weststraße ansässig. Allerdings hatte die Firma ihre Fühler damals schon nach Witten ausgestreckt. Dass die Abwanderungspläne von Faiveley erst bekannt geworden seien, nachdem das Unternehmen im Ruhrgebiet seine Standortsuche gestartet hatte, lasse auf Defizite bei der Bestandspflege der heimisachen Wirtschaftsförderer schließen, kommentierte damals der Waterbölles.

Auf ihrer damaligen Internetseite zum Hauptbahnhof-Projekt schrieb die Stadt Remscheid noch im April 2006: „Mit dem angedachten Designer Outlet Center  muss eine offensive Werbung für die Angebotsqualität und -vielfalt des Remscheider Einzelhandels inkl. Lennep einhergehen; dies kann auch in ein Informations- und Servicebüro zum Tourismus des Bergischen Landes insgesamt integriert werden (touristisches Marketingkonzept).“ Damit war nicht das aktuelle DOC-Projekt gemeint, sondern ein DOC auf dem Bahngelände. Die inzwischen aufgelöste Projektgesellschaft dazu vor zehn Jahren: „Zur Frage der einzelhandelsverträglichen Ansiedlung eines Designer Outlet Centers im Gesamtareal wurde im Vorfeld ein Gutachten in Auftrag gegeben und erstellt - erste Planstudien für das Center liegen bereits vor.“ Pfeifen im Walde, wie sich allerdings schon drei Jahre früher gezeigt hatte.

Von einem „Modellprojekt der nachhaltigen Gewerbeflächenentwicklung“ sprach vor zehn Jahren der damalige Stadtplaner Hans Gerd Sonnenschein. Auf den Brachflächen an der „Trasse des Werkzeugs“ konnte er sich eine Mischung aus Gewerbebetrieben und Wohnhäusern vorstellen.

Im früheren Textilhaus Vogel wurden die Schaufenster im April 2006 zu einer Galerie für Remscheider Künstler. Das brachte zwar keine müde Steuer-Mark mehr in den Stadtsäckel, täuscht aber auf den ersten Blick darüber hinweg, dass der Eigentümer des Gebäudes, die Allianz Immobilien GmbH aus Düsseldorf, noch keinen neuen Mieter für das 900 Quadratmeter große Ladenlokal gefunden hatte. Das Geschäftshaus galt lange Jahre als „erste Lage“ an der Alleestraße. Schnee von gestern. Und die Zahl der Leerstände wächst weiter.

Mit Kabarett, Satire und Karikaturen ist das so eine Sache – da scheiden sich die Geister. Auf die Frage, was Satire dürfe, hat Kurt Tucholsky einmal mit einem rigorosen „Alles!“ geantwortet. Und das sollte dann wohl auch für die Karikatur zum Thema „Ämterhaus“ gelten, die die Remscheider Wählergemeinschaft W.I.R. vor zehn Jahren auf ihrer Internetseite veröffentlichte. Sie zeigte (als Grafitti-Zeichnungen) Oberbürgermeisterin Beate Wilding, Stadtkämmerer Jürgen Müller und Gebäudemanager Thomas Judt als Schweine. Und darüber prangte ein „Draufkloppen“. Sicherlich kein Beweis für guten Geschmack. Und die Schelte folgte bald. In der Ratssitzung im April 2006 sprach OB Beate Wilding von „widerwärtig“ und wurde dafür von CDU, SPD und FDP mit großem Beifall belohnt. Die Reaktion der W.I.R. auf Ihrer Internetseite: vier statt drei Schweinchen namens Wieland Gühne, Waltraud Bodenstedt, Roland Kirchner und Angelika Heinzel (die vier damaligen W.I.R.-Ratsmitglieder; heute sind’s nur noch zwei). Und aus dem „Draufkloppen“ wurde ein „Wir entschuldigen uns.“

Vor nunmehr 20 Jahren ging die Brüder Mannesmann AG an die Börse. Das Handelshaus hat mit dem früheren Weltkonzern Mannesmann AG (abgesehen von familiären Beziehungen) nichts zu tun. Damals kündigte die Werkzeug- und Armaturenbaufirma an, die knapp 30 Millionen Mark aus der Aktienemission für die Erschließung neuer Absatzmöglichkeiten in Osteuropa nutzen zu wollen. Doch es kam anders. „Von Dividende ist bei der Gebr. Mannesmann AG selten die Rede“, schrieb der Waterbölles im April 2006, da lag der Aktienkurs bei 2,15 Euro. Heute steht er bei 0,85 Cent, Tendenz leicht steigend.

„Was wird aus dem alten Mannesmann-Denkmal?“, fragte der Waterbölles vor zehn Jahren, und darüber rätselten damals auch die Mitglieder der Bezirksvertretung Süd. Es ging um das alte „Maschinen-Denkmal“ neben dem Casino-Gebäude von Mannesmann, das damals neuen AWO-Altenheim an der Ecke Burger Straße / Bliedinghauser Straße Platz machen sollte. Seltsam, das Thema tauchte klein zweites Mal im Waterbölles auf. Wer weiß mehr?


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