Vor achtzig Jahren, im Juli 1936, begann der Spanische Bürgerkrieg zwischen der demokratisch gewählten Volksfrontregierung der Zweiten Spanischen Republik und den rechtsgerichteten Putschisten unter General Francisco Franco. Er endete im April 1939 mit dem Sieg der Anhänger Francos und der bis zum Tode Francos 1975 anhaltenden Diktatur in Spanien. Im Vorfeld des Bürgerkrieges hatte die faschistische Falange gezielten Terror ausgeübt, dem der Staat machtlos gegenüber stand. Zugleich planten die Offiziere nahezu öffentlich den Putsch. Ihre Aktivitäten wurden von der Regierung, die nur aus Liberalen bestand, weitgehend ignoriert oder nur geringfügig geahndet (bei einem Kampf gegen die Putschisten hätte sie die Gewerkschaften gegen ihre Überzeugung bewaffnen müssen). Auf dem Höhepunkt der Unruhen wurde am 13. Juli der monarchistische Oppositionsführer José Calvo Sotelo durch Angehörige der Guardia de Asalto und der Zivilgarde ermordet. Sein Tod bewog die monarchistischen Karlisten, den Putsch mit ihren paramilitärischen Verbänden zu unterstützen. Fritz Beinersdorf, der Fraktionsvorsitzende der Remscheider Linken, erinnert aus diesem Anlass an die Remscheider, die im Spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Republik gegen den Frankofaschismus gekämpft haben. (siehe auch Waterbölles vom 21. April 2007 anlässlich einer aktuellen Ausstellung: Remscheider kämpften im spanischen Bürgerkrieg.)
Als die Kämpfe am 18. Juli begannen, spürte wahrscheinlich jeder Antifaschist in Europa eine erregende Hoffnung, denn hier stand anscheinend endlich die Demokratie gegen den Faschismus auf. So Georg Orwell in Hommage to Catalonia. Diese Sätze drücken sicher die Motivation der meisten Freiwilligen aus, die nach dem 18. Juli 1936 nach Spanien kamen, um die bedrohte Republik gegen die putschenden Generäle zu verteidigen. Freiwillige aus über fünfzig Nationen, unter ihnen ca. 4 500 Deutsche, waren bereit, die junge Republik mit der Waffe in der Hand zu unterstützen und ihr Leben dafür zu geben. Unter den deutschen Freiwilligen waren 14 Remscheider:
Artur Becker, gefallen in Spanien; an ihn erinnert ein Stolperstein.
- Helmut Dudde, gefallen in Spanien; an ihn erinnert ein Solperstein.
- Wilhelm Eppels, gefallen in Spanien; an ihn erinnert ein Stolperstein.
- Gustav Flohr, nach dem Bürgerkrieg tätig in der französischen Resistance, von der US Besatzungsbehörde für kurze Zeit als Oberbürgermeister in Remscheid eingesetzt.
- Robert Jegzentis, nach dem Bürgerkrieg tätig in der französischen Resistance, 1945 tätig beim Wiederaufbau der KPD in Remscheid, 1949 Übersiedlung in die DDR, 1974 verstorben.
- Karl Katzenberger, nach dem Bürgerkrieg in der französischen Resistance aktiv, in Lyon von der Gestapo gefasst und zu Tode gefoltert; an ihn erinnert ein Stolperstein.
- Willi Ketschau, nach dem Bürgerkrieg Rückkehr nach Deutschland, in das Strafbataillon 999 gepresst. Er überlebte den Krieg und zog nach 1945 nach Köln.
- Karl Kleinjung, nach dem Bürgerkrieg Partisan in der Sowjetunion, später militärische Karriere in der NVA der DDR bis zum Generalleutnant, 1996 Ehrenstaatsbürger Spaniens.
- Philip Kornmann, nach dem Bürgerkrieg Flucht nach Frankreich, dort 1940 verhaftet und bis zum Kriegsende in verschieden Gefängnissen, Zuchthäusern und im KZ Dachau inhaftiert. Im Jahre 1951 an den Folgen der Haft verstorben; an ihn erinnert ein Stolperstein.
- Alfons Neumann, nach vielen Verwundungen und wegen Herzkrankheit frontdienstuntauglich geschrieben, verweigerte er jede Arbeit hinter der Front. Als s. g. unerwünschtes Element aus Spanien ausgewiesen, gelangte er in die Niederlande, wurde von der Gestapo verhaftet und wegen einer Schießerei im März 1933 in Remscheid rückwirkend verurteilt. KZ Neuengamme, von dort auf einen Todesmarsch zum KZ-Schiff Kap Arcona, mit diesem untergegangen. An ihn erinnert ein Stolperstein.
- Ludwig Stillger, nach dem Bürgerkrieg Aufenthalt und Internierung in Frankreich, Flucht bis nach Afrika, 1946 wieder in Remscheid. Über ihn ist ein preisgekröntes Fernsehspiel gedreht worden.
- Ernst Tückmantel, schloss sich nach dem Bürgerkrieg der französischen Resistance an und wurde 1941 von der Gestapo erschossen. An ihn erinnert ein Stolperstein.
- Christian Wolf, nach Bürgerkrieg und Internierung Flucht in die Schweiz. Leitete von dort 1945 die Repatriierung der kommunistischen Emigranten nach Deutschland. 1958 in Berlin/ DDRverstorben.
- Paul Wolf, nach Bürgerkrieg und Internierung Flucht in die Schweiz, nach 1945 tätig als Journalist und für die DeutschPolnische Gesellschaft, 1976 verstorben.