Längst ist die alte Wassermühle am Nagelsberg in den Wupperfluten für immer versunken, die 1770 erstmalig erwähnt wurde. Sie war bis 1804 Zwangs-Mahlmühle der Stadt Lennep und stand etwa 150 Meter unterhalb der Jakobsmühle. Am 22. April 1824 verkauft die Stadt Lennep die Mühle an Peter Johann Mühlinghaus mit der Auflage, dieselbe "auf ewige Zeit als Mahlmühle zu betreiben". Am 4. April 1825 kommt es aber zwischen der Stadt Lennep und dem Käufer Mühlinghaus zu einem Vergleich, wonach die vorjährige Auflage aufgehoben und "dem Mühlinghaus und seinen Erben erlaubt wird, die Mahlmühle nunmehr zu jedem beliebigen Zweck einzurichten, zu benutzen oder auch gänzlich zu vernichten". Dafür zahlt Mühlinghaus der Stadt eine einmalige Entschädigung von 200 Thalern.
1828 ist die Wassermühle im Eigentum der Kaufleute Johann Mühlinghaus und Joh. Kotthaus zu Nagelsberg. Seit dieser Zeit läuft sie mit einem oberschlächtigen Wasserrad, welches zwei Tuch-Querschermaschinen und eine einfache Rauhmaschine antreibt. 1829 ist sie als Tuchfabrik mit Schererei und Rauherei der Kaufleute Johann Mühlinghaus & Johann Korthaus zu Nagelsberg aufgeführt. Ab diesem Zeitpunkt laufen Wassermühle und Nagelsberger Mühle unter einem Namen weiter, weil die Inhaber dieselben sind und die Werke aufeinander abgestimmt haben. Eine Konzession vom 30.4.1840 erlaubt der Firma, die Dampfkraft einzüfuhren. Sie fängt mit 16 PS an. 1853 lauft sie außerdem mit einem oberschlächtigen Wasserrad. Die Firma wird darüber hinaus ausgebaut. 1852 sind 34 Arbeiter beschäftigt. 1879 wird die Wassermühle an die Firma Budde & Karsch übertragen und zu einer Streichgarnspinnerei umgebaut. Arnold Budde war mit der Tochter Therese Karsch verheiratet. Im Jahre 1908 brannte die Anlage ab und wurde nicht wieder aufgebaut.
Zwischen Wassermühle und Nagelsberger Mühle befand sich die Spaniermühle. Wo sie ihren Namen her hatte, weiß heute keiner mehr zu sagen. Nach W. Engels Aufzeichnungen wurde dort aus spanischer Wolle feines Tuch hergestellt. Jedenfalls stand sie auf dem rechten Lennepe-Ufer und wurde 1750 erstmalig als Spangersmühle von Johan Boening genannt. Sie gehört zu der Gemeinde Fünfzehnhöfe. Bereits 1800 ist eine Namensänderung in Spaniers Mühle auf der Kleebach nachzulesen. In diesem Falle ist Kleebach falsch, weil dieser bereits oberhalb in den Teich der Wassermühle mündete. Ein Besitzer Windgassen wird dieser Mühle zu dieser Zeit zugeordnet. Die Mühle ist in einem Fachwerkbau integriert und arbeitet mit zwei Stampfkumpen bzw. Hammerwalken. 1828 ist sie als Walkmühle von "Peter Johann Kotthaus daselbst" vermerkt. Sie hat ein oberschlächtiges Wasserrad, welches immer noch zwei Stampfkumpen bzw. Hammerwalken antreibt.
Was ist eigentlich "walken"? Der Zweck des Walkens war, durch die Verfilzung der feinen Wollhärchen eine größere Festigkeit und Dichte der Gewebe zu erzielen. Zu diesem Zweck wurde das zusammengefaltete und in Wasser eingeweichte Tuch in einen Behälter gebracht, den man als Kump bezeichnete. Die älteren Walkmühlen waren klein und hatten nur einen Kump. Später errichtete man an der Wupper leistungsfähigere Mühlen mit zahlreichen Kumpen. In diesen Behaltern wurden dann unter Beifügung der sogenannten Walkerde die Tücher mittels schwerer Holzstampfen, die durch eine Daumenwelle abwechselnd gehoben wurden, so lange geknetet und bearbeitet, bis die gewünschte Verfilzung des Gewebes erreicht war.
1836 schreibt Viebahn, das hier zwei Wohnhäuser und ein landwirtschaftliches Gebäude standen. 1855 wird die Walkerei von Johann Daniel Mühlinghaus betrieben, der die Tuchfabrik in eine Fruchtmühle umgewandelte (Konzession vom 14.4.1855). 1856 legte Mühlinghaus einen zweiten Sammelteich an. 1920 war das Ende gekommen; auch hier waren die Kriegswirren Schuld am Zerfall der Mühle. Sie wurde im 2.Weltkrieg noch zu Wohnzwecken genutzt.
1966 liest man in der "Rheinischen Post": " In Ihrer Ausgabe Nr. 172 vom 28. Juli 1966 brachten Sie ein Bild vom Hause Rader Straße Nr. 140 mit der Bemerkung, das Haus werde wie Wilhelmsmühle in Krebsöge bald nicht mehr existieren. Diese Behauptung entspricht nicht den Tatsachen. Richtig ist vielmehr, dass das Haus nicht aufgegeben worden ist. Die Beschädigungen des Gebäudes haben mit der geplanten Wuppertalsperre nichts zu tun. Der Wupperverband ist nicht Eigentümer geworden. Das Haus wird auch nicht abgebrochen, sondern wiederhergestellt. Zum Teil schon bekannte Täter, gegen die ein Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft lauft, haben das Haus beschädigt, seine Einrichtung teils zerstört, teils gestohlen. Durch die Veröffentlichung in Ihrer Zeitung soll sich niemand verleiten lassen, weitere Beschädigungen an dem Hause vorzunehmen. M. Hulverscheid, Rechtsanwalt."
Weitere 300 Meter talabwärts befand sich Die Nagelsberger Mühle. Die genaue Geburtsstundeder Anlage ist nicht bekannt. Sie geht jedoch auf das 18. Jahrhundert zurück. Die erste Eintragung nennt 1750 eine Walkmühle des Tonnesen Leverkus, der mit einer Konzession vom 16.6.1726 diese Mühle betreibt. 1800 ist sie als Walkmühle des Anton Leverkus mit einer Konzession vom 6.1.1726 angegeben. Ein oberschlächtiges Wasserrad treibt acht Tuch- Querschermaschinen, einige Scheertische und eine einfache Rauhmaschine an. 1858 wird das Wasserrad durch eine Turbine ersetzt. 1860 ist zu lesen, das die Dampfmaschine die Maschinen zum Dekatieren von Tuchen antreibt.
Bis 1863 hält sich der Name Mühlinghaus & Kotthaus. Dann aber kauft 1864 die Firma Richartz & Pastor die Streichgarnspinnerei auf, gibt die Leitung in die Hände von Ludwig Schippert, beantragt am 13.10.1863 eine Konzession zum Aufstellen einer Dampflokomobile zum Betrieb von Woll-Klettenwollchen und Wollschwenkmaschinen. Der Begriff Klettenwollchen war mir auch neu, und ich machte mich bei einem alten Tuchmacher kundig: Um die Schafswolle von Unreinigkeiten, speziell Kletten, zu säubern, wurden diese Art Säuberungsmaschinen angeschafft. Nach 1895 richtete die Firma Kotthaus & Buschmann In dem Gebäude eine Fabrik fur eiserne Bettstellen ein, die bis zum Bau der Wuppersperre Bestand hatte. (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)