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Channel: Waterbölles - Geschichte
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1639 taucht Mixsiepen erstmals in einer Urkunde auf

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Der Tenter Bach entspringt hoch oben an der Lenneper Straße oberhalb von Neuenhaus etwa im Bereich Magdeburger Straße, Stettiner Straße. In diesem Bereich wurde er auch Baisieper Bach oder Greuler Siepen genannt. Von den Höhen winken mittlerweile freundliche Siedlungen. Dort war vor dem Zweiten Weltkrieg auch die Gaststätte "Zur Eschbachquelle". Vor vielen Jahrzehnten flossen die Wasser der Ortschaft Mixsiepen noch im Waldschatten dahin. Doch in der Kriegszeit mit ihrer Kohlen- und Kartoffelnot musste der Wald schwer leiden. Die gerodeten Flachen wurden als Kleingärten und Kartoffeläcker der Volksernährung dienstbar gemacht.

Weiter unterhalb passierte der Bach die Gaststätte „Schreckegast“. In diesem Bereich stoßen wir auf die Spuren der mittelalterlichen Straße Köln- Lennep-Dortmund. Am deutlichsten sind die Spuren zwischen Birgden und Beek zu erkennen, wo stellenweise drei bis vier tief ausgefahrene Bahnen nebeneinander herlaufen, denn zu alter Zeit pflegte man sich nicht mit Straßen- oder Wegeausbesserungen aufzuhalten. War der Weg unpassierbar geworden, brach man seitwärts durch Busch und Heide eine neue Bahn, um das Hindernis zu umgehen.  Schon früh zeichnete sich das Schmiedewesen im Berghauser Gebiet ab, denn zu Anfang des Siebenjährigen Krieges (1754) liest man bereits von mehreren Schmieden: Zu dieser Zeit wohnten auf Berghausen der Komforschmied (Hersteller der damals vielbenutzten Kohlenpfannen oder -becken zum Heizen) Peter Johannes Kopper, dann der Windenschmied Arnold Sieper, der Schraubstockschmied Johannes Padberg sowie die Riegelschmiede Franz, Johann Arnold und Johannes Franz Ehles. Die Feilenindustrie war damals noch nicht bis Berghausen vorgedrungen.

Als erstes Werk am Tenter Bach ist die Tenter Mühle bekannt, die als Birgdener Mühle 1853 im Mühlenkataster erwähnt wird: Sie sei fünf Wegeminuten von der Quelle des Baches entfernt. Es folgt der Birgder Hammer; er wird im Jahre 1800 erstmals erwähnt -  als Reckhammer von Ernemann auf dem Birgden. Ernemann hat aus den zwei vorher stehenden Walkmühlen unterhalb Tente einen Reckhammer gebaut. 1805 ist Ernemann auf dem Birgden Betreiber dieses Reckhammers. Der Hammer ist 1826 auf der ersten Katasterkarte im Remscheider Katasteramt zu sehen. Er stand oberhalb der Gaststatte Schreckegast und hat zumindest schriftliche Nachweise bis 1895. 1824 wurde der Raffinierstahlhammer von Johann Ernemann an Arnold Plate verpachtet. 1828 gesellt sich im Hammer noch eine Knochenstampfe hinzu, die Arnold Plate zu Birgden ab 1829 als Eigentümer betreibt. 1832 wird das Innenleben des Hammers abgerissen und an seiner Stelle ein Schleifkotten eingerichtet. Dieser wird mit einem oberschlächtigen Wasserrad ausgerüstet, das zwei Schleifsteine und zwei Polierscheiben antreibt. 1834 werden die Erben Arnold Plate als Besitzer des Kottens genannt. 1837 ist Gottlieb Plate zu Birgden alleiniger Inhaber. 1895 ist der Schleifkotten nur noch als Knochenstampfe in Betrieb, und das auch nur im April-Mai und Oktober-November. Der Schleifkotten war da bereits eingegangen. Wann die Reste beseitigt wurden, habe ich nicht in Erfahrung gebracht.

Vom Birgder Hammer geht ein alter Pfad über Birgden und Arnzhäuschen ins Tal des alten Eicksiepen, aus dessen Namen durch Entstellung die Bezeichnung Mixsiepen hervorgeangen ist (am Eeksder Eiksiepen = Mixsiepen). Rechts liegen unterhalb der Einmündung des Baisiepens die freundlichen Häuser von Grunental. Dort, im quellenreichen Grund, kommen die Wasser zuhauf. Auch der Strucker Bach bricht nicht weit davon unterm Bahndamm hervor. Die ganze Wegstrecke von der Talsperre bis zum Rotzkotten führt durch das Gebiet der früheren Birgdener Gemarke, eines alten Herrenwaldes der Bergischen Grafen. Birgden, Beysiepen und Mixsiepen sind Siedlungen innerhalb des Gemarkenwaldes, ebenso Struck, Grosberghausen und Wustberghausen. Dort wurden bereits im Mittelalter auf Veranlassung der Bergischen Grafen Eingemeindungen und Gebietserweiterungen vorgenommen. Wahrend die Remscheider Honschaft den schmalen Streifen zwischen Mixsiepen und Beysiepen vom Neuenhof bis hinter Birgden erhielt, wurde die Oberhonschaft Wermelskirchen durch das Strucker und Berghauser Gebiet erweitert. Dort, wo die natürlichen Grenzen fehlten, zog man einen Wall und Graben. So vom oberen Eschbach in der Nahe von Beek bis zur Quelle des zur Tente hinabrinnenden kleinen Siepens und weiter in nördlicher Richtung bis zum Greuler Siepen. Die Fortsetzung des Walles , die über den Aschenberg, die jetzige Bökerhohe, nach Mixsiepen führte, ist verwischt worden.  Während Birgden und Beysiepen zum ersten Male 1369 erwähnt wurden, ist Mixsiepen erst 1639 urkundlich erwähnt.  (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)


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