Der Rundfunk war schon bald nach Hitlers "Machtergreigung" alleiniges Sprachrohr der Herrschenden, unschätzbares Werkzeug für den Demagogen Hitler und seinen Propagandaminister Goebbels. Aber die Zeitungen mussten erst gleichgeschaltet werden. Der »Remscheider General-Anzeiger« hatte wieder einmal etwas auszubaden. 1918/19 war er, zurzeit der Roten Räte, als arbeiter- und volksfeindlich verschrieen. Jetzt wurde er antinational und antinationalsozialistisch genannt. Noch ist die Zeitung nicht bereit, auf die gewünschte Linie einzuschwenken, auch nicht, als mit der »Volksparole«, der späteren »Rheinischen Landeszeitung«, ein reines Parteiblatt aufgebaut wird, und zwar mit den rüdesten Methoden der Abonnentenwerbung. Die Auflage des »Remscheider General-Anzeigers«, im Jahre 1930 bei 20.000 liegend, sinkt bis 1934 auf 13.100. Es ist ganz offensichtlich, dass die Werber für das neue Blatt aus der Anfangsbegeisterung vieler Remscheider für die Nazis Kapital schlagen. Der »General-Anzeiger«, der später einräumt, es sei nicht mehr tunlich gewesen, eine offene Sprache zu führen, geht aber weiter »bis an die Grenze des Möglichen«. Er bereichert sein Leseangebot noch um die wöchentliche Beilage »Die Heimat spricht zu Dir«, vertieft damit die Heimatforschung und versucht so auch, den ob verlorener Selbständigkeit in Lennep und Lüttringhausen blutenden Wunden den Balsamzu applizieren, der aus einer großen Vergangenheit gewonnen wird.
1935 zieht das Regime die Schrauben an. Der »General-Anzeiger« ist inzwischen die letzte Zeitung in Deutschland, die noch auf der ersten Seite Anzeigen enthält. Liebevoll nennen die Leser diese Seite »et Schöttelnbrett«. Bei einer Umfrage hatten sich 80 Prozent für eine Beibehaltung entschieden. Doch vom 1. Juli 1935 an muss auf Anordnung des zuständigen Fachverbandes der Rheinprovinz die gesamte Titelseite mit Texten gefüllt werden. Seitdem lesen die Remscheider ihre Heimatzeitung von hinten. 1936 wird das Blatt vom 3. bis 5. Februar sogar verboten, weil es gewagt hatte, Hitler in der Frage der Interpretation des Begriffes Ehrenbürger zu kritisieren. Die Verkäufer des Konkurrenzblattes schrien: Tod dem General-Anzeiger". Sie schrien es auch auf der in Adolf-Hitler-Straße umbenannten Alleestraße. Aber dem Verleger Dr. Hans Ziegler gelang es, in direkten Verhandlungen mit dem Propagandaministerium eine Aufhebung des Verbotes zu erreichen. (aus: Remscheid so wie es war 2, von Dr. Gerd Courts, erschienen im Droste Verlag, Düsseldorf, im Jahre 1978.)