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Der Neuenhammer: Eisenschmelzhütte und Hammerwerk

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Vom Heyenbrucher Hammer gehen wir im Eschbachtal talabwärts durch den Wald Richtung Neuenhammer. Es sind etwa 500 Meter, und wir sehen die letzten Überreste in Gestalt von Grundmauern und Hüftmauern. 1598 betrieb Hermann Steffen dort eine Eisenschmelzhütte und ein Hammerwerk, die er zusammen mit einem Wohnhaus um 1595 erbaut hatte. Um genügend Holzkohle für das Werk zu bekommen, kaufte er das Gut Kenkhausen mit seinen ausgedehnten Waldungen dazu. Man geht allgemein davon aus, das die Hütte im 30jahrigen Krieg zerstört worden ist.

Clemens Soter ist der Erbauer des ersten bei der Hütte stehenden Hammers. Ein genaues Datum ist noch nicht auszumachen. Zahlreiche Schlackenhalden, große, runde Haufen von Schmiede- und Schmelzrückständen, Sengeln oder Singeln genannt, deuten auf die uralte Schmelzhütte hin. Der zum Schmelzen erforderliche Eisenstein wurde bekanntlich in zahlreichen kleineren Bergwerken der nächsten Umgebung gewonnen. 1675 wird "Newhamer" als Hammer des Remscheider Vorsteher und Schöffen im Amte Bornefeld, Peter Honsberg, genannt. Im Remscheider Lagerbuch von 1675 heißt es auf Seite 79: "Newhamer, Peter Honsbergs hamer mit haus, schuppen und hüttenplatz und untergraben, 1/2 morgen 30 1/2 rodt Köln". Dazu gehörten noch die Wiese hinter dem Haus mit 41 Ruten und der Teich und Obergraben mit dem Damm (35 1/2 Ruten). Später standen dort zeitweise zwei Hammerwerke an einem Teich (Halbach + Hasenclever).

Hermann Hasenclever berichtet in seinem Buch "Ehringhausen" von 1935 : "Der Neuenhammer gehörte ursprünglich dem hochangesehenen Hammerschmied und Schöffen Peter Honsberg, der von 1655 bis 1728 gelebt hat. Peter Honsberg, verheiratet mit Christina Arnz vom Dohr (Tochter des Hammann Arnz zu Dohr und Besitzer der Schlieperhammer im Gelpetal), ist der spätere Besitzer des Neuenhammers. Er hat die Anlage im Clemenshammer nicht behalten. Seine Tochter heiratete 1706 Johann Caspar Halbach sen. Dieser stammte aus dem oberen Morsbachtal (aus der Halbach), dem Ausgangspunkt des Halbach `schen Geschlechtes. Er starb im Jahre 1741 auf dem Neuenhammer. Als zweiter seines Geschlechtes saß Johannes Halbach auf dem Neuenhammer. Am 14.3.1711 war er auf dem Honsberg geboren worden. Mit seinem jüngeren, am 17.9.1714 geborenen Bruder Kaspar, der auf Ehringhausen "im Mehldoppen", dem heute noch (1935) stehenden Hause des Feilenerzeugers Robert Winterhoff ansässig war, übernahm er das gutgehende Geschäft seines Vaters Johann Caspar Halbach (1673-1741). Unter der zielbewussten Leitung der beiden Brüder blühte es weiter kräftig auf. Ihr Unternehmen ‚Gebrüder Caspar Halbach’ und ihr Gütestahl waren weit und breit bekannt und begehrt. Die Produkte damaliger Zeit waren vor allem gebrauchsfähige Gegenstande aller Art für den täglichen Bedarf, wie Hacken, Picken, Sensen, Strohmesser, Beile, Schippen, Sagen, Beitel und andere Zimmermannsgereiden, ferner Streicheisen, Fegmesser, Schrickschu und vereinzelt wohl auch noch Brustharnische, Hellebarden und andere Waffen, (…) wobei sich die Arbeit am Neuenhammer auf Recken, Breiten und Veredeln des Stahls beschränkte. Nach Aufnahme der Handelstätigkeit des Halbach ´schen Hauses haben aber auch andere Kleineisenschmiede mitgearbeitet bzw. zugeliefert.

Schon 1739 besas Johannes Halbach Anteile des Blei- und Kupferbergwerks "Zum göttlichen Segen" am Fahrenberg zwischen Kellers- und Johanneshammer. Später erweiterten die Halbachs ihre Zechenanteile. Caspar Halbach wurde am 28.12.1741 auf Remscheids hochgelegenem Dorffriedhof beerdigt. Sein lediger Bruder Arnold starb 1746. Der älteste Sohn Kaspar Halbachs, Peter Halbach (*1706) starb am 3.10.1777. 1773 sind die Gebrüder Caspar Halbach in Burger Kellnereirechnungen an zweiter Stelle unter den Gewerken des Kupfer- und Bleibergwerks "Die Bleyschlade" genannt, aufgeführt. An erster Stelle stand Johannes Halbachs Schwager Peter Caspar Hasenclever als Lehensträger des Bergwerks. Von zwei Hämmern in der Heienbrucher Wiese, einige Minuten vom Neuenhammer entfernt, gehörte der zweite Hammer ebenfalls Johannes Halbach, und der Johanneshammer zwischen Altenhammer und Kellershammer war zeitweise verpachtet oder arbeitete für sie." (…)

Im Gemeinde- und Kirchenwesen Remscheids spielte Johannes Halbach zeitlebens eine führende Rolle. Stark war sein Familiensinn. Wie in jungen Jahren, so war er auch noch in seinem Alter eine rüstige, stattliche und altväterliche Erscheinung. Heiter, umgänglich und bequem gesellig war er von Wesen Als 76jähriger Witwer heiratete er die Witwe Maria Christina Hendrich von Vieringhausen. An Sonn- und Feiertagen kam er zur Freude seiner Kinder und Enkel wohl auf den beschwerlichen Saumpfaden über die Berge gewandert, angetan mit dreieckigem Hute, altdeutschem Rocke, weißem Kragen, gleichfarbiger Binde und schimmerndem Spitzenvorhemd, kurzen Hosen, langen Strümpfen und Schnallenschuhen. Dann war er in Müngsten bei seinem eingeheirateten Sohne Johann Arnold, dann bei seinen verheirateten Töchtern in den Familien Böcker zu Burscheid, Jäger zu Bliedinghausen und Scheibler zu Bergisch-Neukirchen oder bei seinen Brüdern Peter zu Bliedinghausen und Caspar zu Ehringhausen oder bei seinen Schwestern, den Frauen des Rotger Hinrichs zu Kuppelstein und Konrad Fischer zu Burg. Von diesem ist ein Tagebuch erhalten. Es kündet von einer großen Eintracht zwischen Brüdern, Schwägern und deren Frauen. (…)

Auch Geldgeschäfte, Grundstucksankaufe und Darlehen führten die Manner zusammen, ferner die Jagd und Fischerei. Die enge Verbundenheit war bezeichnend. Johannes Halbach (1709-1791) war der Ur-Ur-Grosvater von Dr. Krupp von Bohlen und Halbach in Essen. Das bis zu seinem Abbruche auf dem Berghange stehende Gebäude durfte das Wohnhaus des Peter Honsberg gewesen sein. Das zweite, vordere Haus ist wahrscheinlich von Halbach errichtet worden. Der Honsberg`sche und dann Halbach`- sche Hammer stand gleich rechts von diesem vorderen Hause. 1745 wurde Johann Arnold Halbach auf dem Neuenhammer geboren. Er galt seit 1772 als alleiniger Besitzer aller Hämmer zu Müngsten. Bis 1750 gehörten die Hämmer dem Johann und Caspar Halbach zu Remscheid. 1750 ist als Besitzer Johann Hasenclever in der Lobach angegeben, der den "Reckhammer auf der Eiffischen Bach" betreibt. (Überreste von Bruchsteinen deuten darauf hin.) Auf der Scheune befand sich eine Inschrift "P.HB. 1722" (Peter Honsberg), und auf der Gartenmauer eine, die lautete: "Johann Halbach Anno 1760".

Von der Familie Halbach ging der Neuenhammer in Hasenclever`schen Besitz über. 1812 hatte der Platz bereits 21 Einwohner. 1832 wurden an der gleichen Stelle eine Fabrik, ein landwirtschaftliches Gebäude und zwei Wohnhäuser mit 22 Bewohnern gezählt. 1824 ist ein neuer Besitzer mit W. Ferdinand Hasenclever eingezogen, wobei erstmalig von einer „Fabrikanstalt“ gesprochen wird. 1829 wird der Namenszug erweitert: „Franz Arnold Hasenclever & Comp., Rd.“ Sie arbeiten mit drei oberschlächtigen Wasserrädern. 1846 wird der Hammer er von der Firma Johann Bernhard Hasenclever & Sohne erworben. Am 1. Januar 1848 erhält die Firma von der Düsseldorfer Regierung die Erlaubnis, den aufgekauften Neuenhammer abzubrechen, den Sammelteich zu vergrößern und einen neuen Hammer zu errichten. Die neue Schlacht und der neue Querdamm sollen die alte Schlacht- und Stauhöhe gewährleisten. Mit zwei Schmiedeessen und drei Wasserrädern entsteht der neue Hammer in einem Massivbau aus Bruchstein. (…) 1900 Zog dort die Ambossfabrik von Meister Kuhler ein. Er kam vom Muckenbach mit Hermann Rauhaus und einigen Gesellen an den Eschbach, wo sie bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg tätig waren. Hermann Rauhaus blieb als einziger in dem Wohnhaus am Berg wohnen und verbrachte dort seine letzten Lebensjahre mit seiner von ihm geschätzten klassischen Literatur. Fest verwurzelt mit der Heimatscholle, war er bis zu seinem Lebensende 1929 durch nichts zu bewegen, die noch so gut gemeinten Angebote seiner Söhne zu akzeptieren, seine Waldeinsamkeit aufzugeben und zu ihnen zu ziehen. Nach seinem Tod war Gustav Volberg Eigentümer des Anwesens, dann erstanden es die Städtischen Werke Remscheid. Da die Instandsetzung an der Kostenfrage scheiterte, wurden im Herbst 1931 der Hammer und die Wohngebäude abgerissen, sehr zum Nachteil des malerischen Landschaftsbildes. Der Platz ist heute (2006) nur noch durch einige Grundmauerreste zu identifizieren. (nach: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)


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