von Pfarrer i. R. Karlheinz Potthoff*
Von Schriftsteller Klaus Mann stammt der Satz Erinnerungen sind aus einem wundersamen Stoff gemacht, trügerisch und dennoch zwingend, mächtig und schattenhaft. Es ist kein Verlass auf die Erinnerung, dennoch gibt es keine Wirklichkeit außer der, die wir im Gedächtnis tragen."
Unter dieser Überschrift und damit eben dem Wissen um deren Subjektivität ein paar unsortierte Erinnerungen und Eindrücke aus meinen fünf Jahren als Superintendent des Kirchenkreises Lennep von 1990 bis1995. Es kann leicht sein, dass Sie an der einen oder anderen Stelle widersprechen werden, weil sie es anders in Erinnerung haben. Eben dann: siehe oben!
Mein Vorgänger war Werner Lauff. Viele kennen ihn noch als eloquenten und wortmächtigen Mann. Meine/ zumindest damals - heute sehe ich das viel differenzierter - sehr eindeutige Haltung zu Kirchenkreis und dem Amt des Superintendenten habe ich von ihm übernommen - nämlich: Sie haben dienende Funktion für die Gemeinden vor Ort. Da spielt die kirchliche Hauptmusik. Das relativiert die Bedeutung der mittleren Ebene und führt zu sehr selbstbewussten Gemeinden und Presbyterien. Und deren gab es zuhauf! Ich habe das im Wesentlichen positiv gesehen und auch erlebt.
*Seine persönlichen Erinnerungen an die Zeit als Superintendent 1990 bis 1995 beim Jahresempfang im Vaßbendersaal am Markt. |
Dass es bergischen Sturköpfe einem auch schon mal schwer machten: geschenkt. Aber mit welcher Ernsthaftigkeit und auch Streitlust Presbyterien am Werk waren, hat mich meist beeindruckt. Auch, dass die ehrenamtlichen Mitglieder der Presbyterien die Auseinandersetzung mit Pfarrerinnen und Pfarrern nicht scheuten! Da gab es heiße Sitzungen bis in die Nacht hinein - zumindest in meinem Geburtsort Wermelskirchen waren die nicht selten!
Übrigens: Längst war es natürlich selbstverständlich, dass auch Frauen in den Presbyterien und der Kreissynode mitarbeiteten. Aber - wenn auch durchaus schmunzelnd vorgetragen - war die alte männliche Denke noch nicht ganz aus der Welt. Vor der Presbyteriumswahl im Februar 1992 fragte ich den altgedienten Presbyter in einer Landgemeinde: Und, haben Sie auch Kandidatinnen auf dem Wahlzettel? Nein", sagte er auf bergisch platt Noch haben wir das nicht nötig!" Wie gesagt: Er lächelte selber dabei!
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