Viel vom Wesen der alten Remscheider drückte sich in der Kleidung aus, die sich jeglicher Extravaganzen entzog. Wenn der alte Remscheider sich in den Gehrock warf, sofern überhaupt, nannte er ihn despektierlich Batzeschleger, meist war ihm schon die Lüsterjuppe, eine Jacke aus glänzendem Stoff, das höchste der Gefühle, darunter vielleicht ein Vüörhemken, ein Vorhemd, an den Füßen Togstieweln (Zugstiefel), dann fühlte er sich stiefstaats, fein gemacht. Für die Kleidung der Frauen hatte der Mann nicht selten abfällige Bezeichnungen wie Fummeisbrocken, womit er die zarteren Gewebe abwertete. Langer Rock aus kräftigem Stoff, eine Bluse und dann noch ein schamuosen Schottel-duok, eine Schürze aus Baumwoll- und Seidengemisch, das mochte wohl sein.
Bei Tisch sah es nicht anders aus: Derbes hatte vor schläckerigem Essen den Vorzug. Spruch: »Buokwietenrötsch met Oik es en Freten förret arm Volk«. Buchweizenpfannekuchen, so hört man hier heraus, war ein verbreitetes Arme-Leute-Essen. Schwattbruot aß der alte Remscheider, also Schwarzbrot, suren Kappes, Sauerkraut, Brezelnzoppe, Milchsuppe mit hineingebrockten Brezeln. Lienewewer, Eierkuchen mit in den Teig eingebackenen, 'in Scheiben geschnittenen und gar gekochten Kartoffeln, waren eine weitere Spezialität, und Puffelskuoken, Hefepfannkuchen aus Weizenmehl, Eiern, Zucker, Milch und etwas Salz, hin und wieder mit Korinthen und Rosinen. Wenn einem Familienmitglied die schlichte Kost nicht paßte, mochte es sein, dass er zu hören bekam: »Schmackt et dr nit? Dann gangk innet Dorp noam Albetten und lot dr do utschöppen.« Damit wurde der Nörgler auf die Küche des vornehmen Gasthofs »Zum Weinberg«, Elberfelder Straße, verwiesen, dessen Besitzer C. W. Alberty war. (aus: Remscheid so wie es war, von Dr. Gerd Courts, erschienen 1974 im Droste Verlag.)