God bless America, Gott schütze Amerika, hatte Klaus Prömpers seinen Vortrag überschrieben, und das war durch auch ironisch gemeint, wie Dr. Erwin Bürgel, der Vorsitzende des Katholikenrates Remscheid, anschließend bemerkte. Beide kennen sich seit vielen Jahren aus gemeinsamer Jugendarbeit. Und so war es Bürgel nicht schwer gefallen, den pensionierten ZDF-Studioleiter (Brüssel, Wien) zum traditionellen Impulsreferat beim gestrigen Jahresempfang 2018 des Katholikenrates zu bewegen. Zumal das Thema Donald Trump den Journalisten persönlich so beschäftigt, dass er für den Vortrag mit leichter Hand viel zu Papier brachte. Es hätte mit Anekdoten und Randbemerkungen, die Prömpers stets parat hatte, leicht für einen ganzen Abend gereicht. Also musste gekürzt werden. Aber vielleicht wird ja mal ein Buch daraus, sagte Prömpers dem Waterbölles in Anschluss an den trotz der erheblichen Kürzungen kurzweiligen und aufschlussreichen Vortrag.
Fire and Fury, Feuer und Zorn heißt marktschreierisch das Buch von Hollywood-Autor Michael Wolff über den US-Präsidenten, das am 19. Januar auch auf Deutsch erschienen ist und auf das Klaus Prömpers, um Aktualität bemüht, ebenso einging wie auf die jüngste, dreitägige Schließung aller Regierungsgeschäfte in den USA, ausgerechnet zum Jahrestag der Vereidigung von Trump. Gegenstand der nun anstehenden Verhandlungen zwischen Republikanern und Demokraten: die Neuverschuldung auf der einen Seite und die Zukunft jener 700.000 jugendlichen illegalen Immigranten, die von der Obama-Regierung geduldet wurden und denen Trump nun mit Ausweisung droht. Und Prömpers erinnerte an die von der katholische Bischofskonferenz der USA vom 7. bis 11. Januar ausgerufenen Woche der Immigranten und daran, dass die meisten Amerikaner einst als Flüchtlinge, sei es aus religiösen oder aus wirtschaftlichen Gründen, in die USA kamen und das Land aufbauten. Das solle heute nicht vergessen sein, so der Appell der Bischöfe, die allerdings auch wissen, dass 42 Prozent der weißen Katholiken bei der Wahl Donald Trump ihre Stimme gaben!
Donald Trumps erstes Jahr als Präsident gelte als das chaotischste und tumultreichste in der modernen Geschichte der US- Präsidenten. Nach nur wenigen Wochen habe Trump seinen Sicherheitsberater Michael Flynn wegen erwiesener Lügen über Kontakte zu Russland feuern müssen. Und FBI-Direktor James Comedy sei gefeuert worden wegen seiner Ermittlungen über Russland-Connections während Trumps Wahlkampagne. Chefermittler Robert Mueller ermittle derweil eifrig weiter.
Einer Achterbahnfahrt gleicht die Präsidentschaft für die US-Amerikaner, aber auch für den Rest der Welt. In Alabama stützte der Präsident einen Kandidaten für den Senat der Republikaner, dem Unzucht mit Minderjährigen vorgeworfen wird. In Arizona amnestierte er einen wegen ungesetzlicher Übergriffe auf Farbige verurteilten Sheriff; der will nun für einen Senatorenposten kandidieren bei den Zwischenwahlen im November dieses Jahres. Und wenn der Präsident beim Weltwirtschaftsforum in Davos über eine gemeinsame Zukunft in einer zersplitterten Welt spreche, fragten sich viele: Beginnt bald ein Handelskrieg? Erste Anzeichen dafür seien Strafzölle gegen Waschmaschinen- und Solarpanel-Importe aus China und Südkorea.
Trump polarisiert zwischen seiner erzkonservativen, gläubigen Basis und dem liberalen Ost- und Westküsten Amerika, fuhr Klaus Prömpers fort. Längst informieren sich die einen Amerikaner bei Fox News (Murdoch), Trumps Lieblingssender. Keine Fake News sagt er, das Gegenteil ist eher richtig. Die anderen informieren sich bei ABC, NBC, CBS, die Trump alle als Fake News geißelt, ebenso wie CNN! Und Twitter baue Trump zu einer Nebenregierung auf. Ganz ohne Fake News, versteht sich ?? Tatsächlich habe Trump, der TV-Entertainer, Rechtspopulist, Immobilien-Erbe, Rassist, Unternehmer (mit mindestens drei Pleiten) und vermeintliche Milliardär, der seine Steuererklärungen nicht veröffentlicht wie andere, seinen Wahlsieg durch Tricksen, Täuschen und Belügen erzielt. Die Washington Post hat ihn im ersten Jahr der Präsidentschaft sehr genau beobachtet: Sie stellt fest: bis zum 31. Dezember 2017 hat Trump 1.950 falsche Aussagen gemacht, etliche davon: komplett gelogen. Das heißt, er lügt in Reden, in Interviews oder auf Twitter im Schnitt fünf Mal pro Tag öffentlich! Deswegen hat ihm Anfang Januar das Komitee to protect Journalism einen Negativ-Preis für die Untergrabung der Pressefreiheit verliehen. Frühere Preisträger: der türkische Präsident Erdogan, Russlands Präsident Putin, Chinas Chef Xi JingPing und Ägyptens Abdel Fatah el-Sissi. Ein US-Präsident in bester Gesellschaft.
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