von Carl Ferdinand Frantzen (1856 - 1938)
Die Thätigkeit von Hermann Frantzen war von vorn herein auf die Ausdehnung des Brennereigeschäftes gerichtet. ( ) Der Anfang war nichts weniger wie aufmunternd. Ohne irgendwelches Renommé für sein Fabrikat, unbekannt mit der Kundschaft, bei den damaligen geringen Verkehrsverhältnissen wenig Bedarf, demgegenüber eine gut eingeführte Concurrenz, die jahrzehntelang die Kundschaft zur Zufriedenheit bedient hatte, war das Unternehmen ein mühevolles und nur durch jahrelange Ausdauer Erfolg versprechend. Wie oft hat er diese ersten Jahre nach der Militärdienstzeit geschildert als Jahre mühevollster Ausdauer, vergällt mitunter durch Verhöhnung seitens des Publikums in den Wirthschaften. Trotz aller dieser Schwierigkeiten war ihm jedoch im Laufe der Jahre ein Erfolg beschieden.
Durch sein Verhalten geachtet, durch sein zuvorkommendes Benehmen sich Freunde auch unter den Wiederkäufern erwerbend, stieg der Absatz von Jahr zu Jahr. ( )Die Folge davon war, dass sich der Wohlstand der Familie zusehends hob. Die von den Eltern übernommenen Hypothekenschulden konnten abgetragen werden, so dass schon im Jahre 1850 die Liegenheiten schuldenfrei waren. Nun war bei gleicher Thätigkeit wie bisher das Wachsen des Geschäfts eigentlich selbstverständlich. Begünstigt wurde dasselbe wesentlich durch die stete Steigerung des Geschäftsganges der Remscheider Industrie. Das Brennereigebäude wurde vergrößert und es wurde, um einen größeren Viehstand halten zu können, eine Reihe Liegenheiten angekauft: zu Kremenholl 10 Morgen, an der Kremenhollerstraße 7 bis 8 Morgen, an der Honsbergerstraße 7 bis 8 Morgen und gegenüber dem Wohnhause No. 15 jenseits der Straße bis zur Brüderstraße die ganze Grundfläche, so dass sich Anfang der sechziger Jahre über 50 Morgen zusammen waren. Die Bewirthschaftung dieser verhältnismäßig großen Fläche im Verein mit dem damaligen Viehstand von 30 bis 35 Stück, der noch umfangreichen Bäckerei und dem stetig wachsenden Brennereigeschäft hatte für die beiden Brüder eine umfangreiche Thätigkeit im Gefolge. Im Jahre 1857 wurde für die Schreibarbeit ein Buchhalter Wiedenhoff angestellt, für die Bäckerei ebenfalls ein selbständiger Gehülfe. Das Fuhrwerk wurde erheblich vermehrt, so dass Ende der fünfziger Jahre vier Pferde thätig waren, wovon zwei fast ausschließlich zur Herbeischaffung der Materialien Roggen und Malz vom Rhein(Mülheim) und Kohlen von Schwelm oder Rittershausen verwandt wurden. (aus der Chronik der Familie Frantzen von 1763-1906, aufgeschrieben von Carl Ferdinand Frantzen in den Jahren 1898 und 1899, 2011 übersetzt aus der Sütterlin-Schrift von Doris und Klaus Schmidt. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der Destille Frantzen, Alte Freiheitstraße 24.)