von Carl Ferdinand Frantzen (1856 - 1938)
Gegen 1857 oder 1858 hatte sich das Brennereigeschäft derart gehoben, dass sich der Anbau an dem Wohnhaus Nr. 15 als zu klein und die Keller des Hauses für die Zwecke der Brennerei völlig unzureichend waren. Es wurde deshalb der Neubau einer Brennerei und eines Viehstalles beschlossen und in den Jahren 1859 und 1860 ausgeführt. Der Bau wurde von vorn herein so umfangreich hergestellt, dass er noch heute (1898) dem außerordentlich gestiegenen Betriebe dient und auch genügt. Gleichzeitig wurde die Einrichtung für den Dampfbetrieb getroffen und diese Einrichtung mit der Dampfmaschine durch die Firma A.Wever & Co. in Barmen geliefert. War der Neubau der Brennerei in der ausgeführten Art und Weise für die damalige Zeit und Verhältnisse ein großes Unternehmen, so zeugte die Einführung des Dampfbetriebes von einer solchen Unternehmungsgröße, von der man sich heute, wo Dampfbetrieb so allgemein durchgeführt ist, kaum eine Vorstellung machen kann. Soviel sei hier nur noch bemerkt, dass in Remscheid damals nur eine einzige Dampfmaschine anderwärts angelegt war. ( )
Nach der Inbetriebnahme der neuen Brennerei im Jahre 1860 die alte wurde 1860 abgebrochen stellte es sich heraus, dass die Einführung des Dampfbetriebes ein sehr gewagtes Unternehmen war und dass mit dieser Neuerung vorerst noch die Erfahrung fehlte. Der gewonnene Branntwein war von so schlechter Qualität, dass ein erheblicher Rückgang im Geschäft beziehungsweise im Absatz nicht ausblieb. Erst nachdem bei der Rektifikation des Butters die direkte Zuführung des Dampfes beseitigt und man bei dem in Gebrauch genommenen aufrechtstehenden Pistorius´schen Brennaggregat die Backen außer Gebrauch gesetzt hatte, wurde wieder ein absatzfähiger Branntwein gewonnen. Der Rückschlag, den die ersten Jahre in der neuen Brennerei durch diese misslichen Verhältnisse dem Geschäfte gebracht, wurde erst allmählich wieder eingeholt. ( ) Der Versand an Branntwein stieg von 445.000 Liter im Jahre 1877 auf über 700.000 Liter im 1897.
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