Quantcast
Channel: Waterbölles - Geschichte
Viewing all 2570 articles
Browse latest View live

Hermannsmühle: Von der Kornmühle zum Erholungsheim

$
0
0

Hermannsmühle, alter Teich, 2000. Foto: G. SchmidtEin wunderschöner Verbindungsweg besteht zwischen der Tacker- und der Hermannsmühle. Man muss schon einige hundert Meter laufen, bevor man in die Ortschaft kommt. Sie ist uralt und wird schon 1487 mit dem Hermann op der Mühlen erwähnt. Zu dieser Zeit war die Mühle eine Fruchtmahlmühle, die auf dem Endringhauser-, Hermannsmühlen- oder Walkbach stand. Verschiedene Namen begleiteten sie: Heintzen Mühle, Winkelsmühle und Hermannsmühle. Sie muss zwischen 1487 und 1575 irgendwann verfallen sein. 1575 pachtete Peter Foermann vom Rat der Stadt Lennep das Gelände, und am 15. März 1579 erhielt er vom Herzog Wilhelm von Jülich Kleve und Berg die Erlaubnis, "dass er seine eigene Mühle auf welchem Platz vorlängst eine gestanden, wiederum erbauen möge, gegen eine Erkenntnis von 1 Ablass Roggen". Foermann schloss für sich und seine Nachkommen mit der Stadt Lennep einen Erbpachtvertrag über zwölf Jahre ab, der ihm außerdem erlaubte, Brot zu backen und in der Stadt Lennep zu verkaufen. In dieser Urkunde nennt er sich "Peter in der Hermannsmüll". Das Mahlrecht wurde für die Außenbürgerhöfe Hohenhagen, Überfeld, Endringhausen, Buscherhof, Oberste Halbach und Hinterste Stursberg zugestanden. (Drei seiner Kinder wurden Kaufleute und verheirateten sich in Lennep, die Söhne Johannes und Daniel erbten das landwirtschaftliche Gut und die Mühle.)

1607 nennt er sich "Peter Fuhrmann auf der Halbach". Danach klafft ein tiefes Loch in den Unterlagen, denn zwischen 1607 und 1829 findet man keine Angaben über Besitzerwechsel bzw. andere Unterlagen, ausgenommen diese Notiz der Jülich-Bergischen Domänenkellerei Burg von1672: "Peter Johann Fuhrmann in der Hermann-Müllen hat in anno 1578 den 25 Marty gnedigste Bewilligung erlangt, dass Er seine Mülle so vor ganzer Zeit auff der platzen gestanden und mithin keine Erkenntnuß geben, hinforters gebrauchen und Jahrlich vor eine Erkenntnuß für das Schloß Burgh lieffern solle ein Malter Roggen Burghmaßen".

Hermannsmühle 1998. Foto: G. SchmidtPeter Johann Fuhrmann, ein Nachkomme des Erbauers der Hermannsmühle, war der Begründer des Wollhauses Fuhrmann. Er verließ einige Jahre nach der Erbteilung die Hermannsmühle und gründete 1785 in Lennep ein Geschäft, das hauptsächlich aus Lederhandlung, Tuchhandlung und Wollhandlung bestand. Der Sohn Mathias war in zweiter Ehe seit 1778 mit Anna Catharina Wülfing, einer Tochter des Kauf- und Handelsherrn Anton Wülfing in Lennep (ein Vorfahre der Firmengründer Johann Wülfing & Sohn, Kammgarnspinnerei) verheiratet. Matthias hatte schon zu Lebzeiten seines Vaters Peter Johann in Lennep ein eigenes Geschäft. Durch Erbschaft und Kauf erwarb er von seinen Vettern den ganzen Besitz des Familiengutes Hermannsmühle. Im Laufe der Jahre ging das Gut, wozu auch die Tackermühle gehörte, in den Besitz der Firma Johann Wülfing & Sohn über.

1829 jedenfalls nennt sich die Hermannsmühle "Wilhelmsmühle". Als Besitzer ist Matthias Fuhrmann angegeben, so dass man davon ausgehen kann, dass die Mühle mehr als 200 Jahre im Familienbesitz war. Sie ist zu dieser Zeit mit einem oberschlächtigem Wasserrad und wechselweise einem Mahlgang für Roggen und Weizen angegeben. Am 23. Februar 1851 wurde eine Konzession zur Erweiterung erteilt, und 1853 sind die Gebrüder Mathias und Peter Fuhrmann Besitzer. Die Erweiterung 1851 beinhaltete drei Mahlgänge für Getreide und einen Graupengang nach Abbruch der bisher mit zwei Mahlgängen ausgestatteten Fruchtmahlmühle. 1853 ist in der Regierungsliste zu lesen: Hermannsmühle am Morsbach (Diepmannsbach) von Gebrüder Fuhrmann, Wehr 38, 1 hohes hinterschlächtiges Wasserrad, Pegel, Konzession vom 23.02.1851".

Besonders auffällig ist das hinterschlächtige Wasserrad, welches im Remscheider Raum kaum seinesgleichen fand. 1862 ist die Mühle als Etablissement des Johann Wilhelm Wilhelmy ausgewiesen, der am 13. Juni 1868 die Konzession zum Bau einer Dampfmaschine erhielt. Auf 1867 datiert der Hinweis zur "Getreidemühle am Walkbach" von Johann Wilhelm Wilhelmy mit sechs PS. Bis nach 1900 war die Mühle als solche in Betrieb, dann wurde die Wasserkraft von Schleifermeister Berger übernommen, der im Untergeschoß eine weitere Schleiferei einrichtete (erste Schleiferei im Hermannsmühler Kotten). Hermannsmühle. Sammlung Paul Bulang1907 steht noch Wilhelm Wilhelmy als Mühlenbesitzer im Adressbuch. Eigentümer des ehemals zugehörigen Bauerngutes war damals Heinrich Hasselhoff, der zuletzt acht Kühe besaß. Die Schleiferei Berger arbeitete bis 1925 als Pächter in der Mühle. Ein mächtiges Wasserrad trieb zu dieser Zeit, außen angebracht, mehrere große Schleifsteine an. Direkt an der Hermannsmühle erinnert in einer Waldnische ein schlichter Gedenkstein an die unselige Zeit der Franzosenbesetzung. Dort wurde der Packer Walter Dannenberg aus Remscheid-Güldenwerth am 11. August 1923 von einem Franzosen erschossen.

Zuletzt betrieb die Stiftung Tannenhof alle Gebäude, stellte ihren Angestellten die Wohnungen zur Verfügung und bewirtschaftete den Bauernhof. Das stattliche Fachwerkhaus bildet auch heute noch einen Blickfang im ganzen Ort. Eine Zeitungsannonce von 1932 gibt Folgendes wieder: "Ein Spaziergang nach Hermannsmühle, gerade jetzt zur Frühlingszeit, zeigt die geradezu ideale Lage dieses schönen Plätzchens Erde, für Menschen, die ein paar Wochen, losgelöst von der Arbeit und vom lärmenden Verkehr der Großstadt, beschauliche Stunden der Ruhe und Erholung genießen wollen. Wie ein Märchenland liegt das stille, grüne Tal zwischen bewaldeten Höhen; an den von Bäumen beschatteten Wegen plätschert der Bach in eiligem Lauf. Von der Hermannsmühle aus führen nach allen Richtungen gute Wege und in kurzer Zeit ist Lennep und Lüttringhausen zu erreichen. Von den Höhen genießt man herrliche Ausblicke auf das Tal und die Umgebung, nach Norden hin sieht man durch einen Höheneinschnitt die beiden Türme von Lüttringhausen. Für die Erholungsgäste ist somit reiche Gelegenheit zu Spaziergängen in die nähere und weitere Umgebung gegeben." An diesem Zustandsbericht hat sich bis heute (2004) nichts geändert!

Hermannsmühle mit Ruine und Teich Repro: G. SchmidtMit der Errichtung eines Erholungsheims der Firma Fuhrmann u. Co. Berlin in Hermannsmühle wird das Diepmannsbachtal zu neuem Leben erweckt. Einem Bericht von 1935 zufolge heißt es: "In einigen Monaten werden die Urlauber des weltbekannten Handelshauses das stille Tal bevölkern, um Ruhe und Erholung zu suchen." So lässt sich der Bezug zum Tannenhof erklären. Aber widmen wir uns noch ein wenig dem Zeitungsausschnitt vom 15. Mai 1935: „Das alte Wasserrad bleibt bestehen. Im Übrigen wird das Haus ein hübsches, der Umgebung angepasstes Äußeres erhalten. Im Inneren sind Musik- und sonstige Unterhaltungszimmer gedacht. Das gegenüberliegende, jetzt von der Familie Grohe bewohnte Haus, soll als Logierhaus für die Gäste umgebaut und dementsprechend ausgestattet werden. (…) Die romantisch gelegene Tackermühle soll erhalten bleiben, um dort gegebenenfalls den Gästen Gelegenheit zu geben, an warmen Tagen nachmittags Kaffee und Kuchen im Freien einzunehmen. Den angrenzenden Teich stellt die Firma Wülfing & Sohn den Gästen des Erholungsheimes zum Kahnfahren zur Verfügung. Im Übrigen sind Liegewiesen zum Ausruhen reichlich vorhanden, so dass auch dadurch die Gäste Erfrischung in unserer bergischen Luft finden. Ob das Erholungsheim das ganze Jahr über geöffnet bleibt, ist noch unbestimmt; man sollte es aber annehmen, denn es erfreut sich doch bei der Großstadtbevölkerung der Winterurlaub mit seinen Sportmöglichkeiten immer größerer Beliebtheit. Auch in dieser Beziehung bietet die Hermannsmühle ein ideales Gelände. Die zahlreichen Abhänge sind zum Rodeln wie geschaffen, eine Sprungschanze für den Skisport ist in der Nähe bereits vorhanden“. (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid Herausgegeben von Günther Schmidt Band 4 - Leyerbach, Diepmannsbach, Mückenbach)

 


Wochenrückblick vom 14. bis 20. Dezember

$
0
0

 

Im Endringhauser Hammer wurde Salmiak destilliert

$
0
0

Die Salmiakfabrik Hölterhoff. Repro: Lenneper-Koch

Gehen wir den Wanderweg im Diepmannsbachtal weiter bergauf, kommen wir an den Zusammenfluss von Diepmannsbach und Endringhauser Bach. Dort befand sich bis 1950 ein  Teich, unter dessen Damm ein weiteres Hammerwerk lag, später zum Schleifkotten umgebaut.  Die Anlage geht auf das Jahr 1617 zurück. Damals erbauten dort Dietrich Clarenbach zu Endringhausen und Peter im Börntgen je einen Hammer. 1692 berichtet die nächste Eintragung von Peter im Börntgen bzw. Peter Westen auf dem Hohenhagen, die für die Hämmer Wasser-Konzession zahlen mussten.  Vorgänger der obersten Werke am Walkbach waren wahrscheinlich das "reckhämmergen auf der Bürgerschaft Lennep gelegen" und der "Schleifkotten negst obmeltem Hamer, worauf sein eigenes Gereidschafft schleift". Erst 1800 belegt eine Eintragung den Reckhammer von Franz Westen bzw. Gebr. Rottsieper. 1804 ist vom Stahlhammer "am Entspringen des Bachs" die Rede (hiermit ist wohl die Namensgebung des Diepmannsbachs gemeint, der aus dem Endringhauser und dem Walkbach gebildet wird). Doch wurde in früheren Zeiten der gesamte Bach als Walkbach beschrieben. Der Stahlhammer wurde noch vor 1860 eine Walkmühle, um dann etwa von 1867 bis 1898 als Salmiak-Fabrik eines Herrn Hölterhoff zu enden. Der zweite Hammer verschwand 1883. Der Teich hatte einen Abfluss durch ein Rohr und war mit dem Überfelder Bach und dem Teich des Herrn E. Roßbach verbunden. Heute kann man nur noch erahnen, dass hier mal ein Hammerwerk stand.

Der Endringhauser Hammer, später Salmiakfabrik. Sammlung: Erich Kahl

Zur Salmiakfabrik liegt ein Schriftstück vom 4. April 1867 vor: "In meinem zu Diepmannsbachtal belegenen, unter No. 534, früher zur Färberei benutzten Lokal, beabsichtige ich, jetzt Salmiakgeist zu machen und ersuche Sie, mir hierzu die Conzession gepfleglichst verschaffen zu wollen. Ergebenst Lennep den 4.April 1867 J.A. Hölterhoff." Da diese Anlage zu den chemischen Fabriken gehörte, waren amtliche Bewilligungen erfordferlich. Diese erfolgten bereits fünf Tage später durch Kreisbauinspektor Warsow: " Das Gebäude …  liegt von Gebäuden anderer Eigentümer entfernt, indem es eine völlig isolierte Lage hat, daher auch der bei dem Prozesse entstehende üble Geruch nicht zur Belästigung der Nachbarschaft führen kann.“ Zur Produktion: Das Gaswasser wird in einen elliptisch geformten Kessel aus gewalztem Eisenblech gepumpt. Dieser Kessel wird zu zwei Dritteln gefüllt und durch eine kleine, unter dem Kessel unmittelbar neben dem Schornstein angebrachte Feuerung langsam erwärmt. Das Gaswasser beginnt bei etwa 30°C zu destillieren, d.h. der Salmiakgeist steigt auf und kann in einem anderen Kessel aufgefangen werden.“

Vorne Salmiakfabrik, hinten Tuchfabrik Lambeck & Stockder. Repro: Lenneper-KochNachbarn waren von der Genehmigung der Fabrik wenig begeistert. Die Einwände der Familien Pickert (Tackermühle) und Berger (Hermannsmühle) wurden "Euer Wohlgeboren" gleich zugestellt. Bemängelt wurde etwa, : "dass sich über den Abfluss der kalkhaltigen und fettigen Theile aus der Fabrik keine näheren Angaben fanden. Da ich befürchte, dass das von mir zur Wollwäscherei benutzte Wasser der Tackermühle durch die obige Anlage für meinen Gebrauch verdorben ist, wie theilweise schon jetzt ersichtlich, so möchte ich ergebenst um eine Revision obiger Pläne bitten, worüber das Attest des verunreinigten Wassers bestimmte, für unseren Gebrauch nicht schädliche Anordnungen getroffen und in die Commission des Herrn Hölterhoff aufgenommen werden.“ Und Abraham Berger erlaubte sich „die ergebene Bemerkung, dass ich gegen die Concessionierung  insofern Einspruch erhebe, als mir hierdurch das zu meiner Schleiferei nöthige Wasser, welches die Schleifsteine nässt, verdorben werden kann.“ Mit einigen Auflagen wurde die Salmiakfabrikam 13. Januar 1869 schließlich doch genehmigt. Die letzte Eintragung über die „von Amts wegen“ bleibt der Polizeiverwaltung zu Lennep vorbehalten: "...theile ich ergebenst mit, dass der Dampfkessel N° 2422/30/659 in der Ammoniakfabrik der Fa. J. A. Hölterhoff Wwe. zu Diepmannsbach wegen Aufgabe des Betriebes abgemeldet worden ist. Der Kessel darf daher erst nach Ertheilung einer neuen Genehmigung wieder in Betrieb genommen werden. Der Königliche Gewerbeinspector Fröhlich (Gewerberath).“ (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid Herausgegeben von Günther Schmidt Band 4 - Leyerbach, Diepmannsbach, Mückenbach)

Eine Brotkarte aus dem Jahre 1915 und anderes mehr

$
0
0

Colorierte alte Postkarte: Blick vom Turm der Lenneper Stadtkirche Richtung Schwelmer Straße.

VonDr. Wilhelm R. Schmidt

In meinen Unterlagen zum alten Lennep fand ich vor einigen  Jahren eine Brotempfangsberechtigungskarte aus dem Jahre 1915, also aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Sie ist ausgestellt auf einen Landsturmmann namens Wollenweber, der seinerzeit seine Wohnung an der Mittelstraße, also der heutigen Rotdornallee in Lennep hatte. Der Name Wollenweber passt zwar gut zu Lennep, ich konnte jedoch keinen Namenträger in meinen historischen Verzeichnissen ausmachen, nur Wüllenweber. Vielleicht war der Mann ja auch nur kriegsbedingt und vorübergehend da, schließlich gab es zu der Zeit Lenneper Militäreinheiten, die z.B. in Dolhain-Limbourg in Belgien stationiert waren. Das Landsturmbataillon Lennep wurde 1914 am 21. Tag nach Kriegsbeginn gebildet, und die Mannschaften setzten sich aus den ältesten Jahrgängen der Landwehr und aus noch garnisonsdienstfähigen Mannschaften zusammen.  Dolhain oder früher auch Daelheim ist eine Teilgemeinde von Limburg an der belgischen Weser (Vesdre), in deren Nähe auch die Gileppetalsperre liegt und die Stadt Verviers, die wegen ihrer Tuchgeschichte ebenfalls eine besondere Beziehung zur Lenneper Vergangenheit hat. Davon und vom heimischen Bezirkskommando an der Schwelmer Straße, das seine Gestellungsbefehle für den Landwehrbezirk Lennep seinerzeit im Cölner Hof bzw. im König vonPreußen aushändigte, gibt es auch noch so manches Bild. Da immer wieder gefragt wird, wo denn das genannte Bezirkskommando gelegen war, so dient der Hinweis, es lag ungefähr dort, wo sich unlängst Anwohner über Lärm- und Geruchsbelästigungen beschwerten, die von einem  Bistro bzw. Gartencafé ausgegangen sein sollen. Soldaten aus Lennep waren im 1. Weltkrieg in Lenneper Militäreinheiten in Dolhain-Limbourg in Belgien   stationiert.Die Gerüche Alt-Lenneps, etwa in der Zeit, als das Bezirkskommando noch seines Amtes waltete, dienen den Beschwerdeführern sicherlich nicht als Maßstab, und ich, der ich an der Ecke zur Schwelmer Straße als Vierzehnjähriger vorm Konfirmandenunterricht meine Dreierpackung Roth-Händle aus dem Automaten zog, ein wenig darunter die Tochter des dortigen Friseurs von zuhause abholte und später in der nahe gelegenen Wallstraße als zeitweiliger Oberschulpostler die Quellekataloge in die Häuser trug (wobei einem öfters ein „Bittern“ verabreicht wurde), also, ich habe noch so manche Erinnerung an die „Düfte“ der vergangenen Zeit.

Die Kreisstadt Lennep stellte also im Oktober 1915 dem Landsturmmann Wollenweber eine Brotempfangsberechtigung aus, gültig für eine Person. Mit dieser Berechtigung, gedruckt auf blauen Karton, konnten vom Berechtigten in der Zeit vom 17. Oktober bis 1. Dezember 1915 insgesamt 28 Pfund Brot oder Mehl bezogen werden. Der Wert der Karte war in der damaligen Hungerzeit gar nicht zu überschätzen, was auch der Grund dafür war, dass derartige Dokumente mit dem Dienstsiegel der Stadt Lennep gesichert waren. Die Brotempfangsberechtigungskarte ist in mehrere Felder oder Rubriken aufgeteilt. Da die Zuteilung bei voller Ausnutzung für acht Wochen reichen musste, war man nur berechtigt, sich beim Bäcker die jeweils in einer Woche zustehende Brotmenge aushändigen zu lassen. Einem Pfund Brot entsprachen dabei 350 Gramm Mehl. Dem Bäcker wie dem Brotkäufer war es strengstens verboten, Broteinheiten im Voraus herauszugeben.

Jede Abgabe wurde in ein bestimmtes Zeitfeld eingetragen oder wie im vorliegenden Falle in ein spezielles Entwertungsfeld gelocht. Dabei galt die auf der Karte eingedruckte Devise: Wer weniger Felder lochen lässt, als ihm zukommen, also mit dem Brot spart, dient dem Vaterlande! Ob das wohl oft vorgekommen ist? Die Bestimmungen waren insgesamt sehr restriktiv gefasst und auf jeder Karte aufgedruckt. Es heißt dort: Brot und Mehl darf nur entnommen werden gegen Lochung einerentsprechenden Zahl von Feldern.  

Die uns vorliegende Brotkarte des Landsturmanns Wollenweber sagt uns auch aus, wer in Lennep das Brot an ihn ausgegeben hat. Es war der Bäcker Wilhelm Isenburg, der seinerzeit sein Geschäft im Haus Berliner Straße 18 hatte. Den Älteren von uns ist an dieser Stelle noch die spätere Bäckerei und Conditorei Kühnel in Erinnerung. Wilhelm Isenburg war verwandt mit dem Cafétier, der in der Wetterauer Straße (vor der Familie Grah) eine Konditorei mit Restauration und Weinhandel betrieb bzw. dem Verleger Hugo Isenburg in Chemnitz, der nebenbei über seine Vaterstadt Lennep und das Bergische Land Berichte verfasste und drucken ließ. Der Stempel „Wilhelm Isenburg“ ist auf der Brotempfangskarte deutlich zu erkennen, er wurde jeweils am Montag für eine Woche gesetzt, in der der Landsturmmann sein Brot oder Mehl bei ihm bezog. Die Felder für die nicht in Anspruch zu nehmenden Wochen wurden übrigens amtlicherseits per Dienstsiegel der Stadt Lennep vorsorglich entwertet, damit niemand durch Fälschungen unberechtigterweise Brot ergattern konnte.

Brotkarte des Landsturmmanns Wollenweber aus dem Jahre 1915.Postkarte im 1. Weltkrieg.Der Mangel an grundlegenden Lebensmitteln stellte sich 1914 schon schnell ein, steigerte sich aber im Verlaufe des Krieges noch beträchtlich. Zunächst begegnete man der Situation in der Hoffnung eines schnellen Sieges noch mit Humor. So gab es z.B. Postkarten, die den knappen Zucker karikierten. Unter dem Titel Zuckerersatz sieht man einen Soldaten seine Dame küssen und dazu steht geschrieben: „Man hat sich manches abgewöhnt in unserer heut´gen Zeit – so auch den Zucker – ist der Kuss doch auch voll Süßigkeit!“ Später, um 1918, wurde der Ton bitterer: Als Feldpostkarte erschien folgende Trauer-Anzeige aus Magerstadt mit schwarzem Rand: „Allen Verwandten und Bekannten die wirklich schmerzliche Nachricht, dass heute Früh 7 Uhr unser unvergesslicher Laib Brot im Alter von kaum drei Tagen den Weg alles Irdischen gegangen ist. Wer die Vorzüglichkeit des Dahingeschiedenen kannte, wird unseren Schmerz zu würdigen wissen. Von Beileidsbesuchen wolle man bitte Abstand nehmen, dagegen bitten die Hinterbliebenen um Brotmarken: Hans und Anna Mehlnot, Fritz Schmalhans, Karl Wenigfleisch und Berta Ohnefett.“

Brot- bzw. Lebensmittelkarten gab es übrigens nicht nur zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden sie in der Bundesrepublik Deutschland erst im Jahr 1950 abgeschafft, 1948 gab es z.B. Haushaltsausweise für Vollmilch. In der DDR wurden derartige Zuteilungs- oder Berechtigungsscheine bis Mai 1958 benutzt. Man findet sie auch gar nicht so häufig in privatem Besitz überliefert, da sie i.d.R. jeweils nach Gebrauch abgegeben werden mussten, um jeweils eine neue zu erhalten. Umso schöner also, wenn man eine heimatliche Brotkarte findet wie in unserem Fall. Nach dem Zweiten Weltkrieg übrigens war die Brotkarte aus dem Jahre 1915.Ernährungssituation in Lennep ausgesprochen katastrophal, es gab „nichts zu beißen“, wie man sagte, man fuhr über Land zum „Kungeln“, brachte eine Kopfkissenhülle voll Nudeln mit, briet sein Essen mit nächtlich „schwarz“ gepresstem Rapsöl, das aus der Pfanne heraus in alle Richtungen explodierte, weswegen man die Küchenwände vorsichtshalber zusätzlich mit alten Zeitungen sicherte. Durch die Zimmer hingen Bindfäden, an denen Tabakblätter getrocknet wurden, fermentiert wurde der Tabak je nach der Erfindungsgabe des Herstellers.

Die Mütter konnten aufgrund der Unterernährung ihre Kleinkinder nicht stillen, der heute „stattliche“ Schreiber dieser Zeilen (bei seinem Urgroßvater Albert nannte man dies: mit Embonpoint) überlebte nur durch die Zufuhr des damaligen Wundermittels Vigantol. Zwar irrte der oft sarkastische Chefarzt des Lenneper Krankenhauses an der Hackenberger Straße, als er hinwarf: der kommt nicht durch, aber die heutige Freude über die damalige Fehlprognose mag uns, gerade auch  in der jetzigen Vorweihnachtszeit, auch Anlass zu der Erkenntnis geben, dass es uns trotz einer großen Wirtschaftskrise im Vergleich zu damals und vor allem im Vergleich zu vielen Weltregionen nicht schlecht geht.

Wochenrückblick vom 7. bis 13. Dezember

$
0
0

 

 

Hätten Sie`s gewusst...? Hastens mysteriöse Wetterfahne

$
0
0

Wer an der Haltestelle Hasten, Kirche, ungeduldig auf den Bus wartet, sollte die Zeit nutzen und einfach mal seinen Blick nach oben richten, zur Pauluskirche. Nicht nur das nagelneue Schieferdach der Kirche fällt auf, sondern vor allem die goldglänzende Wetterfahne auf dem Kirchenschiff. Ohne Fernglas oder Teleobjektiv kann man die Details dieser Schmiedearbeit kaum erkennen. Die Wetterfahne aus der Rokokozeit (1780) zeigt einen beleibten Pastor mit kleinen Füßchen, auf dem Kopf einen flachem Hut mit aufgebogener Krempe. Er trägt ein kelchförmiges Gefäß vor sich her. Die Zahl 1548 steht über den Buchstaben CB-GB (oder CB-CB?), darunter die Jahreszahl 1780.

Die Wetterfahne hat die Form eines Schnürschuhes. Aus der Gemeindechronik von 1953 geht hervor, dass ursprünglich an Stelle der Wetterfahne ein Steinkreuz errichtet werden sollte. Warum wurde diese Wetterfahne bevorzugt? Auch ist es sicher, dass die Wetterfahne ursprünglich nicht für die Pauluskirche hergestellt wurde. So findet sich in einem Brief von Max Cleff sen. vom 12.11.1926 der Hinweis, dass die Fahne von einem abgebrannten Haus im Dreiangel stamme. Vielleicht von einem alten Schlossgebäudes oberhalb in der Gerstau, das kurz vor 1548 bis auf die Grundmauern abbrannte? Dann wäre die Wetterfahne viel älter.

Bis heute ist nicht klar, was die Buchstaben bedeuten sollen - evtl. die Initialen einer bergischen Familie. Die Jahreszahl 1548 wird mit der Sage der "Pfaffenumkehr" oder auch "Vaßbenders Umkehr" in der Gerstau in Verbindung gebracht ("Umkehr" des Pfarrers Ambrosius Vaßbender auf der Wallfahrt nach Neviges zum evangelischen Glauben) Allerdings kann diese Jahreszahl angezweifelt werden, da gerade in diesem Jahr Karl V. das Interim verfügt hatte, um ein Vordringen des Protestantismus einzugrenzen. Vaßbender soll 56 Jahre die evangelische Lehre in der Remscheider Gemeinde gelehrt haben.

Über die Inschrift „CK 1852“ finden sich ebenfalls keinerlei Hinweise, und wer hat nach 1780 bzw. um 1852 die jüngeren Jahreszahlen eingefügt? So bleibt denn diese schöne Wetterfahne weiterhin ein kleines Rätsel in der Remscheider Geschichte und lässt Spekulationen zu. (Danke an Pfarrer Siegfried Landau, der mir freundlicherweise die alten Seiten der Gemeindechronik zur Verfügung gestellt hat. Die Sage von der Pfaffenumkehr kann man nachlesen bei Otto Schell, „Bergische Sagen“)

Ein "colorierter" Gruß zum Jahreswechsel anno dunnemal

$
0
0

Ein Neujahrsgruß aus alten Zeiten. Sammlung: Paul BulangAndere Zeiten, andere Postkarten. Auch zum Jahreswechsel.

(aus: „Von Müngsten bis Gerstau - Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid“ von Günther Schmidt, im Jahr 2000 im Verlag: Buchhandlung R. Schmitz, Remscheid-Lennep, erschienen.)

Was bedeutet dieser Schriftzug in devonischem Felsen

$
0
0

Schon seit mehr als 60 Jahren rätselt ein ehemaliger Bewohner der Ortschaft Tyrol über die Bedeutung eines Schriftzugs. Dieser findet sich in der Nähe des "Ibacher Hammers" im Hammertal  in einem fast aufrecht stehenden devonischen Felssediment. "F A D 1932"  wurde dort einst eingemeisselt. Mit dem alten Hammer hat es wohl nichts zu tun, da dieser schon lange vorher stillgelegt worden war. Kann dem geschichtsinteressierten Remscheider geholfen werden?


Wochenrückblick vom 28. Dezember 2015 bis 3. Januar 2016

$
0
0

Beim Kampf um Wasserrechte setzte sich Wülfing durch

$
0
0

Stauteich 'Lenneper Walkmühlgen'. Die Autobahnbrücke Diepmannsbachtal steht mitten im Teich Foto: G. Schmidt 1995

Mit der Inbetriebnahme der großzügig gebauten Kammgarnspinnerei der im 17. Jahrhundert gegründeten Firma Johann Wülfing & Sohn beim Güterbahnhof Lennep im Einzugsbereich des Diepmannsbaches begannen 1880 schwere Zeiten für die vom Wasser abhängigen Betriebe des Tales, denn der Wasserbedarf der Firma Wülfing war wesentlich höher als vorausberechnet. In jahrelangen Prozessen erstritten die Vertreter der Fa. Wülfing die Wassergerechtsame des Tales. Für die einst so selbstbewusste Stadtverwaltung war die Firma wichtiger als der Gewässerschutz. Zudem waren seit Generationen die Firmeninhaber im Rat der Stadt Lennep und beeinflussten mit ihrem Votum die Entscheidung. Die Gerichte folgten ihren Argumenten. Eigene Dynamos, mehrere Dampfmaschinen, zwanzig neue Shed- Bauten, Färberei und Wollwäscherei versprachen weitere Expansionen. Das war neben der firmeneigenen Wohnsiedlung damals entscheidend.

Wülfing kaufte auch die im Tal gelegenen Grundstücke mit den Wasserrechten und baute im Diepmannsbachtal ein zweites Pumpwerk. Das förderte in trockenen Zeiten das in mehreren Teichen der Talzüge gespeicherte Wasser durch eine lange Rohrleitung zum Hauptpumpwerk des Betriebes.  Die Blütezeit der Kammgarnspinnerei dauerte allerdings nicht lange,  und schon um 1887 entstand auf dem ehemaligen Gelände der Fa. Wülfing rechts vor dem Jagdschloss die Fahrradfabrik "ELITE" Nach und nach verschwanden die Wülfing-Anlagen, und im Wohn- und Geschäftshaus der ehemaligen "Streichgarnspinnerei von Lambeck im Diepmannsbachtal" ist heute das SGV-Wanderheim untergebracht. Ein Pumpenhaus am oberen Talweg hält allerdings die Aera Wülfing noch ein bisschen wach.

Der Honsbergskotten. Repro: G. Schmidt

Die Elite-Fahrradfabrik ist das letzte Objekt am Überfelder Bach (Walkbach).  Als erste Eintragung ist dort ein Schleifkotten ausgewiesen, der um 1800 einem Honsberg zu Lüttringhausen gehörte. 1828 verpachtete ihn die Wwe. Friedrich Honsberg an Engelbert Berger zu Hermannsmühle. Der Kotten hatte ein oberschlächtiges Wasserrad und zwei Steine zum Schleifen von Remscheider Fabrikaten. Von Mai bis November war meist nur ein Stein an einem Tag in der Woche in Arbeit. 1837 wurde der Kotten, in alter Zeit "Kummersmühle" genannt, an Peter Mathias Wirths verkauft, der daraus eine Tuchwalkerei mit drei Walkpumpen und sechs Stampfen baute. Von den drei Walkkümpen arbeiteten bei Wasserknappheit nur einzelne.  Wirths schreibt: "Der Wasserzufluss ist im allgemeinen gering, doch ausreichend. Da die Tuche beim Walken in ihrem chemischen Prozess nicht gestört werden dürfen, ist bei der Walkmühle die Einrichtung getroffen, dass bei vermindertem Wasserzufluss nur einzelne Pumpen, diese aber Tag und Nacht gehen". Die damals angelegten Reserveteiche sind in ihren Umrissen noch zu erkennen, zuerst am Einfluss des Überfelder Siefens an der Stelle des jetzigen Vorklär- und Regenrückhaltebeckens, dann an den Dämmen von zwei Teichen unter dem Querweg. Der Bach daneben ist kanalisiert, bleibt links am Weg und floss einst mit einigen Kaskaden an zwei weiteren Teichen zu Turbine und Dampfmaschine im heute bewohnten Maschinenhaus, das von der Kammgarnspinnerei Lambeck erbaut wurde.

Ich habe im Archiv ein Dokument gefunden, das besagt, dass Gernot Lambeck zu Diepmannsbach am 1. Dezember 1877 die Lizenz zum Aufstellen einer Dampfmaschine bekam, die von der Firma C.Dupnis aus Aachen am 4. Oktober 1852 gebaut wurde.  1853 ist Julius Hölterhoff als Besitzer der Spinnerei am Diepmannsbach eingetragen. 1867 wird ein letztes Mal die Tuchfabrik von Julius Albert Hölterhoff erwähnt. Nach dem Brand der Buchholzmühle übernahm die Firma Lambeck & Stockder (Tuchfabrik) die Spinnerei und betrieb sie 20 Jahre lang. Danach wurde die Barmer Firma Roßbach Inhaberin, hielt die Spinnerei aber auch nur einige Jahre.

Repro: G. Schmidt 1887 wurden die Fabrikgebäude von Fritz Evertzbusch zum Fahrradwerk umgebaut, finanziell unterstützt von den Herren Hardt in Lennep (J.W. & S) finanziell unterstützt. Die Belegschaft der "Elite" setzte sich anfänglich aus Bayern zusammen, die sämtlich Facharbeiter waren. Sie verstanden es vorzüglich, die „Wirtschaftskreise zu unterstützen“. Namentlich waren es Lenneper Gastwirte, die samstags und sonntags gute Einnahmen verbuchen konnten. Und manchmal gerieten auch die erhitzten Köpfe in mitternächtlicher Stunde aneinander. Für diese Fälle hatte "Vater Frohnert" in seinem Asyl in der Poststraße stets "reservierte Plätze". Aber auch der Fidelitas huldigten die Bayern: sie besuchten häufig Vereinsfestlichkeiten und traten als Zitherspieler und Fahrradkünstler auf.

Elite-Fahrradwerke um 1890. Repro: G. SchmidtDer Umsatz der anerkannt guten Fahrräder war groß. Doch während ihres recht kurzen Bestehens von etwa elf Jahren erlebte die Firma eine erhebliche Misswirtschaft.  Evertsbusch musste 1898 das Werk an Joseph Hillebrand, Kaufmann aus Düsseldorf, und Viktor Stuhl übertragen. Die Firma lautete fortan: "Bergische Fahrradwerke ELITE, Stuhl & Hillebrandt". Der Kaufpreis war 405.681,76 Mark.  Die Misswirtschaft ging aber weiter. Als bis zum Jahre 1901 ein Gesamtverlust von 858.000 Mark entstanden war, wurde beim Amtsgericht Barmen seitens J.W. & S der Konkurs beantragt. Stuhl schuldete der Firma 97.171,53 Mark, außerdem 34.000 Mark für Geräte und Maschinen. Stuhl machte Gegenforderungen geltend. 1906 wurde der Streit vertraglich beigelegt. Hiermit fand die Geschichte ELITE ihren Abschluss; in den Gebäuden wurde von eine Kugellagerfabrik eingerichtet, aber schon nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Das Fabrikgebäude verfiel ab 1908 und wurde 1923 gänzlich abgetragen. Überreste sind heute nicht mehr zu sehen. Das linksseitige Pumpwerk am Wassergraben ist jedoch jetzt noch gut erhalten. Es förderte damals das Wasser aus dem Tal zur Kammgarnspinnerei. Aus der Zeit der Fahrradfabrik (1887-1908) stammen die beiden Wohnhäuser unmittelbar neben dem Jagdschlösschen. (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid Herausgegeben von Günther Schmidt Band 4 - Leyerbach, Diepmannsbach, Mückenbach)

Die Bergstraße in Lennep, ein Areal im Wandel

$
0
0

Von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Fast jede Woche haben wir in der letzten Zeit in den Zeitungen und im Internet gelesen, dass die Parkanlage an der Post- bzw. Bergstraße in Lennep einem modernen Ärztezentrum weichen soll. Was die Zukunft bringen wird, das wissen wir noch nicht ganz genau, et kütt wie et kütt, sagen nicht nur die Kölner, und dass die drei Weisen aus dem Morgenland, die jetzt am Epiphaniastag auch in Lennep umgehen, bezüglich unseres Thema kundig sind, ist eher zu bezweifeln, aber dem Schreiber dieser Zeilen drängen sich auch ein paar Gedanken auf, wie es dort an der Bergstraße früher war:

Das alte Jahr vergangen ist, das neue Jahr beginnt. Wir danken Gott zu dieser Frist, wohl uns, dass wir noch sind - dieses Lied des Dichters Hoffmann von Fallersleben, den der junge Lenneper Albert Schmidt bei seinen Baugewerksstudien in Holzminden noch als alten weißhaarigen Mann in Corvey erlebte, dieses Lied blies vor mehr als hundert Jahren der Lenneper Gastwirt Hermann Windgassen auf der Trompete von seiner Wohnung auf der Karlshöhe aus. Das war seinerzeit die Bezeichnung für den oberen Teil der heutigen Karlstraße, über das alte Lennep. Der Trompeter mit dem Spitznamen Plack bewirtschaftete bis kurz nach 1900 unter der Bezeichnung „Restauration Windgassen“ den späteren „Kölner Hof“ auf dem Grund des historischen Kölner Tors und galt wie sein bester Freund Emil (Pimm) Ruwiedel als Lenneper Original. Immer in der Neujahrsnacht erschallte nach den Aufzeichnungen seiner Zeit- und Vereinsgenossen (man war z. B. im Bürgerverein und bei der Feuerwehr, für die Windgassen die Kapelle gründete) die Melodie über das Areal des Lenneper Bahnhofs die Berg- und Poststraße hinunter zur Altstadt.

Die Bergstraße sah damals ganz anders aus als heute. Ursprünglich war sie einer der schmalen Wege hinauf zum Westerholt, die es vielleicht schon seit dem Mittelalter gab. Als dann die Eisenbahn im Jahre 1868 gebaut wurde, wurde ein Teil des früheren Weges unter der heute noch existenten Unterführung an der Gartenstraße zur Schlachthofstraße geführt, und die Bergstraße hieß dann bis 1922 Bahnhofstraße. Es gibt noch Zeichnungen von Albert Schmidt zu diesem Areal, die er für die Familien Hardt anfertigte, die wie die Familien Hölterhoff und Schröder in dieser Gegend große Grundstücke besaßen. Die heutige Bahnhofstraße wurde erst später gebaut und hieß zunächst zeitgemäß Kaiserstraße. Alle neuen und besonders schönen und wichtigen Straßen wurden seinerzeit dem Kaiser Wilhelm bzw. Personen seiner Dynastie gewidmet, aber die Bergstraße, heute eher funktional anzuschauen, gehörte im oberen Teil eine Zeit lang auch zu den besonders ansehnlichen Bereichen der Kreisstadt Lennep, zumal hier auch die nationalen Feiern abgehalten wurden, denn das Kaiserdenkmal am Mollplatz gab es da noch nicht. Noch im Jahre1903 begann der bebaute Teil allerdings erst beim Gesellschaftshaus der sog. Kaufmannsgesellschaft, später Hotel zur Post, also dort, wo die Bergstraße heute oben endet. In der ursprünglichen Form zog sie sich wie erwähnt als Bahnhofsstraße (heute „Am Bahnhof“ und „Robert-Schumacher-Straße“) von der Kaufmannsgesellschaft über das Bahnhofsrestaurant von Oskar Groß und den eigentlichen Bahnhof bis zum ehemaligen Güterbahnhof und den Gebr. Busatis hin.

"Die Bergstraße in Lennep, ein Areal im Wandel" vollständig lesen

Fritz Hardt kaufte auch den Reinshagenshammer auf

$
0
0

Belegschaft des Reinshagenshammers 1895. Repro: G. Schmidt

Als Hammerwerk  taucht 1692 in den Unterlagen des Burger Kellners der Schleifkotten des Zensis zu Überfeld auf (gelegen am Diepmannsbach unterhalb von Ueberfeld, heute linksseits der Autobahn A1 Richtung Norden). 1750 ist von einem  Schleifkotten die Rede. Zwischen 1750 und 1828 wird er an einen Reinshagen verkauft. Vorher war er noch als "unterste Froweinsmühle" bekannt. 1828 wird der „Reinshagenshammer“ von Josua Neuhaus zu Schmitzhalbach geführt. Der Kotten ist bestückt mit einem oberschlächtigen Wasserrad und zwei Schleifsteinen; aus Wassermangel aber nicht täglich in Betrieb, von Mai bis November nur mit einem Stein.

1837 geht der Reinshagenshammer in den Besitz von Peter Mathias Wirths über, der ihn als Tuchfabrikanlage ausbaut. Ein oberschlächtiges Wasserrad wird übernommen, sieben Rauhmaschinen, fünf Zylindertische, sechs Scheertische, zwei Walkkümpe, zwei Wasch- und Spülkümpe, und eine Bürstmaschine zur Appretur von Tüchern werden installiert und weitere Sammelteiche gebaut, damit man von der Wetterlage unabhängiger wurde. Teich am Reinshagenshammer. Foto: G. Schmidt 2000Am 31.1.1850 liest man in der Zeitung, dass Peter Mathias Wirths die gesamte Tuchfabrik verkaufen will, "eine in der Diepmannsbach, 1/4 Stunde von Lennep gelegene Fabrik-Anlage, bestehend aus einem vor wenigen Jahren neu erbauten massiven Fabrikgebäude mit Wasserkraft, einem Gefälle von 34 Fuß und einem oberschlächtigen Wasserrade von 27 Fuß Höhe; ferner eine nebenliegende Meister-Wohnung, Gärten, zwei Sammelteichen mit angrenzenden Wiesen und Busch, so wie in einem Theil der Rahmenplätze mit den darauf stehenden Tuchrahmen; das Ganze haltend an Grundfläche etwa 14 Morgen.“ Offensichtlich ist die Fabrik aber bis zum 16. April 1850 nicht verkauft worden, denn An diesem Tag erscheint eine weitere Annonce.

Danach findet sich dann ein Käufer: Am 18.11.1852 bekommt der Kaufmann Johann Wilhelm Hölterhoff zu Lennep in Diepmannsbach die Konzession, in der Tuchfabrik einen Dampfkessel nebst -maschine aufzustellen. Bis 1867 war der Betrieb in Hölterhoffs Hand, um dann als Tuchfabrik "Lambeck & Stockder" die Arbeit weiterzuführen. Teichablauf und Bachführung vereinigen sich am Reinshagenshammer. Foto: G. Schmidt 2000Zu dieser Zeit nannte sich der Überfelder Bach Rotzkotter Bach (um 1600 wegen des naheliegenden Hohenhagens Hagenbach genannt). 1883 wurde die Firma an E. Rosbach verkauft. 1886 ist die Wwe. Lambeck Alleinbesitzerin und verkauft das gesamte Anwesen an Fritz Hardt zu Lennep, laut Notarvertrag „Mitinhaber der zu Lennep unter der Firma Johann Wülfing & Sohn domizilirten Handlung“. Zu dieser Zeit kaufte Fritz Hardt von der Buchholzmühle abwärts bis zum Jagdschlösschen alles auf, was kaufbar war - somit auch die Wasserrechte. (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid Herausgegeben von Günther Schmidt Band 4 - Leyerbach, Diepmannsbach, Mückenbach)

 

Die Lenneper Altstadt war früher wesentlich enger

$
0
0

von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Als ich dieser Tage wieder einmal durchs Städtchen schritt, da genoss ich erneut das schöne alte Lennep, oder besser: seinen Stadtkern innerhalb der Wallstraße. Dieses Zentrum - in der Mitte der Alter Markt und drum herum die kleinen Gässchen - ist trotz des Wegfalls so manches historischen Gebäudes vielerorts immer noch überaus  eng, und die heutige Straßenführung folgt  im Prinzip  nach wie vor dem mittelalterlichen Vorbild. Vor ca. 70 Jahren war es in der Altstadt aber vielerorts noch weitaus enger. Man kann sich das gut vorstellen, wenn man z.B. bedenkt, dass bis 1945 auf dem oberen Alten Markt nicht nur das 1791 erbaute Steinerne Rathaus stand, das lange Zeit auch als Lenneper Amtsgericht diente und die Stadtverwaltung sowie  die erste Lenneper Sparkasse beherbergte, sondern schräg dahinter auch noch das sog. Nattermüllersche Haus, in dem u.a. eine Tapeten-, Wachstuch- und Glashandlung residierte. Das im Krieg stark beschädigte Bauwerk wurde erst 1961 abgerissen.

In den  Gassen rund um den Alter Markt war und ist es bis heute so eng, dass man von Fenster zu Fenster kommunizieren und sich das Neueste erzählen kann, wovon früher auch täglich Gebrauch gemacht wurde, so dass die Lenneper Neuigkeiten keine spezielle Gerüchteküche brauchten, weil ganz Lennep sowieso ein solche war. 

Vor fast vierzig Jahren, anlässlich der anstehenden 750-Jahrfeier, hatte „Alt-Lennep“ Konjunktur, und kostenlose Postwurfzeitungen überboten sich nicht nur in geschichtlicher, sondern auch in sprachlicher Hinsicht. Die beiden Fotos vom alten Lennep verdeutlichen das damalige Ambiente. An der Poststraße (Foto links) wohnten die „vürnähmen“ Leute:  Zu Beginn des 19. Jh. siedelten sich dort die reichen Fabrikanten und Kaufleute an mit ihren Villen, Geschäftshäusern, manche damals  auch noch mit den Lagerhäusern. An der Wetterauer Straße (Foto trechts) gab es in einem um 1800 erbauten Fachwerkhaus (links) eine Wirtschaft, die im Volksmund als „Schmerige Pann“ bezeichnet wurde. Unter Umständen kam der Name aber vom eher vom rutschigen Untergrund...

Wochenrückblick vom 4. bis 10. Januar 2016

$
0
0

Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer

$
0
0

Donnerstag, 21. Januar 2016, 19 Uhr
Lennep für NachtSCHWÄRMER 
Lenneper Stadtgeschichte und Geschichtchen mit wat zom, eaten on zom drenken. Leitung: Lothar Vieler. Preis: Preis: 15 € p. P. incl. Verkostung. Max. zwölf Personen. Treffpunkt: wird bei Anmeldung bekannt gegeben. Anmeldung: Claudia Holtschneider, Tel.: 02191 / 79 13 052.


Erinnerungen an Röntgenstadion und Jahnplatz

$
0
0

Von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Auf der städtischen „Giftliste“ der Einsparpositionen tauchte 2010  auch das Lenneper Röntgenstadion auf. Es könnte an eine Baumarkt-Kette verkauft werden, hieß es damals (Anm.: von Seiten des Stadtplaners Hans-Gerd Sonnenschein, während Stadtdirektor Burkhard Mast-Weisz Vorbehalte anmeldete). Das 1925 eingeweihte Stadion hatte von Anfang an nie nur Lenneper, sondern auch eine gesamtbergische und überregionale Bedeutung. Selbst in Frankfurt traf ich vor Jahren jemanden, der in seiner Jugend Ende der 1920er Jahre im Lenneper Stadion um einen der 30 besten Reichstitel etwa beim Speer- oder Diskuswerfen gekämpft hatte und bis heute noch eine gute Erinnerung an die Anlage hat.

So um 1955-1960 hielt ich mich selbst oft im oder am Stadion auf, die Röntgenschule machte dort ihre Sportfeste, erinnerlich sind mir noch die Volleyballspiele gegen die Mannschaft „Rote Tinte“ - das waren die Lehrer. Weiterhin erinnere ich mich lebhaft an Leichtathletikkämpfe, Fußballspiele mit Eintritt, Polizeisportschauen, Reit- und Fahrturniere sowie „Military Tattoos“ der Belgier und Engländer, die ein wenig Abwechslung und Farbe ins Städtchen brachten. Am Fuße der großzügigen Stadiontreppe zogen wir uns um, auf der anderen Seite hatte das Rote Kreuz sein Domizil, und die Schwestern wachten in ihrer Tracht mit Häubchen und dem Notfallkoffer über das Geschehen.

In meinem Arbeitszimmer zuhause hängt an der Wand eine historische Lennep-Karte aus der Mitte der 1920er Jahre, in die das (seinerzeit neue) Lenneper Stadion bereits eingezeichnet ist. Durch die Wupperstraße getrennt, wo wir früher am Kiosk gerne nach dem Sport eine Flasche Afri Cola oder Bluna zischten, liegt der ehemalige Kirmesplatz, der über eine längere Zeit Kaiser-Friedrich-Platz hieß (nach dem Preußenkaiser Friedrich III.). 1888 musste der Platz allerdings seinen Namen zugunsten des national-kämpferischen Turnvaters Jahn wieder hergegeben.

Wie das spätere Lenneper Stadion bot der Kaiser-Friedrich-Platz nicht nur sportlichen, sondern auch gesellschaftlichen Veranstaltungen einen geeigneten Raum, zum Beispiel den landwirtschaftlichen Festen. Dazu finde ich in meinem Archiv z.B. einen alten Zeitungsausschnitt aus der Bergischen Volkszeitung von 1878. Darin weist der Direktor der landwirtschaftlichen Lokalabteilung Elberfeld-Barmen-Lennep, Herr Rospatt, auf die Sonderzüge hin, die der landwirtschaftlichen Ausstellung in der Kreisstadt das Publikum bringen sollen, und aus dem Jahr 1910 ist eine Plakette für verdienstvolle Leistungen während der Veranstaltung erhalten. Sie zeigt neben den Fleißsymbolen wie Ährenbund, Bienenkorb und Füllhorn auf der einen Seite auch landwirtschaftliche Werkzeuge und Maschinen, so wie sie damals üblich waren. Natürlich waren diese Ereignisse auch mit Militärkonzerten, Tierschauen und Verlosungen verbunden. Ein Zeitungsinserat aus dem Jahre 1911 kündigt darüber hinaus Festessen im Berliner Hof und Tanzvergnügungen an, das Ganze über mehrere Tage. Landrat Hentzen und Bürgermeister Stosberg luden damals zur „zahlreichen Beschickung der Ausstellung mit schönen Erzeugnissen der Land- und Forstwirtschaft, mit Maschinen und Geräten und zu fleißigem Besuche“ ein!

Die jungen Mädchen waren aufgerufen, freiwillig beim Losverkauf mitzuwirken, die Lenneper Bevölkerung sollte ihre Häuser selbstständig schmücken, und für Samstag war angesagt, dass das auf der Ausstellung vorzuführende Vieh nur über die Wupperstraße zum Festplatz getrieben werden durfte, damit die anderen Zuwege nicht verdreckt wurden. Natürlich kostete der Besuch der Ausstellungen auch ein Eintrittsgeld, und das gesamte Areal war deshalb abgezäunt bzw. mit Bretterverschlägen abgeschirmt. Daran erinnert eine Postkarte

Bis zum zweiten Weltkrieg hatten die in der Regel zweijährlich stattfindenden Landwirtschaftlichen Feste auf dem Kaiser-Friedrich- bzw. Jahnplatz ihre feste Tradition, zumal ja in der Röntgenstraße auch die Landwirtschaftsschule beheimatet war. Der Stadionbereich wurde dabei gerne mitbenutzt, zumal auf der Freitreppe von unten wunderschöne Gruppenaufnahmen gemacht werden konnten. Diese galten durchaus nicht durchgängig nur dem Vereinsleben und  dem Sport, sondern immer auch der Politik. So gibt es zahlreiche Fotos natürlich auch mit Hakenkreuzen, nicht nur auf den Turnhemden, sondern auch auf mitgebrachten Fahnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dann die Landwirtschaftsschauen möglichst mit den sog. Reit-, Spring- und Fahrturnieren zusammengelegt, die vielen von uns noch gut in Erinnerung sind. Besonders erwähnenswert ist auch das große Lenneper Polizeisportfest aus dem Jahre 1955, das Ende Juli des Jahres bei strahlendem Wetter viel Sportliches und Akrobatisches bot, zum Entzücken der Lenneper, die damals in ihrer Freizeit  noch nicht vorm Computer hockten und zu den Fernsehübertragungen der Fußballspiele in die Wirtschaft gingen. Die Kinder erhielten dabei oft zehn Pfennig für den Erdnussautomaten auf dem Tresen.

Anfang August 1925 wurde also das Lenneper Stadion eröffnet, wenn es nun demnächst versilbert wird, dann sind rund 90 Jahre vergangen. Eigentlich schade, aber so vergeht die Welt mit ihren hoch gelobten historischen Errungenschaften, auf die seinerzeit alle Lenneper und die Kreisangehörigen sehr stolz waren. Die Zeit steht nicht still, und wirtschaftliche Nöte gibt es immer wieder.

Wochenrückblick vom 11. bis 17. Januar 2016

$
0
0

 

Heute zehn Jahre Internetforum Waterbölles

$
0
0

Am Montag, 23. Januar 2006, um 14.11 Uhr nannte der automatische Besucherzähler des Waterbölles-Providers die Zahl 144. Da war das kommunalpolitische Internetforum für Remscheid gerade mal seit vier Tagen im Netz auffindbar, genauer: seit dem 19. Januar 2006.
Heute wird der Waterbölles folglich zehn Jahre alt. „Gewachsen“ ist er von Jahr zu Jahr: Die Einschaltquote stieg kontinuierlich an; 1.451 war der bisherige Spitzenwert eines einzigen Tages. Und wie viele Einträge und Kommentare das Forum derzeit enthält, ist in der linken Spalte unter „Statistiken“ nachzulesen.
Wie eh und je sind alle Kommentare von Leserinnen und Lesern willkommen, die inhaltlich mehr Gewicht haben als ein „Gefällt mir“ à la Facebook. Von Kommentaren, die die eigene Meinung wiedergeben, wünsche ich mir mehr. Und auch wenn Sie ein neues Thema anregen wollen, ist weblog@waterboelles.de weiterhin die richtige Adresse.

Januar 2006: Der Waterbölles blättert zurück

$
0
0

Was soll die Stadt 2006 mit ihrem Altenheimen machen? „Verkaufen“, konnte sich damals schon die CDU vorstellen. Andere Kommunalpolitiker redeten noch von sozialer Verantwortung und davon, dass in den Altenheimen das Gewinnstreben nicht die Oberhand bekommen dürfte. Nachdem die städtischen Altenheime in den Vorjahren wiederholt Negativ-Schlagzeilen gemacht hatten, lebten die betagten Heimbewohner im Januar 20016 ungewollt im „Unruhestand“. Der Waterbölles damals: „Mal zwei Heimleiter, mal einer, mal ohne SANA-Supervisor, mal mit. Und jetzt die Frage, ob und, wenn ja, an wen verkauft werden soll. Dass nach einem Verkauf an einen privaten Betreiber die Pflegesätze – ohnehin ein ständiges Ärgernis – konstant bleiben würden, darf getrost bezweifelt werden.“

Unter den bundesdeutschen Großstädten mit dem höchsten Ausländeranteil lag Remscheid im Januar 2006 auf Platz 21. Nach Auskunft der Stadt Remscheid waren fast die Hälfte aller hier lebenden Ausländer Türken. An zweiter Stelle standen die Italiener. Insgesamt beherbergte die Stadt Menschen aus 116 Nationen. 1971 verzeichnete Remscheid mit 137.370 die höchste Einwohnerzahl überhaupt. Seitdem geht‘s bergab.

Vom „gefühlten Stau“ auf der Lenneper Straße berichtete der Waterbölles am 21. Januar 2006: „Erster Stopp: Die Ampel an der Abzweigung zum Industriegebiet (Steinhaus). Wenn`s gut geht, schaffe ich es dann bis Ueberfeld. Kann ich dort wieder los fahren, ist die rote Ampel am Neuenhaus fast schon obligatorisch, ganz gewiss aber die auf der Neuenkamper Straße bei Knappstein. Okay, ich komme irgendwie von A nach B. Das Gefühl aber bleibt: Stau.“

Auch neue Kreisverkehre waren damals ein Thema: Im Gespräch war ein Kreisverkehr in Vieringhausen (Sparkassenfiliale) und an der Erdelenstraße (Fort Blücher). Contra: Der Sparzwang der Stadt, möglicherweise mehr Lärmbelästigung und fehlender Bedarf. Pro: Die relativ geringe Unfallhäufigkeit gegenüber dem bisherigen Kreuzungsbereich. Der Waterbölles outete sich als Freund von Kreisverkehren – „wenn sie den notwendigen Durchmesser haben. Ein ‚grüner Fleck‘ in der Mitte in Größe eines Kanaldeckels reicht da nicht aus.“ (Kleiner Ausblick auf den späteren Kreisverkehr auf der Königstraße).

Im Lüttringhauser Rathaus zeigten im Januar 2016 Studenten des Fachbereichs „Städtebau“ der Universität Wuppertal, wie sie sich ein Gewerbegebiet „Blume“ vorstellen könnten. Baudezernent Helmut Kennepohl (CDU), der zur Jury gehört hatte, zeigte sich „dankbar für die Anregungen und Hinweise der jungen Kollegen“ und versprach, die an diesem Abend vorgestellten Modelle, Pläne und Skizzen in die weitere Arbeit einzubeziehen. Beachtung fand damals auch die Aussage von zwei Studentinnen, eigentlich sei die „stark bewegte Topografie“ dieses Gebietes (Hanglage zum Buscherhof)  für Gewerbeansiedlung eher ungeeignet.

Die Kipper-Brauerei erfuhr vor zehn Jahren eine Beerdigung auf Raten. Zuerst war die Backsteinruine ein Schandfleck, dann nur noch eine Schande (für jeden ambitionierten Städteplaner). Mitte Januar 2006 wurde der 35 Meter hohe Schornstein der Brauerei auf Anordnung der Stadt mit zwei Kilogramm Sprengstoff ohne Komplikationen "umgelegt". Der Schornstein war im Laufe der Zeit in eine gefährliche Schieflage geraten und drohte zusammenzufallen. Auf der Internet-Seite „Mein Programm für Remscheid“ (längst gelöscht) zum Kommunalwahlkampf von Oberbürgermeisterin Beate Wilding hatte einst gestanden „Stadtentwicklung mit Augenmaß und Qualität - Kipperbrauerei endlich nutzen.“

„Schöne Reisen erhalten die Freundschaft“, überschrieb der RGA am 20.1.2006 staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen den Energiekonzern EON-Ruhrgas und Kommunalpolitiker (auch in Remscheid). Letztere hatten als Mitglieder von Aufsichtsräten von Stadtwerken zum Teil in Begleitung ihrer Ehepartner an „Informationsreisen“ von EON-Ruhrgas teilgenommen, die eher touristischer Natur gewesen sein sollen. Die Besichtigung einer norwegischen Förderplattform nannte der damalige stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Remscheid, Hans-Peter Meinecke, eine „Kundenbindungsaktion“, bei der eine Fülle von Information vermittelt worden sei. Der Waterbölles lud Meinecke daraufhin zu einem kleinen Erlebnisbericht ein: „Drei Tage im Land der Fjorde. Wie ich erfahren habe, wo das Gas herkommt". Leider vergeblich.

Ab sofort auch heimische Werkzeuge aus Schokolade

$
0
0

Fast könnte man von einem Feinschliff sprechen: Das Deutsche Werkzeugmuseum hat sich mehr und besseren Service für seine Besucher auf die Fahne geschrieben. Das gilt für das Erscheinungsbild des Eingangsbereichs ebenso wie für Einrichtung und Aufbau eines Museums-Shops mit unterschiedlichsten Angeboten bis hin zu Werkzeugen aus Schokolade. Für mehr Gemütlichkeit und kleine gastronomische Angebote ist im „Contor-Café“ gesorgt. Die Umrandung der Bühne im Saal hat (für Vermietungen) eine elegantere Bespannung bekommen, so dass der Raum aufgeräumt wirkt und auch vielseitiger einsetzbar ist. Nunmehr unübersehbar: Das Gästebuch und die eiserne „Spenden-Truhe“. Dass sich beide füllen mögen, wünschten sich bei der Präsentation der Neuerungen am Donnerstag Kulturdezernent Dr. Christian Henkelmann und Dr. Andreas Wallbrecht (54), den neue Chef des Historischen Zentrums.

Viewing all 2570 articles
Browse latest View live