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Channel: Waterbölles - Geschichte
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Wochenrückblick vom 18. bis 24. Januar 2016

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Unterhalb von Ueberfeld standen viele Kotten und Mühlen

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Arbeiten am Naßschleifstein. Repro: G: SchmidtErstmals erwähnt wurde der Busenhammer 1623 als der Hammer "Wittib säligs Melchiors (Clarenbach) zu Querfeld" (Überfeld). 1692 Tauchte er als Reckhämmerchen von Zensis (Clarenbach) zu Überfeld auf. Er ist aber auch erwähnt als "oberste Froweinsmühle", die zugehörige Jahreszahl leider nicht. 1829 ist Isaak und Peter Busen die Eigentümerschaft nachgewiesen. In normalen Zeiten brachten die Wasserläufe und Sprünge des (unterhalb der Ueberfelder Höhen ins Diepmannsbachtal fließenden) Rotzkotter Bachs genügend Wasser, und mancher Schmied und Schlosser, der Eisen schweißen und stanzen ließ, wanderte zum Tal hinunter, wo er in dem Hammer seine Arbeit hergestellt bekam - mit „zwei oberschlächtigen Wasserräder, einem Hammer und einem Gebläse, von Mai bis November nicht täglich, im Schnitt 1/2 Tag von August bis Dezember". 1867 ist der Hammer beschrieben als "Hammerwerk am Rotzkotter Bach von Alexander Rottsieper,. neun PS".

Bis 1890 war der Stahl-Raffinier-Hammer noch in Betrieb, zuletzt für die Erben Reinshagen. Dieses Gebäude wurde 1890 von der Firma Wülfing und Sohn angekauft und niedergelegt. Die Abwässer der damals gebauten Wülfing- Fabrik ließen ein weiteres Arbeiten nicht mehr zu. 1926 waren nur noch Stützmauerreste zu sehen, die heute auch verschwunden sind. Die Teichdämme wurden damals erhöht und die Teiche für die Fischzucht verwendet. Der Standort des alten Hammers ist durch das überwuchernde Strauchwerk nicht wiederzufinden. Insgesamt war die Firma Wülfing auch nur an dem Wasserreservoir interessiert, wie es auch bei allen anderen Aufkäufen zu beobachten ist.

Buchholzer Mühle. Foto: Peter Dominik Die Buchholzer Mühle tauchte in Rechnungen 1750 auf. Sie lag am Talbeginn des Überfelder Bachs und wurde "oberfeldische Walkmühle" genannt. Damaliger Besitzer war Diedrich Frielinghaus. Spätere Eintragungen ohne Jahreszahlen sagen aus, dass sie eine Walkmühle zu Buchholz, eine Knochen- und Schleifmühle von Rath und zuletzt eine Tuchfabrik war. 1800 ist dann wieder eine Eintragung der "Oberfeldischen Walkmühle auf Oberfelderbach von Buchholz" (Überfeldbach) vermerkt.

Bauer. Repro: G. Schmidt1828 erfolgte ein Besitzerwechsel an Johann Carl Rath zu Lüttringhausen. Auch hier ist wieder der Doppelkotten erwähnt, der einerseits als Knochenmühle und andererseits als Schleifkotten fungiert. Ein weiteres Jahr später (1829)  steht die Knochenmühle still, und der Schleifkotten ist verpachtet an Engelbert Berger und Daniel Pickardt auf Stursberg. Zu dieser Zeit sind ein oberschlächtiges Wasserrad angegeben, in der Knochenmühle ein Tag mit drei Stampfen und im Kotten zwei Steine, die aber meist nur einen Tag in der Woche betrieben werden können. 1836 beantragt Karl Knapp als neuer Besitzer den Betrieb einer Dampfmaschine, wobei 1837 erstmalig der Name Karl Knapp mit der bereits umgebauten Walkmühle im Zusammenhang steht, wobei ein oberschlächtiges Wasserrad, vier Scher- und Rauhmaschinen und vier Maschinen zugleich die Appretur der Tücher vornehmen.

Schleifer. Repro: G. Schmidt1856 ist die Spinnerei Schmitz & Hackenberg beteiligt, danach wurde sie von Lambeck & Stockter (die Gattin des Herrn Lambeck war eine geborene Stockter aus Remscheid) gepachtet. Die letzte Eintragung ist von 1864 als Tuchfabrik von Karl-Wilhelm Knapp am Rotzkotterbach. In diesem Jahr ist die Buchholzer Mühle bis auf die Grundmauern abgebrannt. Lange Jahre waren noch Reste des Maschinenhauses zu sehen. An dem Gebäude vorüber führte ein Fußweg, den die Bewohner von Überfeld stets auf ihrem Gang nach Lennep benutzten und der am Westerholt vorbeiführte.

"Unterhalb von Ueberfeld standen viele Kotten und Mühlen" vollständig lesen

Pollmann-Hammerwerk für Feilen und Werkzeuge bis 1950

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Nüdelsbacher Hammer Pollmann, Foto: HIZ Remscheid.Der Nüdelshalbacher Hammer ist, als Kotten-Standort gesehen, etwa um 1580 entstanden. Wo die Haddenbacher Straße den Abzweig nach Nüdelshalbach bildet mit einer Brücke über den Mückenbach, war etwas unterhalb der langgezogene Teich des Hellenhammers, der heute nur noch zu erahnen ist. Der Standort hat eine wechselvolle Geschichte.  Der Beyenburger Rentmeister Karsch erwähnte 1607 ein "Klopfhemergen mit Blasrad und Schmiedrad dem Dietherichen gehörend über der Neudelshalbach uff der Muckenbeck". Etwa 1628 wird das "Stahlhämmerchen von Hens in der Nüdelshalbach" erstmalig erwähnt, das im 30jährigen Krieg zerstört wurde oder zerfallen ist. 1650 wurde der Hammer neu errichtet und 1749 ist im Besitz von Friedrich in der Nuhlshalbach.  Die Flurbezeichnung besagt, dass der Hammer "in der Hölle" steht. 1826 und 1828 im Mühlenkataster taucht mit Caspar Diederich zu Goldenberg ein neuer Besitzername auf.

1846 ist von einem Raffinierhammer für Rohstahl mit einem Feuer und einem Amboss bei einer Jahresleistung von 30.000 Pfund die Rede – im Besitz die Gebrüder Hasenclever. 1853 steht in der Regierungsliste, dass der Nüdelshalbacher Hammer von J.P. Hasenclever allein betrieben wird. Mittlerweile sind zwei Feuer installiert, ein Amboss steht immer noch bereit und drei Arbeiter teilen sich die Arbeit. 1867 ist Carl Hasenclever als Besitzer erwähnt. 1926 arbeitete der Hammer mit Dampfkraft und Wasserkraft, wobei die Wasserkraft kaum genutzt wurde. Der Besitzer war zu dieser Zeit ein Schmied namens Pollmann. 1950 wurde der Pollmanns Hammer abgerissen.

Repro: G. Schmidt

Die Dynastie Hasenclever wanderte im 16. Jahrhundert nach Remscheid ein. Sie bauten gegenüber des Haddenbacher Grundes (Hölle) ein malerisches Fachwerkhaus, das heute das älteste in Remscheid erhaltene ist. Nicht nur die hohe vorkragende Giebelwand in blendendem Schwarz-Weiß, sondern auch die mit farbigen Schindeln in Gestalt roter Trauben geschmückten Traufseiten sind sehenswert.

Die Hasenclevers bauten vor 1600 im Singerberger Grund eine Hütte mit einem Wasserhammer und um 1595 eine Pulvermühle, die nur 50 Jahre existent war. Bis in das 19. Jahrhundert waren in der Familie auch Kaufleute. Das Stammhaus im Hasenclev wurde 1861 an den vormaligen Sichelschmied und Fabrikanten Fritz Stursberg verkauft, dessen Nachkommen das Anwesen jedoch weiterverkauften. Die Erben Hasenclever verkauften nicht nur das Stammhaus, sondern auch den Leyerhammer, den Hellenhammer sowie den Nüdelshalbacher Hammer an den Sägenmüller Gustav Pollmann zu Stursbergerhöhe, der als Kaufmann neben dem Wasserhammer eine mit Dampfkraft ausgerüstete Werkhalle und Schleiferei setzte. 1890 verkaufte Pollmann den zugehörigen Hellenhammer an Walter Courthen.

1910 ist am Nüdelshalbacher Hammer zu lesen "Gustav Pollmann, Hammerwerk für Feilen und Werkzeuge". Der Hammer hatte ein oberschlächtiges Wasserrad. Pollmann und sein 1869 geborener gleichnamiger Sohn ließen durch fremde Hammerschmiede und Schleifer für ihr Handelsgeschäft produzieren. 1899 heiratete der Sohn Ida Stursberg und baute 1907 am Ambossweg ein Schieferhaus. Als er bei einem Unfall eine Hand verlor, musste er die Produktion aufgeben. Die Fabrik wurde ch an Walter Courthen verkauft. Nach dem Tod von Courthen im 2. Weltkrieg siedelte sich im Hammer eine Feilenschmiede an. 1950 wurde die Hammeranlage abgerissen. Als Erbe übernahm der Pflegesohn Walter Zenses das Anwesen. Er war Eisenwarenhändler.  (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid Herausgegeben von Günther Schmidt Band 4 - Leyerbach, Diepmannsbach, Mückenbach)

 

„Tup-tup-tup“ der Feilenhauer erklang den ganzen Tag

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Früher floss der Eschbach in der Ortschaft Preyersmühle fast komplett in den großen Teich der Feilenabrik Ehlis eingangs des unteren Eschbachtales. Ein malerisches Bild war es, wenn man über den riesigen Teich mit dem Bootshauschen, den Schwänen und der versteckten Firma dahinter ins Tal blickte. Leider ist der Damm von Bisamratten zerfressen worden und der Teich eines Tages spektakulär ausgelaufen. Die Kosten zur Wiederherstellung standen in keinem Verhältnis zum Nutzen für die Firma, und so entschloss sich Herr Ehlis, auf die Wasserkraft mittels Turbine zu verzichten. Schade wäre es nur, wenn die Turbine durch Stillstand nach und nach kaputt ginge, denn sie ist neben der Francis-Turbine im Johanneshammer der Zeuge der Vergangenheit im Tal. Aber schauen wir uns erst einmal die Historie des Ehlishammers an:

Villa stand schon 2014 zum Verkauf

„Märchenhaft wohnte man in der Villa im Eschbachtal“, titelte der Waterbölles am 8. August 2014, und berichtete, dass sich der Remscheider Rechtsanwalt Till Büssem im Auftrag der Eigentümer um den Verkauf der ehemaligen Fabrikantenvilla Ehlis in der Preyersmühle bemüht. Nachdem Horst Ehlis am 1. August 2015 im Alter voon 83 Jahren verstorben ist, steht nun das gesamte, 30.000 Quadratmeter große Gelände im Eschbachtal zum Verkauf, die unter Denkmalschutz stehende Feilenfabrik ebenso wie das daneben stehende Wohnhaus und der große Teich. Es gebe mehrere Interessenten, heißt es.
Als es der Stadt Remscheid im Oktober 2006 im Rahmen der Bergischen Expo `06 gelang, die Feilenfabrik Ehlis (die Fotos des Waterbölles entstanden damals) für zwei Tage der offenen Tür zu gewinnen, wurde dort noch gearbeitet. Zitat aus der Pressemeldung der Stadt: „Die malerisch gelegene Fabrik wird heute in vierter Generation betrieben und offenbart mit Maschinen und Produktionsabläufen einen nahezu unverfälschten Blick in die Geschichte der Werkzeugproduktion. Sie gehört zu den interessantesten alten und immer noch genutzten Produktionsstätten im Bergischen Städtedreieck und ist damit, so die Regionale 2006 Agentur GmbH, „ein absoluter Geheimtipp, was die Industriekultur der Region anbelangt, und bietet lebendige Industriegeschichte und Authentizität“.

Gleich 500 Meter unterhalb von Preyersmühle befindet sich in dem zu Remscheid gehörenden Schlepenpohl die Feilenfabrik Ernst Ehlis, die zweitgrößte des Tales. Sie ist noch heute in Betrieb und beherbergte von 1997 bis 2005 als Pächter den letzten Remscheider Degenschmied, Eberhard Paffenhoff. Der ursprüngliche Flurname war Langenbroch. 1685 errichtete an dieser Stelle auf einer vom Landesherren in Erbpacht genommenen Wiesengrundstuck Tillmann Hasenclever zu Bliedinghausen einen Reckhammer. 1692 zahlt er - der Burger Aufstellung zufolge - einen Goldgulden als Erbpacht und für die Benutzung eines Teiles der landesherrlichen Wiese im Langenbroch und des Teiches drei Goldgulden. Das war damals sehr viel Geld. 1806 gehört der Stahl-Raffinierhammer den Engels & Hasenclever- Erben. 1810 ist ein F. Korts von Bliedinghausen ein Nachfolger der Erben Hasenclever. 1824 führt Caspar Corts zu Pohlhausen den Hammer und 1829 bis 1834  ein Peter Caspar Corts zu Wermelskirchen. Dieser arbeitet dort selbst mit einem Bruder und einem Tagelöhner, verarbeitet eigenes Material (rohen Stahl) und verkauft den raffinierten Stahl an hiesige Schmiede. Ausgerüstet ist der Hammer mit drei oberschlächtigen Wasserrädern, die einen Hammer und zwei Herdgebläse treiben.

Am 29.4.1835 ist der Hammer durch Kauf in das Eigentum des Peter Caspar Ehlis übergegangen.  Am 22.8.1840 bekommt Peter Ehlis die Konzession, einen weiteren Hammer an den Teich zu setzen. 1853 steht der zweite Hammer mit einer Jahresproduktion von 60.000 bis 80000 Pfund Raffinierstahl zu Buche. Als Inventar sind zwei Ambosse und drei Feuer angegeben. 1846 kam ein Schleifkotten, 1858 ein zweiter Schleifkotten und 1864 noch ein dritter Schleifkotten hinzu, letzterer mit Wasser- und  Dampfkraftantrieb. Schon 1853 werden fünf oberschlächtige Wasserräder gezählt.

Ehlishammer mit Teich 1908. Foto: HIZ RemscheidEine Konzession vom 22.10.1855 berechtigt Ehlis, eine Knochenstampfmühle und eine Schleiferei am gleichen Teich anzulegen. Die Knochenstampfmühle wurde gleich als Schleifkotten gebaut. Erst 1834 ist von einem Haus mit sechs Einwohnern die Rede. 1864 werden zwei bewohnte Häuser mit 15, 1867 vier Häuser mit 33 Einwohnern in sieben Haushaltungen genannt. Bis 1900 stieg die Zahl der Wohnhäuser auf sechs an, die Zahl der Einwohner blieb aber die gleiche. Noch heute (2006) ist die Fa. Ehlis der größte Feilenhersteller des Eschbachtales.

Im bergischen Fachwerkstil zeigt sich die Feilenhauerstube in Berghausen. Das am 23. April 1967 abgerissene Haus des Feilenhauers Wilhelm Hein steht für die traditionelle Remscheider Zunft. Schon 1845 gründete sich in Remscheid eine eigenständige Feilenhauerinnung.Früher war in Remscheid, Wermelskirchen und Umgebung die Feilenherstellung ausschließlich Heimindustrie. Wohl gab es Feilenschmieden, in denen geschmiedet und gehärtet wurde, aber die übrigen Arbeiten, besonders das Hauen, wurde nur von Heimarbeitern ausgeführt. In den Wasserhämmern in den Tälern des Eschbachs und des Morsbachs wurden die von den Hüttenwerken gelieferten schweren Stahlblöcke zu Werkstücken vorgeschmiedet. Auf dem Amboss schmiedete dann der Feilenschmied mit seinen Zuschlägern die Feilen in die gewünschte Form aus. Dann folgte das Ausglühen der Feilen, woraus sich wieder ein eigener Gewerbezweig entwickelte, da nur wenige Feilenschmiede auch Glühofen besaßen. Das Ausglühen geschah gewöhnlich sonnabends und sonntags, denn der Feilenschmied brachte die geschmiedeten Feilen samstags dem Ausglüher, der sie am Montagmorgen wieder beim Feilenschmied abliefern musste, da sich dann die Feilenhauer dort ihre Arbeit für die kommende Woche geben ließen. Früher musste der Feilenhauer die im Glühofen krumm gezogenen Feilen erst noch richten und in einem Schleifkotten schleifen lassen. Lief aber wegen der Eisbildung oder bei längerer Wasserknappheit das Wasserrad nicht, so musste der Feilenhauer sich selbst dieser Arbeit unterziehen und von den Feilen den Glühspan abfeilen, um sie behauen zu können.

Feilenhauenan der Maschine.Nach dem Ausschmieden oder Auswalzen des Feilenmaterials ist die rohe Form der Feile fertig. Es folgt das Ausglühen und Wiederausrichten. Dann kommt das Flachschleifen. Nach dem Bläuen und Scheuern der Feilen, deren Kanten abgestrichen sind, beginnt die wichtigste Arbeit: das Hauen. Auf den Haumaschinen werden die gewünschten Hiebarbeiten von der feinsten bis zur gröbsten schnell und sauber hergestellt. Die Leistungsfähigkeit der Maschine übertrifft die der Handarbeit natürlich um ein Vielfaches. Es folgen das Neurichten, das Ausbürsten und das hochgewichtige Harten. Nach einem Reinigungsvorgang im Sandstrahlgebläse werden noch einige verfeinernde Bearbeitungen vorgenommen, so das Spülen, Ölen, Trocknen und das Anlassen der Angeln. Bevor dann die Feilen verpackt werden, werden sie einzeln auf ihre Güte und Schnittfähigkeit hin geprüft, um die Gewähr für eine einwandfreie Härtung zu haben. Jede Feile muss frei von Rissen und Sprüngen sein. Die mit dem Fabrikzeichen versehenen Feilen tragen einen Garantiestempel, der dem Ruf deutscher Fabrikation in aller Welt Achtung verschaffen soll. Die Kunst des Handhauens kann man sich vorstellen, denn jede einzelne Ritze (sprich jeden Hieb) im richtigen Winkel parallel zur vorhergehenden Ritze im gleichen Abstand zu schlagen, dazu bedurfte es langer Einarbeitungszeit, Talent und Erfahrung. „Tup-tup-tup“ ging das den ganzen Tag, mindestens zwölf Stunden lang.  Feilenhauer aus Pohlhausen sind bei uns im Bergischen die ältesten ansässigen Gewerbetreibenden, denn schon 1820 werden sie erwähnt. (nach: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)

Wochenrückblick vom 25. bis 31. Januar 2016

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Es kommt auf ein schlüssiges Gesamtkonzept an

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Dem gegenseitigen Kennenlernen sollte am Donnerstagabend das Treffen dienen, zu dem Beatrice Schlieper, die Vorsitzende des Fördervereins Haus Cleff e.V., die Mitglieder und Dr. Andreas Wallbrecht (55), den neue Chef des Historischen Zentrums, in die Begegnungsstätte im Deutschen Werkzeugmuseum eingeladen hatte. Der ehemalige Kreisarchäologe des Landkreises Gifhorn und Leiter des von 2009 bis 2014 für 3.5 Millionen € sanierten niedersächsischen Renaissanceschlösschens Burg Brome stillte die Neugierde der Heimatfreunde mit einem interessanten Vortrag über Relikte aus römischer Eisenzeit und Mittelalter, die er im Landkreis Gifhorn ausgegraben hatte, das historische Handwerksmuseum in der Burg Brome und das dortige Burgfest, das sich bis zum Beginn der Sanierungsarbeiten 2010 in der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreut hatte.

Da lag die Frage nach seinen Beweggründen für den Wechsel nach Remscheid nahe. Die war im vergangenen Jahr im Kulturausschuss schon einmal gestellt worden. Wallbrecht damals: „Ein neues Museum (Brome) einzurichten zu können ist schön. Aber ein zweites Mal eine solche Gelegenheit zu bekommen, in diesem Fall die Sanierung von „Haus Cleff“, das hat mich ganz besonders gereizt!“ In der Wolfsburger Allgemeinen war im Juli vergangenen Jahres, als er Wechsel publik wurde, spekuliert worden, Wallbrecht habe für sich im Landkreis Gifhorn keine Perspektiven mehr gesehen, nachdem er vergeblich auf eine Abteilungsleiterstelle gehofft habe. Wie auch immer - Kulturdezernent Der. Christian Henkelmann freut sich jedenfalls, mit Wallbrecht zum 1. Oktober einen „erfahrenen Museumsmann“ als Leiter von Haus Cleff und das Deutsche Werkzeugmuseum gewonnen zu haben.

„Ein Kulturzentrum mit vielfältigen Veranstaltungen!“, versprach Wallbrecht, als er sich im Herbst  den Mitgliedern der Bezirksvertretung (BV) Alt-Remscheid vorstellte. Die Ankündigung „Mehr zum neuen Museumskonzept im Mai“ folgte Anfang Dezember. Dass dazu auch eine deutliche Verzahnung von Werkzeugmuseum und Haus Cleff gehören wird, hatte der neue Museumsleiter bereits im Oktober angekündigt, sehr zur Freude von Beatrice Schlieper. Die hatte in der Vergangenheit schon einige Male kritisch angedeutet, der Förderverein des Museums wolle lieber weiter ein Eigenleben führen.

In dieser Hinsicht scheint sich inzwischen etwas geändert zu haben. Jedenfalls berichtete Schlieper am Donnerstag, die Hastener Heimatvereine hätten „den Austausch ihrer Mitglieder“, sprich: eine Art Verzahnung vereinbart, um zu dokumentieren, dass sie im Prinzip alle an einem Strang ziehen. „Alles andere wäre auch das Dümmste, was man tun kann“, zollte Dr. Wallbrecht dem Anerkennung. Da widersprachen die Mitglieder des Fördervereins von Haus Cleff nicht.

Nachdem das alte Patrizierhaus – einst Doppelhaus für zwei Familien – Ende vorigen Jahres leergeräumt und von Statikern auf der Suche nach späteren baulichen Veränderungen gescannt wurde, wird jetzt, gestützt auf die gewonnenen Erkenntnisse, an einer neuen Raumaufteilung gearbeitet. Dabei ist auch ein Durchgang von der einen zur anderen Haushälfte vorgesehen; der fehlt bislang. Über das ganze Haus verteilt müssen Brand- und Einbruchsmeldeanlagen verteilt werden.

Der erste Entwurf, den Wallbrecht am Donnerstag präsentierte, geht von einer „Ausstellungsebene“ in Parterre und einer „Veranstaltungsebene“ (für Konzerte, Lesungen, „kleine Gastronomie“) im ersten Obergeschoss aus. In Parterre sollen zudem Toiletten, ein Empfangstresen und die Garderobe untergebracht werden. Wenn es die Statik zulässt, soll auch das Dachgeschoss "bespielt" werden. Alles in allem ein sehr ambitionierter Plan, der aus finanziellen Gründen allerdings nur in vielen kleinen Schritten realisiert werden könne, wie Wallbrecht einräumte. Konkret: Sollen künftig regelmäßig in „Haus Cleff“ Kaffee und Kuchen angeboten werden, stellt sich zunächst die Personalfrage.

Die Frage der Finanzierung der Sanierung von Haus Cleff stellt sich nicht erst jetzt; sie wurde bereits im April vorigen Jahres im Kulturausschuss diskutiert („Viele Unsicherheiten zu Geld und Personal“). Die städtischen Rücklagen reichen für die Renovierung des Hauses nicht aus. Und durch private Spenden lässt sich der Fehlbetrag sicherlich auch nicht ausgleichen, wie am Donnerstag Richard Otto Bremicker feststellte, der Vorsitzende des Vereins "Hasten für Hasten" e. V. Eine Tatsache, an der auch die Aktion „Cleff-Aktie“ nichts ändern dürfte, die Wallbrecht in Aussicht stellte. Es wird also darauf ankommen, öffentliche Fördergelder zu akquirieren. Doch bevor auch nur ein Euro fließe, müsse den Geldgebern ein schlüssiges Gesamtkonzept vorgelegt werden, so Wallbrecht. Das ist jetzt seine erste große Aufgabe – und Herausforderung.

Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer

Gelungenes Experiment: Ausstellung startete "Altweiber"

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Das Experiment, eine Ausstellung im Deutschen Werkzeugmuseum ausgerechnet an „Altweiber“ zu eröffnen, war erfolgreich: Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger kamen gestern trotz Karnevals und schlechten Wetters in das Museum, um sich die Neue Perspektiven“ des Remscheider Fotografen Thomas E. Wunsch anzusehen. Er hatte Exponate aus dem Museum teils rein dokumentarisch, teils künstlerisch, auf jedenfalls aber aus ungewöhnlichem Blickwinkel ins Bild gesetzt – zugleich die Einladung an die Besucher, die Originale in den Museumsräumen aufzuspüren. Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, Bezirksbürgermeister Otto Mähler und Museumsleiter Dr. Andreas Wallbrecht zollten dem Fotografen dafür gestern Abend Anerkennung (im Video). Für  den morgigen Sonntag bietet Wunsch von 11 bis 13 Uhr eine Sonderführung durch die Ausstellung an.


Wochenrückblick vom 1. bis 7. Februar 2016

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Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer

Februar 2006: Der Waterbölles blättert zurück

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Der Strukturwandel führte im bergischen Städtedreieck von 1990 bis 2005 zum Wegfall von rund 50.000 Industriearbeitsplätzen in der Region, war am 11. Februar 2006 im „Waterbölles“ zu lesen. Und weiter: Remscheid fürchtet für die nächsten Jahre einen massiven Stellenabbau  in der metallverarbeitenden Industrie (mehr dazu hier). Die erste Hiobsbotschaft kam schon einen Tag später und betraf  „Honsberg Lamb“, Hersteller von Sonderwerkzeugmaschinen für die Automobilindustrie an der Hastener Straße gegenüber dem Gesundheitsamt. Über die „Cincinnati Lamp“ gehörte die Remscheider Firma damals zum amerikanischen Private-Equity-Unternehmen „Maxcor“. Die hatte auch andere Firmen aus der Branche aufgekauft, darunter ThyssenKrupps MetalCutting Group mit rund 2500 Beschäftigten, und von den 173 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Honsberg GmbH (1995 waren es noch 350) gingen 109 – die meisten davon älter als 50 – für drei bis zwölf Monate (abhängig von der Betriebszugehörigkeit) in eine Transfergesellschaft (bei 15 Prozent weniger Nettoeinkommen). Von dort aus sollen sie dann in andere, „normale“ Arbeitsverhältnisse vermittelt werden. Den übrigen 64 wollte man Stellen in anderen Betriebsteilen des Konzerns anbieten ...
Die zweite Hiobsbotschaft folgte wenige Tage später: Der Remscheider Panzerkettenhersteller Diehl KG, gegründet 1936, kündigte die Streichung von bis zu 110 seiner 250 Arbeitsplätzen an. Diehl Remscheid produzierte damals in seinen Werken Vieringhausen, Lüttringhausen, Guelph/Kanada und Diehl Hellas in Thessaloniki/Griechenland Systemketten und Fahrwerksubsysteme für Panzer und gepanzerte Fahrzeuge der Bundeswehr und der NATO-Streitkräfte. Deutsche Krauss-Maffei-Panzer waren und sind im Ausland heiß begehrt. Und die Ketten dieser Panzer liefert zumeist die Remscheider Diehl KG. Dass Überkapazitäten abgebaut werden müssten, bedauerte damals die Muttergesellschaft VA Systeme in Überlingen, wiederum eine Tochter der Nürnberger Diehl-Gruppe. Nach dem Kriege hatte Diehl zunächst Uhren produziert. „Vielleicht findet sich ja jetzt wieder ähnlich Nützliches...“, wünschte damals der Waterbölles.

Vor zehn Jahren berichtete der Waterbölles über die planerischen Veränderungen im Neubaugebiet Hohenhagen. Damals hatte Oberbürgermeisterin Beate Wilding (SPD) erklärt: „Wir müssen ... weg vom Neubau, hin zur Bestandspflege und zur städtebaulichen Aufwertung bestehender Wohnviertel. (...) Wir brauchen bezahlbares Eigentum, gehobenen Wohnungsbau, ein senioren- und behindertengerechtes Wohnungsangebot.“ Auf dem 17 Hektar großen Gelände des ehemaligen Sportflugplatzes auf der Fichtenhöhe war damals schon seit fünf Jahren die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) aktiv, zusammen mit diversen Architekten. Wobei man beim Anblick einiger Reihenbauten den Eindruck gewinnen konnte, es sei denen mehr auf „bezahlbar“ angekommen als auf „gehoben“. Ursprünglich hatte die Politik für das „Filetstück“ mehrstöckigen Wohnungsbau vorgesehen – mit der SPD als Mehrheitsfraktion. Gebaut würden „überwiegend Mehrfamilienhäuser“, hatte es 1999 in einem Beschluss der Bezirksvertretung Süd geheißen. Erste Planungen gab es bereits in den 1960er Jahren. Damals dachten die Planer an eine „erhebliche Verdichtung bis zu zehn Geschosse“. Der Plan, den die Stadt im November 1991 vorstellte, ging von bis zu 700 Wohnungen aus, die meisten davon in „platzsparenden“ (Zitat) vier- bis fünfgeschossigen Mietshäusern.

Matthias Müller war im Februar 2006 mit 21 Jahren wahrscheinlich der jüngste Vereinsvorsitzende in Remscheid. Der Verein, das „Bürgerhaus Süd e.V.“, hatte damals angekündigt, zum 1. März von der Evangelischen Kirchengemeinde das bisherige Gemeindezentrum/Jugendfreizeitheim an der Ecke August-/Carl-Borchardt-Straße im Stadtteil Struck zu übernehmen. Die Kirchengemeinde hatte beschlossen, das Haus nach fast 50-jährigem Bestehen zu schließen; sie konnte es sich finanziell nicht mehr leisten. Sie überließ dem Verein das Haus mietfrei, und der übernahm dafür die Unterhaltskosten (Heizung, Strom, Reinigung etc.). In einem Faltblatt des Bürgervereins hieß es damals: „Wir wissen, dass die kommunale und staatliche Unterstützung öffentlicher Einrichtungen immer geringer wird und dass eine soziale Gestaltung der Nachbarschaft immer mehr in die Hände der Anwohner gelegt werden muss.“

Im Vorfeld der Sitzung des Bauausschusses Mitte Februar 2006 „beerdigten“ Grüne, W.I.R. und SPD im Bauausschuss den Plan, die Einmündung Erdelen Straße/Ronsdorfer Straße („Fort Blücher“) für 900.000 Euro zu einem "Kreisel"  auszubauen. In der Sitzung hatte Baudirektor Helmut Kennepohl vorgeschlagen, nicht mehr von einem Kreisverkehr zu sprechen, sondern von einer „notwendigen Veränderung des Einmündungsbereichs“. In der späteren Sitzung des Rates der Stadt lag ein genehmigungsfähiges Protokoll der Bauausschuss-Sitzung nicht vor. So mussten die Politiker denn in ihrer Erinnerung kramen. Klar, der „Kreisel“ sei vom Tisch! Nein, meinte Kennepohl, es sei nur der Name „Kreisverkehr“ aus dem Bebauungsplan gestrichen worden. Dessen ungeachtet halte die Verwaltung an dem Projekt fest. Das hat sie dann aber doch nicht getan. Demnächst an der Ronsdorfer Straße zu besichtigen.

Am 29. September 1937 wurde das königliche Realgymnasium in Remscheid in Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium umbenannt. Am 19. September 2005 beschloss der Rat der Stadt, eine Namensfindungskommission einzuberufen. Im Februar 2005 trugen Schüler/innen der "EMA" im Schulausschuss das Ergebnis ihrer Recherchen über Juden-Feind Ernst-Moritz Arndt vor. Mit 95-prozentiger Mehrheit hatte zuvor die Schulkonferenz dem Rat der Stadt eine Namensänderung empfohlen. Dagegen hatte sich die „Vereinigung der Ehemaligen“ (Schüler) ausgesprochen, und siehe da: Ergebnis der geheimen Ratsentscheidung war, dass 29 Mitglieder des Rates den Antrag ablehnten, die Schule nach dem früheren Bundespräsidenten Richard von Weizäcker (CDU) zu benennen. Hierfür hatten 27 Ratsmitglieder gestimmt. Zwei Kommunalpolitiker enthielten sich der Stimme. Die knappe Entscheidung wurde von Zuhörern der Ratssitzung mit Buh-Rufen quittiert. Beifall von der Zuschauertribüne hatte zuvor der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Meinecke erhalten, als er engagiert und besonnen zugleich erklärte, der Name eines Deutschnationalen aus dem vorigen Jahrhundert könne heute für Schüler kein Vorbild mehr sein. (Die Rede Meineckes hat der „Waterbölles“ dokumentiert.) Im Vorfeld der Sitzung waren die Politiker/innen mit anonymen Briefen pro „EMA“ bombardiert worden, viele davon „auf Büttenpapier“.

Einen Scheck über 729,80 Euro erhielt Oberbürgermeisterin Beate Wilding vor zehn Jahren von Christel Hermann im Auftrag des Grünen-Kreisverbandes. Diese hatte zuvor an die Ratsmitglieder und die Vertreter der Verwaltung kleine Kaffeetütchen verteilt, damit sie schon einmal testen könnten, welcher Kaffeegeschmack sie künftig im Rathaus erwarte. Denn dort sollten Gäste mit   "fair" gehandeltem Kaffee bewirtet werden. Mir selbst erschien der neue Kaffee damals recht gewöhnungsbedürftig ...

Dreimal Blumen: Einen dicken Blumenstrauß erhielt Karen Krebs (damals 23), als sie vor zehn Jahren Jürgen Kucharczyk (SPD) als Ratsmitglied ablöste. Der Waterbölles schrieb damals „die gutaussehende langhaarige Rothaarige“ (das ist jetzt hoffentlich nicht frauenfeindlich) habe „den Altersdurchschnitt im Rat nicht unwesentlich“ gesenkt. Kucharczyk (Blumenstrauß Nr. 2) hatte damals sein Ratsmandat niedergelegt, weil die Doppelfunktion Ratsmitglied/Bundestagsabgeordneter allein arbeitstechnisch unmöglich sei. Blumenstrauß Nr. 3 erhielt Lothar Krebs, Vater von Karen, der Kucharczyk als zweiten stellvertretenden Bürgermeister ablöste. Inzwischen ist Kucharczyk, durch Jürgen Hardt von der Berliner Last befreit, wieder Mitglied des Rates.

Die "Trasse des Werkzeugs" auf der fünf Kilometer langen einstigen Eisenbahnstrecke vom Hauptbahnhof nach Hasten sei als Erholungs- und Erlebnis-Parcour für Sportler (Radfahrer, Inline-Skater,  Nordic-Walker) und gemächliche Wanderer eine Super-Idee und den „Schweiß der Edlen" wert , befanden im Februar 2006 rund 40 Anlieger der Freizeit-Trasse bei einer „Bürgerbeteiligung" im  Rathaus, als Professor Gerhard  Kalhöfer seine Pläne vorstellte. Der Rad- und Fußweg werde den Remscheider Bürgern eine neue Lebensqualität bieten, hatte er angekündigt und sich gewünscht, dass möglichst viele Anwohner, Schulen und Vereinen für Abschnitte des Weges und für Grünflächen Patenschaften übernehmen würden. Daraus allerdings leider kaum etwas geworden.

Wenig erfreut zeigte sich im Februar 2006 der damalige Düsseldorfer Regierungspräsident Jürgen Büssow über das beharrliche Kirchturmdenken so mancher lokaler Entscheidungsträger. Seine Vision ging über Kooperationen weit hinaus. Wenn „die Bergischen“ im Konzert der Großstädte mitspielen wollten, dann müssten sie "wie eine einzige Stadt"  auftreten, sagte er – wahrscheinlich sehr zur Freude von Friedhelm Sträter, damals Präsident der bergischen Industrie- und Handelskammer, Verfechter einer bergischen Großstadt aus Wuppertal, Solingen und Remscheid.

Waterboelles.de war gerade mal einen Monat in der medialen Welt, da meldete sich per E-Mail ein ehemaliger Kollegen aus WDR-Studio Wuppertal: „Ich lese mit großem Interesse Ihren Blog und bin begeistert. Gerade mit den Kommentarmöglichkeiten erhalten Nachrichten eine ganz andere Dimension.“ Das hat angespornt.

Wochenrückblick vom 8. bis 14. Februar 2016

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Wochenrückblick vom 15. bis 21. Februar 2016

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Wochenrückblick vom 22. bis 28. Februar 2016

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Als der Bürgermeister von Remscheid noch Maire hieß

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„Im Jahre eintausend achthundert und dreizehn den fünften November morgens um ein Uhr wurde uns, Georg Heinrich Sonntag, Maire der Mairie Remscheid, von dem Ludwig Schmidt, Gesell des in Remscheid wohnenden Sägenschmied Gottlieb aus dem Dahl, dem Peter Arnold Luchtenberg, Tagelöhner auf Reinshagen wohnhaft und dem Kupferschmied Johann Wilhelm Lihn, ebenfalls auf Reinshagen wohnhaft, welche zufolge des uns von dem Herrn Präfekten des Bezirks Elberfeld zugegangenen Auftrages vom vierten dieses [Monats], beordert waren, bei dem Feilenschmied Peter Engels aufm Bruch ein Pferd zum Vorspann für die durch Elberfeld passierenden kaiserlich-französischen Truppen, zu requirieren, folgende Anzeige gemacht:

Als sie an dem Hause des Engels geklopft, habe derselbe die Fenster eröffnet und sie gefragt, was sie wollten; nachdem sie demselben bedeutet, dass sie ihm ein Aufforderungsschreiben des Herrn Maire zur Stellung eines Pferdes zu übergeben hätten, habe derselbe ihm zugerufen: der Maire könne ihn im Arsche lecken. Kurz herauf sei auch der Friederich Engels, Sohn des Peter Engels ans Fenster gekommen und habe zu ihm gesagt: wenn sie noch einmal kämen, dann wolle er sie auf eine andere Art ordonnanzen. Vorgelesen genehmigt und unterschrieben, Sonntag, Ludwig Schmidt, Johann Wilhelm Lihn, Peter Arnold Luchtenberg für gleichlautende Abschrift, der Maire.“

(Nachlesen kann man den Text in der Akte „AVII H/1, Politische Umtriebe (Miszellen), Konspirationen gegen die französiche Staatsmacht und die Armee aus der Zeit von 1811 – 1814“, im Historischen Zentrum der Stadt Remscheid, Archiv, dort „ausgegraben“ von Viola Schwanicke.)


Krimi-Autor und "Landstraßen-Missionar" Ommerborn

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Johann Christian Josef Ommerbornvon Dr. Wilhelm R. Schmidt

Die Rubrik Lennep-Literatur auf der Website http://www.lennep.eu/lenneper-literatur wächst und enthält auch Literatur, die nicht im Buchhandel erschienen ist, sondern die nur digital, jedoch frei zugänglich vorliegt, z.B. in wissenschaftlichen Bibliotheken oder Archiven. Die jüngste Erweiterung ist der Link auf einen historischen Roman, der kurz vor 1900 in Lennep spielt: „Pastor Hans Kroppmann“ des Schriftstellers J.C.J. Ommerborn, 1923 entstanden und heute allenfalls antiquarisch verfügbar.

Johann Christian Josef Ommerborn wurde 1863 in der preußisch-bergischen Kreisstadt Lennep geboren. Einer seiner Vorfahren war der bekannte Pastor Johann Peter Ommerborn aus Hof Ommerborn in Wipperfürth, der 1795 den Widerstand der bergischen Bauern gegen die französischen Revolutionstruppen organisiert hatte. Von seinem Vater erbte Ommerborn nach eigener Aussage die Lust zu fabulieren und die ausgeprägte soziale Anteilnahme, ebenso ein tiefgehendes religiöses Bedürfnis. Eine höhere Schulbildung blieb ihm aufgrund einer bescheidenen Herkunft versagt. Bis zum 30. Lebensjahre war Ommerborn Fabrikarbeiter und gehörte wechselnden sozialdemokratischen bzw. anarchistischen Bewegungen an. Schon früh schrieb er unter verschiedensten Pseudonymen zahlreiche Kriminal- und Kolportageromane, später Novellen und Erzählungen mit christlichen und sozialen Themen. "Dass ich schreibe, ist lediglich meine Parteinahme für die Letzten der Gesellschaft" formulierte er in einem eigenhändigen Lebenslauf, der in der Universitätsbibliothek Bonn erhalten ist, und "seit 1910 gehöre ich der reformierten Kirche an".

Hinweis auf Ommerborns Missiontätigkeit.Ein Kriminalroman des Lenneper AutorsOmmerborns Lebensweg war unruhig, vagabundenhaft und hat Anzeichen psychischer Erkrankung. In fortgeschrittenem Alter gründete er eine Landstraßenmission in Wuppertal-Barmen, war ihr Leiter, ging selbst missionierend und helfend auf die Straße und gab die "Vierteljahreshefte für Landstraßenmission" heraus. Sein Verhältnis zur etablierten Kirche war zwiespältig bis ablehnend. Mit Bethel lag er in Fehde und warf den Bodelschwinghschen Anstalten unchristliche Herrschaftsstrukturen und die Ausbeutung ihrer Schutzbefohlenen vor. Ommerborns Lebensanschauung kann man am ehesten als einen individuellen radikalchristlichen Sozialisms bezeichen.

„Pastor Hans Kroppman“ schildert die Entwicklung des katholisch geborenen Titelhelden zum evangelischen Pfarrer ebenso wie die damaligen soziale Zustände (wie z.B. die Armut oder das Schnapstrinken)  und innerkirchliche Richtungskämpfe. Ommerborn lebte überwiegend in Wuppertal, wo er 1938 auch starb. Ein vor dreißig Jahren nachträglich aufgelegter Band mit Erzählungen Ommerborns zeigt deutliche Spuren fremder und glättender Bearbeitung. Heute interessieren sich für Ommerborn nur noch Historiker der Trivial- und Kriminalliteratur sowie der Sozial- und Anarchismusforschung.

 

Vom Hammerschmied zum Gastwirt am Mühlchensbach

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Der kanalisierte Mückenbach unterhalb des Waagerhammers am Teich Hellenhammer, Foto: G. Schmidt 2004Eine bewegte Vergangenheit hatte auch der Hellenhammer, der etwa 1580 entstanden ist. Unter dem Namen Hellerhammer, Hammer in der Hellen, Diederichs Hammer, Hasenclevers Hammer, Courthen Hammer und seinem jetzigen Namen gehörte er zinspflichtig mal zu Lüttringhausen, mal zu Lennep (1829). Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde er von Dietrich in der Nüdelshalbach erbaut, denn Rentmeister Karsch zählte ihn 1607 als kleines Klopfhämmerchen mit Blasrad und Schmiederad und nennt Dietrich als Besitzer.  Erst 1806 wird die Namensgebung Hellenhammer bekannt. 1824 erscheint der Hammer als Breithammer von Caspar Diederichs, Hammerschmied in Lüttringhausen, der den Hammer an Wilhelm Duisberg verpachtet hat welcher ihn selbst betreibt.  1846 erscheint mit den Gebrüdern Hasenclever ein neuer Besitzer, die in dem Hammer Feilengesenke fertigten. 1867 erscheint Peter Hasenclever als neuer Besitzer.  Irgendwann übernahm Pollmann das Hasencleversche Anwesen mit allen Hämmern und Kotten. Ab etwa 1890 war es Walter Courthens Hammer, der bis zum Brand 1926 rechts an der Einfahrt zur Nüdelshalbach (am Mühlchensbach) stand. Er flözte 1914 zum letzten Mal den Teich, beschränkte sich fortan auf die Freihaltung der zum Hammerbetrieb notwendigen Wasserzufuhr und betrieb mit seinem Vater an der Haddenbacher Straße, Ecke "Am Mühlchensbach", eine Gastwirtschaft. Reste der Anlage sind noch gut zu erkennen. Der Teich wird heute noch als Geschiebesammler benutzt. (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid Herausgegeben von Günther Schmidt Band 4 - Leyerbach, Diepmannsbach, Mückenbach)

Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer

50.000 Pfund Roheisen pro Jahr erscheint übertrieben

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Schmitzkotten, Foto: HIZ RemscheidDer Mückenbach stellte in früherer Zeit seine Wasserkraft von der Unterführung (Nähe Bahnhof)  bis zur Haddenbach zur Verfügung. Der an diesem Bach gelegene Schmitzkotten ist im Lüttringhauser Verzeichnis von 1853 mit einem Alter von 260 Jahren angegeben. Rechnen wir zurück, ergibt sich als Baujahr 1593, wobei überlieferte Angaben aber erst bei 1710 anfangen. Der Schmitzkotten ging  aus der Nüdelshalbacher Mühle hervor, die 1710 als Bertrams Mühle ihren Dienst versah. Sie wurde auch "et Möllschen" und "et Köttschen" genannt. 1749/50 wird sie als "Mahlmühlgen in der Nüdelshalbach" geführt. Die Gewässer waren Eigentum des Landesherrn, der für die Benutzung der Wasserkraft Steuern erheben ließ. Stursberg erwähnt 1773, dass die Mühle von einem Krasch (Crasch) geführt wird. Näheres ist nicht bekannt. 1800 ist zu lesen, dass die Mahlmühle der "Erbgemeinschaft Loes in der Nüdelshalbach, von alten privilegiert, 2 Reichstaler, 8 alb." zu zahlen habe.

1834 taucht die Mühle als Ambosshammer von Gottlieb Hasenclever in der Nüdelshalbach auf, und es ist im Adressbuch zu lesen: "Gottlieb Hasenclever, Entrepeneur eines Ambosshammers".  1842 ist J.P. Kuhler als Inhaber angegeben. Dieser betreibt den Hammer mit drei Arbeitern und einem Inventar von 2 Herdfeuern und einem Amboss, wobei angeblich 50.000 Pfund Roheisen pro Jahr geschmiedet wurden. Das scheint mir aber erheblich übertrieben zu sein, denn in dieser Hammergrößenordnung mit drei Arbeitern waren üblicherweise nur etwa 40.000 Pfund pro Jahr zu schaffen.

Ausrecken des Stabstahls unter dem Dampfhammer,  Repro: G. Schmidt1853 taucht in der Regierungsliste der Kuhlershammer wieder auf, jetzt aber als Schleifkotten mit einem Wehr und ohne Konzession. Das machte für Kuhler auch Sinn, denn am Teich darunter hatte er bereits seit 1798 einen Ambosshammer stehen. 1867 ist die Witwe Josua Schmitz als Besitzerin des Schleifkottens aufgeführt. Sie behielt den Kotten bis 1914, um ihn dann an einen Straube zu veräußern. Straube richtete hier eine Feilenschmiede ein. Wann der Kotten ein Wohngeschoß bekam, ist nicht überliefert. Fest steht jedenfalls, dass er bereits 1914 eins besaß. Straube betrieb die Feilenschmiede bis 1950. Die einstige Schleiferei im Untergeschoß wurde dann zu einem Büro umgebaut und vermietet; und der dahinter liegende Anbau stammt aus den späten 70er Jahren.(Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid Herausgegeben von Günther Schmidt Band 4 - Leyerbach, Diepmannsbach, Mückenbach)

Teich des Waagerhammer wurde 1912 Geschiebesammler

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Im Waagerhammer, Repro: G. SchmidtEtwa 100 Meter oberhalb des Hellenhammers stand am Mühlchensbach der Waagerhammer. Auch an diesem Standort (an der Haddenbacher Straße) kann man historische Spuren noch erahnen. 1710 ist die erste Erwähnung. Zu dieser Zeit wurde der Hammer durch Tilman Goldenberg auf Hohenhagen als Pächter betrieben. Als Besitzer erscheint Johannes Bertram im Hasenclev.  1800 wird er als Hammer des "Joan Haddenbroich auf die Morsbach negst der Hägener Mühl" geführt, der in einer anderen Quelle 1810 Joan Haddenbrock genannt wird (die Schreibweise wurde in den früheren Jahrhunderten nicht so genau genommen).  Johann Bierd pachtet den Hammer 1824. Die Anlage heißt nun Waagenhammer und ist ausgerüstet mit zwei oberschlächtigen Wasserrädern zum Stahlschmieden und für das Gebläse. Ein erneuter Besitzerwechsel fand 1834 statt. Johann Peter Kuhler aus Lüttringhausen- Nüdelshalbach baute auch gleich ein drittes Wasserrad zum Stahlschmieden hinzu. Er arbeitet in dem Hammer zusammen mit einem Tagelöhner und einem Lehrling und repariert alte Ambosse, fertigte aber auch neue und verkaufte sie direkt an Schmiede der Umgebung (Lenneper Kreisblatt vom 19.08.1834).

Raffinierstahlschmieden, Repro: G. SchmidtDie Grundsteuer musste Kuhler an die Gemeinde Lennep bezahlen, denn 1834 ist laut Kataster dieser Bereich Lennep zugeordnet worden. Am 9.10.1865 bekommt er die Konzession, eine Dampfmaschine zu errichten, und 1867 geht das Hammerwerk an die Gebrüder Kuhler zu Hägenermühle über. Fortan wird der Betrieb auch "Amboss- Hammer" genannt. Um Irritationen zu vermeiden, muss erwähnt werden, dass wir es mit dem dritten Kuhlers-Amboss- Hammer zu tun haben, denn am Gründerhammer, in der Nüdelshalbach und am Mückenbach  hat je J.P. Kuhler (Mückenbach) war ein Neffe des Hermann Kuhler (Nüdelshalbach) und Kuhler (Gründerhammer), ein Bruder des Hermann Kuhler.

Da um die Jahrhundertwende ein allgemeines Hammersterben einsetzte (es gab für die Wasserhämmer immer weniger Arbeit vorhanden, da die Dampfkraft größere Firmen mit mehr Möglichkeiten auf die Remscheider Höhen ziehen ließ), war auch für " Johann Peter Kuhler Söhne, Inhaber Karl Kuhler, Ambossfabrik, Hägener Mühle 3" etwa 1907 ein Ende erreicht; die Produktion wurde eingestellt. Der Teich wurde 1912 als Geschiebesammler  ausgebaut, nachdem ihn die Stadt Remscheid 1911 gekauft hatte. 1926 wurde der Hammer dann gänzlich abgerissen, das Grundstück Aufgefüllt. Man kann heute nur noch erahnen, was sich damals an dieser Stelle befand. (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid Herausgegeben von Günther Schmidt Band 4 - Leyerbach, Diepmannsbach, Mückenbach)

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