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Für einen Wochenlohn noch nicht einmal ein ganzes Brot

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Ein ganz hochbezahlter Stift:„Ich hatte einen Lehrvertrag über drei Jahre, beginnend 1922. Im ersten Lehrjahr sollte ich einen Monatslohn von 400 Mark bekommen. Als aber der erste Monat meiner Lehrzeit um war, da wurden mir schon 1.000 Mark ausbezahlt. In den folgenden Monaten bin ich ein ganz hochbezahlter Stift gewesen. Für lange Zeit musste ich mich auch mit zwei Koffern an der Bank anstellen und die Millionen- und Billionenscheine für unsere Firma an­nehmen. Ich ging bald ein über den anderen Tag, um Geld zu holen. Zu­letzt war es so, dass ich überhaupt kaum im Büro war, sondern meistens auf der Bank in der Devisenabtei­lung. Dort habe ich gewartet, bis die neuesten Dollarkurse rauskamen. Dann musste ich schnell an das nächste Te­lefon laufen und meiner Firma durchsagen, wie hoch der Dollar steht. Ich kriegte auch schon mal des Abends um zehn Uhr von unserem Buchhalter einen Scheck gebracht, mit dem ich am nächsten Morgen dann um sechs Uhr an der Bank stehen musste, um Geld abzuholen. Wenn die Bank um acht Uhr ihre Türen offen machte, dann gab es einen solchen Ansturm, weil hunderte Menschen da standen, dass die Türen dran glauben mussten. Es wurde aber immer nur ein Teil der Leute reingelassen, damit der Schalterraum nicht blockiert wurde."

Dann kommen astronomische Zahlen heraus:„Wir haben Ende 1922 geheiratet, in der schlechten Zeit. Mein Mann musste, da kann ich mich aber noch ge­nau dran erinnern, 6.000 Mark für un­sere Trauringe bezahlen. Weil wir nicht ausgebombt worden sind, habe ich auch noch die alten Rechnungen von unserer ersten Einrichtung. Glücklicherweise hatten wir mit der Wohnung keine Schwierigkeiten. Im Haus von meinem Bruder war gerade eine schöne Wohnung freigeworden, drei Zimmer: Wohnzimmer, Schlaf­zimmer und eine große Küche. Die Schlafzimmereinrichtung, zwei Betten mit Matratzen, zwei Nachttischchen, ein Spiegelschrank, eine Waschkom­mode und zwei Stühle kosteten zu­sammen 110.000 Mark. Im Wohnzim­mer hatten wir ein schönes Büfett, eine Anrichte, einen Tisch mit sechs Stühlen. Das kam zusammen auf 100.000 Mark. In der Küche hatten wir einen Schrank, einen Tisch mit vier Stühlen und eine Holzbank, da sagte man ,Remscheider Sofa' für, und ei­nen Herd. Die Küche machte insge­samt 105.000 Mark. Wenn ich Ihnen das mal alles zusammenrechnen würde, dann kommen schon für die nackte Einrichtung allein, ohne drum und dran, astronomische Zahlen raus."

Remscheider Notgeld.

Negative machtpolitische wie wirtschaftspoli­tische Faktoren waren Hand in Hand gegangen, so dass (nach dem Ende des ersten Weltkriegs) ein drastischer Verfall der Währung unausbleiblich folgen musste. Allein um die Kriegsführung zu finanzieren, kam es zwischen 1914 und 1918 zu einer ersten bedeutenden Geldmengenvermehrung, wobei der gesamte Geldumlauf im Reiche bei Kriegsende auf das Fünffache des Vor­kriegsvolumens gestiegen war. Einmal in Gang gesetzt, liefen die Banknoten­pressen auf Hochtouren weiter; am Ende gar, 1923, rund um die Uhr. „Die Zahl der für die Reichsbank arbeitenden Druckereien stieg 1923 auf 133 Be­triebe mit 1.783 Maschinen und über 3.000 Arbeitern. 29 galvanoplastische Anstalten lieferten 400.000 Druckplat­ten, und 40 Papierfabriken arbeiteten mit Hochdruck ausschließlich für die Herstellung von Banknoten. Nach Keller hat die Reichsbank 1923 nicht weniger als 47 neue Banknotentypen herausgebracht und insgesamt 10 Milliarden Geldscheine mit einem Nennwert von 3.877 Trillionen Mark gedruckt. Ab 3. November wurden täglich drei Trillionen 692 Billionen Mark gedruckt und güterwagenweise zu den Reichsbankstellen geschickt." (Walter Lorenz) Die Notenpresse war somit zur weit­aus wichtigsten Einnahmequelle des Reiches aufgerückt; insbesondere, um die Erblast, die Deutschland durch die Kriegsschuldzuweisung im Versailler Friedensvertrag übernehmen musste, abtragen zu können. Die astronomi­schen Summen, die von den Alliierten verlangt wurden, gingen über eine objektive Auslegung des Vertrages weit hinaus. Das Londoner Ultimatum setzte im Mai 1921 die deutsche Re­parationsschuld auf 132 Milliarden Goldmark, zahlbar in Raten, fest. Eine Reparationsplan-Kommission be­stimmte den Modus der Schuldentil­gung und überwachte seine Einhal­tung. Schließlich aber, das mußten sich auch die deutschen „Erfüllungspo­litiker" mit ihrem guten Willen zur Vertragstreue eingestehen, war das Reich überfordert, gleichzeitig zu verkraften: die eigenen Kriegs- und Kriegsfolgekosten, Gebietsverluste sowie Reparationsleistungen in Form von Sachlieferungen und Geld­aufwendungen.

Mit dem Beginn des Weltkrieges war eine inflationäre Tendenz der Reichsmark vorprogrammiert. Dass sie durch die Einwirkungen der genann­ten Ursachen solch absurdes Aus­maß annehmen würde, übertraf je­doch jedwede monetäre Erfahrung. Grob umrissen lassen sich Umfang und Tempo der Inflation, gemessen an der Parität der Reichsmark zum Dollar, so beschreiben: Es dauerte acht Jahre (Juli 1914 bis Juli 1922), bis die Mark auf ein Hundertstel ihres Vor­kriegswertes abgesunken war. Zum Absinken auf ein Millionstel brauchte sie (bis August 1923) nur noch 13 Monate. Ihr stärkster Verfall jedoch, auf ein Billionstel, vollzog sich in ei­ner Zeitspanne von nur drei Monaten. Am 15. November 1923, mit dem In­krafttreten der neuen Währung, der Rentenmark, konnte die Reichsmark bei einem Kurs von 4.200.000.000.000 Mark (in Worten: vier Billionen zwei­hundert Milliarden) für einen Dollar, stabilisiert werden. Alsdann war eine Billion Reichsmark gleich einer Vorkriegs-Mark und gleich einer Renten­mark.

Einen kleinen Einblick in das mone­täre Chaos, das sich bis zu diesem Zeitpunkt entwickelt hatte, gewährt der RGA am 13. November 1923: „Zur Zeit haben wir in Deutschland fünf verschiedene Währungsformen: das noch immer gesetzliche Zahlungs­mittel der Mark, die trotz aller Ver­bote immer mehr in Übung kom­mende Zahlung in Devisen, die Gold­anleihe, die Dollarschatzanweisungen und schließlich noch die demnächst zur Auszahlung gelangende Renten­mark." Auf eine besondere Auswuchs­form der Geldwährung, das Notgeld der Fabriken und Städte, weisen an­dere Berichte - beispielsweise des RGA im Oktober 1922 - hin: „Ange­sichts des Mangels an flüssigen Zah­lungsmitteln hat, wie andere Städte, auch Remscheid eigenes Geld her­ausgegeben, und zwar zuerst am 15. Mai 1917." Handelte es sich dabei an­fangs noch um 25- und 50-Pfennig-Scheine, so ging die Stadt im No­vember 1918 dazu über, „Groß-Notgeld" herauszugeben in Form von 5-, 20- und 50-Mark-Scheinen. Im Herbst 1922 gelangten 500-Mark-Scheine zur Ausgabe. Diese waren Anlass zu einer humorigen Betrachtung in der „Stadtchronik" des RGA: „Rechts und links von der Zahl 500 ist eine dunkle und eine helle Kleider­bürste (oder sind es Seesterne?) mit weißen Borsten von oben gesehen abgebildet, die nochmals die Zahl 500 zeigen. Außerdem sind noch 20 weiße Gebilde zu sehen, die offenbar Schild­pattkämme vorstellen. Bürsten und Kämme sollen wohl auf die 'lausige' Zeit hindeuten. Dass beim Anblick die­ser Geldscheine irgendeine heftige Gemütsbewegung ausgelöst wird, zeigt vorahnend die Rückseite. Hier steht neben dem Wappen der Stadt Remscheid zu beiden Seiten der echte Remscheider Ausruf: 'O Donner­kiel!'. Dieser Ausruf ist bekanntlich bei dem alten Remscheider kein Fluch sondern ein Ausdruck der Überra­schung und des freudigen Erstau­nens, und wer sollte heute auch nicht froh erstaunt sein, wenn er plötzlich solch einen Schein in die Hand ge­drückt bekommt! Hoffen wir, dass bald bessere Verhältnisse einkehren und dass die Städte es dann nicht mehr nötig haben, sich mit der Ausgabe von Notgeld zu befassen."

Knapp ein Jahr später, im August 1923, heißt es im RGA: „Um dem großen Mangel an Zahlungsmitteln ab­zuhelfen, ist von dem zur Ausgabe genehmigten Notgeld eine Serie von Scheinen über 500.000 Mark be­schleunigt in einfacherer Ausführung fertiggestellt worden; sie wird heute, Samstag, zur Ausgabe gelangen. Die Scheine zeigen auf der Vorderseite neben den erforderlichen Angaben ein Abbild des den älteren Remscheidern wohlbekannten Johannishammers, auf der Rückseite ein Abbild unseres Rathauses. Auch auf den Scheinen über 100.000 Mark befinden sich Abbil­dungen mit heimatlichen Motiven. Die ersteren werden die Abbildung ei­nes in Betriebe befindlichen alten Hammerwerkes zeigen, die anderen eine Darstellung der Verbrüderung der Remscheider Industrie mit dem Handel." Es wurden 19 Typen Geld­scheine mit dem Nennbetrag von 500.000 steigend bis 10 Billionen Mark ausgegeben. Durch das zinslose Darlehen, was das Notgeld bot, ist es der Stadt einzig und alleine möglich gewesen, sich durchzuhalten. „Kaum hatten wir einen Geldschein herausgebracht", berichtet Oberbür­germeister Hartmann, „als er auch schon wieder überholt war. Die Druckerei hat Tag und Nacht arbei­ten müssen und konnte kaum beihal­ten."

Analog zur äußeren Entwertung der Reichsmark auf dem internationalen Devisenmarkt vollzog sich, wenn auch zeitlich nicht synchron, die innere. Im Gedächtnis derer, die sie miterlebt haben, ist die Inflation eingeätzt in Erinnerungen an erlittene Entbehrun­gen aufgrund drastisch angestiegener Lebenshaltungskosten ebenso wie an die gigantischen Geldmengen, die durch ihre Hände gegangen sind. „Der einzelne war diesem Geschehen hilf­los ausgeliefert", schreibt Walter Lo­renz. „Er war der Verlierer. Spargut­haben, Darlehen, Hypotheken, Schuld­forderungen, Kriegsanleihen usw. wurden wertlos. Löhne, Gehälter und Renten waren es nach wenigen Tagen ebenfalls . . . Wer es irgend konnte, flüchtete in Sachwerte. Jeder versuchte, eingenommenes Geld so rasch es ging wieder los zu werden; lieber kaufte man Sachen, die im Au­genblick gar nicht notwendig waren, ehe man das Geld verfallen ließ. . . . Sehr beliebt war auch damals schon der Tauschhandel. Wer Ware gegen Ware bieten konnte, war fein heraus, er brauchte sich nicht um Millionen und Billionen zu kümmern. Anderer­seits gab es natürlich auch in dieser Zeit Leute, die aus der Not der anderen einen Gewinn zu ziehen verstanden. Abgesehen von den wenigen Glückli­chen, die Schulden oder Hypotheken für einige Papierscheine abstoßen konnten, waren es die Schieber und Spekulanten. Wer Ware gegen Valuta ins Ausland 'verschieben' konnte, zog dies dem Verkauf gegen Papiergeld vor. Ausländische Spekulanten ström­ten zu Hunderttausenden ins Land und kauften für Spottgeld die Läden leer oder erwarben für wenige Valuta Häuser, Grundstücke, ja ganze Fabri­ken. Die ganze Entwicklung drohte im Herbst 1923 in eine Katastrophe aus­zuufern. Zur Geldentwertung gesell­ten sich Warenverknappung, Arbeits­niederlegungen, Streiks und Unruhen."

Im Laufe des Jahres 1923 kam es mehrfach zu Demonstrationen in Remscheid, die sich besonders gegen den Preiswucher richteten. Einkau­fende Frauen auf dem Wochenmarkt gingen von Stand zu Stand und sag­ten: „Kauft nicht, sondern versammelt euch am Denkmal." Die Menschen­menge, die jeweils dann zusammen­kam, postierte sich vor dem Rathaus und forderte immer wieder die Instal­lierung einer Wucherkommission mit dem Recht der Preisfestsetzung und der Warenbeschlagnahme bei Preis­treibern. Unter dem Eindruck einer solchen Demonstration, an der über 500 Personen teilgenommen hatten, sah ein Stadtverordneter sich gezwun­gen, vor dem Kollegium zu erklären: „Der Unmut der Bevölkerung über die unerhört hohen Preise für Le­bensmittel, Wäsche, Kleidung, Schuhe und andere notwendigen Be­darfsgegenstände gründet sich berechtiger Weise darauf, dass zwar alle Preise dem Steigen des Dollars rasch folgen, der Rückgang des Dollars zunächst keinen, später aber nur ei­nen zögernden Abbau der Preise zur Folge hatte. Die Schuld an diesen Vorgängen tragen weniger die Klein­händler als vielmehr die Erzeuger und Großhändler. Insbesondere sind es die Schieber, die als Schmarotzer am Mark des Volkes zehren." (aus: “…aber die Jahre waren bestimmt nicht einfach. Remscheider Zeitzeugen berichten aus Kindheit und Jugend“. Von Gerd Selbach. Herausgegeben von der Volkshochschule der Stadt Remscheid 1985.)

 

Schwarze Börse in Köln:„In der Inflationszeit war ich als Kontoristin tätig. Da hieß es, es gibt in Köln die schwarzen Börsen. Ich sagte zu meinem Chef: ,Da fahr ich mal hin'. In Köln musste ich mich erst vorsichtig durchfragen, wo man überhaupt Geld schwarz umtauschen konnte. Ich hab aber so 'ne Stelle ge­funden und mein Gehalt umge­tauscht. Seit der Zeit bin ich laufend hingefahren und hab mein Geld und das Geld meiner Kollegen in Dollar umgetauscht. Als die Zeit immer schlimmer wurde, bin ich mindestens zweimal in der Woche nach Köln ge­fahren. Für meinen Chef war das auch ganz nützlich. Nur für meinen Vater war das alles nicht in Ordnung. Er konnte einfach nicht verstehen, dass sein Geld immer weniger Wert hatte."

Für meinen Wochenlohn nicht mal ein Brot: „Neben dem Reichsgeld gab es noch Städtegeld und Firmengeld. Größere Betriebe, wie zum Beispiel das Alexan­derwerk, Mannesmann oder die BSI, hatten eigenes Geld. Damit konnte man in den Remscheider Geschäften kaufen. Das Geld war von der Firma unterschrieben, und sie musste für den Betrag geradestehen. Mit dem Stadt­geld war das schon so eine Sache. In manchen Städten nahm man das Geld anderer Städte einfach nicht an. Die böse Erfahrung hab' ich selbst ge­macht, als ich 1923 in Solingen be­schäftigt war. Meinen ersten Lohn dort bekam ich nach einer Woche, an ei­nem Freitag, ausbezahlt. Als ich am Lohntag spät abends nach Remscheid kam, hatten die Geschäfte natürlich schon zu. Als ich am Samstag spät nach Mittag wieder aus Solingen von der Arbeit kam, sagte meine Mut­ter: ,Hier, Junge, ist dein ganzes Geld. Ich kann es nicht loswerden, weil es Solinger Stadtgeld ist. Keiner will es hier nehmen. Du musst sorgen, dass du anderes Geld kriegst.' Jetzt war der Samstag verloren, der Sonntag auch. Montagmorgen in Solingen bin ich dann gleich zu meinem Chef gegan­gen: ,Hier ist mein ganzer Wochen­lohn; das ist Solinger Stadtgeld, das wird in Remscheid nicht angenom­men.' ,O Gott, wat send die i'erfeilig', meinte er auf Solinger Platt. Ich kriegte dann aber anderes Geld. Dienstagmorgen ging meine Mutter einkaufen. Man musste ja das Geld immer ganz schnell quitt werden, wegen der Entwertung. Und da kriegte sie, sage und schreibe, für mei­nen ganzen Wochenlohn noch nicht einmal ein ganzes Brot. Ich hab das meinem Chef erzählt, und wir ha­ben uns darauf geeinigt, dass ich mei­nen Lohn von nun an ein über den anderen Tag bekommen sollte, da­mit meine Mutter doch wenigstens et­was dafür kaufen konnte."

Hier erhalten, dort verloren gegangen:„. . . Da die Kapitalvermehrung etwa den 15fachen Betrag des Vorkriegskapitales ausmachte und die Umstel­lung von der Papiermark auf die Goldmark-Bilanz im Verhältnis von 15:1 erfolgte, so ist den alten Kom­manditisten ihre ursprüngliche Beteili­gung in Goldmark erhalten worden".  - „. . . Die Guthaben der Arbeiter- und Beamtenpensionskassen, welche in der Bilanz am 30. Juni 1919 noch mit etwa drei Millionen Mark ausgewiesen waren, wurden am 31. Dezember 1919 aus dem Geschäftsvermögen ausgeschieden und in ,mündelsicheren' Werten angelegt. Mit der Inflation, d. h. dem Staatsbankrott sind diese Werte leider verlorengegangen". ((Moritz Böker: Geschichte der Ber­gischen Stahl-Industrie)

Von einem Mann, der in Lennep viel bewegte

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von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Der Lenneper Baumeister und Architekt Albert Schmidt (1841-1932) berichtete in seinen privaten und geschäftlichen Erinnerungen mehrfach über die Entwicklung des Lenneper Stadtbildes in den 1880er Jahren. Dabei hob er immer wieder seine gute Zusammenarbeit mit dem seinerzeitigen Lenneper Bürgermeister Peter Eduard Ferdinand Sauerbronn hervor, dem er eine „eigenartige, kluge und geschickte Tätigkeit“ bescheinigte. Sauerbronn lebte von 1833 bis 1901. Nach seinem Regierungsreferendariat im hohenzollernpreußischen Sigmaringen (1864-1866) war er von 1872 bis 1897 Bürgermeister der Stadt Lennep. 1874 heiratete er in Lennep Caecilia Johanna Dorothea Clarenbach. Obwohl nach ihm eine repräsentative Straße in Lennep benannt wurde, ist über ihn heute kaum noch etwas bekannt.

Nach den Lebenserinnerungen von Albert Schmidt war der Lenneper Stadtrat für Bürgermeister Sauerbronn (Foto links) ein Instrument, auf dem er meisterhaft zu spielen verstand, nicht durch die Macht der Überredung, er ließ andere für seine Ideen kämpfen, sondern dadurch, dass er nichts vorbrachte, ohne sich vorher vergewissert zu haben, dass die maßgebende Mehrheit dafür war. Sauerbronn hatte das Glück, auf diese Weise eine Mehrheit im Stadtrat zu haben, die für alle Dinge der fortschreitenden Entwicklung zu haben war. Es fehlte auch damals zwar nicht an Opposition von Seiten der Konservativen, die jedem Fortschritt abhold waren, und auch nicht an Kritikern, die politisch fortschrittlich sein wollten, aber so manchen Fortschritt doch ablehnten, weil durch neue Einrichtungen Schulden gemacht werden mussten.  Diese Kommunalpolitiker, so Albert Schmidt, blieben aber bei allen großen örtlichen Fragen dank der Regierungskunst des Bürgermeisters in der Minderheit.

In der jahrelangen Zusammenarbeit in der städtischen Baukommission, welche für den Baumeister Albert Schmidt vierzehn Jahre lang auch mit den Funktionen eines Stadtbaumeisters verbunden war, hatte der Bürgermeister die Eigenarten der Technischen Mitglieder gründlich kennengelernt und wusste sie im Interesse der Stadt auszunutzen. Wenn er sonntags im Zylinder und Gehrock, von einigen Stadträten begleitet, Albert Schmidt in seinem Hause an der Knusthöhe einen Besuch machte, so wusste man, dass er nun versuchen würde, ihn zu irgend einem neuen Projekt, und natürlich mit der Betonung des städtischen und allgemeinen Interesses und Wohls, zu veranlassen.

Im Frühjahr 1885 erschien Sauerbronn an der Spitze einer Kommission, um dem Baumeister zu erklären, dass der Zugang zum Bahnhof durch die schmale Bahnhofstraße (die heutige Bergstraße) ungenügend  und eine direkte Verbindung des Bahnhofs mit dem Inneren der Stadt notwendig sei – durch die dadurch gewonnenen wertvollen Bauplätze sicher auch rentabel zu realisieren. Da der Stadtrat dafür aber nicht in Stimmung war, schlug der Bürgermeister dem Baumeister die spätere so genannte Kaiser-Straßen-Spekulation vor; die Stadt wolle ihm in jeder Beziehung behilflich sein, die Grundstücke in seinen Besitz bringen. Die Kosten für den Grunderwerb und Straßen bau sollten dann auf die zu gewinnenden Baustellen umgelegt werden. Sauerbronn schilderte das Vorhaben als ein äußerst rentables Geschäft, und da dieser damals nicht übermäßig beschäftigt war, erklärte er sich bereit, das Projekt in Angriff zu nehmen.

Man begann also, die heutige Bahnhofstraße (damals Kaiserstraße) und die heutige Düstergasse (damals ein Zeit lang Rathausstraße) zu bauen. Auch einige Wohnhäuser wurden dort schon errichtet. Und man war noch mit dem Straßenbau beschäftigt, da erschien der Bürgermeister Sauerbronn ,wieder in Gala, ein zweites Mal bei Albert Schmidt, diesmal in Begleitung des damaligen höchstrangigen Eisenbahnmanagers. Es sollte nun auch ein Eisenbahnbetriebswerk errichtet werden. Es hieß, man habe die Wahl zwischen Lennep und Remscheid und wollte dem Minister denjenigen Ort vorschlagen, der dafür entgegenkommenderweise ein Gebäude zur Verfügung stellen wolle. Die Eisenbahnverwaltung wollte das zwar nicht selbst bauen, da die weitere Entwicklung des Lenneper Bahnhofs abgewartet werden sollte, war aber geneigt, das Gebäude für sechs Jahre zu mieten und es alsdann anzukaufen, weshalb ein Vorkaufsrecht im Mietvertrag vorgesehen werden sollte.

Links sieht man das ehemalige Vereinshaus, das eine Zeit auch das Lenneper Alumnat beherbergte, über lange Jahre residierte hier später das RWE.Albert Schmidts Bemerkung, es wäre doch am einfachsten, wenn die Stadt selbst das Betriebsamt erbaue, wurde vom Bürgermeister als unmöglich zurückgewiesen, weil alles doch vorläufig und ein Provisorium sei. Die erworbenen Grundstücke an den neuen Straßen lägen sehr bequem für die Bahn, und es müsse doch dazu beigetragen werden, das Betriebsamt für die Kreisstadt Lennep zu sichern. Albert Schmidt erklärte sich denn auch bereit, das Gebäude auf seine Kosten nach dem Plan des Eisenbahninspektors zu erbauen. Ein Mietvertrag mit der Eisenbahn wurde abgeschlossen, aber so gefasst, dass der Erbauer wohl gebunden war, nicht aber die Eisenbahn, ihre ursprüngliche Absprache zu halten. Infolgedessen wurde das Gebäude nicht nach sechs, sondern erst nach zwanzig Jahren im Jahre 1906 für die ursprüngliche Vertragssumme von ihr angekauft, ein Verlustgeschäft für den Planer und in Vorleistung getretenen Erbauer. Auf ähnliche Weise, wie Albert Schmidt weiter berichtete, auch das so genannte Vereinshaus mit Alumnat und Versammlungssaal zuerst auf seine Kosten erbaut und dann vom Verein für Gemeinwohl übernommen.

Im Jahr 1890 sollte der Berliner Hof durch die Stadt für das Bezirkskommando angekauft werden. Bürgermeister Sauerbronn holte wieder einmal seinen Zylinder hervor und machte bei Albert Schmidt einen freundlichen Besuch, wobei u. a. mehr beiläufig erwähnt wurde, es wäre doch sehr bedauerlich, wenn der einzige Gasthof für bessere Reisende, der „Berliner Hof“, nun seiner eigentlichen Funktion beraubt werden sollte. Es wäre sicherlich ein glänzendes Geschäft, wenn ein neuer Gasthof auf dem Eckgrundstück dem Bahnhof gegenüber an der Kaiserstraße (heute Bahnhofstraße) errichtet würde, natürlich habe auch die Stadt Lennep Interesse an der Sache, da doch die Reisenden der besseren Stände, die die Stadt besuchten, die Gelegenheit haben müssten, angenehm zu logieren.

Die guten Aussichten auf Rentabilität, insbesondere wegen des angekündigten Fortfalls des Berliner Hofs, sowie die Bewertung des brachliegenden Grundstücks an der oberen Kaiserstraße veranlassten Albert Schmidt im Jahre 1890, mit dem Bau des „Kaiserhofs“ auf eigene Rechnung zu beginnen. Aber aus der Umwandlung des „Berliner Hofs“ in ein Bezirkskommando wurde nichts, so dass der „Kaiserhof“ nur wenige Logiergäste fand und die Mieteinnahmen kaum die Zinsen und Unkosten deckten. Der Baumeister war also wieder hereingelegt worden, so sah er es selbst, und hat nach jahrelangen Kämpfen mit den verschiedenen Mietern das Gebäude unter Selbstkostenpreis verkauft, da er es nicht ertragen konnte, „auf dem Wirtshausschild nach den gesetzlichen Bestimmungen als Herbergsvater zu figurieren.“

Man kann davon ausgehen, dass der Lenneper Baumeister und Architekt bei den hier von ihm selbst geschilderten Vorhaben nicht zum armen Manne wurde, da diese Verluste durch andere Aufträge in der Industrie Lenneps und an der Wupper ausgeglichen wurden. Insgesamt wird er als Generalplaner und Investor auch bei der genannten Kaiserstraßen-Spekulation unter dem Strich gut verdient haben, wenngleich er als zeitweises Mitglied des Städtischen Bauausschusses an öffentlichen Aufträgen nichts verdienen durfte. Vierzehn Jahre war er auch "nebenberuflicher", aber „funktionierender“ Stadtbaumeister der Stadt Lennep und begleitete in dieser Funktion bis 1889 den Lenneper Bürgermeister in dessen Plänen, bis eine hauptamtliche Stadtbaumeisterstelle eingerichtet werden konnte.

Die Anlage und der Ausbau der damaligen Kaiserstraße und der umliegenden Grundstücke in der so genannten Gründerzeit, insbesondere in den 1880er Jahren im Zusammenhang mit der damals notwendigen Stadterweiterung, die u.a. durch die steigende Bedeutung des Lenneper Bahnhofs begründet war, wurden zu einem Aushängeschild des wilhelminischen Lennep. Und diese Entwicklung wurde nach der Auffassung Albert Schmidts in erheblichem Maße durch die geschilderte „Eigenartigkeit“ von  Sauerbronn gefördert. Albert Schmidt formulierte hier: „Unser Stadtoberhaupt konnte alle diese großartigen Projekte, Verhandlungen und Vorarbeiten ohne besondere städtische Beamte vornehmen lassen, sein Stadtbüro bestand nur aus dem Stadtsekretär Albert Frielinghaus und einem Schreiber, heute würden dafür zwanzig Beamte notwendig sein.“

 

Zeitzeugen berichten über den Honsberger Bunker

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Als der Waterbölles am 23. August 2009 über den „Bunker als Museum für Kino- und Luftschutzgeschichte auf Honsberg berichtete, war alles noch mit einem gewissen Fragezeichen versehen und Führungen durch den Bunker an der Siemensstraße eher die Ausnahme als die Regel. Inzwischen pflegt Markus Bertram, der 1. Vorsitzender des „Museumsvereins Kinobunker Remscheid“ geradezu ein Haus der offenen Tür, etwa bei Stadtteilführungen und Jugendprojekten. Das galt 2015 für das Filmprojekt „Zeitkapsel“ des Jugendzentrums „Kraftstation“. Und das gilt auch jetzt wieder für das Dokumentarfilm-Projekt „Kinobunker“ der Albert-Einstein-Gesamtschule. Markus Bertram, der in den vergangenen Jahren bei Besichtigungen die Adressen zahlreicher Zeitzeugen gesammelt hat, betätigt sich dabei gerne als „Türöffner“, und für die nötige technische Ausstattung sorgt Christian Beitz als Medienpädagoge der Kraftstation. Beide waren dabei, als gestern die aus neun Mädchen und drei Jungen bestehende Projektgruppe zusammen mit ihrer Lehrerin Rebecca Volke Medienvertretern ihr Vorhaben näher erläuterte.

Es ist ein ambitioniertes Projekt, das bis zur angestrebten Fertigstellung zu den Sommerferien noch manche Stunde Arbeit erfordern wird. Denn dass die von Bertram vermittelten Zeitzeugen zwischen75 und 90 Jahren viel zu erzählen haben werden, bezweifelt keiner der Beteiligten. Auch Klaus Schöneberger, der gestern als erster vor zwei Videokameras saß und interviewt wurde, hatte viel zu erzählen. Der 79 Jahre alte Modellbauer, der heute in Kremenholl wohnt und gerne Remscheider Platt spricht („Datt verstonnt die jungen Lück överhupt nie mie!“), wusste beispielsweise zu berichten, dass der 1940 erbaute Bunker in den letzten beiden Kriegsjahren auch als Schule diente („an richtigen Unterricht war aber nicht zu denken!“) und nach dem Krieg nicht nur als Kino, Box-Arena, sondern auch als eine Art Amateur-Varieté.

Um in dem Bunker einen Boxring aufbauen zu können, musste die Kino-Leinwand nach oben geklappt werden. Dann hatten in den großen Raum bis zu 300 Zuschauer Platz (zu ihnen soll einmal auch Max Schmeling gehört haben). Wenn das Wetter es zuließ, fanden Boxveranstaltungen aber auch auf dem Honsberger Sportplatz statt – mit bis zu 2.000 Zuschauern.

Das Varieté hatte die Projektgruppe gar nicht auf dem Schirm gehabt, wohl aber den Box-Club und das Kino (1946 bis 1960). Der erste Film, der dort gezeigt wurde, sei „Tom Mix räumt auf gewesen“, erzählte gestern Klaus Schöneberger. „Den habe ich vielleicht zehnmal gesehen!“ Und das Geld für die Kinokarte für 30 Pfennig habe er sich damals durch Schrottsammeln verdient.

Alles, was die Zeitzeugen zu erzählen haben, wird auf Video aufgenommen und soll erhalten bleiben (vielleicht interessiert sich ja auch das Stadtarchiv dafür). Die Hauptarbeit wird darin bestehen, aus der Fülle des Materials einen anschaulichen, interessanten Film von 20 bis 30 Minuten Länge zu komprimieren. Uraufgeführt werden soll er in der Kraftstation. Aber auch später wird er zu sehen sein. Christian Beitz: „Wir wollen ihn auf YouTube hochladen!“ (Sobald das geschehen ist, wird der Waterbölles den Link veröffentlichen).

Von sich aus waren die Schüler/innen nicht auf die Idee gekommen, dem alten Bunker und seiner spannenden und wechselvollen Geschichte ihre Freiheit zu widmen. Einige von ihnen hatten von der Existenz des Baus mit seinen meterdicken Betonmauern, im Kriege von einer Flak-Stellung mit Wuppertaler Oberschülern gekrönt, wie sich Klaus Schöneberger erinnerte, gar nichts gewusst, bis das Thema in der Schule plötzlich am Schwarzen Brett hing. Hintergrund: Für die Jahrgangsklassen 12 ist eine Projektgruppe Pflicht. Diesmal konnten sich die Schüler/innen zwischen insgesamt zehn Themen entscheiden, die zur Wahl standen. Der „Kinobunker“ sei eine Anregung der Kraftstation gewesen, verriet gestern Rebecca Volke, an der AES Lehrerin für Deutsch und Geschichte. Die Beschäftigung mit den Zeugnissen der Geschichte vor Ort soll für die Projektgruppe die Geschichte Remscheids (und letztendlich auch Deutschlands) erlebbarer und erfahrbarer machen. Neben dem Besuch des Bunkers und der Recherche (etwa im Stadtarchiv) geht es vor allem darum, Zeitzeugen zu befragen, die während der Kriegszeit und danach den Bunker erlebt haben. Diese Video-Interviews möchten die jungen Dokumentarfilmer gerne mit Dokumente und Fotos von damals unterlegen. Willkommen ist ihnen deshalb jeder Remscheider, der historisches Material oder eigene Erlebnisse zu dem Film beitragen kann (Tel. RS 420004 oder E-Mail medien@kraftstation.de">medien@kraftstation.de).

Wochenrückblick vom 13. bis 19. März 2017

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Abendführung mit Sektempfang im Geburtshaus

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Pressemitteilung der Stadt Remscheid

Am 27. März 1845 wurde Wilhelm Conrad Röntgen in dem kleinen bergischen Schieferhaus Am Gänsemarkt 1 (Foto links) geboren. Aus Anlass seines 172. Geburtstages lädt das Deutsche Röntgen-Museum für Montag, 27. März, um 19 Uhr zu einer Abendführung mit Sektempfang ein. Eintritt, Führung und ein Getränk sind kostenfrei. Die beteiligten Akteure bitten jedoch um eine kleine Spende für das Röntgen-Geburtshaus. Sie freuen sich auf Ihren Besuch.  

Wohl kaum eine andere Entdeckung der Neuzeit hat derart tiefgreifende Veränderungen in den Naturwissenschaften, in der Medizin und in den Kulturwissenschaften ausgelöst wie die Entdeckung der X-Strahlen durch Wilhelm Conrad Röntgen. Der Blick in das Innere der Materie, den Röntgens Entdeckung eröffnete, führte in den folgenden Jahren und Jahrzehnten zu einer unübersehbaren Fülle von Erkenntnissen und Anwendungen in Wissenschaft und Technik. Röntgens Entdeckung darf mit Fug und Recht eine Sternstunde der Menschheit genannt werden. Die Deutsche Röntgengesellschaft hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, das 1785 errichtete Geburtshaus Röntgens zu einer Begegnungsstätte für Wissenschaftler aus aller Welt werden zu lassen. Weltweit wurden hierzu bereits Spenden akquiriert. Seit dem Beginn der umfassenden Sanierung des Hauses vor zwei Jahren ist schon viel passiert. Eine Fertigstellung ist für das Jahr 2019 vorgesehen. Wilhelm Conrad Röntgen hat seine Entdeckung von Anfang an und ohne Wenn und Aber als Geschenk an die Welt verstanden und jedes Angebot einer wie auch immer gearteten »Vermarktung« entschieden abgelehnt. Mit dem Erwerb seines Geburtshauses durch die Deutsche Röntgengesellschaft ist ein Weg gefunden, dieses Haus zu einem gemeinsamen Erbe der Naturwissenschaften und der Medizin zu gestalten und somit das Andenken an Wilhelm Conrad Röntgen zu fördern und zu pflegen.

Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer

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Montag, 27. März, 19 Uhr
Herr Röntgen zeigt seine Stadt.
Am 27. März 1845 wurde Wilhelm Conrad Röntgen in Lennep geboren. Die Entdeckung der Röntgen Strahlen und die Auszeichnung mit dem 1. Nobel Preis machten ihn weltberühmt. In Zylinder, Gehrock und Gamaschen wird Lenneps Ehrenbürger wieder lebendig.  Leitung: Harald Blondrath. Preis: fünf €.Treffpunkt: Deutsches Röntgen Museum Anmeldung: Claudia Holtschneider, Tel. RS 7913052.

Auf "Vier oder zwei?" konnte niemand antworten

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Das Gespräch zwischen der Stadt Remscheid und dem Discounter ALDI über die Zukunft des „Blauen Mondes“ an der Burger Straße (Mannesmann-Turm), das so lange auf sich warten ließ, hat inzwischen stattgefunden. Über ein konkretes Ergebnis wurde jedoch bisher nichts bekannt. Das macht auch die Remscheider Kommunalpolitiker ungehalten. In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am vergangenen Donnerstag tendierte ihre Bereitschaft gen Null, entgegen der bestehenden Veränderungssperre im Geltungsbereich des Bebauungsplans Nr. 661 an der Burger Straße  zwei Werbetafeln zuzulassen. „Komisch, da hängen doch schon zwei“, wunderte sich Waltraud Bodenstedt (W.i.R.) und Wolf Lüttinger bemerkte „Vier Tafeln an dieser Stelle würden wie Chicago aussehen"“ Aber womöglich hängen dort ja bereits die beiden Werbetafeln, denen der Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstag erst zustimmen sollte. Das wäre dann eine Reihenfolge von Vorgängen, die in der Politik generell nicht gerne gesehen ist. Und weil von Seiten der Verwaltung niemand die Frage „Vier oder zwei?“ beantworten konnte, vertagten die Politiker diesen Tagesordnungspunkt. Vielleicht verhilft das ja auch dem Millionen-Unternehmen ALDI in der Finanzfrage des „Blauen Mondes“ zu einem (späten) Erkenntnisgewinn. Merke: „Eigentum verpflichtet“ gilt auch für ein unter Denkmalschutz stehendes Wahrzeichen!

Wochenrückblick vom 20. bis 26. März 2017

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Buch zeigt Röntgen einmal ganz privat

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Im Röntgen-Museum wird zur Stunde der neue Bildband „Wilhelm-Conrad-Röntgen – Photographien – Photographs“ des Bergischen Verlags präsentiert. Die zweisprachige (deutsch/englisch), fadengeheftete Ausgabe erscheint pünktlich zum Geburtstag des berühmten Sohnes der Stadt. Sie enthält eine Auswahl der schönsten und kaum bekannten Aufnahmen des leidenschaftlichen Photographen Wilhelm Conrad Röntgen aus dem umfangreichen Archiv des Deutschen Röntgen-Museums. Dort werden mehr als 1.600 Glasnegative aus dem Nachlass Röntgens aufbewahrt. Sie zeigen die Privatperson Röntgen, den leidenschaftlichen Bergwanderer und Fotografen, den Ehemann und Freund, der die Öffentlichkeit zeitlebens eher mied. Besondere Brief-Zitate Röntgens an seine Wegbegleiter und Freunde zeigen den Wissenschaftler in dem neuen Buch zusätzlich von seiner privaten Seite.

Das Buch ist in zwei große Kapitel aufgeteilt. Im ersten Teil sind Beispiele früher Aufnahmen mit der Plattenkamera zwischen 1890 und 1906 dokumentiert. Im zweiten Teil folgen Aufnahmen mit der Stereokamera, die thematisch in die unterschiedlichen von ihm bereisten Städte, Regionen und Länder führen. Zusätzlich zu der normalen Buchausgabe erscheint auch eine exklusive und handgefertigte Vorzugsausgabe, die auf 100 Exemplare limitiert ist.

Wochenrückblick vom 27. März bis 2. April 2017

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Rückblick: Remscheid im März 2007

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„Gemeinsam handeln für einen zukunftsfähigen Stadtteil“ hieß es vor zehn Jahren im Waterbölles. Damals nahm der „Stadtumbau West“ für Honsberg Gestalt an: Mit städtebaulichen Entwicklungskonzepten wurde das Essener „Büro für Kommunal- und Regionalplanung“ (BKR) beauftragt. Und im „Lindenhof“ forderte Stadtplaner Michael Happe rund hundert Anwohner auf, Vorschlägen zum Umbau des Honsbergs zu machen. Missfällig äußerten sich diese damals zu der Bahnunterführung und wünschten sich einen neuen „Eingang zum Stadtteil". Der zentrale Platz Honsberger Str. / Lobachstr. müsse städtebaulich aufgewertet werden. Auch müsse sich die Stadt um die „vielen dunklen Ecken entlang der Alexanderstraße“ kümmern. In dieser Beziehung bleibt bis heute viel zu tun. Die Highlights aber sind unstrittig: Das alte Möbelhaus wich einer Grünanlage, und das „Neue Lindenhof“ wird als neues Stadtteilzentrum gut angenommen.

Im März 2007 warf die Mitgliederversammlung des Remscheider Sportbund der Stadtverwaltung den Fehdehandschuh hin, indem sie beschloss, die Hallen-Nutzungsgebühren künftig nicht auf ein städtisches Konto, sondern auf ein Sperrkonto zu überweisen. Auf diese Weise wollten die Vertreter der Remscheider Sportvereine erreichen, dass ihre Gelder nicht im städtischen Haushalt „versickern“, sondern wieder in die Sportstätten zurückfließen. Damals suchte die Stadt mit Hilfe externer Berater nach Einsparmöglichkeiten, weil sie ihren Schuldenberg kaum mehr überblicken konnte. Und dabei wollte sie sich keine „Heiligen Kühe“ leisten; auch nicht im Sport.

Zur Einweihung kam auch Minister Oliver Wittke: Mit Prominenten und „Otto Normalbürgern“ feierte die Stadt Remscheid vor zehn Jahren die Fertigstellung des 1. Bauabschnitts des Lenneper Röntgen-Museums (Eingangshalle, die 1. Etage, das Röntgen-Labor und der Filmvorführraum im Keller sowie der dortige "Zeittunnel", der zu Haus II führt). Dafür kam von der Regionale 2006 mit 1,19 Millionen Euro der größten Batzen, gefolgt von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung in Essen mit 500.000 Euro, der Gesellschaft der Freunde und Förderer (245.227 Euro), dem Landschaftsverband Rheinland (182.176 Euro), der EWR Remscheid und der Anton-Betz-Stiftung in Düsseldorf (je 2.000 Euro) sowie zwei Sachspenden zu 50.000 und 30.000 Euro (Röntgengerät bzw. Nebelkammer) von Smiths-Heimann in Wiesbaden und EON Hannover.

Als „strategischen Partner“ für die beiden städtischen Altenheime wünschte sich die Verwaltung vor zehn Jahren die Bergische Diakonie Aprath. Die hatte bereits im Januar ihr Interesse signalisiert an einer gemeinsamen gemeinnützigen Gesellschaft bekundet, an der die Diakonie die Mehrheit der Gesellschafteranteile hält. Gebäude und Grundstücke werden über Erbbaurecht zur Verfügung gestellt. Die stiftungsrechtlichen Besonderheiten der Stockder-Stiftung werden berücksichtigt. Das städtische Personal wird per Überlassungsvertrag gestellt; ausscheidendes Personal wird durch die gGmbH ersetzt.

Unter dem Motto „Bunt statt Beton“ riefen die Remscheider Grünen vor zehn Jahren die Bürgerinnen und Bürger auf, Flächen zu benennen, die Farbe vertragen können. „Immerhin haben sich die Remscheider in einer Umfrage mit überwältigender Mehrheit für mehr Farbe in der Stadt ausgesprochen, das ignoriert die Verwaltung völlig “, sagte David Schichel damals, der junge „Vater“ der grünen Initiative. Einige wenige Graffitis im Stadtbild (z. B. an der Haddenbrocker Straße) erinnern daran heute noch.

Auf die Befragung „Wünsche für ein Leben und Wohnen im Alter" folgte am 5. März 2007 im Rathaus die Gründung des „Runden Tisch 50+“ durch 35 Vertreter von Verbänden, Initiativen, Vereinen, Religionsgemeinschaften, Wohnungsgesellschaften, Polizei, DGB, Parteien, Seniorenbeirat und Behindertenbeirat. Bekräftigt wurde das Ziel, die Seniorenagenda als Querschnittsaufgabe quer durch alle Handlungsfelder kommunalen Handelns zu verankern. Bei der Auftaktveranstaltung wurden sechs Handlungsfelder herausgearbeitet, zu denen jeweils Arbeitsgruppen gebildet werden sollten, um konkrete Projekte zu entwickeln.

Vor zehn Jahren beschrieb im städtischen Schulausschuss Oberstudiendirektor Michael Birker, Rektor des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums, das „März-Fieber“ in den Schulen der Stadt: „Da wird dann im März noch schnell Geld ausgegeben nach dem Motto `Bevor ein anderer Anspruch darauf erhebt’.“ Denn dass der städtische Etat im März nicht realistisch sei und später gekürzt  werde, habe sich unter den Schulleitern herumgesprochen. Als erschreckend bezeichnete Birker die Kürzung der Schulmittel um 28 Prozent innerhalb von vier Jahren.

Bei der Einbringung des Etatentwurfs in der Ratssitzung am 13. November 2006 hatte Stadtkämmerer Jürgen Müller es angekündigt, und im März 2007 machte es sich in den Ausschüssen des Rates erstmals schwarz auf weiß in Stapeln von Papier bemerkbar - das neue kommunale Finanzmanagement (NKF), mit dessen Hilfe damals der bis dahin nach dem Prinzip der Kameralistik geführte Finanzhaushalt der Stadt auf das Prinzip der Doppik umgestellt wurde.  Dabei komme dem  Controlling eine größere Aufgabe zu als bisher. Und daran haperte es dann in den Folgejahren an vielen Stellen.

Oberbürgermeisterin Beate Wilding war im März 2007 noch zuversichtlich: Ein Arbeitskreis Remscheider Unternehmer habe den Entwurf eines Finanzierungsplanes für das „Schaufenster der Wirtschaft“ fertig gestellt, abgestimmt mit der Verwaltung. Der werde jetzt noch allen übrigen, an diesem Projekt interessierten Geschäftsleuten vorgestellt und danach dann in den Ausschüssen der Politik. Wilding: Es war das Pfeifen im Walde, wie sich später herausstellte.

Vor zehn Jahren machte wieder das Gerücht die Runde, ein auswärtiger Investor würde gerne in Remscheid ein Designer Outlet Center errichtet. Diesmal nicht am Hauptbahnhof, sondern in Endringhausen. Die Wählergemeinschaft W.I.R. lüftete damals in einer Pressemitteilung das Mäntelchen des Schweigens: „Es gibt die Chance, direkt gegenüber dem geplanten Gewerbegebiet Blume ein großflächiges DOC zu errichten“, hießt es da. Die W.I.R. frohlockt: „Remscheid ist attraktiv. Die Bergischen Städte sind auch für Großinvestoren äußerst attraktiv. Das geplante Designer Outlet Center (DOC) an der A1-Auffahrt Lüttringhausen / Lennep im Bereich Endringhausen ist ein Beweis dafür.“ Das geplante?! Auch dies blieb eine Luftnummer.

Am 29. März 2007 wurde der neue Spielplatz auf dem Hohenhagen mit einem großen Spielfest eingeweiht. Seitdem hat man vom Turm der Rutsche eine wunderschöne Aussicht über Remscheid.

1639 taucht Mixsiepen erstmals in einer Urkunde auf

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Der Tenter Bach entspringt hoch oben an der Lenneper Straße oberhalb von Neuenhaus etwa im Bereich Magdeburger Straße, Stettiner Straße. In diesem Bereich wurde er auch Baisieper Bach oder Greuler Siepen genannt. Von den Höhen winken mittlerweile freundliche Siedlungen. Dort war vor dem Zweiten Weltkrieg auch die Gaststätte "Zur Eschbachquelle". Vor vielen Jahrzehnten flossen die Wasser der Ortschaft Mixsiepen noch im Waldschatten dahin. Doch in der Kriegszeit mit ihrer Kohlen- und Kartoffelnot musste der Wald schwer leiden. Die gerodeten Flachen wurden als Kleingärten und Kartoffeläcker der Volksernährung dienstbar gemacht.

Weiter unterhalb passierte der Bach die Gaststätte „Schreckegast“. In diesem Bereich stoßen wir auf die Spuren der mittelalterlichen Straße Köln- Lennep-Dortmund. Am deutlichsten sind die Spuren zwischen Birgden und Beek zu erkennen, wo stellenweise drei bis vier tief ausgefahrene Bahnen nebeneinander herlaufen, denn zu alter Zeit pflegte man sich nicht mit Straßen- oder Wegeausbesserungen aufzuhalten. War der Weg unpassierbar geworden, brach man seitwärts durch Busch und Heide eine neue Bahn, um das Hindernis zu umgehen.  Schon früh zeichnete sich das Schmiedewesen im Berghauser Gebiet ab, denn zu Anfang des Siebenjährigen Krieges (1754) liest man bereits von mehreren Schmieden: Zu dieser Zeit wohnten auf Berghausen der Komforschmied (Hersteller der damals vielbenutzten Kohlenpfannen oder -becken zum Heizen) Peter Johannes Kopper, dann der Windenschmied Arnold Sieper, der Schraubstockschmied Johannes Padberg sowie die Riegelschmiede Franz, Johann Arnold und Johannes Franz Ehles. Die Feilenindustrie war damals noch nicht bis Berghausen vorgedrungen.

Als erstes Werk am Tenter Bach ist die Tenter Mühle bekannt, die als Birgdener Mühle 1853 im Mühlenkataster erwähnt wird: Sie sei fünf Wegeminuten von der Quelle des Baches entfernt. Es folgt der Birgder Hammer; er wird im Jahre 1800 erstmals erwähnt -  als Reckhammer von Ernemann auf dem Birgden. Ernemann hat aus den zwei vorher stehenden Walkmühlen unterhalb Tente einen Reckhammer gebaut. 1805 ist Ernemann auf dem Birgden Betreiber dieses Reckhammers. Der Hammer ist 1826 auf der ersten Katasterkarte im Remscheider Katasteramt zu sehen. Er stand oberhalb der Gaststatte Schreckegast und hat zumindest schriftliche Nachweise bis 1895. 1824 wurde der Raffinierstahlhammer von Johann Ernemann an Arnold Plate verpachtet. 1828 gesellt sich im Hammer noch eine Knochenstampfe hinzu, die Arnold Plate zu Birgden ab 1829 als Eigentümer betreibt. 1832 wird das Innenleben des Hammers abgerissen und an seiner Stelle ein Schleifkotten eingerichtet. Dieser wird mit einem oberschlächtigen Wasserrad ausgerüstet, das zwei Schleifsteine und zwei Polierscheiben antreibt. 1834 werden die Erben Arnold Plate als Besitzer des Kottens genannt. 1837 ist Gottlieb Plate zu Birgden alleiniger Inhaber. 1895 ist der Schleifkotten nur noch als Knochenstampfe in Betrieb, und das auch nur im April-Mai und Oktober-November. Der Schleifkotten war da bereits eingegangen. Wann die Reste beseitigt wurden, habe ich nicht in Erfahrung gebracht.

Vom Birgder Hammer geht ein alter Pfad über Birgden und Arnzhäuschen ins Tal des alten Eicksiepen, aus dessen Namen durch Entstellung die Bezeichnung Mixsiepen hervorgeangen ist (am Eeksder Eiksiepen = Mixsiepen). Rechts liegen unterhalb der Einmündung des Baisiepens die freundlichen Häuser von Grunental. Dort, im quellenreichen Grund, kommen die Wasser zuhauf. Auch der Strucker Bach bricht nicht weit davon unterm Bahndamm hervor. Die ganze Wegstrecke von der Talsperre bis zum Rotzkotten führt durch das Gebiet der früheren Birgdener Gemarke, eines alten Herrenwaldes der Bergischen Grafen. Birgden, Beysiepen und Mixsiepen sind Siedlungen innerhalb des Gemarkenwaldes, ebenso Struck, Grosberghausen und Wustberghausen. Dort wurden bereits im Mittelalter auf Veranlassung der Bergischen Grafen Eingemeindungen und Gebietserweiterungen vorgenommen. Wahrend die Remscheider Honschaft den schmalen Streifen zwischen Mixsiepen und Beysiepen vom Neuenhof bis hinter Birgden erhielt, wurde die Oberhonschaft Wermelskirchen durch das Strucker und Berghauser Gebiet erweitert. Dort, wo die natürlichen Grenzen fehlten, zog man einen Wall und Graben. So vom oberen Eschbach in der Nahe von Beek bis zur Quelle des zur Tente hinabrinnenden kleinen Siepens und weiter in nördlicher Richtung bis zum Greuler Siepen. Die Fortsetzung des Walles , die über den Aschenberg, die jetzige Bökerhohe, nach Mixsiepen führte, ist verwischt worden.  Während Birgden und Beysiepen zum ersten Male 1369 erwähnt wurden, ist Mixsiepen erst 1639 urkundlich erwähnt.  (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)

Das Eschbachtal war einst herzogliches Jagdgebiet

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Alte Postkarte vom Eschbachtal.Der Eschbach, Grenzbach zu Wermelskirchen, war  einer der fleißigsten Bäche in Remscheid: Nicht weniger als 27 Triebwerke haben an ihm ihre Arbeit verrichtet. Er entspringt im südlichen Bereich von Bergisch Born und schließt sich im oberen Teil mit dem Tockelhaußer Bach, Beek am Grenzwall, Stocker Bach und Tenter Bach zusammen, um kraftvoll durch das Tal zu fließen. Auf diesem Wege sind noch viele Siefen, die aber katastermäßig nicht bezeichnet sind, wobei auch noch namhafte wie der Falkenberger Bach, Heintjesbach, Stockberger Bach, Aschenberger Bach, Lobach und Sellscheider Bach hinzugekommen, die den Eschbach mit feinstem Trinkwasser beliefern. Wahrend am Morsbach einzelne Talengen mit zahlreichen Verbreiterungen wechseln, musste sich der Eschbach im Laufe der Jahrtausende in einer Engschlucht durch die harten Gesteinsschluchten hindurcharbeiten. Wilhelm Engels schreibt hierzu: "Als Eckpfeiler eines besonders starken Felsriegels tritt südwestlich von Ehringhausen der Königstein eindrucksvoll hervor. Boten die schon in alter Zeit als Auen bezeichneten Talbreiten des Morsbachs günstige und früh benutzte Siedlungsmöglichkeiten, so fanden sich am Eschbach nur bei Mebusmühle, Preyersmühle und ZurMühle geringe Erweiterungen. Der größte Teil des Eschbachtales war von Sümpfen und Brüchen erfüllt. Unterhalb ZurMühle lag das Heyenbruch, oberhalb dehnte sich bis zur Preyersmühle das Langenbruch und darüber das Schnüttelbruch aus. Allerdings waren diese Sumpfgebiete bereits vor 1500 auf Betreiben der Bergischen Grafen und späteren Herzöge in grasreiche Wiesen umgewandelt worden.

Außer den genannten Brüchen, die als landesherrliche Wiesen ihre alten Bezeichnungen behielten, ist noch die oberste Grevenwiese zu nennen, die oberhalb der Mebusmühle im Gebiet der jetzigen Talsperre bis in die Nähe von Buchholzen reichte und von den dortigen Bewohnern zum Schutz gegen den reichen Wildbestand des Hatzen- und Hirschlandes in guten Zäunen gehalten werden musste. Die bergischen Grafen hatten sich mit der Gemarke des Hohenwaldes auch den Talgrund des Eschbaches angeeignet und ließen sich das Heu ihrer Wiesen von den Bewohnern des Amtes Bornefeld bereiten und auf ihre Wupperburg fahren. Wahrend aus dem oberen Morsbachgebiet schon in den Jahren 1471 und 1487 urkundlich über das Vorhandensein von Wasserhämmern berichtet wird, erfolgte die Erschließung des Eschbachtales erst etwa 200 Jahre später. Der Grund ist sicher darin zu suchen, das die Bergischen Grafen und späteren Herzoge als Inhaber der Wälder und Wiesen im Grunde des Eschbachtales ängstlich darüber wachten, das ihre "Wildbahn" nicht gestört wurde. Sie fürchteten, dass durch das Dröhnen der Hämmer die Hirsche und Rehe verscheucht werden könnten. Als aber im 16. Jahrhundert die Bergischen Gewerbe einen lebhaften Aufschwung nahmen und auch für die Landeskassen günstige Ertrage versprachen, sahen sich die Bergischen Herzöge veranlasst, mit dem bisherigen Verfahren zu brechen und den Eschbach mehr und mehr zur Errichtung gewerblicher Anlagen freizugeben. Doch waren sie auch jetzt noch um den Schutz ihrer Jagd bemüht. So stellte der Herzog Wolfgang Wilhelm im Jahre 1622, als er 30 Morgen sumpfigen Geländes aus dem Hohenwald an benachbarte Bewohner in Erbpacht verlieh, die Bedingung, das die zugestandene Umwandlung der betreffenden Parzellen in Wiesen "keineswegs seiner Wildbahn schädlich oder abbrüchig sein durfe". (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)

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Wochenrückblick vom 3. bis 9. April 2017

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Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer

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Samstag, 15. April,15 Uhr
Lennep, Geschichte und Geschichten
vom Mittelalter bis zur Kaiserzeit. Handelsstadt – Tuchmacherstadt – Kreisstadt Lennep, Geschichten von den Menschen und ihren Lebensräumen. Leitung: Linda Kessler. Preis: fünf €. Treffpunkt:  Deutsches Röntgenmuseum. Anmeldung: Claudia Holtschneider, Tel. RS 79 13 052.

"Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer" vollständig lesen

Mebusmühle: 1910 wurde der Schleifkotten abgebrochen

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Der Anbau an der Gaststätte Mebusmühle ist die alte Mühle. Foto: Rudolf ReneltDie Mebusmühle war wohl eine der ältesten Fabrikationsanlagen am ganzen Eschbach neben der ehemaligen Burger Kameralmühle, denn sie wird schon in einer Wermelskirchener Kirchenrechnung aus dem Jahre 1528 genannt. Der Mahlbetrieb wurde aber schon vor langer Zeit eingestellt und die Mühle in ein Ausflugslokal verwandelt. Die Mebusmühle liegt auf der linken Seite des Eschbachs. Ursprünglich zum Hof Berghausen gehörend wird sie auch Berghaußer Mühle genannt.  Erbauer ist ein Bartholomaus Mebus. 1528 ist "Mevus op der moelen" im Wermelskirchener Kirchenrechnungen aufgeführt. Sie wird durch einen Mebus Küllermann betrieben. Er ist der Oberhonschaft zu Berghausen abgabepflichtig. Vermutlich war Mevus (Bartholomaus) der Pächter der Mühle, in der er auch wohnte. Im 17. Jahrhundert wurde die Mühle vom Hof Berghausen abgetrennt. 1750 ist die nächste urkundliche Erwähnung; jetzt wird sie von Johan Loeber betrieben. 1853 ist von der "Fruchtmühle zu Mebusmühle" die Rede, betrieben von Josua Rübenstrunck. 1867 wird die Getreidemühle von Josua Rübenstrunk letztmalig erwähnt. Die Mebusmühle, lange Zeit auch Walkmühle, später Fruchtmühle mit Bäckerei, war zuletzt ein Schleifkotten; er wurde 1910 abgebrochen. Danach wurde die Mühle Ausflugslokal. Mit Schwänen auf dem einstigen Klärteich. (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)

Als der "König von Preußen" noch Postkarten zierte

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von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Das Osterfest naht, und da ist ein Gruß aus Lennep durchaus angebracht. Die historische Postkarte zeigt u. a. das Gasthaus "König von Preußen" am Alten Markt. Die Geschichte dieses Lokals, später zum Hotel ausgebaut und mit einem großen Saal auf der Rückseite, reicht weit zurück ins 19. Jahrhundert oder noch weiter. Zahlreiche Lenneper Traditionsvereine wie z.B. die Freiwillige Feuerwehr oder die Schützen, feierten früher dort ihre Feste. Wie viele Wirte werden da wohl Eigentümer und Pächter gewesen sein? Auf verschiedenen historischen Ansichtskarten kann man mindestens fünf oder sechs ausmachen. Auf diesem Bild liest man den Namen von Robert Hildebrandt, der sich im Lenneper Adressbuch von 1902 wiederfindet.

Damals waren die auch beiden anderen Lokalitäten auf der schönen Ansichtskarte noch existent, das Amtsgericht, das 1791 erbaute und 1945 durch Kriegseinwirkung zerstörte große Gebäude, das von 1836 bis 1891 als Rathaus und anderen Verwaltungszwecken diente. Als massives Steinhaus und auch in der architektonischen Form passte es von Anfang an nur schwer zur Lenneper Altstadt mit den Fachwerkhäusern. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, auch nur Kaiserdenkmal oder Kriegerdenkmal genannt, wurde am Sedanstag des Jahres 1889 eingeweiht, nachdem die gesamte Ostseite des Platzes umgestaltet worden war. Mit dem Sedanstag um den 2. September herum feierte man damals den Sieg über Frankreich im Anschluss an den Krieg von 1870/71. Es gibt noch Fotos von der Eröffnung dieses Denkmals, offizielle Würdenträger hielten so manche Rede, umgeben von sog. Ehrenjungfrauen.

In der nationalsozialischen Zeit wurde der Kaiser Wilhelm I. zunächst auf den extra für ihn errichteten Hohenzollernplatz an der Ringstraße abgeschoben oder versetzt, und später wegen seines kriegswichtigen Bronzematerials eingeschmolzen. Heute erinnert am ehemaligen Kaiserplatz, dem heutigen Mollplatz, nur noch wenig an diese frühere Zeit. Da wo einmal das Kaiserdenkmal war,  stehen ein paar Bäume und bewachen ein Ensemble von Altstoffcontainern.

Keine Spur mehr von den alten Wolfshagener Hämmern

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Standort der Wolfshagener Hämmer. Foto: HIZ Remscheid

Von Wellerhaus (nahe Preyersmühle) geht der Weg Richtung Wolfshagen. Schauen wir rechts in das Freigelände, so erfassen wir lediglich den Standort der alten Wolfshagener Hämmer; von ihnen selbst ist keine Spur mehr zu entdecken. Der erste Wolfhagener Hammer wurde bereits weit vor 1662 als Walkmühle errichtet. Sie ist im sogenannten Wolfhagen gelegen ("nechst dem Schievelsbroch") gegenüber der Mündung des Höllentalbaches. 1662 wandelte Hans Wilhelm Frantz (aus der Familie Frantz vom Büchel, später Frantzen) die bestehende Walkmühle in eine Tuchmacherei und 1672 in einen Rohstahlhammer um. 1692 wird er auch im Burger Heberegister erwähnt mit gleichem Besitzer. Am 25.8.1790 ist in den Gerichtsakten des Amtes Bornefeld zu lesen, das Johann Peter Honsberg, Franziska Hasenclever und der unmündige Bruder Caspar Hasenclever den Wolfhagener Hammer an Jacob von den Steinen aus dem Erbe des Peter Caspar Hasenclever verkaufen. 1800 ist bereits von einem doppelten Hammer im Wolfhagen zu lesen. Am 3.3.1807 verpfänden die Inhaber von Hammer I, Arnold Wilke und Maria Schmitz, diesen Teil des Wolfshagener Hammers für 2.000 Reichstaler mitsamt einem Wohnhaus am Wolfhagen. Es ist leider in den Bornefelder Gerichtsakten nicht niedergeschrieben, an wen verpfändet wurde. 1834 ist Johann Peter Ibach der Inhaber beider Hämmer. Er beschäftigt zwei Söhne und einen Knecht, die aus eigenem Material Raffinierstahl herstellen, um damit den Handel zu bestücken. 1853 gehört dem "Fr.Wilhelm Ibach der Stahlhammer zu Preiersmühle", bestehend seit 100 Jahren, wie in der Wermelskirchener Regierungsliste nachzulesen ist. Hammer II wurde 1672 als Rohstahlhammer zusätzlich am Teich des 1. Hammers errichtet durch dessen Besitzer Hans Wilhelm Frantz. 1800 erscheint er als doppelter Hammer und gehört einem Engel zu Bliedinghausen. Wann dieser Hammer an Hasenclever und später Ibach überging, ist nicht bekannt. Jedenfalls waren zwischen 1807 und 1864 die gleichen Besitzer wie bei Hammer I genannt.  Als die Wermelskirchener Kleinbahn gebaut wurde, brach man diese beiden Hämmer ab.

In unmittelbarer Nachbarschaft von Wellershausen befindet sich die Werkzeugfabrik E. August Bernhard & Sohne. Schräg gegenüber, an der Stelle der ehemaligen Wolfshagener Hämmer, war um 1900 die Zentral-Kraftstation für die Wermelskirchen-Burger-Bahn des Eschbachtales gebaut worden, die in den frühen 1920er Jahren von der Fa.W.Klingelnberg & Sohne erworben und in ein Dampfhammerwerk umgebaut wurde. Ein eigener GleisanSchluss zeugt von guter Produktivitat dieser Firma. Die Bornefelder Gerichtsakten geben übrigens sehr interessante Informationen her, die man sich heute kaum vorstellen kann: Da sind zum Beispiel am 20.12.1809 einige Soldaten, die aus dem Eschbachtal stammten,  wegen Desertion von dem Spezial Kriegsgericht der Grosherzoglichen Infanteriebrigade in Abwesenheit verurteilt worden. Werner Dietrich erwischte es dabei besonders Hart mit fünf Jahre Kugeltragen (am Bein) und 500 Reichstaler Buße. Außerdem wurde den Verurteilten das gesamte Vermögen entzogen und verkauft. Was 500 Reichstaler bedeuteten, erfahren wir durch die Verkäufe und Beleihungen bei Einsicht in die Gerichtsakten. Für den Bau eines Hauses mußte man durchschnittlich 200 Reichstaler aufbringen. Der Verkauf einer funktionierenden Wassermühle im Falle Heintjesmühle betrug 2.150 Reichstaler. Eine ganze Burg (Dhünnenburg von Wwe. von Driesch) mit dem Bau einer Ölmühle steht 1809 mit 1.400 Rtl. zu Buche, wobei ich da von einer gehörigen Portion Eigenkapital ausgehe. Die Wwe. hatte sich, um über die Runden zu kommen, am 18.4.1787 95 Reichstaler geliehen und als Sicherheit die Burg angegeben. (nach: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)

Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer

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Samstag, 15. April,15 Uhr
Lennep, Geschichte und Geschichten
vom Mittelalter bis zur Kaiserzeit. Handelsstadt – Tuchmacherstadt – Kreisstadt Lennep, Geschichten von den Menschen und ihren Lebensräumen. Leitung: Linda Kessler. Preis: fünf €. Treffpunkt:  Deutsches Röntgenmuseum. Anmeldung: Claudia Holtschneider, Tel. RS 79 13 052.

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Westdeutsche Familienforscher tagen in Lennep

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Pressemitteilung der Westdeutschen Gesellschaft für Familienforschung e. V.

Bürgermeister Kai Kaltwasser, Bezirksbürgermeister Markus Kötter und Klaus Kreutzer, der Vorsitzende des Verkehrs- und Fördervereins Lennep e. V., sind dabei, wenn am Freitag, 21. April, . um 9.30 Uhr im Webersaal der Klosterkirche die zweitägige Jahreshauptversammlung 2017 der Westdeutschen Gesellschaft für Familienforschung e. V., Köln, beginnt. Sie ist mit 2.360 Mitgliedern und 50 Körperschaften der größte Familienforschungsverein in Deutschland, organisiert in 13 Bezirksgruppen auf dem Gebiet der ehemaligen preußischen Rheinprovinz (von Kleve bis Saarbrücken und von Aachen bis Waldbröl). Die Bezirksgruppe Bergisch Land, Wuppertal, deckt das Gebiet von Remscheid, Solingen, Wuppertal, Velbert und Hagen richtet in diesem Jahr die Hauptversammlung aus. Die Familienforscher der Bezirksgruppe Bergisch Land haben in den vergangenen 20 Jahren zahlreiche Familienbücher geschaffen – darunter auch in Remscheid– durch Auswertung von Kirchenbüchern nach Taufen, Hochzeiten und Sterbefällen. Diese Nachschlagewerke stellte der Verein den jeweiligen Kirchengemeinden kostenlos zur Verfügung und leistete so nicht nur einen Beitrag zur Schonung der alten Originalurkunden, sondern erleichterte so auch die Beantwortung von Personenanfragen. (Hans-Friedrich Kartenbender)

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