Nach Paragraf 2 des Privilegs vom 5. Juli 1600 bestanden die Erzeugnisse des Sensenhandwerks in Sensen, Sichten und Schneid- oder Strohmessern. In den Sensen und Sichten herrschte schon in alter Zeit eine große Mannigfaltigkeit. Die verschiedenen Länder, ja manchmal sogar die einzelnen Landesteile, hatten ihre besonderen Formen, die teils durch die Ertragsfähigkeit des Bodens, teils durch altes Herkommen bedingt waren. In fetten Niederungen mit ihrem üppigen Getreide- und Graswuchs brauchte man schwerere Sensen als in Sandgegenden oder in den Bergen, und die Bergischen Schmiede waren bemüht, allen Wünschen gerecht zu werden.
In einem Warenverzeichnis des Sensenhandwerks vom 17. November 1603 werden dänische Sensen (mit schmalem Bart) und Schneidmesser, Lübecker Sensen, holländische Sensen und Sichten, Beirücksensen, englische Sensen oder Picken, Trichter-Sensen (?) und Massländer genannt. Die holländischen Sensen werden auch als Böcke" bezeichnet, und daneben auch sogenannte halbe Böcke" aufgeführt. Später sind die Bezeichnungen zum Teil andere. So hören wir im Jahre 1667 noch von Daaren oder Frantzen", von brabändischen Schneidmessern sowie von laländischen und fünischen Sensen. Nach einer Aufstellung der Sensenschmiede Friedrich Hammes, Johann Frohn, Wilhelm Hammes, Johann Biertz und Peter Rodt vom 19. April 1729 gab es noch weitere Arten, nämlich lange jütische, große und kleine Laländer, Schoninger", polnische, Prickelsensen(?), Heidhack-, Torfreuter- und Sturmsensen, Doppelrücken, flämische, Ochsenhörner, Hahnenfedern, Hafersensen, große Picken und Bastardpicken.
Die von der Bergischen Sensenzunft gefertigten Waren gingen unter der Bezeichnung der weißen Sensen". Sie wurden nämlich blank geschliffen, während die später auftretenden Stahlsensen gebläut und scharf gehämmert wurden. (Deshalb zeigt das Cronenberger Stadtwappen die Sense, das Wahrzeichen seines alten Gewerbes, im hellen Silberglanz.) Das Hauptmaterial, aus dem die weißen Sensen hergestellt wurden, war Eisen, und zwar anfangs inländisches Stabeisen, später Siegerländer, Dillenburger, märkisches und ,,kölnisches", d. h. aus dem zum Erzbistum Köln gehörigen Teil des Sauerlandes stammendes Eisen. Die Eisenstangen wurden dem Gewicht der herzustellenden Waren entsprechend in größere oder kleinere Stücke zerteilt, dann deren hohe Kanten auf der einen Seite gespalten und dünne Stahlstäbe eingelegt. Nun gab man den Spalteisen" nebst den Stahleinlagen die nötige Hitze und schweißte sie mittels schwerer Handhämmer oder unter dem Wasserhammer zusammen, wobei die Stangen gleichzeitig auf die erwünschte Länge gereckt wurden. Bei diesem Vorgang hatte der Schmied besonders darauf zu achten,dass der zur Herstellung der Schneide bestimmte Stahl nicht von dem Eisen überwallt oder, wie man sich ausdrückte, begraben wurde. Nach abermaligem Erhitzen wurden die Sensen gebreitet und schließlich nach der dritten Hitze mit kleineren Handhämmern fertig geschmiedet. Hierauf folgte das Härten, dann das Richten und zuletzt das Schärfen, wobei die Sense nach dem im Bergischen und an der Ennepe üblichen Verfahren gegen den Umlauf des Steines geschliffen wurde, während das Schleifen der Plettenberger Sensen mit dem Stein geschah. Der Schliff, der nur so weit erfolgte, als der Stahl in der Schneide lag, verlieh der Weißsense ihre helle Farbe. Nachdem man die Stücke noch einmal nachgerichtet" hatte, verpackte man sie zu Dutzenden oder Bunden" in Stroh und machte sie zum Versand fertig.
Täglich konnte ein Meister mit einem Gesellen vor einem Feuer ein Dutzend Sensen oder 15 bis 16 Strohmesser anfertigen. Wie das Cronenberger Handwerksgericht im Jahre 1708 feststellte, fertigten in den Bergischen Sensenschmieden drei Leute: Meister, Geselle und Lehrling pro Tag nur zehn bis elf Sensen, während in den märkischen Sensenhämmern zwei Leute täglich 30 bis 40 Stück oder noch mehr anzufertigen vermochten. Bei dieser geringen Tagesproduktion der Bergischen Handschmiede brauchen wir uns nicht zu wundern, dass sie bald gegenüber den märkischen Sensenhämmern den Kürzeren ziehen mußten.)
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