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Channel: Waterbölles - Geschichte
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Mit späteren Schmiede-Techniken kaum zu übertreffen

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Der Diederichshammer um 1925.
Im Hammertal am Lobach klopften einst die Wasserhämmer um die Wette. Wie hier der Diederichshammer (um 1925) produzierten die Hämmer hochwertigen Raffinierstahl oder verarbeiteten ihn weiter. Der Diederichshammer (nicht zu verwechseln mit dem Kotten) wurde im 17. Jahrhundert erbaut; man nannte ihn auch Eisen- oder Looshütte. 1731/32 fiel er dem Handelshaus Diederichs zu. 1935 wurde er abgebrochen. Der Talweg entlang der historischen Hammerplätze ist heute als Industrielehrpfad gut ausgeschildert. (aus: „Remscheid. Ein verlorenes Stadtbild“, von Rolf Lotzmann, erschienen 1994 im Wartberg-Verlag)

Teil III

Die Wasserhämmer der alten Zeit waren sogenannte Schwanzhämmer. Sie waren höchstens 84 kg schwer. Je leichter der Eisenklotz des Hammers, desto schneller der Gang. Umgekehrt musste aber die Hammerwelle möglichst umfangreich und kurz sein. Die stärksten Eichenstämme, deren man habhaft werden konnte, mussten oft unter den größten Schwierigkeiten aus entlegenen Waldschluchten herangeschafft werden. Je mehr die Bergischen Wälder durch die Herstellung der Holzkohlen ausgenutzt wurden, desto seltener wurden diese Baumriesen und desto umständlicher und kostspieliger die Beschaffung der Hammerachsen.

Die Hammerwerke wurden, wie bereits angedeutet, in Eisen-, Rohstahl-, Reck- und Breithämmer unterschieden. Außer diesen führt der Kellner Francken noch Stahl- und Selbsthämmer auf, die wahrscheinlich mit den Reckhämmern gleichbedeutend sind. Vielleicht sind aber auch darunter, sowie unter den vom Beyenburger Rentmeister Karsch erwähnten Klopfhämmerchen Anlagen zu verstehen, die im Dienst der Werkzeugschmiederei standen.

Die Eisenhämmer bearbeiteten das vom Handwerk reichlich verwendete Eisen, das später vorwiegend aus der Radevormwalder und Hückeswagener Gegend sowie aus dem Märkischen bezogen wurde. Sie gaben ihm die Form von Stangen, Bändern, Platten und Blechen, wie sie von den Werkstätten gewünscht wurden. In den Rohstahlhämmern wurden die aus den Siegerländer Hütten) bezogenen Rohluppen oder Stahlkuchen einer weiteren Bearbeitung unterzogen, indem man die spröden Stahlkuchen in Stücke zerschlug, mit zugesetzten Eisenmengen zusammenschmolz und dann unterm Hammer gründlich durcharbeitete. Man bezweckte damit die teilweise Entziehung des Kohlenstoffgehalts und die Befreiung von der noch beigemischten Schlacke. Zuletzt wurde das Erzeugnis unter dem Hammer zu Stangen geschmiedet und zu dünnen Stäben ausgereckt. Das Verfahren war recht umständlich; denn fünfmal, unter Umständen noch öfter, musste das Rohmaterial warm gemacht und durchgeschmiedet werden, bis sich die anfangs getrennten Stahlkörner auf dem Herd zu einer einheitlichen Masse, dem sogenannten „Schrey", vereinigten.

Die Hämmer bei Remscheid, Cronenberg und Lüttringhausen hatten sich schon im Anfang des 18. Jahrhunderts fast ausschließlich der Verfeinerung des aus dem Siegerland bezogenen Rohstahles zugewandt. In diesen als Raffinierhämmer bezeichneten Werken wurde Schmiedeeisen und Stahl durch wiederholtes Zusammenschweißen und Ausschmieden, das sogenannte Gärben oder Raffinieren, zur Herstellung von Waffen und feineren Werkzeugen zubereitet. Diese Hämmer hatten eine zwiefache Aufgabe. Sie brachten nicht nur das Material in die zweckmäßigste Form, sondern sie verbesserten es auch. Bei dem wiederholten Erhitzen wurden die härteren Partien durch die weicheren entkohlt, und unter den Schlägen des Reckhammers erfolgte die Auspressung der noch beigemischten Unreinigkeiten und gleichzeitig die Verdichtung der Masse. Die Auswahl der verschiedenen Stahl- und Eisensorten und ihre zweckentsprechende Zusammenfügung, sowie die weitere Verarbeitung setzten ein hohes Maß von Erfahrung und Geschicklichkeit voraus. Die Bergischen Raffinierschmiede hatten es in der Bereitung geeigneter Werkzeugstähle soweit gebracht, dass ihre Erzeugnisse bis heute von der fortgeschrittenen Technik kaum übertroffen worden sind.

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