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Channel: Waterbölles - Geschichte
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Die hochwertigen Waren gingen in den Export

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Schon früh schenkten Remscheider Kaufleute und Fabrikanten dem Ausstellungswesen als einem besonderen Mittel zur Hebung des Absatzes ihre Aufmerksamkeit. Einer regen Beteiligung an der Berliner Gewerbeausstellung von 1844 folgten die Erfolge auf der Londoner Ausstellung des Jahres 1851, auf der die Remscheider Industrie reiche Anerkennung erntete. Hier erhielten die Firmen Heinrich und Robert Böker, A. Mannesmann und Hilger & Söhne Preise für die von ihnen ausgestellten Erzeugnisse. Die Exportfirmen Hilger & Söhne, Joh. Bernh. Hasenclever & Söhne, Luckhaus & Günther, F. J. Luckhaus & Cie. erregten durch eine Sammlung von Remscheider Werkzeugen auf der Pariser Ausstellung von 1855 allgemeines Aufsehen. Andere Ausstellungen folgten und hoben das Ansehen Bergischer Tüchtigkeit. Später lehnte die Remscheider Fabrikantenschaft eine Beschickung von Ausstellungen ab. Dieser Standpunkt war insofern berechtigt, als sich der Export nach Übersee und einigen wichtigen europäischen Ausfuhrländern nicht durch Ausstellungen bessern ließ. Trotzdem erzielten einzelne Remscheider Firmen auf diesem Wege weitere gute Geschäftsabschlüsse.

In den Jahren nach 1870 brachten die sogenannten Gründerjahre Unruhe in die Wirtschaft, wenn auch der Remscheider Produktionsapparat selbst damals nicht über ein tragbares Maß aufgebläht wurde. Der Rückschlag nach der Periode einer großartigen Entfaltung aller Kräfte in Deutschland, die bis zu Übererzeugung und Überspekulation ging, traf aber auch den Bergischen Industriebezirk mit einem scharfen Rückgang der Preise und geringerer Absatzmöglichkeit. Zugleich wurden die Erzeugnisse schlechter. Die Ursachen des Sinkens der Qualität und des großen Schadens, den diese Entwicklung anrichtete, waren verschiedener Art. Zunächst spielte eine Umschichtung in der Unternehmerschaft mit. Die Fabrikanten hatten die Kaufleute aus der Leitung der Produktion hinausgedrängt und traten nun selbst in deren ureigenes Tätigkeitsfeld ein, indem sie zunächst im Inland, dann auch im Ausland ihre Erzeugnisse ohne fremde Vermittlung abzusetzen suchten. Die Folge war ein wilder Wettbewerbskampf. Der Großhändler wurde von den deutschen Märkten im Allgemeinen ausgeschaltet.

In Deutschland unterboten sich Kommissionäre (Verleger) und Fabrikanten. Erstere zogen von einem Meister zum andern, spielten die ihnen gemachten Preisangebote gegeneinander aus und drückten den alsdann am billigsten liefernden Meister nochmals im Preise. Was blieb diesem anders übrig, als sich am Material schadlos zu halten, z. B. Eisen anstatt Stahl zu verarbeiten? Die minderwertige Ware ging hinaus, und später wunderte man sich, wenn der Abnehmer ausländische Erzeugnisse vorzog. Auch auf dem Weltmarkt wurde der Qualitätsgedanke vernachlässigt, weil man vielfach glaubte, nur bei billigen Preisen im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, d. h. billig und deshalb schlecht lieferte, während es oft richtiger gewesen wäre, den umgekehrten Grundsatz zu befolgen, die Preise festzuhalten, aber die Qualität zu steigern.

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