VII
Bereits 1791 behinderten erste Schutzzölle der französischen Regierung den freien Warenverkehr und hatten Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben des Bergischen Landes. Die wachsende Kriegsgefahr führte zu Störungen der Handelsbeziehungen mit den linksrheinischen Gebieten. Preußen, das habsburgische Österreich und weitere Länder verbündeten sich vordergründig zum Schutz des französischen Königtums und stellten Truppen zum Einmarsch nach Frankreich bereit. 1792 begann mit einer französischen Kriegserklärung der 1. Koalitionskrieg, von dessen Auswirkungen auch die spätere Schwiegermutter von Ernst Hasenclever, Johanna Schlosser, in ihren Annalen berichtet. Im Laufe des Jahres 1794 gelang es den französischen Truppen zunächst Kurköln, die habsburgischen Niederlande und später weitere linksrheinische Gebiete zu besetzen, sodass Ende 1794 der Rhein die Grenze des französischen Einflussbereiches markierte. Damit verlor das Bergische Land große Teile seines bisherigen Handels- und Absatzgebietes. Der Handel mit Nordamerika, der auch von den Hasenclevers über in Holland sitzende Zwischenhändler abgewickelt wurde, kam fast gänzlich zum Erliegen.21 Im Frieden von Basel 1795.
Am Anfang des 19. Jahrhundert verzichtete Preußen praktisch auf alle linksrheinischen Gebiete und schied aus dem Krieg aus. Im September desselben Jahres überschritten französische Truppen bei Düsseldorf den Rhein und drangen in das Gebiet zwischen Wupper und Sieg vor. Das französische Revolutionsheer versorgte sich zum Großteil aus dem Land. Geforderte Kontributionen, Plünderungen und Einquartierungen behinderten das gewerbliche Leben. Ein geregeltes Wirtschaftsleben fand kaum noch statt. Die Folgen waren steigende Arbeitslosigkeit und daraus resultierende Abwanderungen. Bis 1801 war das Bergische Land besetzt. Etliche Handelshäuser gingen bankrott, darunter auch die Handlung der Gebrüder Hilger, deren ehemaliges Wohn- und Handelshaus heute als Haus Cleff Teil des Historischen Zentrums Remscheid ist. Von 88 Handelshäusern überlebten nur 53 die gesamte Zeit der französischen Herrschaft im Bergischen Land.
Das Handelshaus Johann Hasenclever & Söhne versuchte, trotz der Schwierigkeiten, weiterhin Geschäfte zu machen und seine Handelsbeziehungen auch auf neue Märkte auszudehnen. 1791 reiste Christian Hasenclever auf die Iberische Halbinsel, um dort Kontakte zu knüpfen. Die umfangreichen Kolonien Spaniens und Portugals lockten als zukünftige Absatzmärkte. Ihm folgte 1797 1799 sein jüngerer Bruder David Hasenclever, ohne durchschlagende Erfolge zu erzielen. Wie wichtig frühzeitige Sondierungen sein konnten, zeigte die spätere Entwicklung des Südamerikahandels der Familie.
Mit dem Frieden von Lunéville 1801 endete der Kriegszustand im Bergischen Land. Die französischen Besatzungstruppen zogen ab, doch gleichzeitig wurde der Rhein offizielle Zollgrenze. Damit war die Trennung von den alten Handelspartnern im Westen nun auch rechtlich vollzogen. Ein weiterer schwerer Schlag für den Handelsverkehr. Durch die hohen Zollsätze waren ihre traditionellen Waren nun nicht mehr konkurrenzfähig. Ein Teil der Tuchhändler, vor allem aus dem Lenneper Gebiet, zog Konsequenzen und verlagerte seinen Tätigkeitsschwerpunkt auf die französische Seite des Rheins. Das eisenverarbeitende Gewerbe, durch die notwendige Wasserkraft stärker ortsgebunden, lag in vielen Bereichen brach. Die Handelshäuser versuchten durch die Ausdehnung ihres Warensortimentes trotzdem lukrative Geschäfte zu machen. Aber auch der Seehandel war von den kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen. Der Kaperkrieg der jeweils verfeindeten Kontrahenten führte zum Verlust von Ladungen und Schiffen.
1804 krönte sich Napoleon zum Kaiser der Franzosen. Im 3. Koalitionskrieg stand der bergische Landesherr, Maximilian IV. Joseph Kurfürst von Bayern, auf Seiten Napoleons und im Dezember des Jahres 1805 trat der bayrische Kurfürst das Herzogtum Berg im Rahmen der Rheinbundakte an Napoleon ab. Das aus dem Herzogtum und einigen bedeutenden Erweiterungen 1806 entstandene Großherzogtum Berg wurde so zu einem Anhängsel Frankreichs, welches bis 1808 eine straffe Organisation und Zentralverwaltung nach französischem Muster erhielt. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten seiner Einwohner wurden durch diesen Akt allerdings nicht behoben. De facto wurde das Großherzogtum Berg von den Franzosen regiert, war aber de jure kein Bestandteil Frankreichs und somit weiterhin Zollausland. Erschwerend kam hinzu, dass von 1806 bis 1808 die östlich angrenzenden Länder Mark und Westfalen als Teile Preußens ebenfalls Zollausland waren und der Handel und Warenverkehr auch nach Osten bedeutend erschwert wurde.
"Geschäfte in Frankreich sicherten das Überleben" vollständig lesen