von Dr. Wilhelm R. Schmidt
Liebe Lennepfreunde,
gerade habe ich bei Apollo-Optik rund zehn alte Brillen für Afrika abgegeben. Die meisten Optiker machen das ja nicht mehr, weil es ihnen zu viel Aufwand bedeutet. In der Kommode fand ich dabei noch eine alte "Lennepensie", nämlich einen "Kneifer" oder "Zwicker", wie man vor hundert Jahren sagte. Das optische Stück behufs besseren Lesens befand sich in einer kleinen Lederschatulle von "Uhren Koll". Das Geschäft gibt es ja heute noch am Alter Markt in Lennep, und ich erinnere mich, in meiner Jugend oft das Fenster der Werkstatt geschaut zu haben.
Auf der Saffian-Leder-Schatulle, die innen mit blauem Samt ausgeschlagen ist, steht geschrieben, dass das Geschäft im Jahre 1820 gegründet wurde. Den "Kneifer" trug ich übrigens zum letzten Mal in der alten Lenneper Gaststätte "Dorp" an der Kölner Straße, wo meine älteste Cousine einmal in der Karnevalszeit ihrem 85. Geburtstag feierte. Dass ist nun auch schon wieder eine Zeit her.
Aus dem Hause Rudolf Koll gibt es übrigens auch noch eine alte Standuhr in meinem Haushalt, auf deren Rückseite die Uhrmacherzeichen mehrerer Meistergenerationen mit dickem Bleistiftstrich vermerkt sind. In meiner Familie erzählt man sich, dass diese Uhr vor vielen, vielen Jahrzehnten um Mitternacht plötzlich dreizehn Mal schlug, um dann beim nächsten Mal gar nicht mehr aufzuhören. Der aufgebrachte Großvater half sich nach der Überlieferung damals damit, dass er mit dem Küchenmesser das Uhrengewicht von sieben Kilo abschnitt, was im großen Eichengestell der Uhr dann entsprechende Folgen hatte. Also musste damals Uhrmacher Rudolf Koll zum Mollplatz kommen Geschichte, Geschichten, die Lenneper Geschichten gehen nicht aus.