Mit der Inbetriebnahme der großzügig gebauten Kammgarnspinnerei der im 17. Jahrhundert gegründeten Firma Johann Wülfing & Sohn beim Güterbahnhof Lennep im Einzugsbereich des Diepmannsbaches begannen 1880 schwere Zeiten für die vom Wasser abhängigen Betriebe des Tales, denn der Wasserbedarf der Firma Wülfing war wesentlich höher als vorausberechnet. In jahrelangen Prozessen erstritten die Vertreter der Fa. Wülfing die Wassergerechtsame des Tales. Für die einst so selbstbewusste Stadtverwaltung war die Firma wichtiger als der Gewässerschutz. Zudem waren seit Generationen die Firmeninhaber im Rat der Stadt Lennep und beeinflussten mit ihrem Votum die Entscheidung. Die Gerichte folgten ihren Argumenten. Eigene Dynamos, mehrere Dampfmaschinen, zwanzig neue Shed- Bauten, Färberei und Wollwäscherei versprachen weitere Expansionen. Das war neben der firmeneigenen Wohnsiedlung damals entscheidend.
Wülfing kaufte auch die im Tal gelegenen Grundstücke mit den Wasserrechten und baute im Diepmannsbachtal ein zweites Pumpwerk. Das förderte in trockenen Zeiten das in mehreren Teichen der Talzüge gespeicherte Wasser durch eine lange Rohrleitung zum Hauptpumpwerk des Betriebes. Die Blütezeit der Kammgarnspinnerei dauerte allerdings nicht lange, und schon um 1887 entstand auf dem ehemaligen Gelände der Fa. Wülfing rechts vor dem Jagdschloss die Fahrradfabrik "ELITE" Nach und nach verschwanden die Wülfing-Anlagen, und im Wohn- und Geschäftshaus der ehemaligen "Streichgarnspinnerei von Lambeck im Diepmannsbachtal" ist heute das SGV-Wanderheim untergebracht. Ein Pumpenhaus am oberen Talweg hält allerdings die Aera Wülfing noch ein bisschen wach.
Die Elite-Fahrradfabrik ist das letzte Objekt am Überfelder Bach (Walkbach). Als erste Eintragung ist dort ein Schleifkotten ausgewiesen, der um 1800 einem Honsberg zu Lüttringhausen gehörte. 1828 verpachtete ihn die Wwe. Friedrich Honsberg an Engelbert Berger zu Hermannsmühle. Der Kotten hatte ein oberschlächtiges Wasserrad und zwei Steine zum Schleifen von Remscheider Fabrikaten. Von Mai bis November war meist nur ein Stein an einem Tag in der Woche in Arbeit. 1837 wurde der Kotten, in alter Zeit "Kummersmühle" genannt, an Peter Mathias Wirths verkauft, der daraus eine Tuchwalkerei mit drei Walkpumpen und sechs Stampfen baute. Von den drei Walkkümpen arbeiteten bei Wasserknappheit nur einzelne. Wirths schreibt: "Der Wasserzufluss ist im allgemeinen gering, doch ausreichend. Da die Tuche beim Walken in ihrem chemischen Prozess nicht gestört werden dürfen, ist bei der Walkmühle die Einrichtung getroffen, dass bei vermindertem Wasserzufluss nur einzelne Pumpen, diese aber Tag und Nacht gehen". Die damals angelegten Reserveteiche sind in ihren Umrissen noch zu erkennen, zuerst am Einfluss des Überfelder Siefens an der Stelle des jetzigen Vorklär- und Regenrückhaltebeckens, dann an den Dämmen von zwei Teichen unter dem Querweg. Der Bach daneben ist kanalisiert, bleibt links am Weg und floss einst mit einigen Kaskaden an zwei weiteren Teichen zu Turbine und Dampfmaschine im heute bewohnten Maschinenhaus, das von der Kammgarnspinnerei Lambeck erbaut wurde.
Ich habe im Archiv ein Dokument gefunden, das besagt, dass Gernot Lambeck zu Diepmannsbach am 1. Dezember 1877 die Lizenz zum Aufstellen einer Dampfmaschine bekam, die von der Firma C.Dupnis aus Aachen am 4. Oktober 1852 gebaut wurde. 1853 ist Julius Hölterhoff als Besitzer der Spinnerei am Diepmannsbach eingetragen. 1867 wird ein letztes Mal die Tuchfabrik von Julius Albert Hölterhoff erwähnt. Nach dem Brand der Buchholzmühle übernahm die Firma Lambeck & Stockder (Tuchfabrik) die Spinnerei und betrieb sie 20 Jahre lang. Danach wurde die Barmer Firma Roßbach Inhaberin, hielt die Spinnerei aber auch nur einige Jahre.
1887 wurden die Fabrikgebäude von Fritz Evertzbusch zum Fahrradwerk umgebaut, finanziell unterstützt von den Herren Hardt in Lennep (J.W. & S) finanziell unterstützt. Die Belegschaft der "Elite" setzte sich anfänglich aus Bayern zusammen, die sämtlich Facharbeiter waren. Sie verstanden es vorzüglich, die Wirtschaftskreise zu unterstützen. Namentlich waren es Lenneper Gastwirte, die samstags und sonntags gute Einnahmen verbuchen konnten. Und manchmal gerieten auch die erhitzten Köpfe in mitternächtlicher Stunde aneinander. Für diese Fälle hatte "Vater Frohnert" in seinem Asyl in der Poststraße stets "reservierte Plätze". Aber auch der Fidelitas huldigten die Bayern: sie besuchten häufig Vereinsfestlichkeiten und traten als Zitherspieler und Fahrradkünstler auf.
Der Umsatz der anerkannt guten Fahrräder war groß. Doch während ihres recht kurzen Bestehens von etwa elf Jahren erlebte die Firma eine erhebliche Misswirtschaft. Evertsbusch musste 1898 das Werk an Joseph Hillebrand, Kaufmann aus Düsseldorf, und Viktor Stuhl übertragen. Die Firma lautete fortan: "Bergische Fahrradwerke ELITE, Stuhl & Hillebrandt". Der Kaufpreis war 405.681,76 Mark. Die Misswirtschaft ging aber weiter. Als bis zum Jahre 1901 ein Gesamtverlust von 858.000 Mark entstanden war, wurde beim Amtsgericht Barmen seitens J.W. & S der Konkurs beantragt. Stuhl schuldete der Firma 97.171,53 Mark, außerdem 34.000 Mark für Geräte und Maschinen. Stuhl machte Gegenforderungen geltend. 1906 wurde der Streit vertraglich beigelegt. Hiermit fand die Geschichte ELITE ihren Abschluss; in den Gebäuden wurde von eine Kugellagerfabrik eingerichtet, aber schon nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Das Fabrikgebäude verfiel ab 1908 und wurde 1923 gänzlich abgetragen. Überreste sind heute nicht mehr zu sehen. Das linksseitige Pumpwerk am Wassergraben ist jedoch jetzt noch gut erhalten. Es förderte damals das Wasser aus dem Tal zur Kammgarnspinnerei. Aus der Zeit der Fahrradfabrik (1887-1908) stammen die beiden Wohnhäuser unmittelbar neben dem Jagdschlösschen. (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid Herausgegeben von Günther Schmidt Band 4 - Leyerbach, Diepmannsbach, Mückenbach)